Auf der fürsorgliche Mr.Crave “ von Matt Haig bin ich eher zufällig gestoßen.
Erwartungshaltung hatte ich wirklich keine, aber ich war immens gespannt darauf, weil der Klappentext mich schon sehr neugierig gemacht hat.
Auch wenn dieses Buch gerade mal 256 Seiten umfasst, ist es keine Lektüre für zwischendurch.
Ganz im Gegenteil. Sie ist schmerzhaft intensiv, befasst sich mit den eigenen Dämonen, die dich verändern und irgendwann, alles zu nehmen drohen.
Ich hab das Hörbuch gehört und bin von Mark Waschke und seiner eindringlichen Art, Beklemmung hervorzurufen, unglaublich begeistert.
Man kann nicht sagen, dass er hochemotional spricht. Aber seine intensive Art, spezielle Töne zu treffen, machen die unbequeme Wahrheit und den Schmerz, nur umso greifbarer und realer.
Der Schreibstil von Matt Haig ist sehr fesselnd und einnehmend.
Zudem versteht er es gekonnt eine beklemmende, düstere und melancholische Atmosphäre zu erzeugen. Was mich sofort gefangen genommen hat.
Ich kann nicht unbedingt sagen, dass ich Terence Crave mochte.
Er ist ein sehr spezieller Charakter, der nicht loslässt. Nicht sympathisiert, aber vielleicht auch genau aus diesem Grund so eindrucksvoll erscheint.
Er ist getrieben, gefangen und zwanghaft.
Man weiß nie, ob er seine eigene Realität schafft, oder ob er wirklich alles so sieht.
Aber was man sieht ist, dass er getrieben von Schmerz und Schuldgefühlen, mit großen Verlustängsten kämpft, wodurch ihm alles immer mehr entgleitet.
Interessant fand ich hier die Erzählweise, denn er spricht quasi zu seiner Tochter Bryony. Als würde er nur ihr alles erzählen.
Vielleicht damit sie versteht, was er nicht verstehen und realisieren kann.
Darum liegt auch der Fokus allein auf Crave und er bekommt enorm viel Tiefe und Präsenz dadurch.
Die verbliebenen Charaktere, lernt man anhand von Erzählungen kennen. Was einen sehr interessanten Blickwinkel erzeugt.
In die Story kam ich sofort sehr gut hinein.
Man erfährt relativ früh, was Crave zugestoßen ist und das hinterlässt doch ein sehr beklemmendes Gefühl.
Wie soll jemand leben, wenn ihm fast alles genommen wurde?
Dabei geht Haig sehr detailliert auf die Hintergründe ein, was mich wirklich stellenweise mitgenommen hat.
Parallel dazu erleben wir Bryony, die in ihrem ganz eigenen Käfig sitzt, der sich nicht lockern lassen will, denn Crave hält die Zügel extrem stramm.
Mich hat diese Geschichte wirklich stark beschäftigt.
Matt Haig zeigt wie sehr ein Mensch durch Verluste und Schuldgefühle brechen kann und wie sehr er sich an das klammert, was ihm geblieben ist.
Gesund ist das auf gar keinen Fall. In Craves Fall zudem sehr verstörend und beängstigend.
Gar keine leichte Situation.
Denn man verliert sich in Paranoia, zwanghaften Schüben und unerträglichen Schmerz.
Crave kann nicht loslassen und das macht ihm zum Opfer seiner eigenen zerstörerischen Qualen und Ängste.
Matt Haig hat hier einige Wendungen eingebaut, die ich so nicht erwartet hätte und die mich doch stark erschüttert und schockiert zurückgelassen haben.
Es ist ein sehr unbequemes Buch, dass immer weiter in eine Abwärtsspirale mündet und mich am Ende wirklich stark getroffen hat.
Psychologisch gesehen unglaublich gut ausgearbeitet. Denn Haig setzt sich sehr intensiv mit Craves Psyche auseinander und das ist definitiv kein leichtes Feld.
Zudem ist Craves Persönlichkeit sehr komplex. Quasi der alte und der neue Crave.
Mich hat dieses Buch nicht nur emotional sehr mitgenommen.
Es ist gerade durch die Thematik sehr verstörend, weil es so viele Felder abdeckt, die man nicht unbedingt damit in Verbindung bringen würde.
Definitiv ein beeindruckendes Werk, das nachhallt.
Fazit:
„Der fürsorgliche Mr.Crave “ von Matt Haig, ist ein sehr aufwühlendes, schmerzhaftes und intensives Buch über die eigenen Qualen und Ängste.
Gefangen zwischen Paranoia und Schuldgefühlen, entgleitet die Realität immer mehr und mündet immer weiter in eine Abwärtsspirale, die alles zu nehmen droht.
Gesprochen wurde dieses Hörbuch von einem sehr eindrucksvollen Mark Waschke.
Man kann nicht sagen, dass er hochemotional spricht. Aber seine intensive Art, spezielle Töne zu treffen, machen die unbequeme Wahrheit und den Schmerz, nur umso greifbarer und realer.
Diese Story ist verdammt unbequem, schmerzt , aber sie ist herausragend aus psychologischer Sicht. Ein Buch, das definitiv nachhallt und nicht eine Sekunde loslässt