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Veröffentlicht am 30.05.2022

Beeindruckende Dystopie

Die neue Wildnis
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Das Buch ist eine Dystopie und ist angesiedelt in einem Land, das den USA ähnlich ist. Die Städte sind fast unbewohnbar und um ein Stück Natur zu retten, wurden Wildnisgebiete geschaffen, in denen sich ...

Das Buch ist eine Dystopie und ist angesiedelt in einem Land, das den USA ähnlich ist. Die Städte sind fast unbewohnbar und um ein Stück Natur zu retten, wurden Wildnisgebiete geschaffen, in denen sich Flora und Fauna ungestört entwickeln sollen. Nur zwanzig ausgewählte Personen durchstreifen dieses Land, leben sehr einfach als Nomaden. Zu ihnen gehören Glen (der Erfinder dieser Gruppe), Beatrice, seine Freundin, und deren Tochter Agnes. Sie werden von den Rangern schikaniert und immer wieder auf lange Märsche zu den Außenposten geschickt , an denen sie Post abholen können und noch ein wenig Kontakt zur Außenwelt haben. Einige der Gruppenmitglieder sterben, werden von Tieren angefallen oder ertrinken und nach einigen Jahren wird die Gruppe mit "Neulingen" aufgefüllt. Dadurch verschiebt sich das Gruppengefüge stark und es treten neue Probleme auf.

Im Mittelpunkt des Buches steht Agnes, die wir auf ihrem Weg zur Erwachsenen begleiten. Sie muss schwere Konflikte mit ihrer Mutter austragen, denn als Kind kann Agnes nicht verstehen, dass Bea sie aus der geordneten Welt ihrer Kindheit gerissen hat, auch wenn es zu ihrem Besten war, denn sie war schwer krank.

Das Buch hat mich von Anfang bis Ende gefesselt. Auch wenn Klimawandel und Umweltbeeinträchtigungen nur am Rande vorkommen, so ist das Buch doch hoch aktuell. Diana Cook gelingt es die soziale Situation der Gruppe mit allen Unwägbarkeiten und Risiken zu schildern, dabei wächst besonders Agnes den Lesern ans Herz.

Hervorragend!

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Veröffentlicht am 07.05.2022

Kluges Frauenbuch

Die Sammlerin der verlorenen Wörter
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Das Oxford English Dictionary ist ein Grundlagenwerk der englischen Sprache. Doch wie entstand es? Darüber haben sich vermutlich die wenigsten Menschen jemals Gedanken gemacht. In diesem Buch erfährt man ...

Das Oxford English Dictionary ist ein Grundlagenwerk der englischen Sprache. Doch wie entstand es? Darüber haben sich vermutlich die wenigsten Menschen jemals Gedanken gemacht. In diesem Buch erfährt man viel über die mühsame, jahrzehntelange Entstehungsgeschichte, aber es ist viel mehr als ein Geschichtsbuch. Es beginnt 1886 und endet hundert Jahre später mit dem Epilog.

Die fiktionale Figur Esme ist die Tocher eines der Mitarbeiter von Dr. Murray, der die ersten Bände des Werkes herausgab. Da Esmes Mutter früh gestorben ist, wächst das Mädchen im Skriptorium unter der Aufsicht der Lexikographen auf und schnappt von Kindheit an viel über die Bedeutung von Wörtern auf. Später arbeitet sie selbst an den Bänden mit, gegen einen kleinen Lohn. Dabei fällt ihr auf, dass das Wörterbuch viele Wörter einfach buchstäblich unter den Tisch fallen lässt, besonders die Wörter, die für Frauen von Bedeutung sind. Sie beginnt diese Wörter zu sammeln und scheut auch nicht davor zurück einfache Frauen zu befragen. Alle diese Wörter sammelt sie in einer alten Holztruhe. Esme bleibt nicht von persönlichen Schicksalsschlägen verschont, aber die Arbeit hilft ihr in vielen Fällen weiterzumachen.

Das Buch beginnt sehr ruhig und man muss sich erst an diesen Stil gewöhnen. Die Systematik der Worterfassung steht im Vordergrund und die Figur der Esme bleibt zuerst blass. Doch im zweiten Teil wird das Buch spannender, Esmes Leben tritt aus dem Schatten der Wörter und man liebt und leidet mit ihr. Der dritte Teil ist reich an Tragik und Dramatik und man kann kaum aufhören zu lesen.

Im Anhang findet man Zeittafeln zur Geschichte des Dictionary und zum Frauenwahlrecht, ein Foto der Lexikographen, die in dem Buch eine Rolle spielen und besonders schön eine Danksagung in Form der Belegzettel, die beim Erstellen des Lexikons verwendet wurden.

Nachdem ich im ersten Teil nur langsam in die Geschichte hineinkam, gefielen mir die weiteren Teile immer besser. Das Buch erschließt sich nicht ganz leicht, man bracht etwas Geduld. Aber dann hat sich die Mühe gelohnt und es ist ein wunderbares Buch über die Sprache, was sie auslösen und wie sie auch missbraucht werden kann. Ein Buch für alle Leseratten und Bücherwürmer, die mehr über dieses wunderbare Kommunikationsinstrument erfahren wollen.

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Veröffentlicht am 29.03.2022

Politischer Krimi

Der Mann aus dem Schatten
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Dass David Lagercrantz schreiben kann, hat er in der Fortsetzung der Millenium-Reihe bewiesen. Nun startet eine neue Serie, in deren Mittelpunkt die Polizistin Micaela Vargas und der Psychologe Hans Rekke ...

Dass David Lagercrantz schreiben kann, hat er in der Fortsetzung der Millenium-Reihe bewiesen. Nun startet eine neue Serie, in deren Mittelpunkt die Polizistin Micaela Vargas und der Psychologe Hans Rekke stehen.

In der Nähe eiens Fußballplatzes wird ein Schiedsrichter erschlagen aufgefunden. Schnell hat man einen Mann festgenommen, ein Fußballvater, der auf dem Platz herumgepöbelt hat, weil er mit einer Entscheidung nicht einverstanden war. Doch die junge Polizistin Micaela Vargas, die neu zu dem Ermittlungsteam hinzugezogen wurde, hat Zweifel. Als auch der brilliante Hans Rekke zu dem Ermittlern stößt, ergeben sich vollkommen neue Hinweise, denn der Tote stammte aus Afghanistan und hatte Folterspuren.

Das Buch ist hervorragend geschrieben und sehr gut lesbar. Besonders gelungen finde ich aber die politische Dimension des Falles. Sieht es zuerst nach einem ganz "normalen" Mordfall aus, entwickelt sich das Buch dann in Richtung eines Politthrillers. Viele Aspekte des Falles waren mir nicht bewusst und die Amerikaner spielen eine unrühmliche Rolle in den politischen Prozessen sowohl in Afghanistan als auch in Schweden. Das ist ausgesprochen spannend und die Entwicklung verfolgt man als Leser sehr gespannt.

Ein sehr guter Auftakt für die neue Reihe, man kann sich Hoffnung auf weitere gute Lagercrantz-Krimis machen!

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Veröffentlicht am 17.03.2022

Sehr guter Erstling

Der zweite Sohn
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Dieser Thriller ist in Australien angesiedelt und spielt in der kroatischen Community von Sydney.
Familie Novak ist ein krimineller Clan, der von Drogengeschäften, Schutzgeld und ähnlich sauberen Geschäften ...

Dieser Thriller ist in Australien angesiedelt und spielt in der kroatischen Community von Sydney.
Familie Novak ist ein krimineller Clan, der von Drogengeschäften, Schutzgeld und ähnlich sauberen Geschäften lebt. Als der älteste Sohn Ivan erschossen wird, soll sein jüngerer Bruder Johnny ihn rächen und den Sohn eines verfeindeten Clans umbringen. Auge um Auge...! Doch Johnny will schon lange raus aus dem Geschäft und ersinnt einen anderen Plan. Denn seine Frau Amy und sein Sohn Sasha sind ihm wichtiger als viel Geld. Er setzt seinen Plan bei seinem Vater durch, doch dann kommt alles anders...
Loraine Park hat mit diesem Buch einen hervorragenden Erstling geschrieben. Sie vermeidet alle die Fehler, die sonst für Erstlinge so typisch sind. Keine überfrachtete Handlung, dafür eine stringente Erzählung in einem sehr gut lesbaren Stil. Dazu bleibt die Spannung das ganze Buch über sehr hoch, zumal Amy und Johnny sich als Erzähler abwechseln und so die Handlung vorantreiben.
Es deutet sich an, dass die Geschichte in einem nächsten Band weitergeht, das wäre schön, denn man kann nach diesem Erstling von Loraine Peck noch viel erwarten.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Zauberhafte Liebesgeschichte

Leo und Dora
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Zuerst hat mich das schön gezeichnete Cover begeistert und dann die ganze Geschichte.
Es ist das Jahr 1948, in dem Leo Perlmann in die USA reist, um dort den Sommer im Haus seiner Literaturagentin zu verbringen. ...

Zuerst hat mich das schön gezeichnete Cover begeistert und dann die ganze Geschichte.
Es ist das Jahr 1948, in dem Leo Perlmann in die USA reist, um dort den Sommer im Haus seiner Literaturagentin zu verbringen. Er hat in Wien erfolgreiche Bücher veröffentlicht, doch nach seiner Flucht vor den Nazis nach Tel Aviv leidet er unter einer Schreibblockade und schlägt sich als Versicherungsagent durch. Doch das Pech bleibt ihm treu, denn das Haus der Agentin ist am Tag vor seiner Ankunft abgebrannt und er wird in einem etwas heruntergekommenen Hotel, dem Roxy, einquartiert. Die Besitzerin Dora ist eine resolute Frau, ganz anders als der sensible Schriftsteller. Trotzdem nähern sie sich langsam einander an, besonders das Tarock-Spiel hat es beiden angetan.
Agnes Krup ist ein wundervoller, feiner Liebesroman gelungen. Es ist wunderbar zu lesen, wie sich die beiden nicht mehr jungen Menschen annähern, wie sie die ganz andere Welt des Gegenübers kennenlernen und sich dabei langsam tastend ineinander verlieben. Krup schreibt mit Humor, manche Szenen sind sehr skurril, aber auch mit viel Sensibilität und vollkommen kitschfrei. Die Lebensgeschichten der beiden Hauptfiguren könnten kaum unterschiedlicher sein, trotzdem gehen sie respektvoll und feinfühlig miteinander um. Die Einbindung von Leos Fluchtgeschichte ist sehr gelungen und wirkt nie aufgesetzt.
Ein unbedingt lesenswertes Buch!

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