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Veröffentlicht am 18.04.2022

Stadt der Dschinn

Die Stadt aus Messing
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"Es hatte sie als Kind Jahre...gekostet, um überhaupt zu begreifen, wie sehr sie sich von den Menschen um sich herum unterschied;" heißt es zu Beginn über die junge Nahri, die sich auf den Straßen Kairos ...

"Es hatte sie als Kind Jahre...gekostet, um überhaupt zu begreifen, wie sehr sie sich von den Menschen um sich herum unterschied;" heißt es zu Beginn über die junge Nahri, die sich auf den Straßen Kairos mit Diebereien und seltsamen Beschwörungen über Wasser hält. Doch woher stammt sie und warum beherrscht sie eine Sprache, die nur sie kennt? Als sich während eines ihrer Rituale ein Wesen, das sie für einen kriegerischen Feuergeist hält, manifestiert, ist das noch lange nicht die größte Überraschung, die Nahri im Laufe dieses Buches zu verkraften hat. Denn bald findet sie sich mit Dara, so der Name des Beschworenen, auf der Flucht vor Ifriten und anderen Elementarwesen auf dem Weg nach Davabad, einer Stadt der Dschinn.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Nahris Sicht erzählt und der des Prinzen Ali, der im intriganten Devabad zu den Quatani, der herrschenden Dschinn-Klasse gehört. Erst nach und nach habe ich mich in dieser von der Autorin überwältigend farbenprächtig, vielfältig und fantasievoll gestalteten Welt zurechtgefunden. Dann war ich aber hemmungslos verliebt und so froh, dass bereits der zweite Teil erschienen ist. Vor allem mit Dara hat Charkraborty einen Protagonisten geschaffen, der so wunderbar zwiespältig, anziehend und rätselhaft ist, wie ich es bisher nur selten erleben durfte. Aber auch mit Nahri und Ali muss man einfach mitfiebern. Wie sehr sich die Ereignisse am Ende überschlagen, konnte ich unmöglich voraussehen. Sowohl für Nahri als auch für mich sind noch so viele Geheimnisse zu lüften, dass ich mich auf den nächsten Teil unbändig freue.

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Veröffentlicht am 10.04.2022

Verstörend gut

Unser Teil der Nacht
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Ein Buch wie eine Flutwelle. Es hat mich so mitgerissen, dass es mich noch nach seinem Ende bis in meine Träume verfolgt hat. Und eigentlich müsste ich es jetzt gleich wieder von vorn beginnen, um alle ...

Ein Buch wie eine Flutwelle. Es hat mich so mitgerissen, dass es mich noch nach seinem Ende bis in meine Träume verfolgt hat. Und eigentlich müsste ich es jetzt gleich wieder von vorn beginnen, um alle Andeutungen und Querverweise, die Mariana Enriquez auf ihr eigenes Werk eingebaut hat, mit dem mir jetzt zur Verfügung stehenden Wissen verstehen und würdigen zu können.

Zu Beginn begegnen wir Juan, der, herzkrank und entwurzelt, mit seinem kleinen Sohn Gaspard durch Argentinien reist. Es ist die Zeit der Militärjunta. Doch nicht diese ist es, bei der Juan gleichzeitig zwischen Flucht und Anziehung zu schwanken scheint. Vielmehr ist Juan ein Teil eines mächtigen Geheimordens. Welcher Teil genau, wird alles übersteigen, was man sich vorzustellen vermag...

Der Roman wird verschachelt aus verschiedenen Perspektiven und in unterschiedlichen Zeitebenen erzählt. Erst nach und nach ergibt sich ein unglaubliches, tabulos erzähltes Kaleidoskop des Grauens, das als Metapher der Gräuel der damaligen Diktatur verstanden werden kann, aber auch einfach als verstörend genial gelungene Horrorliteratur für sich stehen mag. Zudem formuliert die Autorin so bildhaft, tiefgründig und beeindruckend, dass meine Ausgabe von an Zitaten angebrachten Klebezettelchen nun nur so strotzt. "Danach war es, als hätte man mir Licht gespritzt", schreibt sie. So ging es auch mir während des Lesens immer wieder. Und was für ein unglaublich düster-funkelndes Licht das war: einzigartig!

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Veröffentlicht am 05.04.2022

Wunderschöne Märchenadaption

Die sechs Kraniche (Die sechs Kraniche 1)
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"Angst ist bloß ein Spiel, sagte ich mir im Kopf immer wieder vor. Du gewinnst, indem du es spielst."

Prinzessin Shiori braucht neben Mut wirklich jede Menge Durchhaltevermögen. Wie gut, dass sie heimlich ...

"Angst ist bloß ein Spiel, sagte ich mir im Kopf immer wieder vor. Du gewinnst, indem du es spielst."

Prinzessin Shiori braucht neben Mut wirklich jede Menge Durchhaltevermögen. Wie gut, dass sie heimlich sogar über magische Kräfte verfügt. Diese sind im Reich ihres Vaters allerdings verboten. In Rebellion gegen ihre Verlobung mit dem ihr unbekannten, von ihr aber trotzdem für unwürdig gehaltenen Prinzen Takkan befreundet sie sich sogar mit dem faszinierenden Drachenwandler Seryu.

Die Ereignisse überschlagen sich, als sich Shioris Stiefmutter plötzlich als dunkle Zauberin zu entpuppen scheint und Shiori samt ihrer sechs Brüder verflucht. Während Shioris Brüder tagsüber zu Kranichen werden, darf Shiori kein Wort sprechen, da die Brüder sonst sterben müssen. Zudem wird Shiori äußerlich für ihre Umgebung unkenntlich gemacht und in der Fremde ausgesetzt.

Um den Fluch zu lösen, muss Shiori alle Verwöhntheit hinter sich lassen und über sich selbst hinauswachsen. Können Seryu oder ein sympathischer Wachmann, der ausgerechnet zu ihrem ungewollten Verlobten zu gehören scheint, ihr dabei helfen?

Die Geschichte ist angelehnt an das Märchen von den sieben Schwänen, soll aber auch von einem asiatischen Märchen inspiriert sein. Sie überzeugt nicht nur mit einem exotischen Setting, wundervoller Magie und liebenswerten Protagonisten. Es gab auch Plot Twists, von denen selbst ich als Vielleserin einmal nicht alle voraussehen konnte. Einzig die Art, wie die Autorin Shiori unkenntlich werden lässt, hat mich in ihrer Umsetzung nicht überzeugt.

Obwohl die Erzählung zu einem runden Abschluss kommt, hat sich Elizabeth Lim noch genug Stoff für einen weiteren Band aufgehoben. Ich kann es kaum erwarten, da wir darin mehr über Seryu und die Drachen erfahren werden. Hoffentlich gibt es erneut so einen schönen farbigen Buchschnitt, ein herrliches Extra!

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Schau mir nicht in die Augen, Kleines

Legend Academy, Band 1: Fluchbrecher
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Von Nina MacKay habe ich bereits einige Fantasybücher gelesen, und auch dieses hat mir wieder viel Lesespaß gemacht.

Zwar haben wir hier wieder einmal eine Heldin ungewisser Abstammung, aber da die Autorin ...

Von Nina MacKay habe ich bereits einige Fantasybücher gelesen, und auch dieses hat mir wieder viel Lesespaß gemacht.

Zwar haben wir hier wieder einmal eine Heldin ungewisser Abstammung, aber da die Autorin typische Erzählmuster mit einem kleinen Augenzwinkern rüberbringt, hat mich das nicht gestört. Graylee, die bei Adoptiveltern lebt, kommt mit ihren seltsamen Visionen und Ängsten so schlecht klar, dass sie auf einem Internat für Schüler mit besonderen Bedürfnissen landet. Wie besonders diese Bedürfnisse sind, wird Graylee dort mit dem Holzhammer klar gemacht: Alle Schüler sind Nachfahren mythischer Wesen und auch sie soll dazu gehören. Während Graylee versucht, mehr über ihre Fähigkeiten und ihre Herkunft zu erfahren, bringen sie nicht nur Schulschönling Hudson und der Wendigo Baker mächtig ins Schwitzen, sondern auch das merkwürdige Verschwinden von Schülerinnen. Alle Hände voll zu tun also für Graylee und ihre neuen Freunde...

Dieser erste Teil einer Dilogie endet erwartungsgenäß mit einem Cliffhanger, nach dem ich froh bin, dass der zweite Teil bald erscheint. Wunderbar gefallen haben mir der wirklich witzige Erzählstil und dass die Autorin hier mit frischem Fantasy-Personal aufwartet, dass nicht ganz so auserzählt ist, wie zum Beispiel den Wendigos. Dennoch habe ich auch eine kleine kritische Anmerkung: Obwohl sich die Erzählung nach Graylees Ankunft in der Academy auf wenige Tage beschränkt, hätte hier etwas mehr Tiefe, vor allem bei der Schilderung der besonderen Talente der Schüler und bei den Wendigos wirklich sehr gut getan. Der Wendigo Jinx, der eine sehr interessante Figur abgegeben hätte, wird zum Beispiel von Ich-Erzählerin Graylee nur in einer kurzen Rückschau angerissen, anstatt die Begegnung direkt zu schildern. Das wirkt fast, als hätte das Lektorat hier plötzlich Seiten einsparen wollen. Ich vergebe trotzdem fünf Sterne, weil mich das Buch wirklich besser unterhalten hat als manche von Seiten der Verlage sehr gehypte amerikanische Fantasy-Jugendbuch-Serie.

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Veröffentlicht am 24.03.2022

Pferdestehlen und Freundschaft finden

Manchmal muss man Pferde stehlen
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Wieder einmal hat Antonia Michaelis ein Kinderbuch geschaffen, das auch Erwachsene fesselt und beeindruckt.

Anna und Tariq gehen zwar zusammen zur Schule, scheinen aber von außen betrachtet nicht viel ...

Wieder einmal hat Antonia Michaelis ein Kinderbuch geschaffen, das auch Erwachsene fesselt und beeindruckt.

Anna und Tariq gehen zwar zusammen zur Schule, scheinen aber von außen betrachtet nicht viel gemeinsam zu haben. Erst auf den zweiten Bluk fällt auf, dass es doch Parallelen gibt: So ist Anna nach dem Verlust der Mutter allein mit ihrem Vater und spricht ausschließlich mit ihm. Tariq wurde nach der Flucht aus Afghanistan von seinem älteren Bruder getrennt und lebt im Kinderheim. Seine Ängste lassen ihn immer wieder zu Gewalttätigkeiten greifen.

Als diese zwei Kinder beginnen sich anzunähern und heimlich zwei beinahe ausgemusterte Arbeitspferde zu reiten, beginnt ein großes Abenteuer, auf dem Tariq und Anna auf der Suche nach sich selbst über sich hinauswachsen müssen.

Antonia Michaelis schreibt gewohnt vielschichtig und webt mit bewundernswert leichter Hand eine Vielzahl von berührenden Themen wie beispielsweise Traumatisierung von Kindern und Heimatlosigkeit in in ihre Geschichte ein. Kindern tut hier sicherlich die Begleitung von Erwachsenen gut, nicht nur, um komplexere Hintergründe zu erläutern, sondern auch weil manche Aktionen von Tariq und Anna zurecht von der Autorin mit einem "nicht nachmachen" Hinweis versehen sind. Die Handlungen der Kinder haben Folgen, die in der Realität sicherlich viel weniger glimpflich ablaufen würden. Daher hätte es mir durchaus gefallen, wenn Antonia Michaelis wie in anderen Büchern die Wirklichkeit mehr ins Magische verwischt hätte. Dennoch erneut ein wunderschönes Buch, an das ich noch lange denken werde!


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