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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2017

Beeindruckende Familiengeschichte

Das Haus der schönen Dinge
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„...Ehrfürchtig hatten sich die geladenen Gäste wie auch das Verkaufspersonal am Eingang um den roten Teppich aufgereiht, während Thea und Jacob dem königlichen Besucher ihre erste Aufwartung machten...“

Wir ...

„...Ehrfürchtig hatten sich die geladenen Gäste wie auch das Verkaufspersonal am Eingang um den roten Teppich aufgereiht, während Thea und Jacob dem königlichen Besucher ihre erste Aufwartung machten...“

Wir schreiben das Jahr 1897. Thea und Jacob Hirschvogl stehen vor ihrem größten Tag. Ihr neues Kaufhaus am Rindermarkt in München wird heute feierlich eröffnet. Zu den Gästen gehört ebenfalls Seine Majestät, der Prinzregent. Obiges Zitat bezieht sich auf seine Ankunft. Für den jüdischen Kaufmann Jacob Hirschvogl ist es eine besondere Ehre, zum königlich bayrischen Hoflieferant ernannt worden zu sein.
Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman über den Aufstieg und Fall einer Kaufmannsfamilie geschrieben. Gleichzeitig gibt das Buch wichtige Etappe bayrischer Geschichte wieder.
Der Personen werden gut charakterisiert. Jacob ist Kaufmann mit Leib und Seele. Sein Ehrgeiz allerdings hält sich in Grenzen. Dafür zeichnen ihn Gewissenhaftigkeit und ein gesundes Gefühl für geschäftliche Gefahren aus. Treibende Kraft für die Erfolge ist seine Frau Thea. Sie hat ein Händchen dafür, wie ein Kaufhaus zu dekorieren ist, was bei der Kundschaft ankommt und nimmt zusätzliche Angebote in Angriff. Kaufhaus Hirschvogl bietet gehobenen Standard und viel für das Auge. Beide sorgen dafür, dass sich die Angestellten wohlfühlen und fallen in Notzeiten durch ihr soziales Engagement auf. Für die Tochter Lily ist das Kaufhaus ihr zweites Zuhause. Sie träumt davon, einmal die Leitung übernehmen zu dürfen. Das sieht ihr Vater anders. Der verpflichtet Benno, den ältesten Sohn, eine kaufmännische Lehre zu absolvieren. Benno beugt sich, hat aber andere Träume, die er nach seiner Volljährigkeit auch verwirklicht.
Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Anschaulich und mit treffenden Bildern beschreibt die Autorin das Kaufhaus und Theas verschiedene Dekorationen. Ich konnte mir alles prima vorstellen. Freundschaften der Eltern und der Kinder spielen für die weitere Entwicklung ebenso eine Rolle wie die gesellschaftlichen Verhältnisse. Erste Probleme gibt es in den Zwanziger Jahren. Plötzlich redet die Politik davon, Juden ausweisen zu wollen. Thea und Jacob leben seit mehreren Generationen in München. Das schützt sie plötzlich nicht mehr vor Anfeindungen. Alles, was sie tun, wird ins Gegenteil verkehrt. Doch die Zeiten werden wieder besser. Lily nimmt zunehmend zusammen mit ihren Eltern die Geschäfte in die Hand. Sie ahnen nicht, was ihnen in wenigen Jahren drohen wird. Gut wird von der Autorin herausgearbeitet, wie sich in schwierigen Zeiten zeigt, auf welche Freunde sie sich stützen können. Sehr gekonnt wird dargestellt, wie tief die gesellschaftlichen Veränderungen ins Privatleben eingreifen. Für eine lange hinausgeschobene Entscheidung kann es von einer Minute auf die andere zu spät sein. Mancher hofft, auf Kosten der anderen ein Schnäppchen machen zu können. Selbst vor dem Alter hat die braune Jugend kein Respekt.
Besonders betroffen gemacht hat mich der kurze Abschnitt im Jahre 1952. Fehlendes Schuldbewusstsein macht Opfer zu Beschuldigten und Täter zu Opfern.
Zu den stilistischen Höhepunkten gehören die vielfältigen Gespräche. Hier werden nicht nur persönliche, sondern auch politische Fragen zum Teil konträr auf den Punkt gebracht.
Auch die Wiedergabe der Emotionen ist sehr gut gelungen, sei es Freude oder Trauer. Es bedurfte nicht vieler Worte. Oft sagten die Taten der Protagonisten alles aus.
Ein Stammbaum auf der ersten Innenseite, die Einladung zur Eröffnung des Kaufhauses, ein Stadtplan von München auf der letzten Umschlagseite und ein ausführliches Glossar ergänzen das Buch.
Das Cover mit den Blick der jungen Frau in das Kaufhaus wirkt sehr ansprechend.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Geschichte hat mich berührt und bewegt. Die
Autorin versteht es, mich als Leser mit ihren Protagonisten träumen, bangen und kämpfen zu lassen.
Ein Zitat aus ihrem Nachwort soll diese Rezension abschließen:

„...In der Zeit des Nationalsozialismus wurden diese Geschäfte in unsern Innenstädten ausgelöscht – wie alles, was jüdischen Ursprungs war...Damit haben wir weitaus mehr verloren als „nur“ Kauf- und Warenhäuser. Letztendlich ist es ein Teil unserer Kultur, der für immer fehlt...“

Veröffentlicht am 27.05.2017

Spannende Krimis quer durch Sachsen

Sachsenmorde 2
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„...Er vernahm die Worte Hildigunds, doch sie umspielten ihn nur wie Wasser einen Baumstamm im Fluss, glitten an ihm ab, erreichten ihn nicht...“

Die Anthologie enthält 13 Krimis. Sie alle spielen im ...

„...Er vernahm die Worte Hildigunds, doch sie umspielten ihn nur wie Wasser einen Baumstamm im Fluss, glitten an ihm ab, erreichten ihn nicht...“

Die Anthologie enthält 13 Krimis. Sie alle spielen im Freistaat Sachen und sind von 13 unterschiedlichen Autoren.
Den Auftakt bildet die Suche nach einem verschwundenen Gemälde in Chemnitz. Die Geschichte zeichnet sich durch einen feinen Humor aus. Besonders raffiniert gestrickt ist die letzte Geschichte. Hier ist der Leipziger Kopfbahnhof der Ort der Handlung.
Dazwischen führen mich die Handlungen der Geschichten quer durch das Land. Es geht um Mord und Drogenschmuggel, um die Aufarbeitung der Vergangenheit und Selbstjustiz. Die verschiedenen Handschriften der Autoren sorgen für Abwechslung. In manchen Geschichten laufen die Ermittler zu großer Form auf, in anderen sorgt Kommissar Zufall für Gerechtigkeit.
In einem besonderen Fall hofft ein Geist, dass seine Ermordung endlich aufgeklärt wird und er dann Ruhe findet. Hier wird gekonnt studentische Neugier und das Hochwasser in Meißen miteinander verknüpft.
Zu meinen Lieblingsgeschichten gehört „Flammentod“. Kommissar Hohenstein ist pensioniert. Trotzdem lässt ihn ein Brand im Ort nicht los. Allerdings bestimmt seine Frau, wo es langgeht. Doch seine Gedanken kann sie noch nicht kontrollieren, wie das obige Zitat zeigt. Es ist außerdem ein Beispiel für den ausgereiften Schriftstil des Autors.
Auch der Schriftstil von „Steves Tag“ lässt aufhorchen. Steve träumt vom großen Coup. Dafür hat er eine Idee. Noch ahnt er nicht, wer seine Stammtischfreunde wirklich sind. Zu den stilistischen Höhepunkten gehört neben dem überraschenden Schluss das Gespräch am Stammtisch, insbesondere wegen des sehr unterschiedlichen Wortschatzes der Beteiligten.
Kenner des Waldenburger Museums werden nach Lesen der dazu gehörenden Geschichte die Ausstellung mit anderen Augen betrachten. Wie heißt es so schön? Man trifft sich im Leben meist zweimal.
Auf eine letzte Erzählung möchte ich noch eingehen. Es ist die zweite in der Anthologie. Eine junge Frau ist auf der Suche nach ihrer vor Jahren verschollenen Mutter. Es ist eher eine leise Geschichte, die durch stimmungsvolle Landschaftsbeschreibungen auffällt. Außerdem spielt Kater Colombo eine nicht unwesentliche Rolle. Ein zitat aus dieser Geschichte sei mir noch gestattet:

„...Dass die alteingesessenen Altenhofer sie seit einer Weile nicht mehr in die Kategorie durchgeknallte Irre steckten, sondern sie mittlerweile der Kategorie Kräuterhexe zuordneten, - das war schon ein Lob. Sächsisch rau, aber herzlich...“
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Alle Geschichten haben mich gut unterhalten. Es gibt keine, die mich nicht angesprochen hätte. Gleichzeitig lerne ich als Leser dabei manche Sehenswürdigkeit Sachsens kennen.
Das Cover mit den Blick auf Dresden passt.
Kurze Informationen zu den Autoren und eine Karte Sachsens mit den Handlungsorten ergänzen das Buch.
Dem Verlag ist erneut eine ausgezeichnete Anthologie gelungen, die mit Sicherheit jedem Liebhaber von Kurzkrimis eine Menge spannender Unterhaltung liefert.

Veröffentlicht am 27.05.2017

Steif und Kantigs dritter Fall

Landluft und Leichenduft
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Isabella Steif und Charlotte Kantig, Schwestern und pensionierte Lehrerinnen, sind unterwegs zu einer Versammlung im Rathaus. Es geht um den Standort für neue Windräder. Doch tumultartige Szenen sorgen ...

Isabella Steif und Charlotte Kantig, Schwestern und pensionierte Lehrerinnen, sind unterwegs zu einer Versammlung im Rathaus. Es geht um den Standort für neue Windräder. Doch tumultartige Szenen sorgen dafür, dass die Versammlung abgebrochen wurde. Anwesend war auch Lorenz Außen. Er hat als Jugendlicher mit seinen Eltern den Ort verlassen und ist nun als Journalist zurückgekehrt.
Wenige Tage später wird er tot am Fuße eines Strommastes gefunden. Die Polizei geht von Leichtsinn aus und verbucht es als Unfall. Als Isabella und Charlotte auf ihrer Radtour den Ort besichtigen, fallen ihnen gut geschliffene Kiesel auf.
Die Autorin hat erneut einen spannenden Krimi im ländlichen Milieu geschrieben. Natürlich mischen Steif und Kantig fleißig bei den Ermittlungen mit.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Es geht nicht nur um Ermittlungen, sondern auch um das ganz alltägliche Leben zweier Pensionärinnen. Ihre gegenseitigen Sticheleien, die sich aus den charakterlichen Unterschieden ergeben, sorgen für eine humorvolle Note. Ausführlich werden die Radtouren und die dabei zustande kommenden Ermittlungen beschrieben. Sie finden an den Tatorten Dinge, die die Kriminaltechniker großzügig übersehen haben.
Neben der Windkraft tritt zunehmend ein weiteres Motiv in den Vordergrund. Vor 20 Jahren ist ein 10jähriger Junge tödlich verunglückt. Die Eltern behaupteten, dass zu der Zeit Jugendliche mit ihrer Fletsche geübt hätten. Die betreffenden Personen haben aber alle ein Alibi.
Zufällig wäre ein Teil des Landbesitzes der Eltern dieses Jungen der ideale Standort für den Windpark. Sie aber lehnen ab, denn sie haben auf Solarenergie umgestellt und fürchten die Geräusche und den Schattenwurf.
Bestechlichkeit der örtlichen Politiker, Streit zwischen Nachbarn und die Bequemlichkeit der örtlichen Polizei sind weitere Themen der Geschichte. Wachtmeister Meyer sieht schon rot, wenn eine der Schwestern das Polizeipräsidium betritt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die beiden Schwestern wissen, was sie wollen, und geben so der Geschichte ihren besonderen Charme.

Veröffentlicht am 26.05.2017

Episoden eines Lebens

Unglaublich, Stina
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„...Ich fühlte mich wie eine Raupe in einem Kokon. Nur ich wusste um den Schmetterling, der in mir war, während alle um mich herum nur die Tarnfarbe meines Kokons sahen...“

Stina arbeitet in einer Seniorenresidenz. ...

„...Ich fühlte mich wie eine Raupe in einem Kokon. Nur ich wusste um den Schmetterling, der in mir war, während alle um mich herum nur die Tarnfarbe meines Kokons sahen...“

Stina arbeitet in einer Seniorenresidenz. Sie tut ihre Pflicht, häufig auch mehr, ist aber für andere unsichtbar. Ihr Kinderbild von sich ist das einer schillernden guten Fee. Nun aber ist sie zurückhaltend, beteiligt sich kaum an Gesprächen und gibt nichts Privates von sich preis. Sie ist gefangen im Hamsterrad. Selbst ein Mallorca-Urlaub holt sie nicht aus ihrem Kokon.
Dann aber kommt Roswita, eine neue Bewohnerin, ins Heim. Sie fällt durch ihre freundliche Sicht auf die Welt, ihre Güte und Großherzigkeit auf.
Die Autorin beschreibt wesentliche Episoden aus einem Leben, einem Leben, dass nicht außergewöhnlich ist, aber trotzdem einzigartig.
Der Schriftstil lest sich gut lesen. Kurze Kapitel sorgen für eine zügigen Lesefluss. Stina erzählt ihre Geschichte selbst. Sie lässt mich als Leser einen tiefen Blick in ihr Inneres werfen. Treffende Sprachbilder kennzeichnen die Phasen der Unsichtbarkeit, der Unsicherheit, der Depression. Im Beruf aber hat sie immer funktioniert. Obiges Zitat beschreibt ihren Zustand sehr ausdrucksstark.
Roswita gelingt es, ihren Kokon zu durchbrechen. Stina lernt, die Welt mit neuen Augen zu sehen, sich zu trauen, auch einmal ihre Meinung zu sagen. Was dunkel war, ist nun hell. Selbst einem Mann, der von Liebe spricht, kann sie sich jetzt unverkrampft zuwenden. Doch er ist nicht frei. Stina fällt bewusst eigene Entscheidungen, Entscheidungen für ein selbstbestimmtes Leben, das ihr neue Perspektiven öffnet.
Die Menschen, die Stina begegnen, werden nur selten ausführlich charakterisiert. Entscheidend ist nicht ihre Vergangenheit oder Zukunft, sondern nur, welches Einfluss sie auf Stinas Leben haben.
Wie sehr sich Stina geändert hat, zeigt folgendes Zitat:
"...Ich hatte Freunde, wundervolle, einmalige Menschen, mit denen ich lachen und weinen konnte, die mir Halt gaben, wenn ich ihn brauchte, denen auch ich etwas geben konnte, wenn bei ihnen die Welt mal Kopf stand..."

Die Aufmachung des Büchleins ist hochwertig. Jedes Kapitel beginnt mit einer Ein-Wort-Überschrift mit dem Präfix “Un“ und einer stimmungsvollen Fotografie, die zum Thema des folgenden Abschnitts passen.
Das Cover, welches von Schwarz zu hellen Farben wechselt, könnte ein Symbol für Stinas Entwicklung sein.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Dazu hat nicht zuletzt der ausgefeilte und bildhafte Sprachstil beigetragen. Es ist ein leises Buch, was weniger durch Aktionen mehr durch Worte wirkt.

Veröffentlicht am 25.05.2017

Brisante Themen

Blutzucker
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„...Früher seien die Journalisten der Wahrheit verpflichtet gewesen, wie Putzkolonnen, die aus öffentlichen Meinungen den Dreck der Halbwahrheiten und Komplettlügen herauswuschen. Heute seien die Medien ...

„...Früher seien die Journalisten der Wahrheit verpflichtet gewesen, wie Putzkolonnen, die aus öffentlichen Meinungen den Dreck der Halbwahrheiten und Komplettlügen herauswuschen. Heute seien die Medien selbst diejenige, die Dreck erzeugten...“

Paul und Nicole sind in Kolumbien. Am nächsten Tag soll es zurück nach Hause gehen. Paul freut sich auf das gemeinsame Leben. Doch für Nicole wird es keinen nächsten Tag geben. Eine Autobombe zerfetzt das Auto, mit dem sie unterwegs ist. Für Paul bricht eine Welt zusammen. Mit Nicole stirbt ebenfalls das ungeborene Kind der beiden.
Der Autor hat einen fesselnden und brisanten Krimi geschrieben.
Nach dem fulminanten Beginn erfahre ich die Hintergründe der Geschichte. Nicole war Journalistin. Paul hat sie auf einer Geburtstagsparty kennengelernt. Sie interessierte sich für seine Arbeit und öffnete ihn die Augen für das, was er tat.
Paul ist Lebensmittelchemiker bei WorldFood. Der Konzern wurde gerade um einen Pharmabetrieb erweitert. Der ist spezialisiert auf Diabetes- und Krebsprodukte. Meininger, Pauls Vorgesetzter, erwartet von Paul, dass der Stevia gentechnisch so verändert, dass es nicht mehr als Zucker nachweisbar ist. Dann wird der Verbraucher zwar weiter süße Lebensmittel erhalten, in denen aber Zucker nicht mehr nachweisbar ist. Eine spätere Diabetes wird wohlwollend in Kauf genommen.
Nicole wollte diesen Skandal aufklären. Das kostete ihr das Leben. Nun macht sich Paul auf die Spur ihres Mörder und erfährt Unglaubliches.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Der Autor erzählt nicht nur eine spannende Geschichte, er ermöglicht mir auch einen tiefen Einblick in Pauls Psyche.
Mit Nicole war Paul auf den Weg in ein neues Leben, konnte er ein altes Trauma überwinden. Doch ihr Tod katapultiert ihn zurück in die Einsamkeit. Jetzt ist er bereit, Grenzen zu überschreiten. Dabei merkt er aber, dass Rache zerstörerisch wirkt, nicht nur auf den anderen, ebenfalls auf ihn selbst. Mit gekonnten Bildern zeigt mir der Autor Pauls tiefen Schmerz, seine Verzweiflung und innere Zerrissenheit.
Sehr anschaulich wird die Entwicklung der Zuckerindustrie in die Handlung integriert. Gleichzeitig erfahre ich, was zu viel Zucker im menschlichen Körper anrichten kann.
Obiges Zitat wirft ein Schlaglicht auf die Zusammenarbeit von Wirtschaft, Presse, Politik. Auch das wird im Roman thematisiert.
Als Nicoles Mörderin gefunden wird, landet der Fall bei Kommissar Berg. Seine unkonventionellen Ermittlungen werden nicht gern gesehen. Sein Vorgesetzter macht ihm klar, wie er sich zu verhalten hat, damit er seine Pension nicht verliert. WorldFood und ihre Mitarbeiter sind gefälligst mit Samthandschuhen anzufassen. Bergs Gespräche mit Meininger gehören zu den stilistischen Höhepunkten des Buches. Ab und an durchzieht Bergs feine Ironie die Geschichte. So stellt er fest, dass es zwischen der Korruption in Kolumbien und in Deutschland nur geringe graduelle Unterschiede gibt.
Das dunkelrote Cover mit dem leuchtenden Z des Titels wirkt auffallend.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Autor fasst in seinem Krimi mehrere heiße Eisen an. Ein Zitat soll meine Rezension von Berg beenden:
„...All die geschriebenen Gesetze, all seine Kompetenzen als Mordermittler, waren kaum mehr als ein aufblasbares Gummischwert gegen die unsichtbaren Stahlfäden der gegenseitigen Abhängigkeit von Politik und Wirtschaft...“