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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Außergewöhnlicher Thriller mit noch außergewöhnlicheren Protagonistin

Endgültig
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Barcelona vor fünf Jahren. Jenny Aaron arbeitet als Elitepolizistin bei einer international agierenden Einheit. Doch der Einsatz missglückt und Aaron verliert dabei ihr Augenlicht. Seitdem ist sie für ...

Barcelona vor fünf Jahren. Jenny Aaron arbeitet als Elitepolizistin bei einer international agierenden Einheit. Doch der Einsatz missglückt und Aaron verliert dabei ihr Augenlicht. Seitdem ist sie für das BKA in Wiesbaden tätig und gilt als Verhörspezialistin. Als Blinde erkennt sie perfekt das Verborgenen zwischen den Worten. Doch nun bitten Sie ihre ehemaligen Kollegen aus Berlin um ihre Mithilfe. Reinhold Boenisch soll im Gefängnis eine Psychologin ermordet haben. Er verweigert jede Aussage, will nur mit Aaron sprechen. Jenny kennt Boenisch bereits aus ihrer Vergangenheit, denn als junge Polizistin sorgte sie für dessen Verurteilung. Dennoch nimmt sie den Fall an und muss sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen.
Mit Jenny Aaron hat Andreas Pflüger eine außergewöhnliche Protagonistin erschaffen. Man erhält Einblicke in die Welt der Blinden und erfährt Dinge, über die man sich so vorher noch nie Gedanken gemacht hat. Hier ist deutlich zu spüren, dass der Autor intensiv recherchiert hat. Gleichzeitig wirkte Aaron aber wieder fast zu omnipotent, als dass sie als glaubwürdig durchgehen kann. Damit Aaron überhaupt zu dem wurde, was sie heute ist, trug einen Großteil ihr Vater Jörg Aaron bei. Dieser gehörte der ehemaligen GSG-9 'Einheit an und unterstützte und ermutigte seine Tochter nach ihrem Unfall, wo es nur ging. In Berlin trifft Aaron auf ihren alten Freund und Kollegen Pavlik, der wie ein Vater zu ihr ist und als Beschützer fungiert.
Die Handlung wird nicht ganz gradlinig erzählt, sondern es gibt immer wieder Rückblicke und Reflexionen auf die Zeit in Barcelona und das erste Zusammentreffen mit Boenisch. Die Sprache an sich ist schnörkellos und recht knapp gehalten, das hat mir gut gefallen. Die Kapitel hingegen relativ lang. Es ist auch kein Buch, das man mal eben so nebenbei liest, sondern erfordert schon volle Konzentration. Spannung ist durchaus vorhanden, allerdings nicht auf höchstem Niveau.
Die Gestaltung des Buches bekommt von mir alle Punkte. Nicht nur das Cover mit seiner Brailleschrift und den verschwimmenden Buchstaben beeindrucken, sondern auch der gelbe Schnitt.
Ein außergewöhnlicher Thriller mit einer noch außergewöhnlicheren Protagonistin. Der Einblick in die Sichtweise von Blinden hat mich stark beeindruckt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vergeltung

18 - Zahlen des Todes
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Mitten im Hochsommer findet sich in einem Düsseldorfer Rosengarten die Leiche eines Mannes. Das Opfer ist regelrecht in Szene gesetzt worden und es macht den Eindruck, als würde er um Verzeihung bitten. ...

Mitten im Hochsommer findet sich in einem Düsseldorfer Rosengarten die Leiche eines Mannes. Das Opfer ist regelrecht in Szene gesetzt worden und es macht den Eindruck, als würde er um Verzeihung bitten. Leana Meister und ihr Spezialistenteam vom LKA übernehmen den Fall. Bereits ein Tag später findet sich eine weitere Leiche, die in ähnlicher Position zur Schau gestellt wird. Schnell wird klar, dass es sich um eine Serientäterin handelt. Diese agiert kühl und geplant und hat anscheinend nichts mehr zu verlieren. Zwei intelligente Frauen liefern sich einen Wettkampf…

Ein wirklich spannender Thriller, der noch dazu sehr gut erzählt ist. Die Beschreibungen der Figuren sind überzeugend und wirkten auf mich authentisch. Leana, die Protagonistin ist gerade erst nach 18 Jahren aus Südafrika zurückgekehrt. Dort war sie als Polizistin tätig, doch der Alltag dieses Jobs in Südafrika brachte ihre Ehe zum Scheitern. Leana hat ihren Mann und die zwei Kinder verlassen und wagt nun einen Neubeginn in Düsseldorf als Leiterin der Spezialeinheit des LKA. Obwohl eigentlich recht früh klar wird, wer die Täterin ist, so bleibt das Buch dennoch spannend. Denn es geht ja auch um das Warum. Was treibt die Täterin an? Ist es Rache? Die Beantwortung der Fragen erfährt man erst ganz am Ende. Die Erzählweise hat mir auch sehr gut gefallen, besonders die kleinen Kabbeleien zwischen Leana und ihrer Kollegin Natalia, die sich selbst schon auf dem Posten von Leana wähnte.

Insgesamt ein flüssig erzählter Thriller, der durchweg spannend war. Ich freue mich schon auf das nächste Werk von Mia Winter.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Toller Rügenkrimi mit ungewöhnlichen Ausgang

Krähennest
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Rügen, im Hochsommer. In einem Krähennest, dem Ausguck eines Schiffes wird der abgeschnittene Kopf eines Mannes gefunden. Kommissar Luka Krozcek und seine Kollegin Conny nehmen die Ermittlungen auf. Der ...

Rügen, im Hochsommer. In einem Krähennest, dem Ausguck eines Schiffes wird der abgeschnittene Kopf eines Mannes gefunden. Kommissar Luka Krozcek und seine Kollegin Conny nehmen die Ermittlungen auf. Der Torso der Leiche findet sich kurz darauf auf dem Firmengelände eines Windkraftunternehmens, bei dem Teresa, die Lebensgefährtin Lukas als Bauleiterin tätig ist. Bei dem Toten handelt es sich um Bernd Dominante, der dort angestellt war.
Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder. Als sich herausstellt, dass der Tote ein Verhältnis hatte, gerät die Familie des Toten in den Focus der Polizei.

Ein spannend aufgebauter Regionalkrimi, der auch das nötige Lokalkolorit bietet. Die Landschaftsbeschreibungen und auch das Leben der Menschen dort wurden so gut beschrieben, dass ich mir ein gutes Bild machen konnte.
Das Ermittlerteam mit Luka und Conny war mir sehr sympathisch. Conny ist erfrischend natürlich und Luka hat gleich doppelten Stress. Beruflich liegt er im Dauerclinch mit seiner Kollegin Kerstin, die sich selbst gerne auf Lukas Posten gesehen hätte während es mit Teresa immer wieder kriselt.
Überhaupt konnte ich mit der Figur Teresa leider nicht richtig warm werden. Sie versucht sich immer wieder als Chefin in einer Männerwelt zu beweisen, was ihr auch ziemlich gut gelingt. Gleichzeitig muss sie aber auch ihre Rolle als Mutter gerecht werden, was wiederum weniger gut gelingt.
Präsentiert werden viele Verdächtige und man weiß gar nicht, welcher Spur man folgen soll. Denn falsche Fährten gibt es viele, doch welche ist die Richtige? Das macht das Buch zu einem spannenden Krimi mit Rügenflair. Etwas gestört haben mich die vielen privaten Probleme zwischen Luka und Teresa. Da war mir einfach zu viel Herzschmerz dabei.

Überrascht hat mich das Ende. Hier hat sich die Autorin wirklich eine originelle Auflösung einfallen lassen. Mit so einem ungewöhnlichen Ausgang hatte ich nicht gerechnet.

Veröffentlicht am 21.05.2021

Auf den Spuren von Don Winslow

Tote ohne Namen
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Zwei tote mexikanische Mädchen mit unbekannter Identität werden im südlichen Kalifornien aufgefunden. Eine von ihnen hält einen Zettel mit einem Hilferuf in der Hand. Die Polizei von San Diego heuert die ...

Zwei tote mexikanische Mädchen mit unbekannter Identität werden im südlichen Kalifornien aufgefunden. Eine von ihnen hält einen Zettel mit einem Hilferuf in der Hand. Die Polizei von San Diego heuert die Privatdetektivin und Vega Ex-Kopfgeldjägerin Alice Vega an, denn es war Vegas Name, der auf dem Papier stand. Diese wiederum bittet den Ex-Polizisten Max Caplan um Unterstützung. Gemeinsam machen sich die beiden an die Ermittlungen. Doch dies ist nicht unbedingt im Interesse der DEA, der amerikanischen Strafverfolgungsbehörde für Drogendelikte…
Korruption, Drogen- und Mädchenhandel. Die Handlung ist absolut temporeich und viele Wendungen tragen enorm zur hohen Spannung bei. Manche der Szenen sind richtiggehend filmreif beschrieben. Eine Spur führt zur nächsten und so geht es mit den Ermittlungen zügig voran. Einen großen Anteil haben dabei auch die beiden Protagonisten. Alice Vega ist eine Frau, die so schnell vor nichts zurückschreckt. Ihr knallhartes Auftreten erinnert eher an ein männertypisches Verhalten, während ihr Partner Max eher der weichere Typ ist.

Doch so ganz wurde ich nicht schlau aus dem, was die beiden Ermittler verbindet. „Tote ohne Namen“ ist der erste auf Deutsch erschienene Band rund um das Ermittlerduo Vegas und Caplan. Im amerikanischen Original gibt es jedoch ein weiteres Buch, eine Vorgeschichte dazu. Auf dieses Buch wird auch immer wieder Bezug genommen und man gewinnt den Eindruck, dass dieses Vorwissen besser zum Verständnis gewesen wäre, zumindest was das Verhältnis zwischen Vegas und Caplan angeht.
Der Schauplatz nähe Mexiko, Drogenkartelle und auch die Figuren. All dies erinnert schon ein wenig an Don Winslow. Dessen „Die Tage der Toten“ ist für mich natürlich unvergessen und auch unvergleichlich. An dieses Meisterwerk reicht das Buch natürlich nicht heran, doch es erinnert zumindest stark daran.
Insgesamt ein temporeicher Spannungsroman mit sympathischen Protagonisten, aber eher ein Krimi als ein Thriller.

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Veröffentlicht am 08.08.2023

Temporeich, aber nicht ganz so spannend

Plagiat
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Während einer Solo-Klettertour im Yosemite Nationalpark erreichen Carla seltsame Nachrichten ihres Bruders Darian. Dieser scheint ernsthaft in Schwierigkeiten zu sein. Carla bricht ihre Tour sofort ab ...

Während einer Solo-Klettertour im Yosemite Nationalpark erreichen Carla seltsame Nachrichten ihres Bruders Darian. Dieser scheint ernsthaft in Schwierigkeiten zu sein. Carla bricht ihre Tour sofort ab und fliegt nach München. Kaum angekommen, erhält sie die Nachricht vom Tod Darians, der in Polen Suizid begangen haben soll. Carla ist überzeugt davon, dass ihr Bruder dies niemals getan hätte und begibt sich auf Spurensuche. Noch ahnt sie nicht, mit wem sie es dabei zu tun bekommt und welche todbringenden Konsequenzen dies mit sich zieht.
Zeitgleich wird in Deutschland die junge Wiebke Janssen als die neue und vielversprechende Kanzlerkandidatin gehandelt. Dabei wird sie vom „Internationalen Komitee für Wirtschaft, Technologie und Fortschritt“ gefördert. Die Zukunft für sich erscheint glanzvoll, der Wahlsieg scheint greifbar. Doch dann taucht der Verdacht des Plagiats ihrer Dissertation auf. Ein Umstand, der fatale Folgen hätte…

Das Buch beginnt mit einem sehr spannenden Prolog, der einen sofort fesselt. Doch die eigentliche Story wird in mehreren Handlungssträngen und ständig wechselnden Schauplätzen erzählt. Normalerweise führt dies dazu, dass die Spannung gesteigert wird. Hier fand ich es anfänglich eher verwirrend. Erst als sich die ganzen Figuren gefestigt hatten und man den Sprüngen zwischen den Handlungsorten folgen konnte, kam etwas Spannung auf.
„Plagiat“ ist kein Politthriller im eigentlichen Sinn, eher ein Thriller mit politischen Ansätzen, die sich aber immer mehr im Verlauf der Handlung verlieren. Stattdessen gibt es viel action mit wenig Tiefgang. Wiebke und der Plagiatsverdacht geraten immer mehr in den Hintergrund, dafür tritt Carla als Protagonistin immer mehr in den Vordergrund. Carla ist eine starke Frau und nicht nur zäh, sondern auch durchsetzungsfähig. Doch spätestens als Carla von Griechenland nach Deutschland radelt und aus jeder Ecke ihr eine helfende Hand entgegengestreckt wird, überspannt der Autor den Bogen der Glaubwürdigkeit um einiges.

Der Autor Jochen Frech gehörte lange Zeit einem SEK der Polizei an und stand auch mit dem israelischen Geheimdienst und einer Anti-Terror-Einheit in Verbindung. Der Mann weiß also wovon er schreibt. Sein eingebrachtes Fachwissen macht sich das ganze Buch hindurch bemerkbar. Vieles dürfte also dem realen Leben entnommen sein. Die Figuren in dem Buch sind klar unterteilt in die Guten und Bösen, leider allzu oft stereotypische Figuren, denen es nicht geschadet hätte, ein bisschen mehr Leben eingehaucht zu bekommen.

Zum Ende hin gibt es einen klassischen Showdown und einen runden Ausgang. Allerdings bleiben auch viele Fragen offen, die im Verlauf der Handlung auftauchen, aber leider nicht beantwortet werden.
Insgesamt ein temporeicher, aber nicht ganz so spannender Thriller. Das Thema war gut gewählt, die Umsetzung empfand ich nicht ganz so gelungen, da manche Aspekte nicht genügend ausgeleuchtet wurden.

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