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Veröffentlicht am 07.04.2022

Eine humorvolle und filmreife Buchvorlage für "Senioren zwischen Tüll und Tränen"

Man muss sich nur trauen (Die Online-Omi 16)
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Im Ullstein Verlag erscheint der neue Renate Bergmann Band "Man muss sich nur trauen", den Torsten Rohde geschrieben hat.

Renate Bergmann bringt ihre Freundin Gertrud unter die Haube und übernimmt sozusagen ...

Im Ullstein Verlag erscheint der neue Renate Bergmann Band "Man muss sich nur trauen", den Torsten Rohde geschrieben hat.

Renate Bergmann bringt ihre Freundin Gertrud unter die Haube und übernimmt sozusagen als Ersatz von Brautmutter und Brautjungfer die Planung der Feier. Denn darin kennt sie sich aus, schließlich hat sie bereits vier mal geheiratet. Von Blumenschmuck über das Kleid bis hin zum Essen muss an alles gedacht werden und auch Gunter, der Bräutigam bekommt Starthilfe durch Renate. Doch so ganz wie am Schnürchen läuft die Hochzeitsfeier dann doch nicht.

Diese Buchreihe mag ich sehr, denn die rüstige Online-Omi Renate hat schon so einiges in ihrem Leben gemeistert, vier Männer überlebt und lässt sich dennoch nicht unterkriegen. Sie wirft ihren Blick auf die heutige Generation und sagt offen und ehrlich ihre Meinung, auch wenn sie damit aneckt. Es ist interessant, welche Lebensweisheiten sie von sich gibt und oft hat sie einfach den Schalk im Nacken.

In diesem Band steht nun die Hochzeit von Gertrud und Gunter an. Was muss man alles bedenken, wenn die Braut schon über 80 ist? Da darf der Schuh nicht nur schick aussehen, er muss auch bequem sein und nimmt man ein weißes Kleid oder lieber nicht. Und wieviele Torten braucht man für die vielen Gäste? Kein Problem, Renate ist auch in diesen Fragen immer für einen hilfreichen Rat gut.

Auch wenn in diesem Buch die Hochzeit im Vordergrund stehen soll, so kommt diese eher etwas zu kurz. Denn auch in diesem Buch lässt Renate es sich nicht nehmen, über Alltägliches und aus ihrem Leben zu erzählen und schweift dann gern mal ab. Erzählen kann sie wunderbar, fast ohne Punkt und Komma. Doch das meine ich nicht im negativen Sinn. Es geschieht auf eine liebenswerte Art und Weise und mit einem trockenen Humort, der auch ihre Leseschaft erheitert und gute Laune beschert. Denn sie gewinnt auch den negativen Dingen des Lebens und dem Älterwerden noch die positiven Seiten ab.

Und auch die Nebenfiguren Ilse und Kurt sind wieder mitsamt ihrem Koyota dabei und werden liebenswert und mit Witz beschrieben. Eine Bereicherung war für mich auch Schleier-Elfie mit ihrem Buxen-Willy.

Mir persönlich kam die Ausgestaltung der Hochzeitsfeier etwas zu kurz, dafür zogen sich die Vorbereitungen zu sehr in die Länge. Aber so ist es ja auch im wahren Leben, eine aufwändige Planung für einen einzigen möglichst perfekten Tag.

Es war mir ein besonderes Vergnügen, Renate als Hochzeitsplanerin zu begleiten und die humorvolle Unterhaltung ist für alle Fans der Online-Omi ein Genuss.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.04.2022

Unterhaltsamer Cosy-Crime an der Nordsee mit einem Hauch französischer Küche

Austern surprise - Die Inselköchin ermittelt
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Im Heyne Verlag erscheint mit "Austern surprise - Die Inselköchin ermittelt" der zweite Teil der Inselköchin-Saga von Lili Andersen.

Die französische Köchin Louise Dumas hat sich inzwischen gut auf Pellworm ...

Im Heyne Verlag erscheint mit "Austern surprise - Die Inselköchin ermittelt" der zweite Teil der Inselköchin-Saga von Lili Andersen.

Die französische Köchin Louise Dumas hat sich inzwischen gut auf Pellworm eingelebt, sie bekocht zur Zeit eine Gruppe aus Archäologen, Ethnologen und Historikern, die angefeuert durch Funde im Wattenmeer als „Rungholtfreunde“ um die Bedeutung der sagenumwobenen Handelsstadt Rungholt streiten. Leider bleibt es nicht bei Diskussionen, es sterben ein Archäologe, die Polizei hält es für einen Unfall, Louise geht aber von einem Mord aus und stellt mit Unterstützung ihres Freundes Momme Mommsen erste Nachforschungen an. Damit mischt sie sich aber auch in die Arbeit der Inselpolizistin Solveig Olms ein.

Wie schon der erste Band, bietet auch der neue Fall um Inselköchin Louise eine schöne Mischung aus guter Unterhaltung, unblutiger Spannung und norddeutschem Inselflair mit Anklängen der französischen Küche. Das passt perfekt für eine gute Urlaubslektüre, denn das schön beschriebene Inselflair Pellworms mit Meer, Wind und salziger Luft macht auch Lust auf einen eigenen Besuch der Insel. Auch wenn die Tücken des Wattenmeeres bei Seenebeln durchaus Angst einflößen können.

Der Fall startet mit einem fesselnden Prolog und baut sich kontinuierlich auf, nach dem ersten Toten geht das Morden weiter und damit steigt auch die Spannung weiter an. Man kann wunderbar miträtseln, erlebt die sprachlichen Ausflüge ins Plattdeutsche und ins Französische und bekommt eine so eine authentische Atmosphäre beider Nationalitäten geliefert.

Dieser Krimi lässt sich ohne Vorwissen des ersten Buches lesen, man fährt aber besser, wenn man die Reihenfolge einhält und ich habe mich über das Wiedersehen mit den liebenswerten Figuren Louise, Tine und Momme gefreut. Die lebendig gezeichneten Figuren wuchsen mir weiter ans Herz, einige humorvollen Szenen lockern die Szenerie auf und die Rungholtsage wird auch auf interessante Weise eingebunden.

In Louises Küche entstehen einige wunderbare Gerichte, die ich gerne mitgegessen hätte. Und wie schon im ersten Band findet man zum eigenen Nachkochen auf den letzten Seiten des Buches ein paar Rezepte.

Ein schöner Cosy-Crime zum Abschalten, der sich als schöne Urlaubslektüre anbietet.

Veröffentlicht am 27.03.2022

Ausdrucksstark und bewegend geschriebener Roman

Was es braucht in der Nacht
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Bei DTV erscheint der Roman "Was es braucht in der Nacht" von Laurent Petitmangin.

Nach dreijähriger Krebserkrankung stirbt die Mutter von Fus und Gillou, 10 und 7, und ihr Mann steht mit den Kindern ...

Bei DTV erscheint der Roman "Was es braucht in der Nacht" von Laurent Petitmangin.

Nach dreijähriger Krebserkrankung stirbt die Mutter von Fus und Gillou, 10 und 7, und ihr Mann steht mit den Kindern allein da. Jetzt hat er neben seiner Arbeit auch den Haushalt und die Erziehung zu stemmen und muss nebenbei seine Trauer überwinden. Die ersten Jahre sind schwer, aber die Familie spielt gemeinsam Fußball und campt und hält zusammen. Doch mit zunehmendem Alter werden Fus schulische Leistungen schlechter und mit 20 schließt er sich falschen Freunden der rechtsextremen Szene an. Wie kann der Vater ihn von diesen Kreisen wegbringen? Er weiß sich keinen anderen Rat, als zu Schweigen und damit seine Missbilligung auszudrücken. Leider kommt es zu einer Tragödie.


Auf fast sachlich wirkende Weise und doch packend erzählt Laurent Petitmangin seine Geschichte aus der Perspektive eines Vaters, der gemeinsam mit seinen Söhnen den Verlust seiner Frau erleben muss. Der Vater setzt seine ganze Kraft dafür ein, um sich den Jungen so gut wie möglich zu widmen, er geht mit ihnen gemeinsam zum Fußball und zum Campen. Fus kommt durch Freunde in eine rechtsextreme Gruppe, was für den Vater als Sozialist nur schwer zu ertragen ist. Aber wie soll er sich verhalten? Er möchte seinen Sohn vor diesem Einfluß beschützen und schweigt, weil er auch nicht weiß, wie er nun handeln soll. Aber sein Schweigen sorgt für einen tragischen Verlauf, der in einer Tragödie endet.

Der Roman geht unter die Haut, denn er zeigt die Hilflosigkeit von Eltern, die ihre Kinder vor schlechtem Umgang und Einfluß schützen wollen und manche Dinge nicht beeinflussen können. So gerät auch Fus in Kreise, die dem rechten Milieu zuzuordnen sind. Der Vater macht sich Vorwürfe, hält aber auch nach Fus Fehltritt an ihm fest, auch wenn er selbst fast daran verzweifelt. Zum Ende der Geschichte sorgt eine spezielle Wendung für eine ergreifende Handlung.
Diese Geschichte geht unter die Haut und zeigt die Sorge von Eltern um ihre Kinder.

Veröffentlicht am 22.03.2022

Wohlfühlstimmung in Lütteby

Die Liebe tanzt barfuß am Strand
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"Die Liebe tanzt barfuss am Strand" heißt der Auftaktband der Wohlfühl-Serie 'Zauberhaftes Lütteby' von Gabriella Engelmann, die bei Droemer Knaur erscheint.

Im kleinen, charmanten Ort Lütteby an der ...

"Die Liebe tanzt barfuss am Strand" heißt der Auftaktband der Wohlfühl-Serie 'Zauberhaftes Lütteby' von Gabriella Engelmann, die bei Droemer Knaur erscheint.

Im kleinen, charmanten Ort Lütteby an der Nordseen wohnt die 35-jährige Lina Hansen gemeinsam mit ihrer Großmutter Henrikje und arbeitet im Tourismusbüro. Es gibt eine historisch begründete Fehde zwischen Lütteby und dem Nachbarort Grotersum, die immer noch für Aufregung sorgt. Außerdem erhält Lina einen neuen Chef, der mit seinem Verhalten gar nicht gut ankommt und Linas Gefühle durcheinander wirbelt. Und ihre beste Freundin Sinje, die Lüttebys Pastorin ist, möchte die alte Kapitänsvilla kaufen, in der es spuken soll. Richtig aufregend wird Linas Leben aber mit dem Fund des Glückstagebuchs ihrer Mutter, die verschwunden ist als Lina gerade erst wenige Wochen alt war. Und reines Gefühlschaos verursacht schliesslich die Rückkehr von Linas früherem Freund Olaf. Himmel, was ist denn plötzlich nur in Lütteby los?


"Nich lang schnacken - Kopp in Nacken" Zitat Seite 91

In diesem wunderbar heimelig wirkenden Roman wird man sofort von der herzlichen Freundschaft zwischen Lina und Sinje und der bezaubernden Stimmung in Lütteby erfasst. Die Gefühle und Erlebnisse der Protagonisten werden spürbar lebendig erzählt und die Handlung der Geschichte sorgt mit einigen Vorgängen für unterhaltsame Lesezeit mit einigen Höhen und Tiefen. Ich konnte mir die Figuren beim Lesen gut vorstellen und mit Lina die Sehnsucht nach ihrer Mutter mitfühlen und fand es wunderbar, dass sie mit ihrer Großmutter so eine wunderbare Ersatzmutter gefunden hat. Die Themen des Buches sind Freundschaft, Liebe und Zusammenhalt und die Familiensuche Linas bringt noch einmal eine spannende Komponente ins Spiel.

Der Erzählstil ist locker und flüssig und sorgt mit bildhaften Stimmungsbildern für hyggelige Stimmung, besonders wenn es um die Landschaft und die Kulinarik geht.

Bei der Handlung hätte es noch etwas mehr Tiefe geben können, aber ich vermute mal, die Spuren der Fehde aus der Vergangenheit werden noch intensiver in den nächsten Bändern auserzählt.

Die Kapitel werden übrigens mit schönen, teilweise amüsanten norddeutschen Sprüchen eingeleitet (siehe Zitat oben). Und am Ende gibt es wie bei den Büchern von Gabriella Engelmann üblich, auch einige besondere norddeutsche Rezepte für das körperliche Wohlbefinden. Ich sage nur Eiergrog und Friesentorte!

"Die Liebe tanzt barfuss am Strand" ist ein schöner Wohlfühlroman, der mich nach der Nordsee sehnen lässt und mir einen Lese-Kurzurlaub geschenkt hat.

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Veröffentlicht am 21.03.2022

Ein atmosphärischer Roman, der die Liebe und das Leben feiert

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
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"Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach" ist der Debütroman von Julia Mattera, der im Eichborn Verlag erscheint.

Die Geschwister Robert und Elsa Walch betreiben im Elsaß ein Landhotel, dessen gute ...

"Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach" ist der Debütroman von Julia Mattera, der im Eichborn Verlag erscheint.

Die Geschwister Robert und Elsa Walch betreiben im Elsaß ein Landhotel, dessen gute Küche viele Touristen anlockt. Elsa kümmert sich um die Gäste, während der brummige Junggeselle Robert für die Küche, die Hühner und den Gemüsegarten zuständig ist. Nur die besten Gemüse reifen in seinem Garten, vielleicht liegt es daran, dass er mit seinen Möhren spricht. Eines Tages trifft ein Gast aus England ein, die temperamentvolle Maggie, die Robert tief im Herzen berührt. Kann sie ihn aus seiner Zurückgezogenheit hervorlocken?

Man hört es immer mal, dass Menschen mit ihren Pflanzen sprechen, in diesem Buch lernen wir den Koch Robert kennen, der nicht nur mit seinem Gemüse spricht, sondern seinen Karotten auch noch schöne Namen gibt. Eine Art Wertschätzung, die ihm sehr am Herzen liegt und wo man merkt, hinter der rauen Schale liegt ein weicher Kern versteckt. Er ist schon ein merkwürdiger Kauz, sehr wortkarg und er pflegt kaum Kontakt zu anderen Menschen, am liebsten ist er bei seinen Pflanzen und Tieren und in der Küche. Seine einzigen Vertrauten sind seine Schwester Elsa und deren Zwillinge, auch ihnen gegenüber verhält er sich recht mürrisch, könnte sich aber ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Als er Maggie kennenlernt, erkennt er, wie schön das Leben auf einmal für ihn ist.

Die Figuren lernt man schnell kennen. Robert ist meistens nur zu seinem Gemüse und den Tieren nett. Dafür gewannen Elsa und ihre Zwillinge meine Sympathie, besonders weil die Zwillinge, so wie Kinder nun mal sind, allerlei Unfug anstellen. Die Kinderfrau Fatima ist eine Seele von Mensch und ihr Sohn Hassan arbeitet gerne im Garten und verhält sich ähnlich aufmerksam dem Gemüse gegenüber wie Robert. Fast unbemerkt sorgen sie dafür, dass sich Robert, der kauzige Eigenbrödler, öffnet. Ich habe gerne mitverfolgt, wie Robert sich nach und nach aus seinem Schneckenhaus wagt und seine Gefühle für Maggie ihn verändern.

Besonders schön empfand ich die achtsam erledigten Kochvorgänge und den wertschätzenden Umgang mit den Pflanzen und Lebensmitteln, wenn es auch etwas überspitzt beschrieben wird. Die Angst des Gemüses vor dem Ernten sehe ich dann doch eher als Metapher an. In Roberts Küche habe ich ihm gerne über die Schulter geschaut, es gibt einige köstliche Gerichte, die mir Appetit gemacht haben. Und für alle Kochfreunde gibt es im Anhang einige Rezepte zum Nachkochen.
Der Roman ist ruhig, unterhaltsam, manchmal poetisch und er beschreibt auf eine atmosphärische Art die Liebe und das Leben.

Dieser ruhige und atmosphärisch wirkende Roman ist lesenswert, denn er betont die Achtsamkeit für die Natur und wertschätzt die Liebe und das Leben.

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