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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.03.2022

Grandios!

Dschinns
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Klappentext:
„Dreißig Jahre hat Hüseyin in Deutschland gearbeitet, nun erfüllt er sich endlich seinen Traum: eine Eigentumswohnung in Istanbul. Nur um am Tag des Einzugs an einem Herzinfarkt zu sterben. ...

Klappentext:
„Dreißig Jahre hat Hüseyin in Deutschland gearbeitet, nun erfüllt er sich endlich seinen Traum: eine Eigentumswohnung in Istanbul. Nur um am Tag des Einzugs an einem Herzinfarkt zu sterben. Zur Beerdigung reist ihm seine Familie aus Deutschland nach. Fatma Aydemirs großer Gesellschaftsroman erzählt von sechs grundverschiedenen Menschen, die zufällig miteinander verwandt sind. Alle haben sie ihr eigenes Gepäck dabei: Geheimnisse, Wünsche, Wunden. Was sie jedoch vereint: das Gefühl, dass sie in Hüseyins Wohnung jemand beobachtet. Voller Wucht und Schönheit fragt „Dschinns“ nach dem Gebilde Familie, den Blick tief hineingerichtet in die Geschichte der vergangenen Jahrzehnte und weit voraus.“

Da spart man für seinen großen Traum und dann hat man zum Schluss überhaupt nichts mehr davon. Autorin Fatma Aydemir nimmt sich hier einem besonderen und wichtigem Thema an welches uns alle angeht. Keiner weiß, wann der Tag der Tage bei uns kommen mag und vor allem, was und wie es mit den Hinterbliebenen weitergeht. Aydemir lässt in ihrer kraftvollen und sehr emotionalen Geschichte Hauptfigur Hüseyin sterben. Der Vater stirbt und Frau und Kinder bleiben, genau wie die neu erworbene Wohnung (Hüseyins größter Traum). Wir Leser werden gleich zu Beginn von Aydemir richtig ins kalte Wasser geschmissen und das war einfach nur perfekt. Wie soll man den sonst ein Ableben darstellen? Es passiert einfach und es tut weh und schockiert. Trauer sitzt tief und jeder geht damit anders um. Der Verlauf der weiteren Geschichte ist von ihr brillant gelöst - jedes Kapitel behandelt ein Familienmitglied bzw. eine verwandte Person und so lernen wir die Hinterbliebenen besser kennen. Jeder hat seinen eigenen Lebensrucksack zu tragen und jeder hat seinen Traum, genau wie ihn Hüseyin hatte. Dieses zarte Gebilde ist aber so fragil und die Frage ist, auf welchen Pfeilern steht es nun. Die Mutter ist nun das Oberhaupt, aber schafft sie das? Kann sie das? Was passiert mit den Kindern? Jeder von ihnen hat sein Leben. Aydemir packt in ihren Roman so viele wichtige Parts, dass das Buch gewaltig nachhallt nach jedem Kapitel. Hier und da entsteht Drama, da wiederum ist eine tiefe Trauer und woanders gibt es Menschen die erstmal alles realisieren müssen. Sie schreibt so herrlich vielseitig und dennoch trifft sie ihren Tenor auf den Punkt. Ihre Worte sind klar und präzise und sie zeichnet ein sehr klares Bild ab, welches des öfteren auch polarisiert. Es tauchen unweigerlich viele Fragen auf und das liegt nicht an der Religion, sondern die betreffen jeden von uns. Aydemir beleuchtet ebenfalls die Themen Migration, Integration, Gastarbeit, Völkerverständigung, andere Religionen und Kulturen, Weitsicht, Umsicht, Familie uvm. und schlussendlich packt sie alles sehr gekonnt und wohl dosiert in diesen Roman. Kann man kaum glauben, aber es passt alles perfekt. Ihr Sprachverlauf ist packend und fesselnd und wir verstehen viele Situationen immer besser. Wie heißt es aber immer so schön?: „Das Beste kommt zum Schluss“ und genau so ist es auch hier. Das Ende ist einfach nur wow und kam so völlig unerwartet. Gut, es war hier und da ein wenig viel Drama, aber es passte. Die Geschichte ist so wirklich rund und gelungen, da darf auch ein wenig mehr Drama rein.
„Dschinns“ ist eine echter Lesegenuss und erhält von mir verdiente 5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.03.2022

Einfach nur köstlich!

Wild
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Klappentext:

„Wild kochen ist eine Kunst. Dieses Buch zeigt, wie es geht – ganz authentisch und nah dran: Denn hier sind der Koch, Johannes Siemes vom »Strümper Hof« in Meerbusch, und seine Gastköchin ...

Klappentext:

„Wild kochen ist eine Kunst. Dieses Buch zeigt, wie es geht – ganz authentisch und nah dran: Denn hier sind der Koch, Johannes Siemes vom »Strümper Hof« in Meerbusch, und seine Gastköchin Elke Karsch auch selbst Jäger. Die beiden präsentieren 125 Gourmetrezepte und zahlreiche Tipps & Tricks aus der Sterneküche, die das Zubereiten von Wildfleisch erklären. Ein fulminantes Vorwort und exklusive Weinempfehlungen für die Gerichte steuert der renommierte Gewürzexperte Ingo Holland bei. Ein Meisterwerk, das in keiner Kochbuchsammlung fehlen darf!“



Dieses wunderbare Kochbuch beinhaltet alles was es für die Kochkunst mit Wild benötigt! Neben einer großen und abwechslungsreichen Anzahl an Rezepten werden zudem wichtige Wild-Gewürze und als i-Tüpfelchen auch noch empfehlenswerte Weine dazu gezeigt. Auch in diesem Kochbuch wird der Tenor „Warum Wild überhaupt schießen und dann essen“ wieder sehr gut beleuchtet. Der Umgang mit Wild muss feinfühlig geschehen und mit Bedacht. Auch die Aufbrechung des Wilds ist eine Vertrauenssache und genau das ist hier ein wichtiger Aspekt. Neben den köstlichen klassischen aber auch hier und da außergewöhnlichen Rezepten sind die Wein- und Gewürztipps hilfreiche Unterstützer.

Die Optik und Haptik dieses Buches sind edel und dem Thema entsprechend. Der Einband ist kräftig und robust, die Buchseiten haben eine stabile Aufmachung und sind mattiert. Die Bilder und die Rezepte bzw. Texte geben ein sehr gutes Miteinander. Ich vergebe hier sehr gern 5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.03.2022

5 Sterne

Boris Herrmann seaexplorer
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Klappentext:

„In 80 Tagen um die Welt bei der härtesten Segelregatta aller Zeiten



Allein, nonstop, immer am Limit – Boris Herrmann hat es geschafft! Als erster Deutscher segelte er mit seiner Seaexplorer ...

Klappentext:

„In 80 Tagen um die Welt bei der härtesten Segelregatta aller Zeiten



Allein, nonstop, immer am Limit – Boris Herrmann hat es geschafft! Als erster Deutscher segelte er mit seiner Seaexplorer – Yacht Club de Monaco bei der Vendée Globe, der härtesten Regatta der Welt, mit. Als er nach 80 Tagen und einem dramatischen Finish als Fünfter in den Zielhafen von Les Sables d’Olonnes einläuft, ist er der Sieger der Herzen…..

…Ob bei der härtesten Segelregatta der Welt oder auf der Jagd nach der Jules Verne Trophy: Boris Herrmann liebt die Grenzerfahrungen auf hoher See. Doch bei seinen Segelabenteuern geht es ihm um mehr als nur den Extremsport. Mit seiner Kampagne »My Ocean Challenge« setzt er sich für den Schutz der Ozeane ein, fördert den Erhalt der Mangrovenwälder und engagiert sich für den Klimaschutz. 2019 segelte er »Fridays for Future«-Aktivistin Greta Thunberg auf der Malizia II zum Klimagipfel nach New York. Auch hierüber berichtet dieses Buch in bildgewaltigen Sequenzen.“



In diesem Buch stellt uns Boris Herrmann seine Welt vor - das Wasser. Der bekannte Extremsegler bringt uns aber nicht nur seinen Sport und das dazugehörige Element näher, sondern zeigt auch auf, wie wichtiger und notwendig der Schutz der Meere ist.

Zur Optik und Haptik: allein die Buchgröße von knapp 31x25cm ist schon außergewöhnlich aber genau richtig für diese besondere Bilder gewählt. Die Bindung ist sehr gut verarbeitet und die Qualität der Buchseiten und ihre Struktur sind ebenfalls excellent. Die Druckqualität der Bilder ist sehr fein und bringen das Segel-Flair perfekt auf den Punkt. Die Bilder und Fotos haben eine immense Ausdruckskraft und mit den Worten Herrmanns ergeben sie ein großes Ganzes.

Wer ein außergewöhnliches Coffetable-Book sucht, ist hier genau richtig! Ich vergebe hier sehr gern 5 von 5 Sterne für dieses Prachtstück!

Veröffentlicht am 20.03.2022

Ansichten

Renegades
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Klappentext:

„Zwei langjährige Freunde im vertrauten, eindringlichen Gespräch – über das Leben, die Musik und ihre anhaltende Liebe zu Amerika mit all seinen Herausforderungen und Widersprüchen. Die exklusiv ...

Klappentext:

„Zwei langjährige Freunde im vertrauten, eindringlichen Gespräch – über das Leben, die Musik und ihre anhaltende Liebe zu Amerika mit all seinen Herausforderungen und Widersprüchen. Die exklusiv und besonders gestaltete Erweiterung des erfolgreichen Higher Ground Podcasts mit über 350 Fotografien, exklusiven Zusatzinhalten und noch nie zuvor gesehenem Archivmaterial.



»Renegades: Born in the USA« ist ein sehr persönlicher, aufschlussreicher und unterhaltsamer Dialog zwischen Ex-Präsident Barack Obama und der Rocklegende Bruce Springsteen. Die beiden erörtern alle möglichen Themen – über ihre Herkunft und die entscheidenden Momente ihres Lebens, über Familie und Vaterschaft bis hin zur polarisierenden Politik ihres Landes und der wachsenden Kluft zwischen dem amerikanischen Traum und der amerikanischen Realität. Das mit zahlreichen Farbfotografien und seltenem Archivmaterial gestaltete Buch ist ein fesselndes und wunderbar illustriertes Porträt zweier Außenseiter – der eine Schwarz, der andere weiß –, die, wie es im Titel »Renegades« anklingt, ihren ganz eigenen, unkonventionellen Weg gefunden haben, ihre persönliche Suche nach Sinn, Identität und Gemeinschaft mit der amerikanischen Erzählung zu verbinden.



Ausstattung: mit 350 Farbabbildungen“



Viele werden sich fragen: Muss man Fan von Springsteen oder Obama sein für dieses Buch? Nein. Was man nur wissen sollte, die beiden, Barack Obama und Bruce Springsteen, verbindet eine lange Freundschaft und eine intensive und politische, bekannte Stellung. In diesem Buch geben beide ihre persönlichen Gedanken preis. Hier geht es um das pure Leben mit all seinen Hindernissen und schnell steht fest: auch solche bekannte Heros der USA haben ihre Sorgen und Probleme im Leben - große und kleine. Es wirkt, als wäre man hier stiller Beobachter der Beiden bei einer Kaffeerunde o.ä.. Ich will hier gar nicht zu viel verraten aber fest steht, das Buch ist wirklich sehr lesenswert und überzeugt mit seiner Optik und Haptik. Die Größe geht in Richtung Coffetable-Book und auch die gesamte Aufmachung wirkt wertig und edel. Neben so einigen Texten und Gedanken gibt es auch eine hohe Zahl an Fotos und farbigen Abbildungen die die Texte sehr gekonnt untermalen.

Da ich beide Personen sehr schätze und mag, vergebe ich hier sehr gern 5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 20.03.2022

Ein Lesegenuss vom Feinsten!

Butter
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Klappentext:

„Rika, eine junge Journalistin in Tokio, recherchiert über die Serienmöderin Manako Kajii, die Männer mit ihren Kochkünsten verführt und anschließend umgebracht haben soll. Manako behauptet, ...

Klappentext:

„Rika, eine junge Journalistin in Tokio, recherchiert über die Serienmöderin Manako Kajii, die Männer mit ihren Kochkünsten verführt und anschließend umgebracht haben soll. Manako behauptet, sie verabscheut nichts mehr als „Margarine und Feministinnen“ und hat eine ausgeprägte Leidenschaft für hemmungslosen Genuss und insbesondere Butter. Jetzt, wo sie im Gefängnis sitzt, empfängt sie Rika, unter der Bedingung, nur über ihre Kochkünste zu reden. Für Rika werden die Begegnungen mit Manako zu einer Meisterklasse der Lebenskunst. Ein Roman, der Genuss, Essen und Trinken feiert, vor allem aber die unmöglichen Erwartungen thematisiert, die an Frauen in patriarchalen Gesellschaften heute gestellt werden.“



Zugegeben dieser Roman ist speziell und es erfordert eine gewisse Disziplin beim Lesen. Warum? Autorin Asako Yuzuki beschreibt hier sehr detailliert die japanische Kultur, die japanische Lebensweise, die japanische Küche, das Berufsleben und so viel mehr. Sie benutzt dafür die normalen Begrifflichkeiten und es gibt kein Lexikon dazu. Einerseits könnte man sagen, wäre dies ein Minuspunkt für das gesamte Buch, ist es aber keineswegs. Man sollte sich Lesenotizen dazu machen und diese immer mal wieder nach beenden der Kapitel nachschlagen. Warum ich das nicht negativ finde? Der Lesefluss ist so herrlich gegeben und schlussendlich erleben wir Leser dadurch einen besonderen und vor allem realitätsnahen Einblick. Yuzuki hat in ihrem Buch „Rika“ als Hauptprotagonistin auserwählt. Dieser Charakter und genau so alle anderen (Reiko, Manako, Shinoi….) werden wunderbar beschrieben. Sie werden durch die Geschichte immer sichtbarer und wir lernen ihre Seelen kennen. Yuzuki hat hier als Aufhänger ihrer Geschichte Butter als „Geschmacksträger“ für ihre Geschichte gewählt. Perfekter geht es nicht. Yuzuki spielt mit Zweideutigkeiten par excellence. Diese trieft aus jeder Zeile bewusst unbewusst und die Autorin spielt nicht nur mit ihren Protagonisten sondern auch gewaltig mit uns Lesern. Sie führt uns, genau wie Rika, in die Kunst des guten Geschmacks ein und beschreibt anhand köstlicher Gerichte Denkweisen und Handlungsmöglichkeiten. Manako Kajii wickelt Ricka um den Finger und schlussendlich auch uns als Leserschaft. Die köstlichen Beschreibungen, bei der Butter nie fehlen darf, lösen wahre Wolllüste auf Essen aus und schlussendlich ist dies der Spiegel aller. Dieser Spiegel der menschlichen Seele zeigt sich beim essen - was mögen wir, was dürfen wir essen um in der Gesellschaft anerkannt zu sein um dazu zu gehören, dürfen wir dick sein? (allein dieses Bild der Japaner war höchst interessant zu erlesen!), dürfen wir uns wohlfühlen in unserem Körper so wie wir sind?….Viele, viele Fragen tauchen eben nicht nur bei Rika auf, sondern eben auch bei uns Lesern. Schlussendlich steht aber fest, wir sollten das essen was uns schmeckt und gut tut. Wir sollten auf keine Vorgaben achten sondern genießen. „Essen hält Leib und Seele zusammen“ - dieses Sprichwort ist hier der indirekte Schlüssel zum Leseglück. Dieser Genuss wird hier zum Türöffner vieler Probleme die jeder der Protagonisten mit sich herum trägt. Yuzuki spinnt hier ein extrem sensibles Geflecht aus Sinnlichkeit, gesellschaftlichen Zwängen, eigenen Wünschen und dem Verlangen nach Zuwendung zusammen, das es nur so ein Genuss ist. Ja, man muss hier viel verstehen und auflösen um die Geschichte im Ganzen zu verstehen. Man liest „Butter“ nicht einfach mal so weg. Man kann „Butter“ auch nicht einfach so als butterlastiges Buch abstempeln indem es nur immer wieder um Butter geht, denn hier steckt so viel mehr drin. Hier stecken so viele Zweideutigen drin, so viel japanische Kultur, so viele Emotionen.

Die Autorin wendet, wie gesagt, feine und ruhige Techniken an um den Leser zu verführen. Ihr Schreibstil ist klar und bildlich, ihr Ausdruck dem japanischen (weiblichem) Gefühl angepasst: ruhig und unaufgeregt. Was wir hier erlesen ist eine Abbild der Gesellschaft die sich durch eigene Zwänge und Vorgaben des angeblich lebenswerten Lebens selbst zerstört und die wahrlich wichtigen Dinge wie Liebe und Zuwendung ganz weit hinten anstellt.

Da ich der japanischen Literatur mittlerweile verfallen bin, war dieses Buch ein Muss. Eine sehr gute Freundin, die sich mit der japanischen Kultur bestens auskennt, war mir hier eine große Hilfe und eigentlich müsste es hierfür einen Minuspunkt für das Lesevergnügen geben, denn ohne dieses Wissen bzw. eine Suche nach den „Fremdworten“ wäre das Verständnis hier anders ausgefallen bzw. die Lesezeit etwas länger gewesen. Warum dann doch 5 Sterne? Ich habe selten so ein anspruchsvolles Werk gelesen, das den Leser so von einem Autor einlullt, ja gar fast verführt. Das ist für mich die große Kunst der Literatur. Es ist ein Glücksfall, dass dieses Buch endlich auf Deutsch erschienen ist und es ist kein Wunder, dass so viele japanische Leser dieses Buch zu seinem Erscheinen 2017 so gefeiert haben. Wer die japanische Seele kennenlernen will, sollte Butter essen und dieses Buch lesen! 5 von 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!