Ein Leben in der Fremde
Wenn ich wiederkommeAls Daniela ihre Familie verlässt, um in Italien illegal als Altenpflegerin zu arbeiten, sind ihre Kinder noch im Schulalter. Ihr Mann ist arbeitslos, das rumänische Dorf, in dem sie leben, strukturschwach ...
Als Daniela ihre Familie verlässt, um in Italien illegal als Altenpflegerin zu arbeiten, sind ihre Kinder noch im Schulalter. Ihr Mann ist arbeitslos, das rumänische Dorf, in dem sie leben, strukturschwach und jegliche Hoffnung auf eine bessere Zukunft scheint in der Ferne zu liegen. Ganz ohne Abschied flieht Daniela daher in ein Leben, von dem sie sich erhofft, dass es ihrer Familie finanzielle Sicherheit geben wird. Sie will ihre Kinder auf gute Schulen schicken und ihnen damit den Weg in eine erfüllendere und freiere Zukunft ermöglichen.
Doch ihre Träume zerschellen nicht nur an der harten Arbeitsrealität in Italien, sondern auch an der Distanz, die sich zwischen ihr und ihren Kindern entwickelt. Vorwürfe und Schuldgefühle reißen Gräben zwischen ihnen auf. Als Manuel, Danielas Sohn, einen schweren Motorradunfall erleidet und ins Koma fällt, muss sie zurückkehren.
Marco Balzano erzählt auf einfühlsame Weise aus dem Leben einer Familie, deren Leben von den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen und Missständen ihres Landes beherrscht wird. In einem schlichten und klaren Erzählstil versucht der Autor nachzuempfinden, welchen Einfluss Verlust, Armut, Verzweiflung, Schuld und Abwesenheit auf die einzelnen Familienmitglieder hat.
Insbesondere Daniela selbst bleibt es verwehrt, ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten. Ihre künstlerische Seite kann sie nie ausleben. Sie wird durch die harte körperliche Arbeit erstickt. Ihr Leben dreht sich ums Überleben. Sie muss ihre Familie durchbringen, auch wenn dafür die eigenen Träume aufgegeben werden müssen.
Balzano hat eine starke und wichtige Geschichte geschrieben, die die prekär arbeitenden rumänischen Alten- und Krankenpflegerinnen und Kindermädchen in Italien aus dem Schatten hervorholt und sie auf eine Bühne stellt. Er verleiht denjenigen eine Stimme, die von der Gesellschaft (und im Übrigen auch von der Literatur) oft vergessen werden und die unsichtbar sind, obwohl sie einen großen Beitrag zu ihrem Funktionieren beitragen.