Alice in Baileyville
In der Hoffnung, aus ihrem erdrückenden Leben in England zu entkommen, heiratet Alice Wright den attraktiven Amerikaner Bennett Van Cleve und reist mit ihm nach Kentucky. Dort erhofft sie sich ein freies ...
In der Hoffnung, aus ihrem erdrückenden Leben in England zu entkommen, heiratet Alice Wright den attraktiven Amerikaner Bennett Van Cleve und reist mit ihm nach Kentucky. Dort erhofft sie sich ein freies und aufregendes Leben an der Seite ihres Ehemannes.
Doch Alice wird gründlich enttäuscht. Unter der Fuchtel ihres Schwiegervaters sind ihrer Freiheit Grenzen gesetzt und das verschlafene Dörfchen Baileyville bietet nicht viel Abwechslung. Als eines Tages die sogenannte Satteltaschenbücherei vorgestellt wird, in der freiwillige Bewohnerinnen Baileyvilles tätig werden sollen, sieht Alice ihre Chance gekommen. Nichtsdestotrotz ist es ein langer Weg zu dem Leben, das Alice sich erträumt hat.
Die Idee zur Geschichte ist wunderbar. Das Setting ist das Nordamerika in der Zeit der großen Depression. Eine junge, unerfahrene Britin kommt in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, erhält allerdings einen kräftigen Dämpfer.Doch durch die Möglichkeit der Satteltaschenbücherei und durch die anderen Frauen, die dort arbeiten, wird Alice mutiger, sammelt Erfahrung und lernt für sich selbst einzustehen. Dabei macht der selbsternannte Patriarch des Dorfes ordentlich Schwierigkeiten.
Alice selbst ist eine authentische Hauptfigur. Wir lernen ihre Geschichte kennen, ihre Wünsche und Ängste und erleben ihre Gefühlte. Sie entwickelt sich weiter und ist am Ende des Buches zu einer starken Frau geworden.
Bennett Van Cleve ist genau richtig geschrieben. Er kommt zuerst wie der perfekte Gentleman daher, doch nach und nach wird klar, dass er sich nicht gegen seinen Vater wehren kann und alle anderen darunter zu leiden haben. Sein Vater Jeffrey Van Cleve ist sozusagen der Bösewicht der Geschichte. Er macht Ärger, wo er nur kann, behindert die Frauen bei ihrer Arbeit und legt Alice und Margery Steine in den Weg. Er ist genauso geschrieben, dass man ihn gut hassen kann.
Die anderen Frauen der Bücherei sind mir schnell ans Herz gewachsen: Margery, Sophia, Beth, Izzy und Kathleen. Alle haben ihre eigene Geschichte und ihre eigenen Probleme. Margery ist sogar so etwas wie die zweite Hauptfigur. Über sie lernen wir eine ganze Menge, und sie ist die wohl großartigste Frau in Baileyville.
Es gibt mehrere Konflikte, die gut zusammenpassen und sich nicht widersprechen. Alle werden in einem geeigneten Rahmen aufgearbeitet, teilweise bedingen sie sich auch. Insgesamt ist das ganze Konzept wunderbar durchdacht und ausgeführt.
Das Happy End hat mir sehr gut gefallen. Es ist nicht übertrieben und jeder bekommt das, was er verdient. Die Zusammenfassung aller Figuren und deren Schicksale am Ende fand ich noch einmal sehr schön.
Insgesamt ist "Wie ein Leuchten in tiefer Nacht" ein etwas anderes Buch von Jojo Moyes, aber nicht weniger schön und nicht weniger lesenswert mit großartigen Figuren, einem tollen Konzept und einer authentischen Geschichte.