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Veröffentlicht am 21.08.2022

Gut & Böse

The School for Good and Evil, Band 1: Es kann nur eine geben. Filmausgabe zur Netflix-Verfilmung
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In dem kleinen Dorf Gavaldon werden alle vier Jahre zwei Kinder gestohlen, ein "gutes" und ein "böses". Was auch immer die Dorfbewohner unternehmen, wie sehr sie ihre Kinder auch verstecken oder bewachen, ...

In dem kleinen Dorf Gavaldon werden alle vier Jahre zwei Kinder gestohlen, ein "gutes" und ein "böses". Was auch immer die Dorfbewohner unternehmen, wie sehr sie ihre Kinder auch verstecken oder bewachen, es passiert, und niemand sieht, wie genau. Die wunderschöne Sophie jedoch möchte entführt werden, denn sie ist überzeugt davon, dass sie ihrem Traumprinzen begegnen wird, genauso wie sie sicher ist, dass ihre abgrundtief hässliche Freundin Agatha entführt wird, um eine böse Hexe zu werden.

Sie hat auch Recht, beide Mädchen werden gekidnappt, doch dann ist auch schon Schluss mit Sophies Tagträumereien. Denn statt dass sie die schöne, gute Prinzessin mit einem Happy End wird, ist es Agatha, die in der Schule der Guten abgeliefert wird, während hingegen sie in die Schule der Bösen kommt. Es scheint, jemand schaut nicht nur auf das Äußere eines Menschen, sondern auch auf den Charakter.

Eigentlich ist das eine tolle Voraussetzung für eine mitreißende Märchenumsetzung, doch genau daran hapert's gewaltig. Am mitreißend. Tatsächlich scheint sich der Autor an richtigen Märchen zu orientieren, die ja auch eher nach dem Schema ablaufen: erst passierte das, dann das und dann das, einfach so runtererzählt, ohne dass irgendwie Spannung aufgebaut wurde. Nach dem ersten, netten, wenn auch vorhersehbaren Twist mit Sophie passierte nichts mehr, das überraschen konnte und weder Schreibstil noch die Personen konnten großartig überzeugen. Der Schluss hat mich ratlos zurückgelassen, bis ich gesehen habe, dass es einen zweiten Teil geben wird. Also dann, aber eher ohne mich. Ciao, Sophie und Agatha.

Veröffentlicht am 04.08.2022

Giftmischerin

Die versteckte Apotheke
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London 1791: Es gibt eine verborgene Apotheke, heißt es. In denen wird Frauen geholfen, die Probleme mit Männern haben. Gewalttätige Ehemänner, Brüder, Arbeitgeber - die dann plötzlich und unerwartet sterben. ...

London 1791: Es gibt eine verborgene Apotheke, heißt es. In denen wird Frauen geholfen, die Probleme mit Männern haben. Gewalttätige Ehemänner, Brüder, Arbeitgeber - die dann plötzlich und unerwartet sterben. Die Apothekerin Nella mischt ihnen Gift zusammen, für jeden Anlass das richtige. Sie tut das nur für Frauen, denn auch sie wurde einst von einem Mann betrogen und hintergangen. Eines Tages betritt die zwölfjährige Eliza ihr geheimes Hinterzimmer, im Auftrag ihrer Herrin, die ihren Mann tot sehen möchte. Durch unvorhergesehene Ereignisse wird plötzlich aus der Rächerin der Frauen die Gejagte der Männer.

London, Gegenwart: Die frisch aus Ohio eingetroffene Caroline will ihren untreuen Mann vergessen und die Stadt genießen. Bei einer Mudlarkingtour findet sie ein altes Fläschchen und kommt einem 200 Jahre altem Geheimnis auf die Spur.

Das klingt doch alles eigentlich richtig mega, oder? Was soll da schon schiefgehen? Kleiner Spoiler: alles. Es fängt schon damit an, dass Caroline einfach eine extrem nervige Protagonistin ist, die mir quasi vom ersten Auftritt an so sehr auf den Zeiger ging, dass ich sie in die Themse schubsen wollte. Eine Frau, die nur am Selbstbemitleiden war und ohne Mann aufgeschmissen. Und sie war einfach nur dumm. Schon allein, wie sie die Apotheke aufgespürt hat, war einfach nur an den Haaren herbeigezogen.

Anfangs mochte ich den Vergangenheitsstrang eigentlich noch ganz gern. Nicht, dass ich gutheißen konnte, was Nella da trieb, da sie ja nie einen Beweis dafür hatte, was ihr erzählt wurde, aber trotzdem war es interessant. Aber dann begann so viel unlogischer Schwachsinn, dass einem schwindlig werden konnte. O-Ton Nella: Ich schütze die Frauen, die die Männer umbringen, indem ich ... sie in einem Buch vermerke? Mit Namen, Anschrift und allen Daten, die zur Überführung nützlich sind? Das war das erste Mal, dass ich mir nur an den Kopf fassen/wahlweise meinen Kopf gegen etwas Hartes rammen wollte.

Dann wollte uns die Autorin weismachen, dass ein zwölfjähriges Bauernmädchen nicht weiß, was die Periode ist? Da kam ich mir ja gar nicht verar...t vor. Dann begann das Victim-Shaming. Nella sagt zu Eliza, es ist egal, in welches Fläschchen sie das Gift abfüllt. Dann ist es plötzlich ein Fläschchen, mit dem man das Gift zur Apotheke zurückverfolgen kann, aber plötzlich ist Eliza diejenige, die einen Fehler gemacht hat? Sind hier alle verrückt geworden? Wenn Nella zu dumm ist, nur ungekennzeichnete Gefäße zu verwenden, dann soll sie doch bitte nicht dem Mädchen die Schuld geben.

Es gab da so den einen oder anderen Bock, der in dieser Hinsicht geschossen wurde. Ich fand auch das Lektorat relativ mies. Die Charaktere - allen voran Caroline - benahmen sich immer furchtbar theatralisch. Da wurde bei wirklich alltäglichen Dingen nach Luft geschnappt, die Augen aufgerissen, die Hand an die bebende Brust gepresst, dass man als geneigter Leser nur noch Abstand von dieser hysterischen Frau halten wollte. Außerdem kamen so Sachen vor wie "Ich wurde weiß wie die Wand". Oh, ja. Klar. Das sieht man ja so gut als Erzähler. Wahrscheinlich narzisstisch veranlagt, sodass sie dauernd einen Spiegel vor ihr Gesicht hält. Wie man sehen kann, hat mich dieses Buch also nur marginal beeindruckt, und eine Empfehlung kann ich echt nicht aussprechen.

Veröffentlicht am 25.06.2022

Der Anwalt im Café

Das unglaubliche Leben des Wallace Price
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Wallace Price ist ein erfolgreicher, harter, unversöhnlicher Anwalt. Er hat eine große Firma mit Partnern aufgebaut und sein Ruf ist so rühmlich wie berüchtigt. Leider kann er seinem 120-Stunden-Job pro ...

Wallace Price ist ein erfolgreicher, harter, unversöhnlicher Anwalt. Er hat eine große Firma mit Partnern aufgebaut und sein Ruf ist so rühmlich wie berüchtigt. Leider kann er seinem 120-Stunden-Job pro Woche nicht mehr nachgehen, weil ihm etwas Unangenehmes dazwischenkommt: Er stirbt. Mit einem Mal findet sich Wallace in einer Art Zwischenwelt wieder, in einem Café zusammen mit einem weiblichen Sensenmann (Sensenfrau?), einem Geisterhund, einem Geisteropa und dem Wächter Hugo. Dort verbringt er seine Tage mit wasauchimmer warumauchimmer und langweilt die Leser nach kurzer Zeit selbst zu Tode. Nur dass wir Leser leider keine leckeren Törtchen von Hugo bekommen.

Wie man hier merkt, bin ich alles andere als begeistert von der Geschichte und obwohl sie wieder genauso gut vorgelesen wurde wie Mr Parnassus, hat es nicht gereicht, um mich zu überzeugen, mir auch noch den Rest anzuhören. Bei der Hälfte habe ich abgebrochen, weil einfach überhaupt nichts passiert ist bzw sich alles ständig wiederholt hat. Das ist einfach enttäuschend, weil es nämlich richtig gut und witzig angefangen hat und ich direkt ein paarmal schmunzeln konnte. Doch sobald Wallace in dem Café eintrifft, ist Ende mit Witz und Charme, stattdessen bekommt man ständig altbackene Glückskekssprüche zu hören. Ja, das war bei Parnassus auch schon so, aber da haben die Kinder Esprit reingebracht, es war erträglich. Hier war es das für mich nicht mehr, sodass ich beschlossen habe, Mister Klune und ich werden wohl nicht mehr zusammenkommen und gehen zukünftig getrennter Wege.

Veröffentlicht am 07.06.2022

Wie es euch gefällt

Loveless (deutsche Ausgabe)
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Georgia ist achtzehn, hat gerade die High School geschafft und mit dem Studium angefangen. Sie ist zurückhaltend, aber zum Glück sind ihre beiden besten Freunde ebenfalls in derselben Stadt wie sie, wenn ...

Georgia ist achtzehn, hat gerade die High School geschafft und mit dem Studium angefangen. Sie ist zurückhaltend, aber zum Glück sind ihre beiden besten Freunde ebenfalls in derselben Stadt wie sie, wenn auch nicht in derselben Uni. Dafür freundet sie sich mit ihrer neuen Zimmergenossin an, die im Gegensatz zu ihr von einer Party zur nächsten schwebt. Georgia liebt Theater, Shakespeare und romantische Filme, ist aber noch nie geküsst worden. Allein der Gedanke daran, dass ihr so etwas wie Nähe oder gar körperliche Intimität passieren könnte, bereitet ihr Übelkeit. Dennoch: Sie will es jetzt probieren mit der Liebe und Romantik und allem, was dazu gehört. Doch gehört überhaupt was dazu? In diesem Jahr lernt sie nicht nur verschiedene Leute kennen, sondern auch etwas Entscheidendes über sich selbst.

Ein zeitgenössisches Thema, in dem LBGT+ aufgegriffen wird und ich auch wirklich über asexuelle und aromantische Protagonisten gelesen habe. Und ganz sicher ist es auch wichtig, darüber zu schreiben. Aber ganz ehrlich? Die Umsetzung fand ich nicht gelungen. Es fängt schon damit an, dass Georgia einfach mal keine Protagonistin ist, die eine Geschichte am Leben erhält. Sie hat ein Temperament wie eine verwelkende Topfpflanze - um ehrlich zu sein, selbst Rodney, die tatsächlich vorkommende und ständig verwelkende Topfpflanze des Buches hatte mehr Persönlichkeit als sie. Dann ist mir auch schon die Prämisse suspekt: Mit 18 ist man also komisch, wenn man noch nie geküsst oder Sex hatte und darüber muss man sich ewig den Kopf zerbrechen? Darum muss echt ein furchtbares Trara gemacht werden?

Ich wäre nicht mal auf die Idee gekommen, jemand könnte asexuell oder aromantisch zu sein, nur weil irgendwer mit 18 (!) sich nicht für eigene Liebesbeziehungen interessiert. Kein Wunder, dass die Teenieschwangerschaften in England am höchsten sind, wenn man in dem Alter schon permanent darüber nachdenken muss. Überhaupt dieses Nachdenken. Eigentlich eine gute Sache. Aber immer dasselbe? Ständig im Kreis drehend? Und dann über eine so vergleichsweise unwichtige Sache wie "Aber ich bin noch nicht geküsst worden und möchte das eigentlich nicht"? Ja, vielleicht bin ich in der Hinsicht gefühllos, aber ich fand es einfach nur langweilig und für diese Altersgruppe tatsächlich albern, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.

Veröffentlicht am 23.03.2022

Kriegerinnen und Götter

Die Götter müssen sterben
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Im Volk der Amazonen sind die Kriegerinnen diejenigen, die angesehen werden. Zur Zeit des Trojanischen Krieges werden sie ihre Gefallenen rächen, so lautet eine Prophezeiung der Göttin Artemis. Doch dann ...

Im Volk der Amazonen sind die Kriegerinnen diejenigen, die angesehen werden. Zur Zeit des Trojanischen Krieges werden sie ihre Gefallenen rächen, so lautet eine Prophezeiung der Göttin Artemis. Doch dann wird ausgerechnet Areto ihre Erwählte, Areto, die keine Kriegerin ist und die bis zu diesem Tag kaum einer beachtet hat. Warum erhält sie all diese Kräfte? Diese Entscheidung, selbst von einer Göttin, findet nicht überall Zustimmung, sondern spaltet die Amazonen. Und das, obwohl sie nur gemeinsam überleben können - und auch dann nur, wenn Götter sterben.

Eigentlich ist das genau mein Buch. Griechische Mythologie, Kämpfe, Diversität, David gegen Goliath - was kann da schon schief gehen? Antwort: Fast alles. Es fängt schon damit an, dass ich mit dem Schreibstil überhaupt nicht warm wurde. Er war gleichzeitig ausschweifend und auch auf überdrehte Art psychedelisch und ich fand furchtbar anstrengend, dass es so viele Perspektiven gab, von denen ich die Hälfte als reine Lückenfüller empfand. Es war insgesamt ein Buch, das mich enttäuscht hat, und bei dem es mir schwer fiel, mich bis zum Schluss durchzukämpfen.