Opulenter Begleitkatalog zur Ausstellung
Göttinnen des JugendstilsIn wohl keiner anderen Epoche hat die Frau eine so idealisierte Darstellung erhalten wie im Jugendstil. Immerwährende Jugend und Schönheit, verführerische Sirene und dekoratives Element an der Seite eines ...
In wohl keiner anderen Epoche hat die Frau eine so idealisierte Darstellung erhalten wie im Jugendstil. Immerwährende Jugend und Schönheit, verführerische Sirene und dekoratives Element an der Seite eines Mannes. werden ihr zugeschrieben und rücken das Frauenbild in ein doch sehr einseitiges Licht. Dass diese Inkonisierung aber nicht dem tatsächlichen Wesen entspricht, sondern eher eine Projektion in den Köpfen der "Macher" ist, hat lange in den eingefahrenen Denkweisen überdauert. Zum Glück hat sich die Stellung der Frau in der Gesellschaft gewandelt.
Es brauchte lange, um die Traditionen zu durchbrechen und sich - im wahrsten Sinne des Wortes- freizulaufen. Denn das konventionelle Frauenbild hat sich nur nach und nach gewandelt. Von der idealisierten Werbeikone, oftmals erotisierend und sexistisch "missbraucht", zur selbstbewussten Frau, die ihre Rechte einfordert, ist es ein langer Weg.
Mit fortschreitender Industrialisierung boomt nicht nur der Werbemarkt, sondern auch die Möglichkeit, Massenwaren herzustellen. Der daraus resultierende Massenkonsum und das Überangebot an Waren lassen die die Preise für Geschirr, Schmuck und Kleidung sinken. Die Regale sind gefüllt und das Konsumverhalten hat sich bis heute nicht geändert.
Die typisch ästhetischen Merkmale des Jugendstils - verschnörkelte Ranken, schwungvolle Elemente, fließende Linien, florale Komponente und die Frau als optischen Anziehungspunkt - finden in vielen Ausstellungstücken ihren Ausdruck und begeistern die Betrachtenden immer wieder aufs Neue.
Elegante Werbeplakate, filigraner Schmuck (mich hat dieses Kapitel am meisten fasziniert) und stimmungsvolle Postkarten, aber auch die Kühlerfigur von Rolls Royce sind die Zeugnisse der künstlerischen Ausdrucksmittel, die die Rolle der Frau symbolisch beleuchten und ihren Kampf für Gleichberechtigung, Anerkennung und Wahlrecht zum Ausdruck bringen.
Die erläuternde Texte lesen sich mitunter etwas sperrig und manche Passagen wiederholen sich öfter (Radfahrende Frauen, das Tragen von Bloomers und Coulottes), sodass gelegentlich der Lesefluss ein wenig ausgebremst wird.
Als Einstimmung oder Ergänzung zum Besuch der Ausstellung ist dieses Buch allerdings eine Bereicherung.