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aoibheann

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2022

Ein eigenwilliges Buch

Matrix
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Ich war sehr gespannt auf das Buch, hat mir doch „Licht und Zorn“ seinerzeit ausgesprochen gut gefallen. „Matrix“ lässt mich derzeit noch ein wenig unentschlossen zurück.

Mir gefällt die Idee, die Geschichte ...

Ich war sehr gespannt auf das Buch, hat mir doch „Licht und Zorn“ seinerzeit ausgesprochen gut gefallen. „Matrix“ lässt mich derzeit noch ein wenig unentschlossen zurück.

Mir gefällt die Idee, die Geschichte nicht nur in einem Frauenkloster spiele zu lassen, sondern auch welche Möglichkeiten sich ergeben, wenn man die Frauen nicht nur als das schwache und unterwürfige Geschlecht ansieht, sondern ihre jeweiligen Fähigkeiten fördert. Vor dem Hintergrund, dass die Geschichte im wahrlich tiefsten Mittelalter spielt, ein besonders reizvolles Gedankenspiel.

Den Schreibstil der Autorin würde ich als herausfordernd bezeichnen. Das liegt nicht nur an der fehlenden direkten Rede. Die Sätze sind zum Teil sehr verschachtelt und zwischendrin wechseln die Gedanken auch einfach mal die Richtung. Das macht es dann mitunter auch recht schwer der Geschichte zu folgen. Ich musste Absätze zum Teil mehrfach lesen um zu verstehen, worauf das Geschriebene abzielt. Daraus resultierte für mich eine Langatmigkeit, die es mir dann auch schwer gemacht hat am Ball zu bleiben.
Dagegen steht eine inhaltlich spannende Geschichte und einige Passagen mit wirklich wunderschönen Sätzen und sehr gefühlvollen Beschreibungen der anderen Nonnen und dem zwischenmenschlichen Zusammenspiel aller Klosterbewohnerinnen.

Faszinierend finde ich die Hauptprotagonistin Marie. Als Leser begleitet man sie ihr ganzes Leben. Erlebt ihre Eintreffen im Kloster, ihren Aufstieg zur Äbtissin, welche Macht sie erlangt und wie sie das heruntergekommene Kloster zu neuer Blüte bringt. Hat man manchmal den Eindruck, die Figur und ihre Handlungen zu kennen, überrascht sie einen auf der nächsten Seite wieder. Und trotz aller Bemühungen bleibt da eine gewisse Distanz zu ihr. Als ob sie auch dem Leser nicht die letzten Geheimnisse preisgeben will. Eine verwirrende und zugleich faszinierende Kombination.

Alles in allem fordert das Buch den Leser heraus und verlangt seine volle Aufmerksamkeit. Definitiv nichts, das man mal eben nebenbei liest.

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Veröffentlicht am 19.06.2022

Gut, aber nicht ganz wie erwartet

Die Liebenden von Bloomsbury – Virginia und die neue Zeit
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Das Buch ist der Auftakt einer Trilogie über - ja über wen nun eigentlich genau? Im Klappentext wird mit einer Romanbiografie über die berühmte Schriftstellerin Virginia Woolf geworben. Letztlich ist es ...

Das Buch ist der Auftakt einer Trilogie über - ja über wen nun eigentlich genau? Im Klappentext wird mit einer Romanbiografie über die berühmte Schriftstellerin Virginia Woolf geworben. Letztlich ist es aber eher die Geschichte der Entstehung des Bloomsbury-Zirkels, in dem das Leben von Virginia und ihrer Schwester Vanessa mit erzählt wird. Das ist ganz gut gelungen, die beiden Handlungsstränge passen gut in- und zueinander.

Wenn ein Buch aber mit einer bestimmten Person beworben wird, dann möchte ich auch über diese Person lesen. Ich habe absolut nichts dagegen, wenn das Umfeld dieser Person mit in die Geschichte einbezogen wird, ganz im Gegenteil! Aber mir persönlich stand hier Vanessa oftmals zu sehr im Vordergrund. Lange Auslassungen über die Eheprobleme mit Clive Bell, über ihre Anmut, Schönheit, Witz und Charme. Da kommt Virginia schlecht weg und sie erscheint dem Leser als missgünstige und sehr unsympathische Figur. In den Passagen, in den dann wirklich Virginia im Vordergrund steht, kann man sich durchaus ein umfassenderes Bild über sie machen. Woher ihre Ängste stammen, ihre Rastlosigkeit und Sprunghaftigkeit, die Suche nach dem eigenen Lebensweg, der Prozess mit Worten auf dem Papier das auszudrücken, was sich in ihrem Kopf bereits geformt hat. Aber auch der Spagat zwischen den anerzogenen alten Moralvorstellungen und ihrem Wunsch nach einem freien und selbstbestimmten Leben.
Die Geschichte hat für mich einige Längen und irgendwann hat wirklich jeder Leser verstanden, dass die Teilnehmer des Zirkus zum größten Teil homosexuell sind.

Ich kann nachvollziehen, warum das Buch vom Verlag auf diese Weise beschrieben wird. Aber als Leser fühle ich mich ein kleines bisschen "beschummelt", wenn in einem Roman über Virginia Woolf diese eben fast schon zu einer Nebenfigur degradiert wird.

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Veröffentlicht am 26.03.2022

Schwarzer Humor

Die schreckliche Adele 01
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„Die schreckliche Adele“ ist ein unterhaltsamer Comic mit sehr schwarzem Humor, manchmal auch sehr bitterböse. Die einzelnen Episoden sind kurz und erzählen aus dem Leben von Adele, dem Schrecken aller ...

„Die schreckliche Adele“ ist ein unterhaltsamer Comic mit sehr schwarzem Humor, manchmal auch sehr bitterböse. Die einzelnen Episoden sind kurz und erzählen aus dem Leben von Adele, dem Schrecken aller Eltern. Denn Adele ist eigensinnig, unsozial, schlägt ihre Eltern mit ihren eigenen Waffen und ist schlagfertiger als so mancher Erwachsener. All das macht diesen Comic aber auch so lustig. Denn es sind Geschichten aus dem Alltag, mit denen sich jeder Kindern schon befunden hat.

Einige Episoden lösen ein leichtes Schmunzeln aus, andere bringen einen laut zum Lachen. Schwarzen Humor sollte man aber schon mögen um Spaß an dem Buch zu haben.
Das Lesealter hängt sicherlich vom Kind ab. Ältere Kinder, die auch die Art des Humors in vollem Umfang erfassen können. Manche Witze kamen hier eher nur halb an, weil sie schlicht nicht verstanden wurden. Dafür hatten wir Erwachsene umso mehr Spaß an dem Buch.

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Veröffentlicht am 19.03.2022

Familiengeschichte

Gretas Erbe
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Greta wächst in der Winzerfamilie als deren Ziehkind auf. Ihre Mutter stirbt bei ihrer Geburt, ihrenVater hat sie nie kennengelernt. Die einzige Erinnerung an ihre Mutter ist ein vor langer Zeit aufgenommenes ...

Greta wächst in der Winzerfamilie als deren Ziehkind auf. Ihre Mutter stirbt bei ihrer Geburt, ihrenVater hat sie nie kennengelernt. Die einzige Erinnerung an ihre Mutter ist ein vor langer Zeit aufgenommenes Foto. Schon von Kindesbeinen an fühlt sich Greta den Hellerts nicht vollkommen zugehörig. Und die Familie lässt sie dies auch immer wieder spüren. Gretas Lebensträumewerden von der Familie durchkreuzt, sie haben eigene Vorstellungen für die junge Frau. deren Wissensdurst völlig im Kontrast zu den anderen steht. Eine überraschende Erbschaft mischt die Karten für Greta jedoch neu.

"Was für eine Familie!" möchte man da am Ende sagen. Der Vater cholerisch, die Mutter schweigt meistens, ein Bruder vergrault, ein Bruder hämisch und übergriffig, die Schwester stets auf den eigenen Vorteil bedacht, der jüngste Bruder fällt schon als Kind völlig aus dem Rester. Und mittendrin Greta, die zunehmend unter den familiären Verhältnissen leidet. Damit sind eigentlich alle Voraussetzungen für ein Familiendrama gegeben. Und manchmal wird es auch dramatisch, aber nur kurz. Denn leider bleibt das Buch an diese Stelle immer nur recht oberflächlich. Während Gehässigkeiten und Demütigungen gegenüber Greta recht viel Raum finden, bleiben jegliche Konflikte kurz und schnell abgehandelt. Es folgt ein Zeitsprung, nächster Abschnitt. Ich hätte mir hier einfach gewünscht, dass die Konfliktsituation auch wirklich aufgelöst wird und nicht mit einem "Basta" des Vaters auch für den Leser beendet wird. Vom Ende war ich ein wenig enttäuscht. Es ist zwar abzusehen, worauf es hinausläuft, aber die Auflösung wird recht kurz abgehandelt. Auch hier hätten es für meinen Geschmack ein paar mehr Seiten dürfen.

Eine nette und unterhaltsame Geschichte, die sich leicht und angenehm lesen lässt, für mich aber etwas zu oberflächlich bleibt.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Sylt - gestern, heute und morgen

Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn
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Sylt ist ein ganz besonderes Fleckchen Erde in Deutschland. Kaum ein Ort wird mit soviel Pathos beschrieben und hat so einen sagenumworbenen Ruf wie diese Insel. Ob zurecht oder nicht mag am Ende jeder ...

Sylt ist ein ganz besonderes Fleckchen Erde in Deutschland. Kaum ein Ort wird mit soviel Pathos beschrieben und hat so einen sagenumworbenen Ruf wie diese Insel. Ob zurecht oder nicht mag am Ende jeder selbst entscheiden.
Sabine Matthiesen versucht dem Leser "ihre" Insel, ihre Heimat, ihren Geburtsort näher zu bringen. Dazu beschreibt sie quasi den Werdegang der Insel, von den 1970er Jahren bis zum Corona-Lockdown. Dabei wechselt der Erzählstil von sachlich nüchtern zu plaudernd. Sie schildert ihre Kindheit und Jugend auf der Insel in einer Gemeinschaft, in der jeder jeden kennt. Aber es ist nicht nur alles eitel Sonnenschein. Auch unangenehmes Dinge finden ihren Platz. Von zerrütteten Familien, in denen der Schein nach außen alles ist. Denn, auch das wird auf merkwürdige Art immer wieder betont - das Image, der Ruf der Insel steht über allem.
Die Autorin nimmt auch den Ausverkauf der Insel an finanzkräftige Investoren unter die Lupe. Das sind sehr interessante Abschnitte, mir fehlt aber leider ein bisschen der selbstkritische Blick auf die Inselbewohner. Es klingt ein wenig sehr nach "die anderen sind Schuld".

Die Geschichten ihrer Kinder- und Jugendzeit wechseln zwischen dramatisch, lustig unterhaltsam und auch unfassbar. Manchmal klingt es allerdings für mich ein bisschen nach "früher war alles besser". Das die Touristen nerven aber auch benötigt werden. Das hinzugezogene, die dort ihren Hauptwohnsitz haben von der Gemeinschaft der Alteingesessenen auch nicht unbedingt akzeptiert werden. Es klingt alles ein wenig mürrisch und nicht so wirklich einladend.

Deutlich wird allerdings wie sehr die Autorin ihren Heimatort liebt und mit ihm verbunden ist. Das er ihr selbst nach vielen Jahren Abstinenz noch immer Kraft gibt und sie dort zur Ruhe kommt. Und den Ohrwurm von den Ärzten bekommt man als Leser gratis dazu.

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