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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.05.2022

Heimatgefühle

Der kleine Buddha auf der Reise nach Hause
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Der kleine Buddha begibt sich auf eine Reise, um zu erforschen, was Zuhause bedeutet. Jede der zahlreichen Begegnungen fragt er, was sie darunter versteht, und so ergibt sich ein buntes Bild aus Antworten.
Die ...

Der kleine Buddha begibt sich auf eine Reise, um zu erforschen, was Zuhause bedeutet. Jede der zahlreichen Begegnungen fragt er, was sie darunter versteht, und so ergibt sich ein buntes Bild aus Antworten.
Die wiederholenden Elemente des Buchs sind die Gespräche mit Fremden und die Geschichten, die sie ihm erzählen. Die Sprache ist dabei einfach gehalten. Mitunter wirkte mir die Handlung zu naiv und platt, als dass ich durchweg hätte Gefallen daran finden können.
Ich hatte vorher noch keines der Bücher der Reihe gelesen, und so überraschte es mich, dass die Hauptfigur keineswegs nur buddhistische Ruhe ausstrahlte, sondern zum Beispiel auch mal ungeduldig war. Ein paar kleine Weisheiten sind dann aber doch hier und da untergebracht: “Was wäre wohl, wenn alle Menschen jeden Tag eine halbe Stunde nur dasitzen und den Himmel beobachten würden?”

Veröffentlicht am 08.05.2022

Unverblümte Geschichtsstunde

Die Eroberung Amerikas
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Wir schreiben das Jahr 1538, als sich Ferdinand Desoto auf eine Expedition nach Amerika aufmacht, um in Florida Gold zu finden. Und dann ist da der Anwalt, der sich Jahrhunderte später dafür einsetzt, ...

Wir schreiben das Jahr 1538, als sich Ferdinand Desoto auf eine Expedition nach Amerika aufmacht, um in Florida Gold zu finden. Und dann ist da der Anwalt, der sich Jahrhunderte später dafür einsetzt, das Unrecht wiedergutzumachen, das den indigenen Volksgruppen durch diese Eroberung widerfahren ist.
Doch dies ist kein gewöhnlicher historischer Roman, der einfach mit einer Rahmenhandlung die historischen Grundlagen aufgreift. Schon der Zeitstrang der Vergangenheit wird durch die Brille unserer Zeit, mal bitterböse, mal spitzfindig, mal irrwitzig erzählt. „Aus der heutigen Sicht war das 16. Jahrhundert vor alle, eines: brutal. So als hätte die Mafia sämtliche KZ-Aufseher zu einem Wettbewerb in Sachen Grausamkeit herausgefordert.“
Auf diesen wilden Ritt habe ich mich bewusst eingelassen und auch viele besondere Lesemomente dadurch erlebt. Dem gegenüber standen aber auch jene, wo mir das Springen zwischen den Figuren und die Länge etwas zu viel wurden. Das Buch empfehle ich trotzdem jedem experimentierfreudigen Leser.

Veröffentlicht am 01.05.2022

Kfz, Kleinkind, Kummerkasten

Meter pro Sekunde
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Die Ich-Erzählerin zieht mit Mann und Kleinkind nach Westjütland, wo nicht viel los ist. Ihr Leben dreht sich um Erziehung, Fahrschule und Ratschläge für Hilfesuchende.
Sie lernt, „… in der Kleinstadt ...

Die Ich-Erzählerin zieht mit Mann und Kleinkind nach Westjütland, wo nicht viel los ist. Ihr Leben dreht sich um Erziehung, Fahrschule und Ratschläge für Hilfesuchende.
Sie lernt, „… in der Kleinstadt geht es darum, sich anzupassen und mit der Landschaft zu verschmelzen. Man betont die Gemeinsamkeiten, nicht die Unterschiede, Ziel und Logik der Gespräche ist es, den Zusammenhalt zu beschwören.“ und fühlt sich doch als Außenseiterin.
Mir gefielen die Liedtexte zu Beginn neuer Abschnitte, singbar auf bekannte Melodien, bei der der Übersetzer ganze Arbeit geleistet hat. Und auch sonst enthielt das Buch schöne sprachliche Formulierungen. Leider gab es dazu kaum Handlung, so dass für mein Empfinden Luft nach oben blieb.

Veröffentlicht am 16.04.2022

Heimliche Beobachter

Automaton
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Tiff, alleinerziehende Mutter mit Angststörung, hält sich mit einem schlecht bezahlten Automaton-Job über Wasser, bei dem sie Bild- und Videomaterial sichten und markieren muss. Dabei bemerkt sie das Verschwinden ...

Tiff, alleinerziehende Mutter mit Angststörung, hält sich mit einem schlecht bezahlten Automaton-Job über Wasser, bei dem sie Bild- und Videomaterial sichten und markieren muss. Dabei bemerkt sie das Verschwinden eines Mannes am anderen Ende der Erde.
Das Buch verfolgt zwei Handlungsstränge, den von Tiff und den von Stella, die sich gegen Ende hin kreuzen. Die Beschreibungen von Tiffs Alltag, hauptsächlich die mühsamen Gänge nach draußen, um ihren Sohn zum Kindergarten zu bringen, werden unterbrochen von der Mischung aus Langeweile und Neugier bei ihren Arbeitsaufträgen. Diese diskutiert sie im Chat mit ihren entfernten Kollegen.
Nach der Lektüre ihres Romans “Pixeltänzer” hatte ich erwartet, die Autorin würde erneut technische Details einbauen und unter dem Titel “Automaton” etwas Nerdiges verpacken. Diese Geschichte hingegen war eine Mischung aus Wiederholungen, Naivität der Protagonisten und unglaubwürdigen Zusammenhängen. Das liest sich leicht weg, doch mein Nerdherz brachte es nicht zum Höherschlagen.

Veröffentlicht am 25.03.2022

Lebenslesetagebuch

Hier geht’s lang!
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Elke Heidenreich stellt in diesem Buch die Bücher vor, die sie im Verlauf ihres Lebens begleitet haben. Zwar setzt sie einen Schwerpunkt auf Bücher von Frauen, bleibt diesem Konzept jedoch nicht konsequent ...

Elke Heidenreich stellt in diesem Buch die Bücher vor, die sie im Verlauf ihres Lebens begleitet haben. Zwar setzt sie einen Schwerpunkt auf Bücher von Frauen, bleibt diesem Konzept jedoch nicht konsequent treu.
Die Autorin teilt Einblicke in ihr Privatleben, in dem immer das Lesen eine große Rolle spielte, Fotos von sich und ihren Büchern. Dabei spiegelt sich natürlich wider, was in den Lebensphasen einer 1943 geborenen Deutschen gerade angesagt war. „Ich bin das kleine Mädchen, das Nesthäkchen und Trotzkopf las und ein Frauenbild vermittelt bekam, das mit der Wirklichkeit so gar nicht übereinstimmte.“
“Hier geht’s lang!” wirkt wie das nach Jahren veröffentlichte Lesetagebuch, das mit der Reife verfasst wurde, die es braucht, um das Kleinod vom Banalen zu unterscheiden. Größtenteils war diese persönliche Literaturanalyse für mich ganz unterhaltsam.