Kein richtiger Roter Faden erkennbar, aber trotzdem spannend zu lesen!
Monster auf der CouchVielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.
Aufmachung:
Die ...
Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.
Aufmachung:
Die Aufmachung hier ist grandios und trägt darüber hinaus wesentlich zum Inhalt bei, weshalb ich sie ausnahmsweise mal in meine abschließende Bewertung mit einfließen lasse.
Das Buch ist aufgeteilt in vier Handakten zu den vier Patienten der Psychologin J mit den Briefen der „Patienten“ an die Psychologin, den Sitzungsprotokollen inkl. handschriftlicher Notizen, Anmerkungen Js Recherchen, Zeichnungen usw.
Es macht also unabhängig vom Inhalt bereits sehr viel Spaß, durch das Buch zu blättern und die hochwertige, detailreiche Gestaltung zu bewundern.
Zwar finde ich die 20 € für ein gebundenes Buch im Taschenbuch-Format auf mit dieser Ausstattung noch etwas teuer, aber auf der anderen Seite hat man hier auch langfristig etwas zum Angucken, also will ich mich nicht beschweren.
Meine Meinung:
Auch die Sitzungsprotokolle sind sehr spannend zu lesen. Durch Beschreibungen dessen, wie sich die Patienten oder die Psychologin, von der im Ich-Erzähler erzählt wird, auf dem Video verhalten, ist es fast so, als würde man ein Drehbuch lesen.
Die Protokolle sind in Dialogform geschrieben, aber man hat trotzdem das Gefühl, eine zusammenhängende Geschichte zu lesen. Fast ist es sogar so, als säße man selbst dabei und würde sich die Gespräche live ansehen.
Was mir dabei sehr positiv aufgefallen ist, ist, dass das Autorenduo, obwohl es hier an jeglichen Begleitsätzen, Gefühls- oder sonstigen Beschreibungen der Protagonistin fehlt, es geschafft hat, sowohl J als auch jedem der „Monster“ eine eigene Persönlichkeit zu geben – alleine durch Sprechverhalten, Ausdrucksweisen und Reaktionen auf das Verhalten des Gegenübers!
Auf den wenigen Seiten, die ihnen jeweils gewidmet werden, nehmen die Figuren dadurch allesamt eine mehrdimensionale Form an, die andere Figuren in mehrbändigen Romanen nicht einmal erreichen konnten. Als Leserin, die sowieso sehr stark figurbezogen liest, hat mich das enorm beeindruckt!
Neben den Einblicken, die man dabei in die Gedanken- und Gefühlswelt der „Monster“ und auch der Psychologin J, die sich vor allem in den handschriftlichen Anmerkungen, dem „Arbeitsheft“, in das J im Anschluss an jede Sitzung dem Leser ihre Gedanken und Gefühle mitteilt, sowie den E-Mails an P, eine Kollegin von J, äußern, lernt man gleichzeitig quasi im Vorbeigehen ein wenig über die menschliche Psychologie, psychische Auffälligkeiten oder Psychologietheorie. Das fand ich super interessant!
Ein ganz großes Manko hat dieses Buch meines Erachtens allerdings: Ich habe mich beim Lesen (!) durchweg gefragt, wohin das Ganze denn nun führen soll. Vor allem, dass die Sitzungsprotokolle zu jedem Monster nach der jeweils dritten Sitzung aufhören, ohne dass es zu einem „richtigen“ Ende kommt, hat mich stark irritiert. Zwar wird im Arbeitsheft oder in den E-Mails immer mal wieder Bezug auf die jeweils anderen Monster genommen, aber einen tatsächlichen Abschluss bekommt man nicht. Natürlich ist es schwierig, Figuren wie Dr. Jekyll oder Dorian Gray zu „therapieren“ und ihnen damit möglicherweise zu einem anderen Ende zu verhelfen, wie sie es in ihren jeweiligen Romanen bekommen, aber ich hatte eigentlich erwartet, dass es genau darum in diesem Buch geht.
So bekommt man zu jedem der Vier nur den Anfang der Therapie mit, mehr leider nicht.
Das im Zusammenhang mit einigen Details, so z. B. vor allem die Einleitung in das Buch, aber auch manche Sätze insbesondere in den E-Mails zwischen J und P oder in den Anmerkungen von J, sorgen dafür, dass man durchweg keinen Schimmer davon hat, wo genau der Rote Faden dieses Buches denn jetzt eigentlich liegt. Durch die Einleitung wird suggeriert, dass das Ganze noch irgendwo hingeführt wird, aber danach wird die Fragestellung daraus nie wieder aufgegriffen.
Lediglich ganz am Schluss fällt dann der Groschen und alles macht wieder sehr viel Sinn. Während ich bis zu diesem Punkt aufgrund der scheinbar fehlenden Zielrichtung noch extrem enttäuscht von dem Buch war, hat dieser Plottwist letztlich dafür gesorgt, dass ich doch zugeben muss, dass „Monster auf der Couch“ doch von vorne bis hinten durchdacht ist.
Trotzdem – und das ist der Grund, weshalb ich nichtsdestotrotz einen ganzen Punkt abziehe – kommt das Buch schlicht nicht zu einem Ende. Es bleiben viele Fragen offen und der Leser wird damit nicht zufriedengestellt.
Das muss man mögen. In manchen Fällen bin ich einem offenen Ende nicht abgeneigt, aber hier war ich doch so neugierig darauf, wie das Autorenduo die Probleme lösen würde, dass ich sehr enttäuscht davon war, dass sie sich schließlich dafür entschieden haben, das Buch so enden zu lassen, wie es eben endet.
Fairerweise muss ich sagen, dass das Ende so gut ist, wie es ist, da es eben zum Gesamtpaket des Buches reicht. Mich fuchst es aber trotzdem sehr! :‘D
Fazit:
Das Grundkonzept ist grandios: Fiktive Monster, die auf der Couch einer Psychologin therapiert werden? Sign me up.
Auch die Aufmachung des Buches ist toll, es ist aufgeteilt in vier verschiedene Handakten mit den jeweiligen Sitzungsprotokollen, handschriftlichen Notizen und Anmerkungen der Psychologin, Recherchen usw. Es macht definitiv viel Spaß, durch das Buch zu blättern.
Allerdings habe ich mich durchweg gefragt, wohin mich die einzelnen Sitzungen denn nun führen wollen, denn ein roter Faden, den man anfangs noch vermutet, findet sich hier zunächst nicht.
Erst ganz zum Schluss fällt ein Detail, bei dem alles zusammenpasst und das dem Buch seinen Sinn gibt. Diese Wendung passt perfekt und hat mir super gefallen, aber ich hätte es trotzdem schön gefunden, wenn vielleicht zwischendurch schon Andeutungen oÄ. gemacht worden wären, sodass ich mich nicht stets hätte fragen müssen, was eigentlich der Sinn des Ganzen hier sein soll, oder wenn das Buch überhaupt zu einem Ende gekommen wäre.
Dieser Teil ist letztlich der ausschlaggebende Grund dafür, weshalb das Buch von mir „nur“ 4/5 Lesehasen bekommt – trotzdem ist „Monster auf der Couch“ nämlich lesens- und vor allem sehenswert!