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Veröffentlicht am 05.05.2022

Eindringlich und erschreckend nah an der Realität

Sanctuary – Flucht in die Freiheit
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Im Jahr 2032 ist der Klimawandel weiter vorangeschritten mit weitreichenden Folgen für Mensch und Natur. Allen Bürgern der USA werden zur Überwachung Chips implantiert, so dass illegale Einwanderer herausgefiltert ...

Im Jahr 2032 ist der Klimawandel weiter vorangeschritten mit weitreichenden Folgen für Mensch und Natur. Allen Bürgern der USA werden zur Überwachung Chips implantiert, so dass illegale Einwanderer herausgefiltert und schneller abgeschoben werden können. Abschieben reicht der Regierung allerdings irgendwann nicht mehr aus. Man hat noch Schlimmeres im Sinn.

Auf dem Schwarzmarkt können Illegale gefälschte Chips erwerben. Doch diese funktionieren nur unzuverlässig , so dass sich die 16 jährige gebürtige Kolumbianerin Vali, ihr kleiner Bruder Ernesto und ihre Mutter sich gezwungen sehen zu fliehen, nachdem sogenannte Deportationseinheiten wie Pilze aus dem Boden schießen und Undokumentierte jagen. Bald schon hat Vali die alleinige Verantwortung für ihren Bruder und für ihrer beider Leben , denn ihre Mutter ist quasi vor ihren Augen verhaftet worden. Es folgt eine atemberaubende Jagd Richtung Kalifornien, dem einzigen Bundesstaat, der sich von dieser menschenverachtenden Politik losgesagt hat.

Die Autorinnen und Aktivistinnen Paola Mendoza und Abby Sher haben diesen Jugendroman aus Sorge vor einer 2. Amtszeit von Donald Trump geschrieben. Deshalb gab es wohl einen gewissen Zeitdruck, weil das Buch unbedingt vor der entscheidenden Wahl veröffentlicht werden sollte.

In ihrer Geschichte ist dieses Schreckensszenario einer extrem nationalistischen Regierung Realität geworden, und alles was hier beschrieben wird, ist in Ansätzen auch von Trump tatsächlich schon auf den Weg gebracht worden. Das Buch ist somit auch als Weckruf zu verstehen, sich aktiv für Freiheit und Demokratie einzusetzen.

Ich nehme an, es ist dem Zeitdruck geschuldet, dass die Charaktere nicht so komplex angelegt worden sind, wie man es sich als Leser vielleicht gewünscht hätte. Die Geschichte ist extrem aufwühlend, weil man sich eine Zukunft mit Trump genau so vorstellen kann, und die Gefahr ist ja keineswegs gebannt. Weltweit sieht man ja leider zunehmend nationalistische Tendenzen. Ich halte dieses Buch deshalb für sehr wichtig, und es ist sicher nicht umsonst für den deutschen Jugendbuchpreis 2022 nominiert worden. Allerdings hätte ich mir eine Triggerwarnung für Personen mit eigener Fluchterfahrung gewünscht. Das Buch ist an vielen Stellen ausgesprochen brutal und geht wirklich unter die Haut. Auch wenn der Verlag damit wirbt, ist der Roman keine Dystopie, sondern ein Near Future Roman. Es war für mich kein absolutes Highlight, und ich tue mich tatsächlich etwas schwer mit einer Bewertung. Ich wünsche diesem wichtigen Buch aber auf jeden Fall viele Leser*innen. Das Thema verdient jede nur mögliche Aufmerksamkeit.


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Veröffentlicht am 18.04.2022

Roman d‘amour

Roman d’amour
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Die Schriftstellerin Charlotte soll für ihren Roman mit dem Titel Roman d‘amour mit einem Preis ausgezeichnet werden. Anlässlich dieses Anlasses steht ein Interview mit der Journalistin Frau Sittich an.



Schon ...

Die Schriftstellerin Charlotte soll für ihren Roman mit dem Titel Roman d‘amour mit einem Preis ausgezeichnet werden. Anlässlich dieses Anlasses steht ein Interview mit der Journalistin Frau Sittich an.



Schon mit ihren ersten Fragen unterstellt die Journalistin Charlotte, dass ihr Werk autofiktional ist, was die Schriftstellerin vehement verneint. Trotzdem wird sehr schnell klar, dass Charlotte die Dreiecksgeschichte, die sie in ihrem Roman beschreibt sehr wohl selber erlebt hat.

Die Interviewfragen von Frau Sittich sind provokant und anmaßend, so dass die Gesprächsatmosphäre alles andere als angenehm ist. Man merkt, dass sich Fiktion und Realität immer mehr im Kopf von Charlotte vermischen, was interessant zu beobachten war. Als Leser hat man einen direkten Vergleich ihres Romans und der wirklich erlebten Liebesgeschichte, da Sylvie Schenk diese beiden Perspektiven immer abwechselt. Das Interview ähnelt schon fast einem Duell nur halt mit Worten. Trotzdem bricht Charlotte das Gespräch nicht ab, was mich erstaunt hat. Man hat allerdings auch den Eindruck, dass sich durch die bohrenden Fragen der Interviewerin, die Sichtweise der Schriftstellerin auf ihr Werk und damit auch die Sichtweise auf ihre Affaire nochmal verschiebt.



Die schöne , poetische Sprache mochte ich sehr. Durch die Perspektivwechsel wird das Buch abwechslungsreich und spannend. Der kurze Roman ist auch flüssig zu lesen. Trotzdem hat mich das Buch nicht so ganz erreicht, fürchte ich. Ich habe auch überhaupt nicht verstanden, warum Charlotte unbedingt ein Geheimnis daraus macht, dass sie diese Liebesgeschichte in ähnlicher Form tatsächlich erlebt hat. Immerhin liegt das Ganze über 20 Jahre zurück und sie ist heute um die 70 Jahre alt. Wir erleben auch nur Charlotte’s Sicht , was ich etwas schade fand. Das Ende hatte dann aber noch eine Überraschung bereit, die mir gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 26.03.2022

Eine Tennisfamilie

Eine perfekte Familie
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Joy und Stan haben sich durch ihre gemeinsame Leidenschaft Tennis kennen und lieben gelernt. Tennis ist ihr Leben. Bis vor kurzem haben die beiden rüstigen Senioren noch ihre Tennisschule geleitet, die ...

Joy und Stan haben sich durch ihre gemeinsame Leidenschaft Tennis kennen und lieben gelernt. Tennis ist ihr Leben. Bis vor kurzem haben die beiden rüstigen Senioren noch ihre Tennisschule geleitet, die ihr ganzes Leben bestimmt hat. Alle vier Kinder sind auf dem Tennisplatz groß geworden. Stan hat es geliebt als Trainer junge Talente zu entdecken.Seine Frau hatte die Organisation der Tennisschule im Griff, und trotzdem blieb immer noch Zeit für ein Match mit dem Ehemann. Selbst der Familienhund ist nach der Tennisspielerin Steffi Graf benannt. Alles scheint perfekt, bis Joy spurlos von der Bildfläche verschwindet.



Liane Moriarty kann wunderbar schreiben. Man fliegt als Leser förmlich durch die Seiten. Durch verschiedene Perspektivwechsel, auch in die Vergangenheit, wird die Geschichte abwechslungsreich und man erfährt nach und nach Hintergründe von lange Verschwiegenem und Verdrängtem, dass die Familie in einem anderen Licht erscheinen lässt.



Joy und Stan waren mir direkt sympathisch, ebenso wie ihre vier sehr unterschiedlichen Kinder Brooke, Amy, Troy und Logan. Die Geschwister bilden trotz sehr verschiedenen Charaktere eine Einheit und unterstützen sich und ihre Eltern. Aber da ist noch Savannah, die Frau, die verletzt und Hilfe suchend eines Tages vor der Türe der Delaneys steht. Sie scheint einen Keil in das harmonische Familiengefüge zu treiben.



Der Autorin hat eine Mischung aus Familienroman und Krimi geschrieben, was sehr unterhaltsam war. Es gab allerdings einige Längen im Mittelteil, und auch das Ende hätte für meinen Geschmack straffer erzählt werden können.

Man muss auch sagen, dass sich die Zufälle bei der Auflösung häuften. Da hat es sich die Autorin ein bisschen zu einfach gemacht. Trotzdem hatte ich schöne Lesestunden und empfehle das Buch gerne weiter.



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Veröffentlicht am 12.03.2022

Ganz nett

FROST
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Eigentlich war die isländische Thrillerserie rund um Kommissarin Hulda nach dem 3.Teil „Nebel“ abgeschlossen. Deshalb war ich überrascht und erfreut ( weil ich die Reihe sehr mochte) , dass jetzt eine ...

Eigentlich war die isländische Thrillerserie rund um Kommissarin Hulda nach dem 3.Teil „Nebel“ abgeschlossen. Deshalb war ich überrascht und erfreut ( weil ich die Reihe sehr mochte) , dass jetzt eine Fortsetzung oder ein Spin off dazu erschien und wollte dieses auch sogleich lesen.

In dieser Geschichte ist nicht Hulda die Hauptperson, sondern Helgi, ein Student für Kriminologie, der Hulda‘s Posten bei der der Polizei übernehmen soll, nachdem Hulda von ihrem Vorgesetzten Magnus in den vorzeitigen Ruhestand gedrängt wurde. Zunächst ist Helgi aber noch mit seiner Abschlussarbeit für sein Studium beschäftigt und recherchiert im Rahmen dieser zu einem 30 Jahre zurückliegenden Mordfall in einem Sanatorium für Tuberkulosekranke. Sein Fokus liegt dabei auf der Polizeiarbeit von damals, und schnell entdeckt er Ungereimtheiten, die ihn zweifeln lassen, dass der Fall wirklich aufgeklärt wurde.

Helgi ist jung, clever und sympathisch. Man kann sich gut vorstellen, dass er das Potential für einen guten Kommissar hat. Privat hat er in seiner Ehe aber große Probleme.

Die Kapitel von Jónasson sind wie gewohnt kurz und prägnant. Wir springen in verschiedene Zeitebenen und die Spannung ist nicht allzu hoch. Deshalb würde ich auch diese Geschichte als Spannungsroman aber nicht als Thriller bezeichnen. Der Fall ist nicht übermäßig spektakulär, aber unterhaltsam. Für Fans der Huldareihe ist das Buch eine nette Ergänzung.

Von mir gibt es 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 13.02.2022

Und das Drama nimmt seinen Lauf...

Gute Nachbarn
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Die Geschichte, die uns Therese Anne Fowler erzählt, führt uns nach North Carolina ins beschauliche Örtchen Oak Knoll. Hier lebt die verwitwete, farbige Forstwissenschaftlerin Valerie Alston-Holt mit ihrem ...

Die Geschichte, die uns Therese Anne Fowler erzählt, führt uns nach North Carolina ins beschauliche Örtchen Oak Knoll. Hier lebt die verwitwete, farbige Forstwissenschaftlerin Valerie Alston-Holt mit ihrem Sohn Xavier. Die Nachbarschaft ist angenehm. Man hilft sich und ist füreinander da. In dem Viertel leben unterschiedliche Kulturen friedlich miteinander.

Doch die Gentrifizierung erfasst auch diesen kleinen Ort, und so entsteht auf dem Nachbargrundstück zu Valerie ein protziges Haus mit Pool, in das alsbald eine weiße Vorzeigefamilie mit 2 Kindern einzieht. Die Tragödie beginnt als Valerie feststellt, dass ihre alte Eiche, die ihr ganzer Stolz in ihrem Garten ist bei den Bauarbeiten zu Schaden gekommen ist und wohl absterben wird. Außerdem verliebt sich ihr Teenagersohn ausgerechnet in die Tochter der Nachbarfamilie Whitman, als sich die verärgerte Valerie überlegt bezüglich des Baumfrevels ihren Nachbarn zu verklagen.

Schon nach wenigen Seiten spürt man das Unheil näherkommen und tatsächlich spitzt sich der Konflikt immer mehr zu. Dachte die Nachbarin Julia am Anfang noch sie könne sich eine Freundschaft mit der interssanten Valerie vorstellen, ist davon bald keine Rede mehr. Das Buch hat ein besondere Erzählstimme, eine Art allwissende Wir Perspektive. Vielleicht ist es die Nachbarschaft, die hier spricht, man weiß es nicht. Leider kommentiert diese Erzählstimme die Ereignisse und legt dem Leser Schlussfolgerungen vor, die dieser durchaus in der Lage wäre selber zu ziehen. Das hat mir nicht gefallen, auch wenn ich das Buch ansonsten recht unterhaltsam fand und gerne gelesen habe. Auch an Klischees hat die Autorin nicht gespart.

Von mir gibt es deshalb eine eingeschränkte Empfehlung für diese moderne Romeo- und Julia Erzählung, die wichtige und aktuelle Themen aufgreift und die ich als durchaus realistisch empfunden habe.

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