Handlung: Nach einer Vorstellung der Handelnden inklusive gezeichnetem Comicbild ist die Novelle in die fünf Teile "der Frust", "die Idee", "der Aufstand", "das Ziel" und "an die Arbeit" eingeteilt. Beginnend ...
Handlung: Nach einer Vorstellung der Handelnden inklusive gezeichnetem Comicbild ist die Novelle in die fünf Teile "der Frust", "die Idee", "der Aufstand", "das Ziel" und "an die Arbeit" eingeteilt. Beginnend im März 2022 in einer Berliner Studenten WG schildert der Autor ein mit Satzungsparagrafen fundiertes Gedankenexperiment, welches sich bis in den Februar 2023 zieht und beschreibt, auf welchem Weg es die frustrierte und politisch hochmotivierte Jugend in kürzester Zeit ins Kanzleramt schaffen könnte.
Schreibstil: Der Autor weiß es, seine überraschende Idee sachlich und realistisch zu verkaufen, dabei aber ein humorvolles Augenzwinkern beizubehalten. Durch die geschickte Raffung der Erzählzeit und die ausgewählten Szenerien der fünf Abschnitte bekommen wir auf wenigen Seiten einen unterhaltsamen, aber durchaus ernstgemeinten Hinweis präsentiert, wie der direkte Weg zur Umsetzung der Forderungen aussehen könnte, für die wir seit drei Jahren auf die Straße gehen.
Figuren: Die 10 zu beginnen als handelnde Figuren vorgestellten Protagonisten sind dabei jedoch kaum mehr als durch wenige Attribute zum Leben erwachte Statisten, die die spannende Grundidee und die politischen Forderungen ausschmücken, welche in "Deutschland 2.0" klar im Vordergrund stehen. Neben neu erfundenen Figuren tauchen hier auch bekannte Berufspolitiker wie beispielsweise "Christoph Linker", "Angelina Bockbier", "Oleg Schulz" oder "Richard Hagenbeck" auf, bei denen trotz leicht abgewandelter Namen gut zu erkennen ist, wer hier aufs Korn genommen wird.
Die Zitate:
"Fridays for Future hat es geschafft, hunderttausende auf die Straße zu bringen, für ein Thema, das ihnen wichtig ist und das von der Politik gnadenlos verpennt wird. Jetzt müssen wir diesen Kids sagen, wie wir dieser arroganten Politikclique in den Arsch treten können, und zwar friedlich, legal und mit der Macht der Straße."
"Ich denke, das könnte ein neuer Sturm auf die Bastille sein. Die Menschen holen sich ihre Macht und ihre Selbstbestimmung zurück. Es ist höchste Zeit, einige politische Systeme endlich wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen. Weniger Macht für diese lobbyabhängigen Selbsthilfegruppen da oben und wieder mehr Selbstbestimmung für mündige Bürger."
"Wenn Regierungen und Experten keine vernünftigen Antworten haben, suchen die Leute halt woanders. Ich denke, dass sich die Unfähigkeit unserer Politik, schnell und entschieden auf besondere Situationen zu reagieren, selten so deutlich gezeigt hat wie in dem Umgang mit diesem Virus – durch viel zu viele inkompetente Politiker, die viel und gern reden, wenig sagen und noch weniger handeln. Und jetzt kommt diese Klimakatastrophe auf uns zu. Und das wird keine kleine Viruskrise, die wir aussitzen können oder mit genügend Geld für die Pharmaindustrie überleben. Kopf einziehen und abwarten hilft da überhaupt nicht. Wir schlittern zurzeit untätig und sehenden Auges in eine globale Katastrophe. Eine Katastrophe mit Verteilungskriegen, Flüchtlingsströmen und Opferzahlen, die unsere schlimmsten Fantasien übertreffen werden."
Das Urteil:
Eine Novelle zum Schmunzeln und Nachdenken: "Deutschland 2.0" stellt auf sehr unterhaltsame Art und Weise eine Idee vor, die die politische Landschaft auf den Kopf stellen könnte. Unbedingt lesen!
Die Abenteuer von Kleinkünstler Marc-Uwe Kling und seinem kommunistischen Mitbewohner habe ich ja schon als Hörbücher sehr gefeiert. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie gibt es das witzige Duo auch in ...
Die Abenteuer von Kleinkünstler Marc-Uwe Kling und seinem kommunistischen Mitbewohner habe ich ja schon als Hörbücher sehr gefeiert. Seit dem Beginn der Corona-Pandemie gibt es das witzige Duo auch in einem neuen Format: als täglichen Comic-Strip auf ZEIT-Online. Diese Woche Dienstag, am 22. März, erschein nun ein großformatiger Sammelband, der all diese in Zusammenarbeit mit dem Zeichner Bernd Kissel entstandenen Comic-Strips zusammenfasst. Einige Strips kannte ich zwar schon, da ich mich aber sehr darauf gefreut habe, sie als Ganzes und in der richtigen Reihenfolge nochmal zu lesen, habe ich mir ein Exemplar bei Carlsen Comics angefragt. Hier kommen jetzt also ein paar Gedanken zu und Eindrücke aus dem Sammelband:
Beginnen wir doch wie immer mit dem Cover. Dieses zeigt Comic-Marc-Uwe, wie er an der Schreibmaschine sitzt und neue Entwürfe tippt, während das Känguru offensichtlich von keinem davon überzeugt ist - wie die zusammengeknüllten Papiere beweise, die um die beiden verstreut liegen. Dazu passt auch der Untertitel "Also ICH könnte das besser". ganz im Stil dieses Lebensmottos des Kängurus sind innerhalb des Sammelbandes auch mehr oder wenig konstruktive Anmerkungen des Kängurus auf gelben Klebezetteln zu finden. Sehr gut gefällt mir auch, dass die letzten 12 Seiten Bonusmaterial über die Entstehung der Comics bereithalten. Unter dem Titel "Känguru-Genese" können wir die Evolution des Aussehens des Hintergrunds, Marc-Uwes und des Kängurus gemeinsam mit witzigen Kommentaren des Kängurus begutachten. Denn wie es schon auf der Rückseite des Sammelbandes steht: "Yeah! Bonusmaterial! Alle lieben Bonusmaterial!"
Auch innerhalb der Buchdeckel ist die Gestaltung sehr ansprechend. Die auf ZEIT-Online erschienenen Comic-Strips sind in chronologischer Reihenfolge in angenehmer Größe auf hochwertigen Seiten abgedruckt, wobei immer auf sechs vierteilige Comic-Strips in Schwarz-Weiß ein seitenfüllender Comic in Farbe folgt. Die Zeichnungen von Bernd Kissel sind im klassischen Cartoon Stil gehalten und haben eine sehr angenehme Balance zwischen Schlichtheit und Detail gefunden. Besonders die Mimik, Gestik und Körperhaltungen der Figuren finde ich wahnsinnig gut getroffen. Ein großes Kompliment also an den Zeichner, der die schon in Buch, Hörbuch, Podcast und Film verarbeitete Figuren auf passende Art zum Leben erweckt.
Die Comicstrips beginnen im Dezember 2020 und ziehen sich nach Monaten gruppiert und mit passenden Deckblättern abgegrenzt bis zu Silvester 2021. Mit 7 Ausgaben pro Woche und abzüglich einer kurzen Sommerpause ergeben sich so 318 Comicstrips zu den unterschiedlichsten Themen: von Corona über den Wahlkampf und die Klimakrise über Marsmissionen der Überreichen bis hin zu Verschwörungsmythen und Badputzen ist mal wieder alles dabei.
Inhaltlich hält "Die Känguru-Comics" also einen vielseitigen Gang durch das Jahr 2021 bereit. Gewohnt pointiert und scharfzüngig dürfen Marc-Uwe und das Känguru auf 224 Seiten zu politischen Nachrichten, gesellschaftlichen Krisen, brandneuen Trends und natürlich dem Wahnsinn des Lockdowns Stellung nehmen und den LeserInnen dabei den ein oder anderen Lacher entlocken. Einige Insiderwitze und natürlich auch die auftauchenden Figuren sind schon aus der Känguru-Reihe bekannt, weshalb ich die Comics nur an Fans eben dieser empfehlen kann. Die Comics bauen jedoch nur lose auf der Handlung der Trilogie auf und erzählen von neuen Abenteuern der Chaos-WG, welche mit tagesaktuellen Themen verknüpft werden.
Zusätzlich zum WG-Leben von Marc-Uwe und dem Känguru gibt es hier auch Einblicke in das Familienleben von Nachbar Friedrich-Wilhelm, der zusammen mit seiner Frau drei quirlige Kindern durch den Lockdown manövrieren muss. Neben vielen interessanten Gedanken, Wortwitzen und cleveren Kommentaren zum aktuellen Geschehen ist also auch viel Alltagsleben dabei, in dem man sich identifizieren kann. Zudem entführen einzelne Folgen des Formats "Elon and Jeff on Mars" in das Leben zweier Megareicher, die mit ihrem Geld nichts Besseres anfangen zu wissen, als den Mars zu bevölkern und die Mona Lisa zu essen....
Sehr gut gefällt mir auch, dass die Metaebene der Comics clever miteinbezogen wird. So streiten sich Zeichner, Autor und Känguru auch innerhalb des Comics gerne mal über die Gestaltung des Comics und lösen auch aus Versehen eine internationale Glubschi-Pandemie aus....
Wer sich die 22€ für diesen Sammelband sparen möchte, kann die einzelnen Comicstrips natürlich auch auf der Seite von ZEIT-Online lesen (der Vorteil dessen ist, dass auch die Kommentare unter den Strips häufig sehr lesenswert sind). Da die Gestaltung des Sammelbandes wirklich ihresgleichen sucht und die gesammelte Darstellung das Lesen ungemein erleichtert, kann ich Fans des Kängurus aber trotzdem empfehlen, über einen Kauf nachzudenken. Auch als Geschenk kann ich mir diesen Sammelband vorstellen - vor allem, da es bestimmt auch einen zweiten Band geben wird, wenn Marc-Uwe Kling und Bern Kissel die Kooperation weiterhin aufrechterhalten. Mich würde das auf jeden Fall freuen - ich habe mich schon an den täglichen Input von Marc-Uwe und dem Känguru gewöhnt und würde ihn sehr vermissen, falls die Aktion eingestellt werden würde!
Fazit:
Gewohnt pointiert und scharfzüngig dürfen Marc-Uwe und das Känguru auf 224 Seiten zu politischen Nachrichten, gesellschaftlichen Krisen, brandneuen Trends und natürlich dem Wahnsinn des Lockdowns Stellung nehmen und den LeserInnen dabei den ein oder anderen Lacher entlocken. Ich kann diesen vielseitigen und wunderbar illustrierten Gang durch das Jahr 2021 nur weiterempfehlen!
Die 0,5 Sterne Abzug gibt es dafür, dass durch das Seitenformat zwei Comicstrips pro Seite gelayoutet sind und man sich zunächst daran gewöhnen muss, dass die Geschichte mitten auf der Seite aufhört und dann eine neue startet.
Von Nicola Yoon kannte ich schon "Du neben mir" und ihre Kurzgeschichte in der Anthologie "Blackout". Ausschlaggebend waren zugegebenermaßen jedoch weder der Name der Autorin noch der interessante Klapptext, ...
Von Nicola Yoon kannte ich schon "Du neben mir" und ihre Kurzgeschichte in der Anthologie "Blackout". Ausschlaggebend waren zugegebenermaßen jedoch weder der Name der Autorin noch der interessante Klapptext, sondern das wunderhübsche Cover. Zu meiner Entschuldigung: habt Ihr Euch das mal angeschaut? Die Silhouetten zweier schwarzer Jugendlicher in schmissiger Tanzpose und der weiße, geschwungene Titel heben sich von einem türkisblauen Hintergrund mit rosafarbenen Blüten ab. Geht es eigentlich noch schöner? Zum Glück hat mich mein optischer Eindruck nicht in die Irre geführt und hinter "Als wir tanzen lernten" verbirgt sich eine zuckersüße, emotionale, witzige und facettenreiche Geschichte, die definitiv ein spätes Monatshighlight des Februars 2022 war. Gelesen habe ich die Geschichte übrigens wieder als Buddyread mit Sofia von @SofiasworldofBooks (schaut unbedingt auch bei ihrer Rezension vorbei). Wir hatten also endlich mal wieder einen Glücksgriff!
Erster Satz: "Bücher üben keinen Zauber mehr auf mich aus."
Nach dem mit Abstand traurigsten ersten Satz aller Zeiten geht es stetig bergauf für unsere junge Protagonistin Evie. Seit sie ihren Vater dabei erwischt hat, wie er ihre Mutter betrügt, glaubt sie nicht mehr an die Liebe. Doch dann hat sie nicht nur eine magische Begegnung mit einer alten Frau und hat danach plötzlich Visionen der Liebesgeschichte von Paaren in ihrer Umgebung, sondern wird auch noch von einer Tanzschule zusammen mit einem wildfremden Jungen bei einem Tanzwettbewerb angemeldet. Ein paar Zufälle, Tanzschritte und Dates später ist sie dann also genau das, von dem sie sich selbst vorgenommen hat, es niemals zu sein: verliebt.
"Als wir tanzen lernten" beherbergt eine verrückte Mischung aus Fantasy, Jugendbuch und Liebesgeschichte, die zwar etwas schräg wirkt, aber von der ersten Seite an funktioniert. Mit magischen Motive, einem Tanzwettbewerb, ersten Malen, Schulprobleme, Freundschaft, Trauer, Familie und allen Arten der Liebe ist die Geschichte sehr vielseitig und facettenreich. Leider werden die einzelnen Motive jedoch nicht durchgängig in die Handlung mit eingeflochten und treten eher alternierend auf. Evies Visionen tauchen beispielsweise nur ab und an mal auf und auch die Tanzszenen werden immer wieder für Dates und Szenen im Freundeskreis pausiert. Statt dass sich Evie gleichzeitig mit ihren Visionen, ihren neuen Gefühlen, ihrem Alltag und den Tanzproben auseinandersetzt, geraten die anderen Motive für einen Moment vollständig in den Hintergrund, wenn sich die Autorin mit einem von ihnen beschäftigt. Das ist nicht unbedingt störend, da zu jedem Zeitpunkt der Geschichte klar ist, weshalb die jeweilige Szene plotrelevant ist und ich mich aufgrund der liebenswerten Darstellung der einzelnen Szenen nie gelangweilt habe. Eine kontinuierliche Einbindung aller Motive hätte mir aber besser gefallen und den einzelnen Aspekten mehr Tiefe verleihen können.
"Alle sagen, irgendwann im Leben kommt der Moment, in dem deine Mom und dein Dad nicht mehr bloß deine Eltern sind, sondern sich in echte Menschen aus Fleisch und Blut verwandeln. Niemand sagt einem, wie unheimlich dieser Moment ist. Und wie wunderschön."
Ein Großteil der Anziehungskraft des Romans entspringt jedoch nicht der Handlung, sondern dem spritzigen, lebensnahen Schreibstil Nicola Yoons. Der tolle, leicht zynische, sehr sarkastische, aber definitiv liebenswerte Humor der Autorin durchtränkt dabei jede einzelne Seite. Es beginnt schon bei den Namen der Figuren - Xavier Darius und Yvette Antoniette - und zieht sich über verrückte Ideen wie Dinosaurier-Gestaltwandler-Romances bis hin zur erstaunlich treffsicheren Beschreibung alltäglicher Situationen. Zusätzlich lässt sie kontinuierlich eigene Wortneuschöpfungen miteinfließen, sodass wir bald das wunderbar flexibel einsetzbare Verb "lach-schaudern", den "Bullshitaufspürometer" oder natürlich die beiden Tanzfiguren die "Achselhöhlendrehung™" und der "Zehenzerquetscher™" kennen.
"Wir trinken immer mehr und tanzen immer weiter, und wir sind laut und beschwipst und albern und alle so voller Liebe füreinander, dass ich gleichzeitig lachen und weinen möchte. Das Glück ist kompliziert. Manchmal muss man hart darum kämpfen. Aber manchmal - die besten Male - schleicht es sich von hinten an, umschlingt dich und zieht dich ganz nah an sich."
Die Einbindung vieler unerwartete Gedanken und Übersprunghandlungen sorgt in Kombination mit den vielen Facetten der Handlung dafür, dass man ständig überrascht wird und gedanklich wach bleiben muss. Es kommen regelmäßig Kleinigkeiten vor, wie dass Evie Menschen regelmäßig mit Einrichtungsgegenständen vergleicht ("Wäre er ein Einrichtungsgegenstand, wäre er ein wirklich hübscher Flokati."), gerne mal über die passende Kopfbedeckung für den Club nachdenkt ("Ich spähe vom Eingang ins Dunkel wund wünsche mir eine Stirnlampe") oder anderweitige Dinge erzählt, mit denen man nicht gerechnet hätte ("Sie reißt sich die Kleider vom Leib. Nein, Scherz. Tut sie nicht.") und die mich kurz stutzen und dann schmunzeln ließen. Zusätzlich lockert die Autorin den Text durch die gelegentliche Einbindung von Chats, Listen und Songtexte auf. Dass sie dabei auf typische Tropes und oft genutzte Motive des Genres eingeht, diese aktiv thematisiert, überspitzt und parodiert steigert den Charme der Geschichte umso mehr.
"Das Problem mit einem gebrochenen Herzen ist nicht, dass es dich umbringt. Das Problem ist, dass es genau das eben nicht tut."
Auch die Figuren sind herrlich sympathisch und lebensecht gestaltet. Unsere Hauptprotagonistin und Ich-Erzählerin Evie ist eine wunderbare Erzählerin und führt in genau richtigem Tempo durch die Geschichte. Etwas schade fand ich nur, dass sie an einigen Stellen sehr passiv reagiert. Besonders beim Umgang mit ihren Visionen und den Informationen, die sie durch diese erfährt, fällt auf, dass sie vieles sehr schnell akzeptiert, nur wenig hinterfragt und noch weniger Anstalten macht, etwas zu unternehmen, um den Verlauf der Geschichte aktiv zu beeinflussen. Auch den männlichen Loveinterest, X, konnte ich sofort ins Herz schließen. Er ist ein leicht chaotischer Musiker mit der Tendenz, zu allem Ja und immer die Wahrheit zu sagen, was natürlich in Kombination mit der sarkastischen Evie zu einer Menge unterhaltsamer Interaktionen führt. Mein Lieblingscharakter ist jedoch mit Abstand die Tanzlehrerin Fifi, die mich mit ihrem beißenden Humor, der sehr direkten Art und ihren lustigen Wortkreationen mehr als einmal schallend zum Lachen gebracht hat. Leider ist ihr osteuropäischer Akzent etwas anstrengend übersetzt, darüber kann man angesichts von Kalauern wie "Wenn ich sage, lernt euch kennen, ich nicht meinte es im biblischen Sinne" oder "anstellen tollpatschig wie neugeborene Oktopus-Babys" aber sehr gut hinwegsehen.
"Sie schnaubt abschätzig. "Wie heißt Spruch von Pferd und Zaumzeug?" "Man soll das Pferd nicht von hinten aufzäumen", antwortet X. "Ja genau." Sie nickt. "In diesem Fall, kümmere dich nicht um Zaumzeug, weil Pferd ist vielleicht tot."
Davon abgehalten, "Als wir tanzen lernten" die Höchstpunktzahl zu geben hat mich neben der inkonsistenten Verwendung der Motive nur das Ende. Hier tauchten dann leider noch einige Unstimmigkeiten auf, die dafür sorgten, dass diese Geschichte zwar ein Herzensbuch, aber eben kein 5-Sterne-Highlight wurde. Zum einen empfand ich Evies Meinungswechsel als viel zu abrupt, zum anderen wäre das Ende vielleicht vermeidbar gewesen. Davon abgesehen, dass das Ende sich alles ein wenig leicht macht, werden alle Elemente und Motive der Handlung auf wundervolle, aber herzzerreißende Art und Weise zusammengeführt. Am besten zusammenfassen kann man das letzte Drittel mit einem Zitat aus dem Buch:
"Es war schön. Aber es war auch traurig. Beides zugleich. Ich weiß nicht, warum es im Leben derart oft so ist."
Fazit:
"Als wir tanzen lernten" ist eine zuckersüße, emotionale, witzige und facettenreiche Geschichte über alle Arten von Liebe, Anfänge und Enden und die Hürden des Lebens. Auch wenn Nicola Yoon die vielen Motive der Handlung nicht konsequent genug verfolgt, ist die Geschichte von Evie und X zum überraschenden Monatshighlight geworden!
Von Nicola Yoon kannte ich schon "Du neben mir" und ihre Kurzgeschichte in der Anthologie "Blackout". Ausschlaggebend waren zugegebenermaßen jedoch weder der Name der Autorin noch der interessante Klapptext, ...
Von Nicola Yoon kannte ich schon "Du neben mir" und ihre Kurzgeschichte in der Anthologie "Blackout". Ausschlaggebend waren zugegebenermaßen jedoch weder der Name der Autorin noch der interessante Klapptext, sondern das wunderhübsche Cover. Zu meiner Entschuldigung: habt Ihr Euch das mal angeschaut? Die Silhouetten zweier schwarzer Jugendlicher in schmissiger Tanzpose und der weiße, geschwungene Titel heben sich von einem türkisblauen Hintergrund mit rosafarbenen Blüten ab. Geht es eigentlich noch schöner? Zum Glück hat mich mein optischer Eindruck nicht in die Irre geführt und hinter "Als wir tanzen lernten" verbirgt sich eine zuckersüße, emotionale, witzige und facettenreiche Geschichte, die definitiv ein spätes Monatshighlight des Februars 2022 war. Gelesen habe ich die Geschichte übrigens wieder als Buddyread mit Sofia von @SofiasworldofBooks (schaut unbedingt auch bei ihrer Rezension vorbei). Wir hatten also endlich mal wieder einen Glücksgriff!
Erster Satz: "Bücher üben keinen Zauber mehr auf mich aus."
Nach dem mit Abstand traurigsten ersten Satz aller Zeiten geht es stetig bergauf für unsere junge Protagonistin Evie. Seit sie ihren Vater dabei erwischt hat, wie er ihre Mutter betrügt, glaubt sie nicht mehr an die Liebe. Doch dann hat sie nicht nur eine magische Begegnung mit einer alten Frau und hat danach plötzlich Visionen der Liebesgeschichte von Paaren in ihrer Umgebung, sondern wird auch noch von einer Tanzschule zusammen mit einem wildfremden Jungen bei einem Tanzwettbewerb angemeldet. Ein paar Zufälle, Tanzschritte und Dates später ist sie dann also genau das, von dem sie sich selbst vorgenommen hat, es niemals zu sein: verliebt.
"Als wir tanzen lernten" beherbergt eine verrückte Mischung aus Fantasy, Jugendbuch und Liebesgeschichte, die zwar etwas schräg wirkt, aber von der ersten Seite an funktioniert. Mit magischen Motive, einem Tanzwettbewerb, ersten Malen, Schulprobleme, Freundschaft, Trauer, Familie und allen Arten der Liebe ist die Geschichte sehr vielseitig und facettenreich. Leider werden die einzelnen Motive jedoch nicht durchgängig in die Handlung mit eingeflochten und treten eher alternierend auf. Evies Visionen tauchen beispielsweise nur ab und an mal auf und auch die Tanzszenen werden immer wieder für Dates und Szenen im Freundeskreis pausiert. Statt dass sich Evie gleichzeitig mit ihren Visionen, ihren neuen Gefühlen, ihrem Alltag und den Tanzproben auseinandersetzt, geraten die anderen Motive für einen Moment vollständig in den Hintergrund, wenn sich die Autorin mit einem von ihnen beschäftigt. Das ist nicht unbedingt störend, da zu jedem Zeitpunkt der Geschichte klar ist, weshalb die jeweilige Szene plotrelevant ist und ich mich aufgrund der liebenswerten Darstellung der einzelnen Szenen nie gelangweilt habe. Eine kontinuierliche Einbindung aller Motive hätte mir aber besser gefallen und den einzelnen Aspekten mehr Tiefe verleihen können.
"Alle sagen, irgendwann im Leben kommt der Moment, in dem deine Mom und dein Dad nicht mehr bloß deine Eltern sind, sondern sich in echte Menschen aus Fleisch und Blut verwandeln. Niemand sagt einem, wie unheimlich dieser Moment ist. Und wie wunderschön."
Ein Großteil der Anziehungskraft des Romans entspringt jedoch nicht der Handlung, sondern dem spritzigen, lebensnahen Schreibstil Nicola Yoons. Der tolle, leicht zynische, sehr sarkastische, aber definitiv liebenswerte Humor der Autorin durchtränkt dabei jede einzelne Seite. Es beginnt schon bei den Namen der Figuren - Xavier Darius und Yvette Antoniette - und zieht sich über verrückte Ideen wie Dinosaurier-Gestaltwandler-Romances bis hin zur erstaunlich treffsicheren Beschreibung alltäglicher Situationen. Zusätzlich lässt sie kontinuierlich eigene Wortneuschöpfungen miteinfließen, sodass wir bald das wunderbar flexibel einsetzbare Verb "lach-schaudern", den "Bullshitaufspürometer" oder natürlich die beiden Tanzfiguren die "Achselhöhlendrehung™" und der "Zehenzerquetscher™" kennen.
"Wir trinken immer mehr und tanzen immer weiter, und wir sind laut und beschwipst und albern und alle so voller Liebe füreinander, dass ich gleichzeitig lachen und weinen möchte. Das Glück ist kompliziert. Manchmal muss man hart darum kämpfen. Aber manchmal - die besten Male - schleicht es sich von hinten an, umschlingt dich und zieht dich ganz nah an sich."
Die Einbindung vieler unerwartete Gedanken und Übersprunghandlungen sorgt in Kombination mit den vielen Facetten der Handlung dafür, dass man ständig überrascht wird und gedanklich wach bleiben muss. Es kommen regelmäßig Kleinigkeiten vor, wie dass Evie Menschen regelmäßig mit Einrichtungsgegenständen vergleicht ("Wäre er ein Einrichtungsgegenstand, wäre er ein wirklich hübscher Flokati."), gerne mal über die passende Kopfbedeckung für den Club nachdenkt ("Ich spähe vom Eingang ins Dunkel wund wünsche mir eine Stirnlampe") oder anderweitige Dinge erzählt, mit denen man nicht gerechnet hätte ("Sie reißt sich die Kleider vom Leib. Nein, Scherz. Tut sie nicht.") und die mich kurz stutzen und dann schmunzeln ließen. Zusätzlich lockert die Autorin den Text durch die gelegentliche Einbindung von Chats, Listen und Songtexte auf. Dass sie dabei auf typische Tropes und oft genutzte Motive des Genres eingeht, diese aktiv thematisiert, überspitzt und parodiert steigert den Charme der Geschichte umso mehr.
"Das Problem mit einem gebrochenen Herzen ist nicht, dass es dich umbringt. Das Problem ist, dass es genau das eben nicht tut."
Auch die Figuren sind herrlich sympathisch und lebensecht gestaltet. Unsere Hauptprotagonistin und Ich-Erzählerin Evie ist eine wunderbare Erzählerin und führt in genau richtigem Tempo durch die Geschichte. Etwas schade fand ich nur, dass sie an einigen Stellen sehr passiv reagiert. Besonders beim Umgang mit ihren Visionen und den Informationen, die sie durch diese erfährt, fällt auf, dass sie vieles sehr schnell akzeptiert, nur wenig hinterfragt und noch weniger Anstalten macht, etwas zu unternehmen, um den Verlauf der Geschichte aktiv zu beeinflussen. Auch den männlichen Loveinterest, X, konnte ich sofort ins Herz schließen. Er ist ein leicht chaotischer Musiker mit der Tendenz, zu allem Ja und immer die Wahrheit zu sagen, was natürlich in Kombination mit der sarkastischen Evie zu einer Menge unterhaltsamer Interaktionen führt. Mein Lieblingscharakter ist jedoch mit Abstand die Tanzlehrerin Fifi, die mich mit ihrem beißenden Humor, der sehr direkten Art und ihren lustigen Wortkreationen mehr als einmal schallend zum Lachen gebracht hat. Leider ist ihr osteuropäischer Akzent etwas anstrengend übersetzt, darüber kann man angesichts von Kalauern wie "Wenn ich sage, lernt euch kennen, ich nicht meinte es im biblischen Sinne" oder "anstellen tollpatschig wie neugeborene Oktopus-Babys" aber sehr gut hinwegsehen.
"Sie schnaubt abschätzig. "Wie heißt Spruch von Pferd und Zaumzeug?" "Man soll das Pferd nicht von hinten aufzäumen", antwortet X. "Ja genau." Sie nickt. "In diesem Fall, kümmere dich nicht um Zaumzeug, weil Pferd ist vielleicht tot."
Davon abgehalten, "Als wir tanzen lernten" die Höchstpunktzahl zu geben hat mich neben der inkonsistenten Verwendung der Motive nur das Ende. Hier tauchten dann leider noch einige Unstimmigkeiten auf, die dafür sorgten, dass diese Geschichte zwar ein Herzensbuch, aber eben kein 5-Sterne-Highlight wurde. Zum einen empfand ich Evies Meinungswechsel als viel zu abrupt, zum anderen wäre das Ende vielleicht vermeidbar gewesen. Davon abgesehen, dass das Ende sich alles ein wenig leicht macht, werden alle Elemente und Motive der Handlung auf wundervolle, aber herzzerreißende Art und Weise zusammengeführt. Am besten zusammenfassen kann man das letzte Drittel mit einem Zitat aus dem Buch:
"Es war schön. Aber es war auch traurig. Beides zugleich. Ich weiß nicht, warum es im Leben derart oft so ist."
Fazit:
"Als wir tanzen lernten" ist eine zuckersüße, emotionale, witzige und facettenreiche Geschichte über alle Arten von Liebe, Anfänge und Enden und die Hürden des Lebens. Auch wenn Nicola Yoon die vielen Motive der Handlung nicht konsequent genug verfolgt, ist die Geschichte von Evie und X zum überraschenden Monatshighlight geworden!
Handlung: Wie schon die Vorgängerbände der "Again"-Reihe ist "Dream Again" eine gefühlvoll und berührend erzählte, charakterzentrierte College-Romance. Durch Mona Kastens "Again"-Reihe bin ich überhaupt ...
Handlung: Wie schon die Vorgängerbände der "Again"-Reihe ist "Dream Again" eine gefühlvoll und berührend erzählte, charakterzentrierte College-Romance. Durch Mona Kastens "Again"-Reihe bin ich überhaupt erst zum New-Adult-Genre gekommen, welches ja seitdem einen großen Teil meines jährlichen Leseumfangs ausmacht. Ich bin also mit einem kleinen Liebesvorschuss in "Dream Again" gestartet, wurde durch die Geschichte aber mal wieder darin bestätigt, dass die Reihe einfach alles Gute des Genres vereint: liebenswerte Figuren, ein gemütlicher Schauplatz, eine Auseinandersetzung mit ganz verschiedenen Themen und prickelnde Chemie... Auch wenn mich nur weniges an der Handlung überraschen konnte, hat mir sehr gut gefallen, dass sich die Autorin hier wieder viel Zeit nimmt, um Jude und Blake vorzustellen und deren Annäherung weder überhastet noch zu sehr in die Länge zieht. Die Meilensteine ihrer Beziehung erfahren wir durch einige geschickt eingebaute Rückblenden, der Fokus liegt aber nicht auf der Vergangenheit, sondern auf ihrem Wiedersehen in Woodshill. Wie der Titel schon andeutet, geht es hier inhaltlich um Träume, die schon verloren wirken, die man aber noch nicht loslassen will. Während Blake sich nach einem Kreuzbandriss durch die Reha kämpft und mit seiner Profikarriere als Basketballer schon abgeschlossen hat, musste auch Jude ihren Traum einer Schauspielkarriere in LA nach herben Rückschlägen zurückstecken. Zu sehen, wie die beiden sich gegenseitig aufbauen und trotz ihrer Differenzen zusammen neu träumen, ist wundervoll!
Schreibstil: Wie auch die vorangegangenen Teile entführt uns Mona Kasten wieder ins fiktive Woodshill in Oregon. Und auch hier hätte ich mich am liebsten ins Flugzeug gesetzt und wäre dorthin geflogen, um die Uni mit eigenen Augen zu sehen und Teil der Clique der liebgewonnenen Protagonisten zu werden. Auch wenn die Handlungsdichte in "Dream Again" abermals sehr gering ist (außer Kaffeetrinken, yogastunden, Jobsuche, WG-Leben, einem Besuch bei den Eltern und einigen Rückblenden passiert nicht viel Nennenswertes) sorgte Mona Kastens lockerer, packender Schreibstil mal wieder dafür, dass es keine Sekunde langweilig wird und man es kaum schafft, sich loszureißen. So habe ich die Geschichte an einem einzigen Nachmittag gelesen und mich komplett in der Handlung und den Gefühlen der Protagonisten verloren. Dabei schafft Mona Kasten immer eine angenehme Balance zwischen düsteren Gedanken und lustigen, sarkastischen Dialogen, sodass die Geschichte gleichzeitig eine erfrischende Tiefe hat und voll knisternder Energie steckt.
Figuren: Jude und Blake haben mir als Figuren sehr gut gefallen, auch wenn beide leider nicht ganz mit den Erwartungen mithalten konnten, die ich nach deren Vorstellung in "Hope Again" hatte. Besonders in Blake hatte ich große Hoffnungen gesetzt und war leicht davon enttäuscht, dass er hier vor allem als typischer, playstation-spielender, muskelprotzender Sportler auftritt. Auch Jude ist mit ihrer recht wehleidigen, auf das Negative-fokussierten Art gerade zu Beginn ein wenig anstrengend. Dadurch dass man lange Zeit nicht weiß, was ihr Problem in LA war und weshalb sie ihren Eltern verschweigt, dass sie in Woodshill ist, kann man ihre Beweggründe oft nur schwer nachvollziehen. Und auch als ich die Hintergründe alle kannte, fand ich ihr Verhalten reichlich übertrieben und nur dadurch erklärbar, dass sie eben erst 19 Jahre alt ist. Stark aufgewogen hat das jedoch die süße Nebenstory über Judes Bruder Ezra und ihrer neuen Yogabekanntschaft Scott. Auch dass wir hier alle bekannten Protagonisten der vorherigen Bände wieder treffen, ist natürlich wundervoll. Auch wenn mir Jude und Blake wirklich ans Herz gewachsen sind, werden aber Isaac und Sawyer wohl für immer das süßeste Paar in Woodshill und "Feel Again" mein absoluter Favorit von Mona Kastens Again-Reihe bleiben.
Die Zitate:
"Nichts an diesem kalten, gebrochenen Mann erinnerte mich mehr an den humorvollen Jungen, der meine erste große Liebe gewesen war. Und ich wusste ganz genau, dass das allein meine Schuld war."
"Man konnte nicht einfach aufhören, eine Person zu kennen, ganz gleich, wie sehr man sich einen klaren Schnitt wünscht. Ich hatte einen Teil meiner Seele bei Blake gelassen, als ich mich von ihm getrennt habe. Aber jetzt war ich bei ihm, und er war bei mir. Vielleicht gab es wirklich noch einen Platz in seinem Leben für mich."
Das Urteil:
Die Figuren in "Dream Again" bleiben leicht hinter meinen Erwartungen zurück, weshalb der fünfte und abschließende nicht mein Lieblingsteil der Reihe ist. Dennoch fährt Mona Kasten hier wieder alle Geschütze auf, die die Again-Reihe zu einer meiner Liebsten im Genre machen: liebenswerte Figuren, ein gemütlicher Schauplatz, eine überraschend tiefe Auseinandersetzung mit ganz verschiedenen Themen, ein lebendiger Schreibstil und prickelnde Chemie...