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Veröffentlicht am 19.04.2022

Mord im Untergrund

Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie 2)
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Der schrullige Totengräber Augustin Rothmayer schreibt wieder ein neues Buch, diesesmal geht es um "Totenkulte der Völker". In einem Kapitel geht es darin zum Beispiel um die Mumifizierung von Leichen ...

Der schrullige Totengräber Augustin Rothmayer schreibt wieder ein neues Buch, diesesmal geht es um "Totenkulte der Völker". In einem Kapitel geht es darin zum Beispiel um die Mumifizierung von Leichen im alten Ägypten und wie der Zufall es will, bekommt es Inspektor Leopold von Herzfeldt in seinem neuen Fall mit einer solchen zu tun, ein berühmter Professor wird in einem Sarkophag in seinem eigenen Museum gefunden. Auch sonst geht es in Wien 1894 eher brutal zu, werden doch innerhalb kürzester Zeit die übel zugerichteten Leichen einiger junger Männer gefunden und im gerade eröffneten Zoo, wird ein Tierpfleger von einem Löwen zerfleischt. Mehr als genug zu tun für von Herzfeldt und seine Kollegen.

Zeitlich schließt der zweite Band der "Totengräber - Reihe" recht dicht an den Vorgänger an, Setting und Figuren sind wie schon aus dem ersten Buch bekannt. Besonders bei der Figur des kauzigen, aber liebenswerten Totengräbers fühlt man sich direkt zu Hause. Der Leser kann wieder Anteil nehmen an seiner literarischen Arbeit, sind doch einigen Kapiteln im Buch Auszüge aus seinem neuesten Werk vorangestellt.

Die Geschichte ist unglaublich vielschichtig aufgebaut und umfasst mehrere parallel verlaufende Handlungsstränge, die der Autor geschickt und spannend miteinander verbindet. Seine Figuren bekommen Substanz durch ihre Interaktion, so bekommt der Leser Einblicke in die Beziehung zwischen Leopold und Fräulein Wolf und wird Zeuge, wie sich der schrullige Rothmayer um die Waise Anna sorgt. Gerade durch Rothmayers Figur kommt ein gewisser Humor in das Buch, der einen guten Gegenpol liefert zu der ernsten, blutigen Seite.

Ich persönlich lese eher wenige historische Krimis, oft sind sie mir nicht stimmig genug. Bei Oliver Pötzsch hab ich dieses Gefühl aber gar nicht. Er schafft es gut, die geschichtliche Situation der jeweiligen Zeit abzubilden, ohne dabei etwas zu beschönigen. Sehr authentisch fängt er so zb die antisemitisch geprägte Stimmung in Wien ein, aber auch Homophobie wird thematisiert, ebenso wie das menschenunwürdige zur Schau stellen anderer Kulturen in sogenannte "Völkerschauen".

Zur Optik eines Buches sage ich relativ selten etwas, hier gefällt mir allerdings, dass das Cover an seinen Vorgänger angepasst ist und so gut als Reihe erkennbar wird. Innen auf dem Deckblatt befindet sich eine Karte, auf der man die Schauplätze der Handlung nachspüren kann, ebenso ein Grundriss vom Wiener Zentralfriedhof, eine Zusammenfassung der Figuren darf ebenso wenig fehlen, wie eine Übersetzung der verwendeten wienerischen Ausdrücke.

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Nichts bleibt für immer verborgen

Das versunkene Dorf
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Als Polizist hat man einen äußerst gefährlichen Job, das muss leider auch Noemie Chastain erleben, als ein Einsatz gründlich schief läuft. Sie bleibt zwar im Dienst, wird aber in die tiefste französische ...

Als Polizist hat man einen äußerst gefährlichen Job, das muss leider auch Noemie Chastain erleben, als ein Einsatz gründlich schief läuft. Sie bleibt zwar im Dienst, wird aber in die tiefste französische Provinz abgeschoben. Die Polizeistation in ihrer neuen Heimat auf Zeit soll eigentlich geschlossen werden, viel zu selten passiert hier etwas und dann entdeckt ein Angler ein mysteriöses Fass im Stausee über einem, vor Jahren gefluteten, Dorf.

Um die Energieversorgung sicherzustellen wird oft sehr umfangreich in die Umwelt eingegriffen. Beim Tagebau verschwinden so ganze Ortschaften und auch beim Errichten von Staudämmen kommt es vor, das Orte geflutet werden und andernorts neu entstehen. Ein solches Szenario macht sich der Autor in seinem Krimi zu Nutzen und verknüpft es sehr geschickt mit einer Cold Case Ermittlung rund um die Entführung mehrerer Kinder.

Die Geschichte ist von der ersten Seite an spannend erzählt. Im Prolog legt der Autor ein unglaubliches Tempo vor und zieht den Leser in die Ereignisse hinein, die wie im Film vor dem inneren Auge ablaufen. Obwohl es dann im weiteren Verlauf ruhiger wird, ganz der idyllischen Atmosphäre der Provinz angepasst, bleibt die Grundstimmung immer etwas bedrohlich und geheimnisvoll.

Der Autor versammelt in seinem Buch einige interessante Figuren, allein Kommissarin Chastain ist so vielschichtig, durch ihre Erlebnisse traumatisiert, zerrissen, aber auch sensibel und zerbrechlich. Ihre Figur polarisiert, innerhalb und außerhalb des Buches. Ihr zur Seite gestellt ist der unglaublich witzige Psychologe Melchior, der ein tolles Gegengewicht bildet. Dazu die Bewohner des Dorfes Avalon, im Fokus natürlich die Eltern der verschwundenen Kinder, die so unterschiedlich mit dem Verlust umgehen.

Das Buch ist recht klassisch aufgebaut, das Szenario um einen traumatisierten Ermittler aus der Großstadt, der in die Provinz versetzt wird und dort Staub aufwirbelt nicht unbedingt neu, aber der Autor hat bei der Interpretation alles richtig gemacht und schafft es seine Leser von der ersten Seite an zu packen. Das Setting, die Figuren, die Geschichte sind stimmig, bei einem Teil der Auflösung hat der Autor dann allerdings die ein, oder andere Schleife eingebaut, die ich persönlich jetzt nicht unbedingt gebraucht hätte. Nichtsdestotrotz habe ich das Buch in einem Rutsch gelesen und könnte mir den Stoff auch gut als Verfilmung vorstellen. Bin gespannt, ob es mehr von Noemie Chastain geben wird.

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Veröffentlicht am 20.03.2022

Nicht alles golden im Berlin der Zwanziger

Der blonde Hund
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In einer kalten Novembernacht landet ein bayrischer Journalist in einem Berliner Kanal. Kommissar Spiro und sein Kollege Bohlke werden mit den Ermittlungen betraut. Zuerst scheint der Fall klar und der ...

In einer kalten Novembernacht landet ein bayrischer Journalist in einem Berliner Kanal. Kommissar Spiro und sein Kollege Bohlke werden mit den Ermittlungen betraut. Zuerst scheint der Fall klar und der Tote Opfer eines Raubüberfalls geworden zu sein, doch schon bald stößt Spiro auf Ungereimtheiten. Zeugen blocken ab, erzählen nur die halbe Wahrheit und beteuern immer wieder, welch angesehene Person der Tote gewesen ist, obwohl die Ermittlungen ein ganz anderes, eher unrühmliches Bild zeichnen.

Der blonde Hund ist bereits der dritte Fall um den Ermittler Ariel Spiro. Das Buch erzählt einen in sich angeschlossenen Fall und kann gut einzeln gelesen werden. Der Leser sollte sich allerdings nicht wundern, wenn die Lust auf die Vorgänger geweckt wird.

Die Autorin schreibt spannend und packend, der Leser wird eingesogen in die Zeit der goldenen Zwanziger in Berlin. Golden ist hier aber nur die Fassade, den auf den zweiten Blick entpuppt sich schnell, welcher Schmutz sich in den opulenten Salons der feinen Gesellschaft verbirgt.

Die Kriminalgeschichte führt den Leser durch ganz Deutschland und gibt Einblick in geschichtliche Hintergründe, die mir teilweise unbekannt waren. Sehr eindrucksvoll gelingt es der Autorin die überall sichtbaren Zeichen des beginnenden Nationalsozialismus in die Geschichte einzubauen, ebenso die Sorglosigkeit mit der diesem Phänomen begegnet wird. Mit meinem heutigen Wissen wollte ich die Figuren mehr als einmal zurufen - wacht auf, tut das nicht ab, seid wachsam, aber es hätte eh nichts genützt. Ich habe fast bestürzt registriert, dass es viele Parallelen zum heutigen Umgang mit solchen politischen Strömungen gibt und wie gefährlich es ist, diese zu verharmlosen, oder zu ignorieren.

Kerstin Ehmer hat einen sehr spannenden klassischen Krimi mit historischen Bezügen geschrieben. Ich muss ehrlicherweise sagen, dass dies nicht unbedingt mein bevorzugtes Genre ist, in diesem Fall aber war ich direkt in der Lektüre drin und konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Die Verbindung von Kriminalfall, Figuren und Zeitgeist ist unglaublich gut gelungen. Die Nebenschauplätze um Spiros Beziehung zu Nike, deren Abstecher ins Übersinnliche, oder Bohlkes Aufarbeitung seiner Kriegserlebnisse runden die Geschichte perfekt ab.

Das Buch ist ein echter Tipp für Krimifans, der hoffentlich noch einige Fortsetzungen bekommt.

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Veröffentlicht am 20.03.2022

Von Mens Menschen gemachte Katastrophe

Meine Welt schmilzt
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Die Autorin lebt mit ihrer Familie auf Spitzbergen, eines der nördlichsten, von Menschen bewohnten Gebieten der Welt. Hier ist es atemberaubend schön, eisig und einsam, auf Wanderungen begegnet man allenfalls ...

Die Autorin lebt mit ihrer Familie auf Spitzbergen, eines der nördlichsten, von Menschen bewohnten Gebieten der Welt. Hier ist es atemberaubend schön, eisig und einsam, auf Wanderungen begegnet man allenfalls einem Eisbären, oder einer Herde Rentiere. Das Leben der Mensch hier war schon immer geprägt von der rauen Natur und dem unwirtlichen Klima, doch in den letzten Jahren hat sich hier vieles verändert. Schlagwörter wie Klimawandel, CO2 Ausstoß, oder Erderwärmung bestimmen das Leben und die Folgen sind überall spürbar, so wenn zb in wenigen Stunden die Regenmenge eines ganzen Jahres fällt, Gletscher schmelzen, das Meereis im Winter nicht mehr zufriert, oder Lawinen die Häuser zerstören und Menschenleben fordern.

Line erzählt in diesem nur knapp zweihundert Seiten starkem Buch mit eindringlichen Worten über ihre Heimat und den Wandel, der sich hier vollzieht, unübersehbar, mit unabsehbaren Folgen und leider menschengemacht, schließlich ist der Kohleabbau, der seit Generationen das Überleben sicherte, mit ein Grund für die Erderwärmung. Das Buch ist angefüllt mit Daten und Messergebnissen, die Autorin war selbst auf Forschungsfahrten dabei. Die Fakten sind dabei so verständlich und nachvollziehbar in die Geschichte eingebettet, dass man nie das Gefühl hat, ein Sachbuch zu lesen. Die Verbindung von eigenen Erlebnissen, wissenschaftlichen Fakts und Geschichten von Freunden und Nachbarn bilden einen eindrucksvollen Appell für den Klimaschutz, der für uns teilweise noch recht abstrakt erscheint.

Das Buch ist sehr leicht und eingängig geschrieben, wird schnell weggelesen. Die Botschaft allerdings ist angekommen und beschäftigt den Leser noch lange nach der Lektüre. Eine einzigartige Landschaft wird vielleicht bald für unsere Nachkommen verschwunden sein, die Folgen sind heute noch nicht absehbar.

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Veröffentlicht am 20.03.2022

Mord vor laufender Kamera

Das Zeichen
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Am Schauplatz eines brutalen Mordes wird ein blutiges Zeichen hinterlassen, somit fällt dieser Fall genau in Arne Stillers Spezialgebiet, allerdings hat der anfangs so gar keinen Plan, was das Ganze zu ...

Am Schauplatz eines brutalen Mordes wird ein blutiges Zeichen hinterlassen, somit fällt dieser Fall genau in Arne Stillers Spezialgebiet, allerdings hat der anfangs so gar keinen Plan, was das Ganze zu bedeuten hat. Als wenig später ein Video der Tat im Netzt auftaucht werden Ergebnisse gefordert, doch der Fall ist komplizierter als gedacht.

Das Zeichen ist der dritte Band aus der Reihe rund um den Kryptologen Arne Stiller, natürlich haben wir hier keinen Robert Langdon, aber trotzdem hat der Autor wieder eine interessante und spezielle Ermittlerfigur geschaffen. Anfangs mochte ich Arne Stiller gar nicht und da ging es mir wie seinen Kollegen, er tut aber auch nicht wirklich viel, um sich beliebt zu machen. Nur bei der Gerichtsmedizinerin versucht er sich ins rechte Licht zu rücken, fast niedlich seine Bemühungen.

Wie schon in den Vorgängern sind die beschriebenen Morde nichts für schwache Nerven. Die Geschichte wird auf verschiedenen Ebenen erzählt und der Leser erhält so Einblicke, die den Ermittlern verwehrt bleiben. Jedes Mal wenn ich dachte, ich hätte den Täter entlarvt, wurde ich eines Besseren belehrt. Elias Haller versteht es immer wieder vollkommen plausible Spuren zu legen, die sich aber letztlich als falsche Fährte herausstellen. Die Auflösung kam für mich vollkommen überraschend.

Die Geschichte um die Mordserie wird spannend erzählt und steigert sich stetig. Diesesmal gibt es nur wenig Nebenschauplätze, wie zb der Flirt mit der Gerichtsmedizinerin, oder die ständigen Kompetenzrangeleien mit Arnes derzeitigen Vorgesetzten. Mir hat das sogar ganz gut gefallen, denn in den Vorgängern hat mich das ganze Private um Arne Stiller fast etwas genervt, da war der Fokus mehr auf der Person des Ermittlers, als auf dem eigentlichen Fall.

Elias Haller hat hier eine gelungene Fortsetzung seiner Reihe geliefert, die man gut auch ohne Vorkenntnisse lesen kann, obwohl diese natürlich die Figuren nochmal unterstreichen. Mir wird im Verlauf der Bücher die Ermittlerfigur Arne Stiller immer sympathischer und ich hin froh, dass ich hier drangeblieben bin.

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