Mutige Worte einer starken Frau
Ich, die KämpferinSara Aduse wächst bei ihrer Großmutter in Äthiopien auf. Als sie sieben Jahre alt ist, versammeln sich plötzlich viele Menschen in dem Haus, alle in bester Stimmung. Es gibt viele Geschenke für Sara, alles ...
Sara Aduse wächst bei ihrer Großmutter in Äthiopien auf. Als sie sieben Jahre alt ist, versammeln sich plötzlich viele Menschen in dem Haus, alle in bester Stimmung. Es gibt viele Geschenke für Sara, alles wirkt wie ein Fest. Bis es dann zu ihrer Beschneidung kommt, bei der sie aufgrund der Schmerzen sogar das Bewusstsein verliert. Obwohl das in ihrem Umfeld was normales ist und alle sich für sie zu freuen scheinen, fühlt Sara sich überhaupt nicht gut. Noch lange hat sie damit zu kämpfen.
Jahre später lebt sie in der Schweiz und versucht, sich etwas aufzubauen, als diese Erinnerungen sie wieder einholen. Sie hat mit Panikattacken zu kämpfen, bewegt sich zwischen tiefer Trauer und rasender Wut, kann kaum Nähe zulassen und flüchtet sich aus Selbsthass in toxische Beziehungen.
Erst die Aufarbeitung ihrer Geschichte und die Anerkennung ihres Traumas ermöglicht ihr ein freies Leben. Dazu gehören nicht nur die Arbeit an sich selbst, sonst auch eine längere, emotionale Reise nach Äthiopien.
Was für eine tragische Geschichte. Auch, wenn die Beschneidung von Mädchen in Äthiopien heutzutage verboten ist, passiert sie immer noch zu häufig - selten aus böser Absicht. Mütter, die zumeist selbst in ihrer Kindheit beschnitten wurden, oft unter noch schlimmeren Voraussetzungen, wollen ihre Mädchen schützen und ihnen helfen. Sara Adusa schafft es in ihrem Buch, über ihre eigenen Gefühle zu reden, ohne andere Abzuwerten. Sie nimmt andere Perspektiven ein und übt sich in Vergebung.
Das alles heißt natürlich nicht, dass das nicht aufhören muss. In Äthiopien spricht sie mit verschiedenen Menschen, hält einen Vortrag an einer Schule und besucht die Frau, die sie damals beschnitten hat. Wir begleiten sie also auf einer Reise der Heilung, aber auch der Aufklärung. Dabei ist sie wahnsinnig empathisch und beweist ihr beeindruckendes Kommunikationstalent. Gleichzeitig steht sie aber auch immer wieder für sich selbst ein und spricht darüber, wie falsch Beschneidungen sind. Auch ihre eigene Familiengeschichte arbeitet sie dabei zum Teil auf.
Ein interessantes Buch von einer mutigen Frau, die schon jetzt so viel erreicht hat. Obwohl das Buch nur etwa 160 Seiten umfasst, ist es sehr informativ und gar nicht schnell weggelesen. Ich brauchte zumindest einige Pausen zum Durchatmen. Trotzdem sollten wir die Augen nicht vor diesem Thema verschließen und uns klar machen, dass Mädchen immer noch viel zu häufig unter der Beschneidung leiden.
Auch, wenn dieses Buch sehr erdrückend ist, gibt es Hoffnung. Sara hat ihren Weg gefunden und kämpft heute für andere Frauen. Danke, für dein mutiges Werk und deine Arbeit Sara Aduse.