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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2022

Nicht nur eine schwarze Zunge...

Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)
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...sondern sehr viel schwarzer Humor zeichnet diese Geschichte aus.

Zum Inhalt:
Kinsch Na Shannack wird von der Gilde der Diebe gezwungen, sich Galva anzuschließen - Ritterin und Dienerin der Todeskönigin. ...

...sondern sehr viel schwarzer Humor zeichnet diese Geschichte aus.

Zum Inhalt:
Kinsch Na Shannack wird von der Gilde der Diebe gezwungen, sich Galva anzuschließen - Ritterin und Dienerin der Todeskönigin. Galva will eine Monarchin aufspüren, deren Aufenthaltsort seit den Koboldkriegen unbekannt ist. Doch die Gilde hat andere Pläne und bald steht Kinsch vor der Wahl, Galva zu enttäuschen oder sein Leben zu riskieren und der Gilde abzuschwören.

Mein Eindruck:
Was für ein grober Spaß. In diesem Buch wird gelebt und gelitten, geliebt und gelacht. Immer auf der Rasierklinge und deshalb nie politisch korrekt. Da wird gesoffen und beleidigt, politisch unkorrekt und an vielen Stellen auch ein bisschen eklig (manchmal auch ein bisschen mehr). Buehlmann erschafft eine ganz eigene Welt der Befindlichkeiten, in der Allianzen geschmiedet werden, wie es die Umstände erfordern, um zu überleben. Dabei werden nicht nur dreckige Witze gerissen und Lügen erzählt, - die Charaktere zeigen sich allesamt lernfähig und bereit, über den eigenen Schatten zu springen, wenn es der Sache nützt. Dass ein Leben dabei nicht unbedingt viel Wert hat und Tode schnell vergessen sind, ist dabei oft der Grund für die gallige Art, derer sich alle bedienen – vom kleinen Dieb über die großen Zauberer bis hin zur Regentin. Dieses Buch findet zwar einen Schluss, aber – wie es sich für ein fantastisches Epos gehört – kein Ende. Und so fiebert man gerne der Fortsetzung entgegen in der Hoffnung, dass es für den kleinen Dieb zum Schluss ein großes Glück geben könnte.

Mein Fazit:
Zum Glück kommt man wenigstens noch in der Fantasy ohne den erhobenen Zeigefinger aus

Veröffentlicht am 04.08.2022

Endlich Urlaub

Das Hotel
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Zum Inhalt:
Gute Bücher lesen, in den Wellen plantschen und ansonsten endlich einmal dem Nichtstun frönen, - so hat sich Alice ihren Aufenthalt im All-Inclusive-Resort vorgestellt. Seltsam ist nur, dass ...

Zum Inhalt:
Gute Bücher lesen, in den Wellen plantschen und ansonsten endlich einmal dem Nichtstun frönen, - so hat sich Alice ihren Aufenthalt im All-Inclusive-Resort vorgestellt. Seltsam ist nur, dass sie sich das Gelesene einfach nicht merken kann, noch komischer, dass plötzlich ein renitenter Teenager verschwindet und das noch nicht einmal den Eltern auffällt. Kurz: Es ist etwas faul im Staate Urlaubsglück und Alice beginnt zu forschen. Gegen alle Widerstände.

Mein Eindruck:
Viele Bücher im Bereich der Spannungsliteratur versuchen es, nur wenigen gelingt es: Einen echten Moment der Verblüffung zu erzeugen! „Das Hotel“ ist so ein Buch. Frau von Haderer verführt ihre Kundschaft auf fantastische Weise dazu, sich während des Lesens verschiedene Möglichkeiten zu erdenken, um dann alle wieder einzukassieren. Der Spannungsaufbau gelingt ihr dabei mühelos, ihre Charaktere verhalten sich (vor allen Dingen mit dem Wissen um ihr Wesen im Nachhinein) stringent und auch die Art und Weise, wie die Autorin ganz profan ihr sprachliches Handwerk beherrscht, ist aller Ehren wert.
Ein absoluter Pageturner, der zum Nachdenken anregt. Ganz ohne politisch korrekten Zeigefinger und Belehrung. Super.

Mein Fazit:
Vor und hinter den Kulissen der perfekte Urlaubs(lese)spaß

Veröffentlicht am 25.07.2022

Aberglaube und Wissenschaft

Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie 2)
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Zum Inhalt:
Todesfälle im Zusammenhang mit Mumien und eine Mordserie an jungen Strichern erschüttern Wien. Leopold von Herzfeldt sieht Verbindungen, die sich seinen Vorgesetzten nicht erschließen wollen. ...

Zum Inhalt:
Todesfälle im Zusammenhang mit Mumien und eine Mordserie an jungen Strichern erschüttern Wien. Leopold von Herzfeldt sieht Verbindungen, die sich seinen Vorgesetzten nicht erschließen wollen. Doch diese Schwierigkeiten sind nicht die einzigen, mit denen Leopold kämpft. Gleichzeitig gestaltet sich die Beziehung zu Julia schwierig, die ebenfalls - wenn auch an anderer Front - ermittelt: Ein Tierwärter wurde zerstückelt im Löwenkäfig des Tierparks gefunden. Gemeinsam mit dem Totengräber Augustin Rothmayer stürzen sie sich in ein neues Abenteuer....

Mein Eindruck:
... welches von Hans-Jürgen Stockerl mit Schmäh in der Stimme eingelesen ist. Dieser Sprecher würde schon alleine mit seiner Intonation für einen Stern in der Bewertung sorgen, doch die Geschichte von Oliver Pötzsch verdient auch ohne diese Schützenhilfe die Höchstnote. Die Gratwanderung zwischen Spannung und Humor gelingt dem Autor ebenso wie das Austarieren seiner Charaktere und die Erfindung einer guten Geschichte. Diese verbindet Aberglaube und Wissenschaft, spielt mit diesen Elementen und bietet doch eine perfekte Erklärung. Schwierigkeiten, die der Autor für seine Figuren erdenkt, werden (wie auch die Todesfälle) allesamt gelöst, - jedoch nie leichtfertig und meistens in den Denkweisen (wenn auch fortschrittlich) der damaligen Zeit. Einzig der Handlungsstrang um afrikanische Darsteller im Zoo wirkt ein bisschen gewollt dem heutigen Zeitgeist geschuldet und sein Fehlen hätte nicht unbedingt der Story geschadet. Doch das ist Jammern auf ganz hohem Niveau.
Eine Frage bleibt jedoch: Warum dieser Titel? Aber ehrlicherweise ist das wirklich zu vernachlässigen, wenn man über so viele Seiten bzw. Hörminuten absolut fantastisch unterhalten wird.

Mein Fazit:
Augustin for President!

Veröffentlicht am 26.03.2022

Aufarbeitung

Den Wölfen zum Fraß
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Zum Inhalt:
Eine junge Frau wird in Nordengland ermordet, - der Verdacht fällt auf ihren Nachbarn Mr. Wolphram, vormals Lehrer an einer elitären Jungenschule. Einer der ermittelnden Beamten – Ander - war ...

Zum Inhalt:
Eine junge Frau wird in Nordengland ermordet, - der Verdacht fällt auf ihren Nachbarn Mr. Wolphram, vormals Lehrer an einer elitären Jungenschule. Einer der ermittelnden Beamten – Ander - war selber an dieser Schule und erinnert sich an einige Begebenheiten im Zusammenhang mit Mr. Wolphram, der schon damals ein spezieller, aber nicht unsympathischer Typ war. Während die Menge – aufgestachelt durch eine skandalheischende Presse – nach Mr. Wolphrams Blut lechzt und die halbe Polizeidienststelle an dessen Schuld festhält, glauben Ander und sein Partner an Wolphrams Unschuld und ermitteln weiter.

Mein Eindruck:
Der Titel ist wunderbar mehrdeutig, da er einerseits Bezug auf den Namen des Verdächtigen nimmt, andererseits auf die entfesselte Presse und die Schmierereien im Jetzt und die Mobbing-Aktionen der Vergangenheit verweist. Diese geschliffene, sprachliche Eleganz zieht sich durch den ganzen Roman, der nur sich nur oberflächlich um eine Kriminalgeschichte dreht. Er geht tiefer – in jeder Beziehung. Patrick McGuinness zeigt wunderbar das Modell des Schwellenwertes: Wenn ein gewisser Punkt überschritten wird – durch Manipulation, das Gesetz der Masse oder einfach, weil das Level niedrig ist – wird der Mob immer größer und gefährlicher. Und es gehört eine gehörige Portion Mut und Selbstbewusstsein dazu, sich diesem Mob entgegen zu stellen.
Besonders gefällt, dass der Autor den Personen differenzierte Lebenswege gönnt: Seine Figuren können erfolgreich sein, auch wenn sie in der Sozialsiedlung aufgewachsen sind und Charakterschweine und Loser, obwohl sie den goldenen Löffel in die Wiege gelegt bekommen haben.

Mein Eindruck:
Voll mit Metaphern, aber nie zu künstlich

Veröffentlicht am 25.03.2022

Drogen sind auch nur Menschen

Roxy
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Zum Inhalt:
Isaac und seine Schwester haben Probleme, - doch für Probleme gibt es eine Lösung in Form von chemischen Helferlein. Aber ist das wirklich die Lösung oder nur der Beginn eines noch größeren ...

Zum Inhalt:
Isaac und seine Schwester haben Probleme, - doch für Probleme gibt es eine Lösung in Form von chemischen Helferlein. Aber ist das wirklich die Lösung oder nur der Beginn eines noch größeren Problems?

Mein Eindruck::
Vater und Sohn Shusterman beherrschen nicht nur die Kunst, sich in jugendliche Charaktere zu versetzen, - jetzt verleihen sie sogar (Designer-)Drogen und verschreibungspflichtigen Medikamenten mit Suchtpotenzial eine Stimme. Denn die titelgebende Roxy ist so ein Medikament und wie ihre Verwandtschaft setzt sie ihre Reize ein, um ihren Zögling zur letzten Party zu bitten.
Die Sprecher sind genial. Roxy (das Medikament Oxycontin) und Addie (Adderall) sind perfekt eingelesen, während sie in ihren Wettstreit die Geschwister Ivy und Isaac hineinziehen. Obwohl schon am Anfang klar ist, dass für einen der Flirt mit dem Medikament tödlich ausgeht, bleibt bis zum Schluss unklar, welche/r Jugendliche stirbt. Im Gegensatz zu Roxy und Addie, deren Gedanken in der ersten Person geschrieben sind (und damit den Leser/innen auf direktem Wege verabreicht werden), nutzen die Autoren für die Menschen die abgeklärtere Sicht der dritten Person. So hält man Abstand zum Geschehen und bleibt Zuschauer der Party.
Dass (und den Grund warum) das Umfeld der beiden erst sehr spät etwas bemerkt, wird ebenfalls gut erklärt und obwohl den Jugendlichen hierzulande zwar das amerikanische Schulsystem mit seinen Tücken fremd ist, wird der Druck, unter dem alle stehen, gut spürbar.

Mein Fazit:
Auch wenn die Drogen glitzern - die Geschichte zeigt eindringlich, dass der schöne Schein nur Talmi ist