Die Schafe ermitteln wieder, humorvoll, poetisch und melancholisch
Inhalt:
Es ist Winter geworden in Frankreich und gemeinsam mit ihrer Schäferin Rebecca erleben die Schafe von Glennkill hautnah mit, dass scheinbar ein Werwolf sein Unwesen in den Wäldern nahe des geheimnisvollen ...
Inhalt:
Es ist Winter geworden in Frankreich und gemeinsam mit ihrer Schäferin Rebecca erleben die Schafe von Glennkill hautnah mit, dass scheinbar ein Werwolf sein Unwesen in den Wäldern nahe des geheimnisvollen Schlosses treibt. Die Schafe beginnen mit ihren Ermittlungen und bemerken bald, dass sie dieser Sache nur geschlossen als Herde und mit viel Köpfchen und Mut begegnen können. Einige Dinge scheinen nämlich wirklich sehr seltsam: Die sehr blutig im weissen Schnee drapierten Rehe, die geheimnisvoll vor sich hin quakenden Menschen - insbesondere der Schlossherr, der Gesichter macht - und die zerfetzten roten Kleidungsstücke ihrer Schäferin. Zum Glück verstehen die Ziegen auf der Nachbarweide das Quaken der Menschen und können auch sonst mit einigen Tipps und Tricks weiterhelfen, wo die Schafe im Dunkeln tappen.
Meine Meinung:
Vielleicht erinnert ihr euch noch an meine begeisterte Rezension zu "Glennkill", das ich vor ein wenig mehr als drei Jahren gelesen habe. Deshalb habe ich sofort zugegriffen, als ich vor einigen Monaten dann auch noch "Garou" auf einem Büchertisch gratis zum Mitnehmen vorfand und ich kann euch jetzt schon verraten, dass ich hin und weg war von dieser Fortsetzung. Zuerst einmal hat mir das Setting sehr gut gefallen: ein einsam gelegenes Schloss in Frankreich, ein Wald und eine Schaf-, sowie eine Ziegenweide. Sonst gibt es nur ein paar Anwohner, aber ansonsten bleibt alles sehr einsam, still und auch ein wenig unheimlich. Die Ruhe währt aber - klar - nur kurz und ein paar richtiggehend zerfetzte Rehe liegen plötzlich im weissen Schnee. Weiter hat mich überzeugt, wie die Schafe wieder die Ermittlungen übernehmen und dies sogar mit der aussergewöhnlich originellen Hilfe einer Ziegenherde. Es herrscht zwar eine spezielle Hass-Liebe zwischen den beiden Herden, aber schnell merken die Schafe, was sie alles von den Ziegen lernen können und umgekehrt. Enorm witzig, klug, poetisch und sprachgewandt wird hier eine Geschichte erzählt, in der die Franzosen Menschen sind, die in den Ohren der die Englische Sprache gewohnten Schafe "quaken", in der es einen Schlossherr gibt, der Gesichter machen kann, in der aber auch Menschen auftauchen, die Rehe jagen und die einen Garou in sich tragen.
Schreibstil:
Man stelle sich vor, man sei ein Schaf...schwierig, oder nicht? Aber es gelingt Leonie Swann auch in diesem Buch, sich mit viel Feingefühl, äusserst humorvoll und ein wenig philosophisch in ein Schaf hineinzuversetzen. Dinge, die für uns Menschen selbstverständlich sind, würden Schafe also ganz anders "benennen". Dinge, die für Schafe selbstverständlich sind, nämlich, wie man grast oder auch, dass man Zigarettenstummel nicht essen sollte, erscheinen den Menschen im Buch nicht wirklich als logisch. Anders als im Erstling der Autorin kommt in Garou eine ganz andere Stimmung auf. Die ist nicht düster, sondern melancholisch. Der Winter ist da, der Tod greift um sich und so tragen die Schafe nicht nur Vorfreude auf den nahenden Frühling, sondern auch einige Gedanken um das eigene Sterben und Vergehen mit sich. Vor allem die inneren Monologe des Leitwidders, des Winterlamms oder auch des Garous haben wir diesbezüglich wirklich sehr gut gefallen. Schade, dass bisher kein weiterer Schafskrimi der Autorin erschienen ist, ich würde das Buch sofort verschlingen. Nun werde ich mir halt bald die anderen beiden Krimis gönnen, die Leonie Swann in der Zwischenzeit geschrieben hat.
Meine Empfehlung:
Sehr gerne empfehle ich euch auch den zweiten Schafskrimi von Leonie Swann weiter. Ich bin mir aber sicher, dass es sehr sinnvoll ist, zuerst "Glennkill" und dann erst "Garou" zu lesen. Schliesslich hat die Herde in der Zwischenzeit eine grosse Entwicklung durchgemacht.