Profilbild von PrinzessinButterblume

PrinzessinButterblume

Lesejury Profi
online

PrinzessinButterblume ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit PrinzessinButterblume über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.05.2023

Überraschendes Sommer-Highlight

Gidget. Mein Sommer in Malibu
0

Sommer in Malibu. Die Teenagerin Franzie stößt am Strand auf eine Gruppe Streuner, die am Strand haust und nur fürs Surfen, für die perfekte Welle lebt. Sie nehmen Franzie - ab jetzt Gidget genannt - in ...

Sommer in Malibu. Die Teenagerin Franzie stößt am Strand auf eine Gruppe Streuner, die am Strand haust und nur fürs Surfen, für die perfekte Welle lebt. Sie nehmen Franzie - ab jetzt Gidget genannt - in ihre Gruppe auf, bzw. tolerieren ihre Anwesenheit und bringen ihr das Surfen bei.

Besonders viel passiert eigentlich nicht, wir begleiten Franzie immer wieder dabei, wie sie sich an den Strand schleicht, mit dem Surfen und verschiedenen Liebelein hadert und gerade das macht so viel Spaß, mehr hätte es für mich auch gar nicht gebraucht. Am Ende gibt es nochmal einen kleinen Showdown, aber auch hier ist der Schwerpunkt so gesetzt, dass er sich super in den Rest eingefügt hat.

Ich hatte keine besonderen Erwartungen an dieses Buch und war schon fast überrascht, wie gut es mir nach den ersten Seiten bereits gefallen hat. Der Sprachstil ist sehr eigenwillig, aber wunderbar charakteristisch und hat einfach nur Spaß gemacht zu lesen. Er passt perfekt zu Gidget und verleiht ihr eine ganz eigene Stimme. Ich hätte noch viel mehr in diesem Stil lesen können - deshalb auch mein einziges Manko, das Buch ist einfach viel zu kurz und zu schnell rum, ich hätte gerne noch ein paar Seiten mehr gehabt :)

Das Feeling von Malibu, die Surfer-Clique, die Wellen, die Freiheit, das heimliche Wegschleichen von Franzie, das Erwachsenwerden - dieses Buch transportiert eine tolle Atmosphäre, die super rüberkommt. Insgesamt war das für mich wirklich ein überraschendes Highlight und ich freue mich sehr, dieses Buch entdeckt haben zu dürfen.

Veröffentlicht am 01.05.2022

Klassiker in tollem Gewand

Die Forsyte Saga
0

Viel zu lange bin ich um die „Forsyte-Saga“ herumgeschlichen und hab mich nicht wirklich an dieses Mammutwert herangetraut. Ein Grund dafür war definitiv der Umfang, umso erfreuter war ich, dass die neue ...

Viel zu lange bin ich um die „Forsyte-Saga“ herumgeschlichen und hab mich nicht wirklich an dieses Mammutwert herangetraut. Ein Grund dafür war definitiv der Umfang, umso erfreuter war ich, dass die neue Reclam-Ausgabe in drei handliche Bücher unterteilt ist. Dadurch hat es auf mich nicht mehr ganz so erschlagend gewirkt und ich hatte auch gezielte Stellen, an denen ich eine kleine Lektürepause einlegen und etwas leichtere Kost einschieben konnte. Das hat mir wirklich gut gefallen! Generell ist diese Ausgabe im Schuber ein kleiner Augenschmaus mit Lesebändchen und Stammbaum, die insgesamt sehr wertig daherkommt, also perfekt zu so einem Klassiker passt und das Lesen dadurch noch ein bisschen schöner macht.

John Galsworthy wurde für dieses Machwerk damals mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet und ich finde, zu Recht! Das Buch atmet den Zeitgeist der damaligen Jahrhundertwende und lässt diese Zeit und ihre Gesellschaft unglaublich realistisch vor dem Auge des Lesers entstehen.

Im Fokus stehen dabei ganz klar die Charaktere der Geschichte. Über mehrere Generationen hinweg begleiten wir die Familie Forsyte, lieben und leiden mit ihr und werden Zeuge ihres schleichenden Verfalls, der auch vor den Nachkommen keinen Halt macht. Der Stammbaum war hier wirklich eine große Hilfe, um den Überblick nicht zur verlieren, weil die Familie sehr umfangreich ist und gerade, wenn man, so wie ich, zwischen den einzelnen Büchern eine kleine Pause einlegt, hilft er sehr.

Das Ganze geht mit ordentlich Drama und jeder Menge Tragödien einher, jedoch im Erzähltempo der damaligen Zeit – das erzählerische Tempo von Downton Abbey, darf man hier natürlich nicht erwarten, alles entwickelt sich deutlich gemächlicher, übt aber gerade deshalb einen ganz besonderen Sog aus. Es ist ein Schmöker, aber einer für den man ein bisschen Konzentration braucht, der sich aber für einen Klassiker doch recht süffig liest.

Insgesamt bin ich sehr froh, dieses Werkt mit der neuen Ausgabe endlich angegangen zu sein. Ein tolles Stück Literatur und Zeitgeschehen, das ein bisschen Zeit und Konzentration braucht, das sich aber definitiv lohnt.

Veröffentlicht am 06.04.2022

Hollywoods Abgründe

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
0

Monique Grant kann es nicht fassen, dass Evelyn Hugo, eine der größten Filmikonen, ausgerechnet ihr, ihre Lebensgeschichte erzählen möchte. Und so breitet die Schauspielerin ihr schillerndes und manchmal ...

Monique Grant kann es nicht fassen, dass Evelyn Hugo, eine der größten Filmikonen, ausgerechnet ihr, ihre Lebensgeschichte erzählen möchte. Und so breitet die Schauspielerin ihr schillerndes und manchmal so ganz und gar nicht glamouröses Leben aus und lässt uns in ihre Untiefen abtauchen.

Das Buch ist in sieben Teile, benannt nach den sieben Ehemännern von Evelyn, unterteilt. Innerhalb dieser Teile wechselt die Erzählperspektive zwischen Evelyn und Monique, beide erzählen in der Ich-Form, dabei gelingt es der Autorin grandios beiden eine so eigene Stimme zu geben, dass eine Verwechslung ausgeschlossen ist.

Evelyns Leben ist wild und chaotisch, es war jede Menge los auf ihrem Weg an die Spitze Hollywoods, aber im Zentrum stand eigentlich immer ihre große Liebe und die ist auch der Dreh- und Angelpunkt des Romans. Wer das ist, verrate ich natürlich nicht, aber es ist eine ganz tolle, rohe und leidenschaftliche Liebe, die mir sehr gut gefallen hat.

Es war immer wieder erschreckend zu sehen, mit was für Hindernissen Evelyn zu kämpfen hatte. Fast immer waren es Menschen, die sie zu unrecht schlecht behandelt haben. Das war manchmal harter Tobak, aber Evelyn ist so eine starke Figur, dass ich mit ihr beim Lesen alles bestehen konnte. Diese Stärke hat mir wirklich gut gefallen.

Das Setting Hollywood und die Filmwelt hat mir wirklich super gefallen. Die Autorin lässt hier eine ganz eigene Welt entstehen, von der man teilweise nur hoffen kann, dass sie heute anders funktioniert, was ich aber befürchte, nicht wirklich der Fall sein wird.

All in all - hat mir dieses Buch ein paar sehr unterhaltsame und vergnügliche Lesestunden bereitet.

Veröffentlicht am 25.03.2022

Gefangen im gläsernen Palast

Die Kinder sind Könige
0

Wieder einmal hat Delphine de Vigang es geschafft, ein aktuelles Thema in einen spannenden Roman umzuwandeln. Dieses Mal stehen Kinder-Influencer im Fokus, die von ihren Eltern schon mit sehr jungen Jahren ...

Wieder einmal hat Delphine de Vigang es geschafft, ein aktuelles Thema in einen spannenden Roman umzuwandeln. Dieses Mal stehen Kinder-Influencer im Fokus, die von ihren Eltern schon mit sehr jungen Jahren vor die Kamera gestellt werden und die ähnlich wie in der Truman-Show in aller Öffentlichkeit aufwachsen. In diesem Buch sind das die Geschwister Jimmy und Kimmy, deren Mutter Melanie ihnen sehr früh mit einem YouTube-Kanal zu Berühmtheit verholfen hat. Doch dann verschwindet Kimmy plötzliche und die Polizei steht vor der großen Herausforderung ein Kind zu suchen, von dem eine anonyme Masse private Einblicke kennt.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Melanie und der Polizistin Clara erzählt, was es sehr spannend macht, da wir so einmal die Seite der verzweifelten Eltern und gleichzeitig die Suche bei der Polizei mitbekommen. Die Handlung verläuft stringend, macht aber große Sprünge zurück in die Vergangenheit und wir erfahren, wie Melanie zu ihrer Internetberühmtheit gekommen ist und wie Clara zur Polizeit kam. Zwischen den Kapiteln gibt es immer einen Auszug aus den Polizeiakten, was wirklich spannend zu lesen war. Wie immer hat mich auch De Vigangs Schreibstil wieder begeistert, recht nüchtern und klar, aber gleichzeitig auch fesselnd.

Das Thema ist wirklich wichtig und gleichzeitig auch sehr schockierend. Natürlich war mir die Thematik vorher schon bekannt, aber ich glaube, dass ich erst durch dieses Buch die Tragweite, die eine solche Darstellung im Netz für die Kinder haben kann, begriffen habe. De Vignag schafft es grandios, das Gefühl von Erschöpfung und Druck, Erfolg und Einsamkeit darzustellen und ich habe, vor allem auf der Gefühlsebene, viel dazugelernt.

"Die Kinder sind Könige" ist ein hochaktueller Roman, der auf einen Missstand aufmerksam macht, dem bedeutend mehr Beachtung geschenkt werden sollte. Vielleicht kann dieses Buch ja ein bisschen dazu beitragen, es wäre wünschenswert.

Veröffentlicht am 25.03.2022

Ein bisschen wie Flavia de Luce im viktorianischen England

Mord im Gewächshaus
0

Myrtle Hardcastle ist ein äußerst gewitztes und schlaues Mädchen - fast schon ein bisschen zu clever, wenn es nach ihrem Vater geht. Und dass sie sich dann auch noch in den Einbruch im Nachbarhaus einmischt ...

Myrtle Hardcastle ist ein äußerst gewitztes und schlaues Mädchen - fast schon ein bisschen zu clever, wenn es nach ihrem Vater geht. Und dass sie sich dann auch noch in den Einbruch im Nachbarhaus einmischt und anfängt in einem Mordfall zu ermitteln, gehört sich natürlich so gar nicht für eine Tochter aus hohem Haus. Zum Glück steht Myrtle ihre taffe Gourvernante zur Seite und gemeinsam machen sie sich daran, das Rätsel zu lösen.

"Mord im Gewächshaus" ist ein Reihenauftakt, der Lust auf mehr macht! Die Zielgruppe ist vermutlich etwas jünger angesetzt, aber das hat mich beim Lesen überhaupt nicht gestört. Im Gegenteil war ich sehr angetan von der Sprache, die nicht unbedingt ganz einfach ist, aber wunderbar in die damalige Zeit passt. Mein absolutes Highlight waren dabei kleine Fußnoten, die mit einem Zwinkern die Handlung kommentiert oder ungewohnte Begriffe erklärt haben - das hat wirklich Spaß gemacht.

Das Personal der Geschichte ist vielfältig, stets ein bisschen überzogen, aber immer wunderbar liebenswert und ich habe sie alle gemocht und sehr plastisch vor mir gesehen. Myrtle steht natürlich im Fokus und mit ihrer gewitzten Art und Vorliebe fürs Morbide hat sie mich tatsächlich ein bisschen an Flavia de Luce erinnert, was mich sehr gefreut hat. Aber auch das Nebenpersonla ist toll gestaltet.

Der Fall selbst weiß bis zum Ende mit Überraschungen und Wendungen zu glänzen, manches war ein bisschen vorhersehbar, aber anderes dafür umso weniger. Es war spannend, aber nicht gruselig, sondern eher wohlig-spannend. Besonders gut hat mir das viktorianische Setting gefallen, das wirklich sehr lebendig war und einen tollen Rahmen für den Krimi gebildet hat.

Insgesamt hatte ich viel Freude mit Myrtle und hoffe, ihr noch bei vielen weiteren Fällen über die Schulter schauen zu dürfen.