mal anstrengend, mal mitreißend: außergewöhnliche Geschichte
Unser wirkliches LebenRezension zu „Unser wirkliches Leben“ von Imogen Crimp
Imogen Crimp erzählt in ihrem Roman „Unser wirkliches Leben“ die Geschichte der jungen Opernstudentin Anna. Dabei fällt zunächst die Schreibweise ...
Rezension zu „Unser wirkliches Leben“ von Imogen Crimp
Imogen Crimp erzählt in ihrem Roman „Unser wirkliches Leben“ die Geschichte der jungen Opernstudentin Anna. Dabei fällt zunächst die Schreibweise auf. Dialoge werden nicht mit Anführungszeichen gekennzeichnet. Nach kurzer Eingewöhnung stört dies den Lesefluss aber nicht. Die Autorin erzählt die Geschichte um Anna schnörkellos.
Interessant wird das Buch vor allem durch die Figuren. Die Protagonistin Anna ist ehrgeizig und arbeitet zielstrebig auf ihr Ziel, eine bekannte Opernsängerin zu werden hin. Sie ist freundlich, bodenständig und kämpft ich durchs Leben. Ihre Kommilitonen scheinen alle aus besseren Elternhäusern zu kommen, doch davon lässt sie sich nicht aufhalten. Dann trifft sie Max und ihr Leben verändert sich. Max ist ein reicher Geschäftsmann und einige Jahre älter als sie. Die Beziehung ist so konstruiert, dass man als Leser zu Beginn nicht weiß, was man davon halten soll. Ohne es zu merken wird man immer weiter in die Geschichte gezogen, die man so schlecht einschätzen kann. Genau das macht aber hier den Reiz aus. Nach und nach bekommt Max und die Beziehung zwischen ihm und Anna eine Kontur. Man hofft mit Anna bei Castings und sorgt sich um sie. Obwohl sich die Beziehung von Anna und Max beim Lesen komisch anfühlt, kann man nicht aufhören zu lesen, denn die Geschichte wirkt wie aus dem Leben gegriffen. Wie viele Menschen merken, dass sie nicht glücklich sind, aber schaffen es nicht, eine Änderung herbeizuführen? Wie viele befinden sich in Abhängigkeiten und können sich nicht daraus lösen? Zu viele. Anna ist viele dieser Menschen. Wie es ihr damit ergeht, muss schon jeder herausfinden. Das Ende hat mich zumindest überrascht, obwohl es so gut zum Roman passt.
Insgesamt ist der Roman also lesenswert, auch wenn man immer wieder mit dem Kopf schütteln muss und Anna hier und da gerne anschreien würde. Die Geschichte ist nicht überragend, aber die Figuren lassen einen auch nicht los. Wer gerne einen Roman lesen möchte, der keine klassische Liebesgeschichte beinhaltet, der sollte mal reinlesen.