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Veröffentlicht am 15.04.2022

Dramatische Geschichte über Mutterschaft und Kinderwunsch, die zu Herzen rührt und die lebensnah und glaubwürdig erzählt wird. Ein trauriges, aber auch hoffnungsvolles Buch.

Warten auf ein Wunder
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Nach vielen erfolglosen Kinderwunschbehandlungen muss Caroline sich damit auseinandersetzen, dass sie nie ein eigenes Kind bekommen wird. Ihre Ehe ist an ihren Anstrengungen zerbrochen und auch zu ihren ...

Nach vielen erfolglosen Kinderwunschbehandlungen muss Caroline sich damit auseinandersetzen, dass sie nie ein eigenes Kind bekommen wird. Ihre Ehe ist an ihren Anstrengungen zerbrochen und auch zu ihren Schwestern, die problemlos Kinder in die Welt setzen können, hat sie den Kontakt verloren. Halt gibt ihr eine Selbsthilfegruppe mit Frauen, die wie sie ungewollt kinderlos sind. Janet hatte bereits zahlreiche Fehlgeburten und die Befürchtung, dass ihr Ehemann sie betrügt. Natalie möchte unbedingt ein Kind, hat jedoch nicht damit gerechnet, dass ihre Freundin gar keinen Kinderwunsch verspürt. Ronnie ist mutter- und kinderlos und hat für sie alle ein offenes Ohr, kann jedoch nicht über ihre eigene Geschichte sprechen.
Knapp 35 Jahre zuvor ist die 16-jährige Catherine schwanger und wird gezwungen, ihr Baby in einem von Nonnen geführten Mutter-Kind-Heim zur Welt zu bringen. Sie darf ihr Kind nicht behalten und wird von ihren Eltern verstoßen. In Dublin baut sie sich ungebrochen ein neues Leben auf und hält unverdrossen an ihrem Plan fest, ihre kleine Daisy wiederzufinden.
"Warten auf ein Wunder" ist ein Roman, der auf zwei Zeitebenen handelt. In den 1970er-Jahren ist er aus der Perspektive von Catherine geschrieben, die mit viel Glück und einem faszinierenden Kampfgeist einem Mutter-Kind-Heim entkommen konnte, in dem sie ausgerechnet von Nonnen körperlich und seelisch drangsaliert wurde und der ihr ihr geliebtes Baby entrissen wurde.
In der Gegenwart im Jahr 2010 wechseln die Perspektiven zwischen Caroline, Janet und Natalie, die sich in einer Selbsthilfegruppe in Dublin kennenlernen. Sie alle verbindet ein unerfüllter Kinderwunsch, was die Frauen inklusive der geheimnisvollen Ronnie zu Freundinnen werden lässt.
Ohne sich in zu vielen medizinischen Details zu verlieren, sind die Schicksale der Frauen authentisch geschildert. Die seelischen und körperlichen Leiden sind spürbar und auch die Auswirkungen der Strapazen einer (erfolglosen) Kinderwunschbehandlung auf Beziehungen, Freundschaften, Familie, Selbstbewusstsein und die Rolle als Frau sind einfühlsam und nachvollziehbar dargestellt. Die Frauen der Selbsthilfegruppe haben alle dasselbe Ziel, aber unterschiedliche Hintergründe und Ausgangspositionen, was die Geschichte abwechslungsreich gestaltet. Bewegend ist zu lesen, unter welchen Belastungen sie leiden und wie der Kinderwunsch zur Besessenheit werden und das ganze Leben einnehmen kann. Gleichzeitig ist verständlich, dass sie trotz gescheiterter Versuche nie die Hoffnung aufgeben und jede auch noch so kleine Chance nutzen möchten, ihren Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen. Was sie sich und anderen damit antun, merken sie damit oft viel zu spät.
Eine ganz andere Geschichte ist die von Catherine, die jedoch auch an einem schier aussichtslosen Wunsch festhält und damit ihr Leben stark einschränkt. Es ist faszinierend, wie schnell das Schweinebauernmädchen zu einer jungen Frau heranreift und wie viel Kraft und Ehrgeiz sie mobilisieren kann. Ihr drängendster Wunsch schwelt stets im Hintergrund, während sie ihr neues Leben in Dublin aufbaut. Dabei ist die Reise in die 1970er-Jahre sehr unterhaltsam, was auch an den bunten Figuren liegt, die Catherine kennenlernt und die sie warmherzig aufnehmen.
Mir ist schleierhaft, warum der Roman im englischsprachigen Raum als "funny novel" beworben wird, denn diese Beschreibung trifft es nicht wirklich. Dazu beschreibt die Geschichte viel zu viele bewegende Schicksale und zu viele traurige Ereignisse. Durch den einfühlsamen Schreibstil, die liebevollen Beschreibungen der Charaktere, die Freundschaften und der Zusammenhalt, die sich auf jeweils auf beiden Zeitebenen entwickeln, ist der Roman jedoch auch nicht deprimierend, sondern hoffnungsvoll. Es ist eine dramatische Geschichte, die zu Herzen rührt und die lebensnah und glaubwürdig erzählt wird. Jedes der Schicksale ist auf seine Weise einnehmend und erhält in dem Roman genügend Raum zur Entfaltung.
Auch wenn Catherine im Vergleich zu anderen Büchern, die ich bereits über irische Mutter-Kind-Heime gelesen habe, viel Glück hatte, finanzielle Probleme bei den Kinderwunschbehandlungen komplett ausgeklammert wurden und die Verbindung der beiden Handlungsstränge für meinen Geschmack zu offensichtlich war, hat mir der Roman aufgrund seiner Authentizität und der sehr realistischen Darstellung von Wunsch und Wirklichkeit von Kinderwunschbehandlungen sehr gut gefallen. Auch das Ende, das ohne rührselige Happy-End-Momente auskommt, ist stimmig und passt zu der lebensechten Geschichte, in der die Autorin sicher auch ihre eigenen Erlebnisse verarbeitet hat.

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Veröffentlicht am 09.04.2022

Mehr als ein sommerlicher Roadtrip durch Südfrankreich - ein Weg zur Selbstfindung und für das Einstehen für die eigenen Bedürfnisse.

Die wundersame Reise der Bienen
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Nach einer Woche Urlaub an der Côte d'Azur mit ihrem Freund Christopher, der ihr am letzten Abend überraschend einen wenig romantischen Heiratsantrag gemacht hat, befindet sich Anna im Flugzeug nach Hamburg ...

Nach einer Woche Urlaub an der Côte d'Azur mit ihrem Freund Christopher, der ihr am letzten Abend überraschend einen wenig romantischen Heiratsantrag gemacht hat, befindet sich Anna im Flugzeug nach Hamburg und erleidet vor dem Start eine Panikattacke. Anna bleibt in Nizza, während Christopher wegen eines wichtigen geschäftlichen Termins nach Hamburg zurückreist.
Über die Mitfahrzentrale findet Anna den gleichaltrigen Harm, der sie auf seiner Tour durch Südfrankreich zumindest ein Stück mitnehmen kann, denn selbst Bus und Bahn erscheinen für Anna als Transportmittel unmöglich.
Auf ihrer kurzen gemeinsamen Reise lernen sie sich näher kennen, obwohl sie nicht einmal die vollständigen Namen voneinander wissen. Harm berichtet Anna von seinem schweren Verlust und warum er deshalb mit mehreren Bienenköniginnen unterwegs ist, um sie von Kiel zu Imkern in Frankreich zu bringen, während Anna darüber nachdenkt, was ihr Körper ihr mit den Panikattacken sagen möchte.
Die Reise endet abrupt, beide gehen wieder getrennter Wege in Norddeutschland, können den anderen aber nicht ganz vergessen, obwohl sie beide mit ganz eigenen Problemen zu kämpfen haben. Harm hat auf seiner Abschiedsreise nicht das gefunden, was er suchte und möchte sich eine erneute Auszeit nehmen, während Annas Leben in Hamburg völlig aus den Fugen zu geraten scheint und ihr Freund sie nicht wiedererkennt.
Der Roman ist aus den wechselnden Perspektiven von Harm und Anna geschildert, wobei das Hauptaugenmerk auf Anna liegt, deren Geschichte im Gegensatz zu Harms aus der Ich-Perspektive erzählt wird. Anna steht man dadurch unweigerlich näher und kann ihre widerstreitenden Gefühle, ihre Unsicherheit und die Fragen, die sie sich stellen muss, besser verstehen.
Beide sind unterschiedliche Charaktere, die ungleiche Leben führen. Während Harm hemdsärmelig ist und ihm Umweltthemen ein Anliegen sind, ist Anna das luxuriöse, oberflächliche Leben ihres Freundes gewöhnt, dem sie sich angepasst hat. Dennoch ist eine Verbindung zwischen ihnen Spürbar, insbesondere je intensiver sie sich auf ihrer gemeinsamen Reise kennenlernen.
"Die Reise der Bienen" ist mehr als ein sommerlicher Roadtrip durch Südfrankreich, denn das Buch geht danach noch weiter. Der erste Teil führt durch wunderschöne Landschaften, die bildhaft beschrieben werden - von der Côte d'Azur, über Flaumeichenwälder in der Provence, mit Halt an Seen und Lavendelfeldern hinzu pittoresken Orten, wo Anna und Harm die Gastfreundschaft der Einwohner genießen. Der zweite Teil handelt in Hamburg und Schleswig-Holstein und setzt sich noch intensiver mit den inneren Dämonen auseinander, weshalb dieser genauso authentisch, aber noch abwechslungsreicher und unterhaltsamer ist.
Feinfühlig wird Annas Prozess auf der Suche nach Antworten auf ihre Panikattacken beschrieben. Aus dem ungewöhnlichen Roadtrip wurde ein Weg zur Selbstfindung, denn sie hat die Panikattacken als Warnung ihres Körpers und ihrer Seele verstanden und nach Ursachen gesucht, warum sie sich so gefangen fühlt und in Triggersituationen immer wieder panische Angst empfinden, keinen Ausweg zu haben.
Durch Rückblicke in die Vergangenheit und den Vergleich zu ihrer gegenwärtigen Lebenssituation sowie den Entschluss, aus ihrem Korsett auszubrechen, wird die Geschichte am Ende schlüssig und gibt Denkanstöße, selbst den Mut zu finden aus festgefahrenen Strukturen auszubrechen, um wieder mehr bei sich zu sein, ein gefälligeres, passenderes Leben zu führen und seine eigenen Bedürfnisse nie ganz aus den Augen zu verlieren.

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Veröffentlicht am 02.04.2022

Spannende und bewegende Geschichte über eine fiktive Hollywoodikone, die nach Jahren ihr Schweigen bricht, um die Wahrheit über ihr Leben und ihre Lieben zu erzählen. Leidenschaftlich und authentisch.

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Die berühmte Hollywoodschauspielerin Evelyn Hugo ist bereit, ihre Memoiren zu verfassen und die ungeschönte Wahrheit über ihr Leben zu berichten. Über die Zeitschrift Vivant, der sie vorgibt, ein Interview ...

Die berühmte Hollywoodschauspielerin Evelyn Hugo ist bereit, ihre Memoiren zu verfassen und die ungeschönte Wahrheit über ihr Leben zu berichten. Über die Zeitschrift Vivant, der sie vorgibt, ein Interview führen zu wollen, heuert sie die junge Journalistin Monique Grant als Ghostwriterin an. Monique wittert einerseits eine Chance, endlich als Journalistin ernst genommen zu werden, ist jedoch auch misstrauisch, warum sich die millionenschwere Filmikone ausgerechnet sie dafür ausgesucht hat.
Evelyn beginnt von ihrer Lebensgeschichte zu erzählen, von ihrem Aufstieg als Schauspielerin, von ihren Ehen, ihren Fehlern, ihren Sehnsüchten und ihrer großen Liebe. Monique lauscht gebannt und kommt der fast 80-jährigen Frau, die immer nur mit der Presse gespielt hat, sehr nahe. Geld und Erfolg haben zwar zu Evelyns Glück beigetragen, sie aber letztlich nicht glücklich gemacht. Jahrzehntelang hat sie Geheimnisse gehütet und konnte als Berühmtheit nie so sein, wie sie wirklich war. Am Ende offenbart sie Monique, was die beiden Frauen miteinander verbindet und Monique wird klar, warum Evelyn ihr die Chance gibt, Millionen mit ihrer Biografie zu verdienen.
Der Roman besteht überwiegend aus Rückblicken in die Vergangenheit. Die Gegenwart und Monique, die gerade vor der Scheidung ihres Ehemannes steht, bilden nur einen Teilaspekt. Im Fokus steht die fiktive Hollywoodikone Evelyn Hugo, die von den 1950er- bis in die späten 1980er-Jahre als Schauspielerin erfolgreich war, bevor sie sich in ihr Privatleben zurückgezogen hat.
Evelyn erzählt und lässt sich von Monique nur ungern unterbrechen. Sie gibt das Preis, was sie preisgeben möchte und legt den Zeitpunkt dafür fest. Ihre sieben Ehen geben die Chronologie ihrer Lebensgeschichte vor. Die einzelnen Kapitel werden dabei durch Zeitungsartikel aus der damaligen Zeit ergänzt, was nur belegt, wie wenig die Presse eigentlich über Evelyn und ihre Ehen wusste und wie geschickt Evelyn diese immer wieder um die Nase geführt hat.
Evelyn wusste schon als 14-jährige genau, was sie wollte und wie sie es bekommen konnte. Als ungelernte Schauspielerin hat sie sich in Hollywood on den 1950er-Jahren hochgearbeitet und dabei immer wieder Männer benutzt. Sie hat hart gekämpft, um ihr Leben in Hell's Kitchen hinter sich zu lassen, aber auch ihr gutes Aussehen hat viel zu ihrem Erfolg beigetragen, was ihr durchaus bewusst ist.
Ihre Ehen ist sie oft nur aus Berechnung und weniger aus Liebe und Zuneigung geheiratet. Dennoch ist sie keine unsympathische, eiskalte egoistische Frau, sondern tatsächlich liebenswert, leidenschaftlich und stark. Sie gewinnt viel, verliert jedoch auch viel. Sie macht Fehler, die sie bereit und stellt ihre Berühmtheit über ihre große Liebe. Dennoch hat man das Gefühl, dass ihr gar nichts anderes übrig blieb, um ihr Geheimnis zu wahren und die die sie liebt, zu schützen.
Nachdem vor zwei Jahren aber nun auch ihre Tochter Connor im Alter von 41 Jahren ab Brustkrebs gestorben ist, hat sie alle, die sie je geliebt hat, überlebt, und keine Hemmungen mehr, ihr Leben vor Monique und der Welt zu offenbaren.
Die Geschichte über Evelyn Hugo, die einen Blick hinter die Kulissen Hollywoods wirft und offen über ihr Leben und ihre Gefühle spricht, ist spannend und bewegend zugleich. Diese leidenschaftliche und ehrgeizige Frau war eine perfekte Schauspielerin, denn nicht nur ihre Filme haben sie zu einer Berühmtheit werden lassen, auch mit den Männern und der Presse hat sie gespielt und sie manipuliert. Sie hat keinen Skandal ausgelassen, aber nie die Möglichkeit gehabt, ihre große Liebe zu heiraten.
Der Roman ist so eindringlich und authentisch, dass man selbst das Gefühl hat, neben Evelyn zu sitzen und ihr zuzuhören. Trotz ihrer Berühmtheit wirkt sie nicht überheblich oder wie eine klassische Hollywooddiva, sondern menschlich und nahbar. Es kommt einem so vor, als hätte es die Ikone, die trotz so viel Geld und Erfolg kein perfektes Leben hatte, tatsächlich gegeben. Man fühlt mit ihr und spürt, dass sie sich mit ihren Memoiren endlich Gehör verschaffen, gleichzeitig aber auch ihr Gewissen erleichtern möchte.
Es ist eine Geschichte über eine leidenschaftliche, ehrgeizige und geheimnisvolle Frau, ein Roman über Freundschaft und die verschiedenen Arten von Liebe, über Lügen und Geheimnisse. Der Hollywoodglamour, aber auch die Schattenseiten der Filmbranche und Prominenz werden dabei deutlich. Am Ende schließt sich der Kreis und Monique lernt auch durch Evelyn mehr über ihre Leben.

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Veröffentlicht am 25.03.2022

Mischung aus Drama und Kriminalroman mit einem spannenden Cold Case, authentischen Ermittlungen und lebensnahen Charakteren.

Das versunkene Dorf
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Bei dem Versuch einen Drogendealer festzunehmen, wird Capitaine Noémie Castain durch eine Schussverletzung in das Gesicht schwer verletzt. Nach wenigen Wochen der Regeneration möchte sie ihren Dienst bei ...

Bei dem Versuch einen Drogendealer festzunehmen, wird Capitaine Noémie Castain durch eine Schussverletzung in das Gesicht schwer verletzt. Nach wenigen Wochen der Regeneration möchte sie ihren Dienst bei der Pariser Kriminalpolizei wieder antreten, leidet jedoch an Albträumen und scheitert jedoch an einer Schießübung. Auch der Polizeichef möchte die gezeichnete Polizisten nicht mehr im Außendienst sehen, da er ihr die Leitung eines Teams nicht mehr zutraut. Sie wird deshalb befristet in ein kleines Dorf in Südfrankreich versetzt, um zu prüfen ob der Polizeistandort dort rentabel ist oder geschlossen werden kann. Kurz vor Abschluss ihres Berichts, der in Ermangelung schwerer Straftaten negativ ausfällt, wird eine Leiche im See des Dorfes gefunden. Es stellt sich heraus, dass das Dorf Avalone vor 25 Jahren geflutet wurde und kurz zuvor drei zehnjährige Kinder verschwunden, vermeintlich entführt worden sind.
Capitaine Noémie Castain bleibt vor Ort um den Cold Case, der bei den Einwohnern tiefe Narben hinterlassen hat, aufzuklären.

"Das versunkene Dorf" ist eine Mischung aus Drama und Kriminalroman. Zunächst steht das persönliche Schicksal von Noémie im Vordergrund, die verständlicherweise unter ihrem entstellten Gesicht leidet und von ihren Vorgesetzten als polizeiuntauglich angesehen wird.
In dem Dorf Avalone begegnet man der gestandenen Pariser Kommissarin jedoch überwiegend mit Respekt und nach einer öden Anfangszeit kann Noémie nach dem Bergen einer Leiche wieder zeigen, was in ihr steckt. Ihre Narben treten dadurch in den Hintergrund.
Die Charaktere sind zwar etwas stereotyp, passen aber zu dem abgelegenen Dorf. Hier kennt jeder jeden, die Polizeibeamten sind provinziell und der Bürgermeister offen rassistisch.

Der Fall um die verschwunden Kinder ist spannend aufgebaut und das überflutete Dorf, das unter dem See neben dem neu aufgebauten Zwillingsdorf liegt, birgt so manches Geheimnis. Die Ermittlungen sind authentisch dargestellt, die Personen lebensnah. Auch Noémies Entwicklung wirkt glaubwürdig, die Liebesgeschichte, die ihr zusätzlich Mut und Hoffnung gibt, hätte es für meinen Geschmack für diesen Roman nicht benötigt. Die spannende Schilderung der Aufklärung des Cold Cases und die geheimnisvolle und die unweigerlich gespenstische Atmosphäre, die sich durch die verlassenen Dorfruinen unter der Oberfläche des Sees verbergen, können für sich allein überzeugen.

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Veröffentlicht am 16.03.2022

Tragische, aufwühlende Geschichte über eine Teenagerfreundschaft und eine fesselnde Geschichte über einen mysteriösen Unfalltod.

DIE LÜGEN
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Lizzie und Alice waren als 13-jährige beste Freundinnen. Auch wenn Lizzies Eltern von der einzigen Freundin, die Lizzie aufgrund ihrer Epilepsie hatte, nicht begeistert waren, haben sie sich fast täglich ...

Lizzie und Alice waren als 13-jährige beste Freundinnen. Auch wenn Lizzies Eltern von der einzigen Freundin, die Lizzie aufgrund ihrer Epilepsie hatte, nicht begeistert waren, haben sie sich fast täglich getroffen. Auch am ersten Tag der Sommerferien im Jahr 2007 haben sie einen Spaziergang an den Gleisen unternommen, wie sie es häufig getan haben. Doch an diesem Tag kommt Alice nicht lebend zurück. Sie wurde auf tragische Weise von einem Zug erfasst und Lizzie benommen durch einen epileptischen Anfall aufgefunden.
Zwölf Jahre später hat Lizzie ihre Krankheit im Griff und ist mit Ross frisch verlobt und in ein gemeinsames Haus gezogen. Als in den Nachrichten von einem Mädchen berichtet wird, dass wie Alice an einem unbeschrankten Bahnübergang ums Leben gekommen ist, wird Lizzie erneut von Albträumen gequält. Zusätzlich wird sie mit anonymen Anrufen belästigt und dann trifft sie auch noch auf Alices ältere Schwester Catherine, die sie nach dem Unfall beschuldigt hat, Schuld am Tod von Alice zu sein.
Lizzie kann oder möchte sich nicht an den 19. Juli 2007 erinnern, doch irgendjemand scheint mehr zu wissen. Zudem scheinen auch ihre Eltern ihr gegenüber nicht immer ehrlich gewesen zu sein und etwas zu verbergen zu haben.

"Die Lügen" ist kein nervenaufreibender Thriller, aber ein Spannungsroman, der fesselnd und wendungsreich ist und auf zwei Zeitebenen erzählt wird. Beginnend mit dem Schockmoment des Todes der 13-jährigen Alice beschreibt die Vergangenheit aus Sicht von Lizzie die Zeit vor und nach dem Unfalltod. Die Gegenwart beginnt mit den Nachrichten von dem tragischen Unfalltod eines Mädchens, das von einem Zug erfasst wurde und katapultiert Lizzie, die sich als Erwachsene endlich ein gefestigtes Leben aufgebaut hatte, zurück in die Vergangenheit, die sie auch nach zwölf Jahren noch aufwühlt.
Die Geschichte ist durch den Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit geschickt konstruiert. Je mehr man über die Vergangenheit und die Freundschaft zwischen Alice und Lizzie erfährt, desto mehr Zweifel kommen an der Ehrlichkeit und Integrität von Lizzie auf.
Die Freundschaft war nicht ganz so harmonisch wie Lizzie vorgibt, sondern von Eifersüchteleien, Enttäuschungen und auch Wut geprägt. Aber hätte Lizzie es tatsächlich über das Herz gebracht ihre beste und einzige Freundin in Gefahr zu bringen?
Bewusst führt die Autorin die/ den Leser*in auf falsche Fährten, denn neben Vergangenheit und Gegenwart gibt es noch einen dritten Erzählstrang, der von einer toxischen Beziehung einer Person erzählt, die Lizzie nahesteht und ihr Leben als Erwachsene wiederum in ein anderes Licht rücken lässt. Auf raffinierte Art und Weise wechseln die verdächtigen Personen und die Frage, wer Opfer und wer Täter ist und treiben die Spekulationen nach klassischer Thrillermanier weiter voran, auch wenn ich auf einen Aspekt als Teil der Lösung hätte verzichten können.

"Die Lügen" ist einerseits eine tragische, aufwühlende Geschichte über eine Teenagerfreundschaft und die typischen Probleme unter Freundinnen und Schulkameradinnen, die mit der an Epilepsie erkrankten Lizzie ein beliebtes Opfer gefunden haben. Andererseits ist es eine fesselnde Geschichte über einen mysteriösen Unfalltod der aufgrund der Erinnerungslücken Lizzies nie zufriedenstellend aufgeklärt werden konnte und deshalb bis in die Gegenwart für unbequeme Fragen, Schuldgefühle, Anschuldigungen und Rachegelüste sorgt.

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