Spannend und authentisch fängt dieser Roman den Zeitgeist einer ganzen Generation ein
Zwei Handvoll Leben„Zwei Handvoll Leben“ stand auf meinem Geburtstagswunschzettel. Dafür gab es zwei Gründe. Zum einen spielt der Roman von Katharina Fuchs in Berlin (ich habe einen Faible für diesen Schauplatz) und zum ...
„Zwei Handvoll Leben“ stand auf meinem Geburtstagswunschzettel. Dafür gab es zwei Gründe. Zum einen spielt der Roman von Katharina Fuchs in Berlin (ich habe einen Faible für diesen Schauplatz) und zum anderen stand das KaDeWe im Mittelpunkt des Geschehens. Ich habe selber eine Ausbildung in einem großen Warenhaus gemacht und dort 13 Jahre lang gearbeitet. Mich fasziniert dieser Schauplatz und im Falle des KaDeWe nicht zuletzt weil es ein solch Geschichtsträchtiger Platz ist.
Dieser Roman hat meine Erwartungen völlig übertroffen. Am Ende des Buches steht die Begegnung der 2 Frauen um die es in diesem Buch geht. Doch bis dahin ist es ein langer und schwerer Weg. Charlotte wächst auf dem väterlichen Landgut in Sachsen auf. Sie hat dort ein privilgiertes Leben, doch der zweite Weltkrieg verändert auch Ihr Leben für immer. Im krassen Gegensatz dazu steht die junge Anna, die es aus dem beschaulichen Spreewald in die Großstadt Berlin verschlägt. Diese gegensätzlichen Leben und Unterschiede in allem was die zwei Frauen betrifft haben das Buch für mich zu einer spannenden Lektüre gemacht.
Immer wieder findet in der Erzählung ein Wechsel zwischen den beiden Frauen statt. Man ist hin- und hergerissen und fühlt sich ähnlich wie die beiden Protagonistinnen. Auch diese müssen sich wie ein Ball gefühlt haben, auf der Suche nach Ihrem Platz in einem neuen leben, dass sie sich selber so nicht ausgesucht hatten. Man merkt dem Buch an, dass die Autorin ganz viel Herzblut hineingesteckt hat. Die Geschichte von Anna und Charlotte ist gleichzeitig die Geschichte von Katharina Fuchs Großmüttern. Die Geschichte einer ganzen Generation von Frauen. Geprägt von 2 Weltkriegen mussten diese Frauen den Verlust Ihrer Männer, Ihrer Söhne , Ihres ganzen Lebens hinnehmen. Sie erlebten den Aufstieg und den Fall Hitlers und mussten immer hinten anstehen. Niemand fragte danach, wie es Ihnen ging, wie sie fühlten und was sie wollten. Sie funktionierten einfach. „Zwei handvoll Leben“ gibt diesen Frauen auf eine spannende und vor allem authentische Art und Weise eine Stimme. Ich habe es geliebt in diese Zeit abzutauchen und ich habe mit Charlotte und Anna auf nahezu jeder Seite mitgefiebert. Am Ende führt sie die Ehe der beiden Kinder zusammen, hier endet das Buch und ich verspürte einen Hauch von Wehmut – das untrügliche Zeichen dafür, dass ein Buch sich fest in meine Gedanken gegraben hat.
Katharina Fuchs hat es geschafft den Zeitgeist einer ganzen Generation in einem authentischen und spannenden Roman zu verpacken , wie ein kostbares Geschenk, welches den Leser am Ende der Lektüre wehmütig zurücklässt.