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Veröffentlicht am 19.06.2017

Gegen Pest und Mordsgesindel

Der Blackthorn-Code – Die schwarze Gefahr
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1665 wird London von der Pest heimgesucht, pro Tag sterben tausende Menschen, und es gibt einfach kein Heilmittel dagegen. Oder doch? Ein Prophet taucht auf und verkündet, wer die nächsten Opfer sein werden, ...

1665 wird London von der Pest heimgesucht, pro Tag sterben tausende Menschen, und es gibt einfach kein Heilmittel dagegen. Oder doch? Ein Prophet taucht auf und verkündet, wer die nächsten Opfer sein werden, zur selben Zeit erscheint ein Apotheker namens Galen, dem es gelingt, vor den Augen von Pestärzten ein paar der Opfer zu heilen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, Galen wird angewiesen in der Blackthorn-Apotheke sein Mittel herzustellen, und Christopher kann nicht verhindern, dass ein Attentat auf ihn verübt wird, das er nur durch Glück überlebt. Plötzlich erkrankt auch noch Tom, und Christopher hat alle Hände voll zu tun, nicht nur der Pest zu entkommen, sondern auch perfiden Mördern, die den Aberglauben und die Verzweiflung der Londoner ausnutzen. Wie üblich ist es ihm eine große Hilfe, dass er von seinem Meister zu logischem Denken und Codeknacken ausgebildet wurde ...

Wie schon im ersten Abenteuer von Christopher und Tom ist auch dieses hier genial erdacht und geschrieben. Eine neue Freundin kommt hinzu, Sally, die er bereits aus dem Cripplegate-Waisenhaus kennt. Die Schrecken der Pest und die Angst der Menschen wird eindringlich festgehalten, obwohl es auch an Humor nicht mangelt, und mit einem gewitzten Jungen wie Christopher, seinem treuen Freund Tom und der wendigen, aufgeweckten Sally kann sich wohl jeder leicht identifizieren. Das Ganze ist sehr gut vom Sprecher Oliver Rohrbeck umgesetzt worden, der allen auftretenden Personen eine eigene Stimme und einen eigenen Charakter verleihen konnte. Bleibt also nur, eine klare Hör(Lese-)empfehlung auszusprechen und zu hoffen, dass bald der dritte Teil des Blackthorn-Codes herauskommt.

Veröffentlicht am 28.05.2017

Ziemlich beste Bullen

Kommando Abstellgleis
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Sie sind der Abschaum der Pariser Polizei: Säufer, Depressive, Krankfeierer, in Ungnade gefallene. Sie werden in eine extra für sie geschaffene Abteilung abgeschoben, in ein Büro, das nicht annähernd genug ...

Sie sind der Abschaum der Pariser Polizei: Säufer, Depressive, Krankfeierer, in Ungnade gefallene. Sie werden in eine extra für sie geschaffene Abteilung abgeschoben, in ein Büro, das nicht annähernd genug Platz hat für die 40 Leute, aus denen dieses Kommando Abstellgleis bestehen soll. Allerdings erwartet sowieso keiner, dass alle immer zur selben Zeit auftauchen, nicht einmal Anne Capistan, die diese Abteilung leiten soll. Sie war einst der Superstar der Kriminalpolizei, bis sie einmal zu oft und zu schnell geschossen hat. Eigentlich sollen diese Loser nur eines: Däumchen drehen, die Klappe und den Ball flach halten. Dass man ihnen ungelöste Fälle auf den Tisch wirft, ist eher Augenwischerei. Doch dann entdecken diese Abgeschobenen eine Verbindung zwischen zweien dieser Fälle und plötzlich besinnen sie sich ihrer Fähigkeiten und tun das, was gute Bullen tun: sie ermitteln. Und das fast ohne Ausrüstung und Befugnis, dafür mit mehr Einsatz und Originalität.

Ein großer Spaß, dieses Buch! Sehr französisch, was ich eigentlich nicht mag, dafür mit großer Leichtigkeit und Humor, was mir liegt. Natürlich ist eine ganze Menge an den Haaren herbeigezogen, die Verbindungen, die Zufälle, aber das wird wettgemacht durch eine zweigleisig erzählte Geschichte, in der als Versager abgestellte Beamte plötzlich zu Hochform auflaufen. Da werden mit Babyphonen Räume abgehört, ein Hungerstreik wird durch eine Mittagspause unterbrochen und ein Killer hat ein Herz für Katzen. Die Sprecherin kam super mit den französischen Namen und Ausdrücken zurecht und so kann ich nur sagen, dass ich dieses Buch empfehle für Leute, die mit fremdländischen Namen zurechtkommen und sich auf die unendliche Leichtigkeit des Seins einlassen können. 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 25.05.2017

"Kriminal" Haarmann

Haarmann
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Hannover, zwischen Ende des 1. Weltkrieges und 1924. Weimarer Republik, ausgeblutetes Volk, Typhus, Hunger, Abgestumpftheit prägen diese Zeit. Alle sehen zu, dass sie irgendwie über die Runden kommen, ...

Hannover, zwischen Ende des 1. Weltkrieges und 1924. Weimarer Republik, ausgeblutetes Volk, Typhus, Hunger, Abgestumpftheit prägen diese Zeit. Alle sehen zu, dass sie irgendwie über die Runden kommen, die meisten mehr schlecht als recht. Zu dieser Zeit tauchen so viele Knochen in der Leine auf, dass sie irgendwann abgelassen wird, um diese Sache zu untersuchen. Und bald steht fest - es sind menschliche Überreste. Jemand bringt Leute um. Dieser Jemand - damit spoilere ich nicht, da es den Tatsachen entspricht - heißt Fritz Haarmann und ist Polizeispitzel, was es ihm erleichtert, auf dem Bahnhof junge Männer anzusprechen und mit nach Hause zu nehmen. Er hat Sex mit ihnen, bringt sie um und verkauft dann ihr Fleisch an Nachbarn und ein Wirtshaus, auch die Sachen der Ermordeten finden dankbare Abnehmer. Lange Zeit geht er fast unbelästigt seinen grausamen Taten nach, geschützt durch unglaubliche Zufälle und geschützt durch die Polizei selbst, die einen "guten" Spitzel nicht verdächtigen will.

Eine Graphic Novel, die sich mit einem Serienkiller beschäftigt? Kann man da der Materie überhaupt gerecht werden? Man kann. Und das sehr gut. Bezeichnend für diese Geschichte ist wohl, dass hier nicht nur das reißerische Hauptaugenmerk auf dem Killer liegt. Tatsächlich erhält der seine Charakterstudie dadurch, dass mit ihm interagierende Personen durch ihre Handlungen und ihr Denken Haarmann besser beschreiben, als das durch den intensiven Fokus auf ihm selbst geschehen könnte. Die Geschichte ist sehr gut ausgefeilt und wird durch die Superzeichnungen getragen. Im Innenteil des Buches gibt es Kurzbeschreibungen all seiner Opfer (auch wenn die Story der Beschreibung des Friedel Rothe widerspricht) und am Ende gibt es auch noch einmal eine Kurzzusammenfassung zu Haarmann und der Zeit, in der er agierte. Eine empfehlenswerte GN, düster, beklemmend und man fragt sich manchmal, wer das Monster ist: derjenige, der tötet oder diejenigen, die durch ihre Gier, ihre Selbstzufriedenheit und durch ihre Arroganz den Morden Vorschub leisteten.

Veröffentlicht am 06.05.2017

Mission impossible: four friends

Die geheime Benedict-Gesellschaft
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Reynie ist ein elfjähriger Waise, der eines Tages auf eine Anzeige stößt, in der besondere Kinder gesucht werden. Er macht die Auswahltests mit und besteht sie alle, genauso wie Kate, Kleber und die winzige ...

Reynie ist ein elfjähriger Waise, der eines Tages auf eine Anzeige stößt, in der besondere Kinder gesucht werden. Er macht die Auswahltests mit und besteht sie alle, genauso wie Kate, Kleber und die winzige Constance. Erst jetzt erfahren die vier Kinder, was sie zu der geheimen Benedict-Gesellschaft führt. Wenn sie bereit sind, werden sie für Mister Benedict Geheimagenten sein, denn jemand versucht, die Weltherrschaft zu übernehmen, indem er unterschwellige Botschaften über die Medien verbreiten lässt und den Menschen den Notstand einredet. Reynie und seine neuen Freunde kommen in das Internat des Mister Curtain und stoßen dort auf eine riesige Intrige, bei der Menschen unter anderem das Gedächtnis gelöscht werden soll.

Die vier sind mal echt sehr besondere Kinder. Reynie ist ein echter Denker, der kriegt schnell jeden Zusammenhang mit (mich jedenfalls hat er öfter alt aussehen lassen). Kleber, der eigentlich George Washington heißt, hat ein fotografisches Gedächtnis und kann sich alles merken, was er je gehört oder gesehen hat. Kate ist sportlich und extrem tapfer und Constance - na, die ist winzig, stur bis einer weint und ohne sie ginge gar nichts. Mir hat das Buch jedenfalls mega Spaß gemacht beim Lesen, zumal ich vor ein paar Monaten ja aus Versehen über das Buch des Nicolas Benedict gestolpert bin und schon sehr begeistert war. Hier hat mal ein Autor echt Spaß gehabt, Kindern was zuzutrauen und originelle Einfälle zu verarbeiten, das alles super verpackt in eine spannende Geschichte und mit viel Wert auf Freundschaft und Zusammenhalt, ohne in was Belehrendes abzutauchen. Fand ich cool. Werde die Nachfolger auch noch lesen und empfehle das Buch allen, die noch Kind geblieben sind oder Erwachsensein nicht als Fulltimejob ansehen.

Veröffentlicht am 26.04.2017

Magie für Muggle

Harry Potter und der Stein der Weisen (Schmuckausgabe Harry Potter 1)
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Die Geschichte um den Waisen Harry, der dem Stein der Weisen nachjagt in seinem ersten Abenteuer, ist wohl mittlerweile so gut wie jedem bekannt, der nicht völlig ignorant ist oder die letzten 20 Jahre ...

Die Geschichte um den Waisen Harry, der dem Stein der Weisen nachjagt in seinem ersten Abenteuer, ist wohl mittlerweile so gut wie jedem bekannt, der nicht völlig ignorant ist oder die letzten 20 Jahre auf einer Insel verschollen war. Für diejenigen eine kurze Zusammenfassung:

Harry ist ein Waise, der bei seinen missgünstigen Verwandten, Onkel Vernon, Tante Petunia und Cousin Dudley, aufwächst. Sie behandeln ihn wie einen Hauselfen, obwohl sie nicht mal wissen, was das ist, lassen ihn in einer Besenkammer schlafen und als Aschenputtel arbeiten. Das ändert sich an seinem 11. Geburtstag, denn da erfährt Harry, dass er ein Zauberer ist und ab jetzt auf die Zaubererschule Hogwarts gehen wird. Doch er ist ein Waise, weil seine Eltern von Voldemort getötet wurden, und dieser fängt gerade erst an, sich von einer gewissen Unpässlichkeit zu erholen und wieder sein Unwesen zu treiben. Harry gerät in Lebensgefahr - doch er findet auch die besten Freunde der Welt: Ron Weasley, den rothaarigen Schlacks, der besser Schachspielen kann als Kasparow und Hermine Granger, das wandelnde Wikipedia. Gemeinsam stellen sie sich unvorstellbaren Gefahren.

Eine Neuausgabe - braucht's die wirklich? Nun, vielleicht nicht im Sinne von "Wie die Luft zum Atmen" oder "Salz im Essen", aber wirklich schaden tut's nicht. Schon gar nicht mit diesen extrem genialen Illustrationen. Für mich hätten die Landschaftszeichnungen ein bisschen "hübscher" oder "deutlicher" sein dürfen, aber dafür glänzt diese Ausgabe mit absolut gelungenen Porträts, die Altbekanntes aufgreifen, aber trotzdem was Eigenes hinzufügen. Richtig gut sind zwischendurch auch Referenzen auf Newt Scamander mit den verschiedenen Vorstellungen des Trolls beispielsweise, was im Original so nicht vorkommt, ganz großes Kino. Auch gefallen hat mir, dass in dieser Ausgabe endlich Sirius Black Sirius Black heißen durfte und nicht mit "der junge Sirius Schwarz" erwähnt wird. Was soll ich sagen? Das Buch ist absolut empfehlenswert und ich kann's nicht erwarten, auch die anderen davon in den Händen zu halten.