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Veröffentlicht am 26.03.2022

Opulenter Begleitkatalog zur Ausstellung

Göttinnen des Jugendstils
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In wohl keiner anderen Epoche hat die Frau eine so idealisierte Darstellung erhalten wie im Jugendstil. Immerwährende Jugend und Schönheit, verführerische Sirene und dekoratives Element an der Seite eines ...

In wohl keiner anderen Epoche hat die Frau eine so idealisierte Darstellung erhalten wie im Jugendstil. Immerwährende Jugend und Schönheit, verführerische Sirene und dekoratives Element an der Seite eines Mannes. werden ihr zugeschrieben und rücken das Frauenbild in ein doch sehr einseitiges Licht. Dass diese Inkonisierung aber nicht dem tatsächlichen Wesen entspricht, sondern eher eine Projektion in den Köpfen der "Macher" ist, hat lange in den eingefahrenen Denkweisen überdauert. Zum Glück hat sich die Stellung der Frau in der Gesellschaft gewandelt.

Es brauchte lange, um die Traditionen zu durchbrechen und sich - im wahrsten Sinne des Wortes- freizulaufen. Denn das konventionelle Frauenbild hat sich nur nach und nach gewandelt. Von der idealisierten Werbeikone, oftmals erotisierend und sexistisch "missbraucht", zur selbstbewussten Frau, die ihre Rechte einfordert, ist es ein langer Weg.

Mit fortschreitender Industrialisierung boomt nicht nur der Werbemarkt, sondern auch die Möglichkeit, Massenwaren herzustellen. Der daraus resultierende Massenkonsum und das Überangebot an Waren lassen die die Preise für Geschirr, Schmuck und Kleidung sinken. Die Regale sind gefüllt und das Konsumverhalten hat sich bis heute nicht geändert.

Die typisch ästhetischen Merkmale des Jugendstils - verschnörkelte Ranken, schwungvolle Elemente, fließende Linien, florale Komponente und die Frau als optischen Anziehungspunkt - finden in vielen Ausstellungstücken ihren Ausdruck und begeistern die Betrachtenden immer wieder aufs Neue.

Elegante Werbeplakate, filigraner Schmuck (mich hat dieses Kapitel am meisten fasziniert) und stimmungsvolle Postkarten, aber auch die Kühlerfigur von Rolls Royce sind die Zeugnisse der künstlerischen Ausdrucksmittel, die die Rolle der Frau symbolisch beleuchten und ihren Kampf für Gleichberechtigung, Anerkennung und Wahlrecht zum Ausdruck bringen.

Die erläuternde Texte lesen sich mitunter etwas sperrig und manche Passagen wiederholen sich öfter (Radfahrende Frauen, das Tragen von Bloomers und Coulottes), sodass gelegentlich der Lesefluss ein wenig ausgebremst wird.

Als Einstimmung oder Ergänzung zum Besuch der Ausstellung ist dieses Buch allerdings eine Bereicherung.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Herzkino im Strandkorb

Ein Zuhause auf Sylt
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Einfach mal ein paar Tage ausspannen, die Seele baumeln lassen und gemeinsam mit ihrem Vater Wind, Wellen und Meer genießen. So hat sich Ella ihren Urlaub vorgestellt und muss feststellen, dass ihr Vater ...

Einfach mal ein paar Tage ausspannen, die Seele baumeln lassen und gemeinsam mit ihrem Vater Wind, Wellen und Meer genießen. So hat sich Ella ihren Urlaub vorgestellt und muss feststellen, dass ihr Vater heimlich andere Pläne schmiedet und ein Wiedersehen mit Ina, Ellas Schwester, auf Sylt geplant hat. Die Turbulenzen wollen kein Ende nehmen und Ella steht wirklich kurz davor, ihre Sachen einfach in die Tasche zu pfeffern und dem kleinen Bauernhof auf Nimmerwiedersehen zu sagen. Aber erstens kommt alles anders und zweitens sowieso...


Lena Wolf zaubert perfektes Nordseefeeling, Strandkorbwetter und Herzkino mit ihrem neuen Roman "Ein Zuhause auf Sylt" und ermöglicht ihren Leser:innen in eine gedankliche Auszeit auf der Nordseeinsel.

Mit Ella hat sie zwar eine leicht naive und ab und an recht strapaziöse Schlüsselfigur erschaffen, die sich aber doch einen Weg in die Herzen der Lesenden sucht und sich dort einnistet. Ihr Spleen, immer dann einen Schluckauf zu bekommen, wenn sie aufgeregt oder gestresst ist, ist zu Beginn noch ganz niedlich, aber auf Dauer doch eher störend. Ansonsten finde ich Ella ganz gut gelungen, denn sie muss erkennen, dass sie jahrelang auf dem falschen Dampfer geschippert ist und nun endlich den Absprung schafft.

Ihr zur Seite steht Mimi, die es aufgrund ihrer Hochbegabung und Hypersensibilität nicht immer einfach hat. Und doch ist das Mädchen ein echter Sonnenschein und zeigt den Erwachsenen, wie das Leben funktioniert.

Das Leben als Patchworkfamilie auf dem Hof ist turbulent und wirbelt so manches Sandkorn auf, das für ordentlich Reibung sorgt. Schnell merken alle Beteiligten, dass sie als Einzelpersonen immer mehr an ihre Grenzen stoßen und es nur eine Möglichkeit gibt: nämlich sich Zusammenraufen, Vergangenes abschließen und den großen Schritt in die Zukunft gemeinsam gehen. Denn nur als Familie können sie die Herausforderungen auf dem Hof bewältigen und neue Ideen in die Tat umsetzen.

Der Roman ist die perfekte Strandkorblektüre - Herzklopfen, Nordseerauschen, etwas Inselromantik, der berührende Moment der Geburt kleiner Zicklein, ein aalglatter Immobilienmakler, einige Schmunzler, familiäre Turbulenzen und ein Happy End mit Dschingis Khan.

Wie bei einem Quilt, bei dem sich die unterschiedlichen Quadrate harmonisch zu einer großen gemütlichen Decke zusammenfügen, verwebt hier die Autorin die einzelnen Episoden miteinander und lässt daraus Herzkino im Strandkorb entstehen.

Fazit: Der Roman gehört, trotz kleiner Schwächen, in eine Strandtasche gepackt, um die kleine Auszeit im Strandkorb zu genießen

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Veröffentlicht am 21.03.2022

Baumgreise und und flüsterndes Laub

Faszinierende Bäume in Niederbayern
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Imposante Bäume beeindrucken immer wieder aufs Neue, lassen Märchen und Sagen lebendig werden und sind Balsam für die Seele.

Auf den Spuren der faszinierendsten Bäume in Niederbayern erkundet Jürgen Schuller ...

Imposante Bäume beeindrucken immer wieder aufs Neue, lassen Märchen und Sagen lebendig werden und sind Balsam für die Seele.

Auf den Spuren der faszinierendsten Bäume in Niederbayern erkundet Jürgen Schuller die Umgebung, vermittelt Wissenswertes und Kurioses über Wälder und verführt zum Abschalten, Seele baumeln lassen und Akku aufladen unter schattigen Blätterdächern.

Vom Landkreis Deggendorf über Kehlheim, Passau bis Straubing flüstert der Wind in den Zweigen Legenden, wird Geschichte lebendig und Redensarten auf den Grund gegangen. Hinrichtungsbäume, geheimnisvolle Höhlen im Baumstamm oder echt "dicke Dinger" - bei Jürgen Schuller wird der Gang durch den Wald zur geschichtlichen Biologiestunde oder doch eher zur naturkundlichen Geschichtsstunde und deckt Kuriositäten auf, wie etwa, dass die berühmte Hungereiche eine Linde ist.

Die Fotografien sind beeindruckend und wohltuend zugleich, entschleunigen und lassen die Ruhe, die im Wald zu spüren ist, aus den Seiten strömen, die sich auf die Lesenden überträgt.

Damit aber das Buch keine reine Lektüre ist, sind die GPS-Koordinaten der faszinierendsten Bäume beigefügt, um diesen einen Besuch abzustatten und mit ihnen auf Tuchfühlung zu gehen.

Zwar gleicht sich diese Ausgabe wie der bereits erschienene Band "Faszinierende Bäume in der Oberpfalz" wie ein Ei dem anderen, aber trotzdem kann der Autor seine Leser:innen wieder für "seine "Bäume begeistern.

Sehens- und lesenswert ist das Buch allemal !


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Veröffentlicht am 16.03.2022

Dodo und das Urwaldorchester

Kleiner Dodo, was spielst du?
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Es rumpelt einmal so richtig laut und dann liegt es auch schon vor Dodo - ein Paket mit einem ganz sonderbaren Inhalt. So ein Dingsbums hat Dodo ja noch nie gesehen und das Beste ist, es macht richtige ...

Es rumpelt einmal so richtig laut und dann liegt es auch schon vor Dodo - ein Paket mit einem ganz sonderbaren Inhalt. So ein Dingsbums hat Dodo ja noch nie gesehen und das Beste ist, es macht richtige Töne. Erst quietscht und schreit das Teil, aber dann entlockt Dodo diesem ungewöhnlichen Ding richtige Musik. Aber dann passiert es - Dodo verliert das tolle Dingsbums, als er sich von Baum zu Baum schwingt und es fällt direkt in das Maul des Krokodils. Ob Dodo wieder ein Dingsbums findet ?


Liebevoll erzählt und mit den wunderschönen Zeichnungen von Hans de Beer versehen, tauchen die Kinder in ein neues Dschungelabenteuer mit Affe Dodo ein.

Die aufgeregte Stimmung zwischen Lianen und Büschen ist greifbar und die Neugier lässt sich kaum zähmen, wenn es darum geht, gemeinsam mit Dodo das geheimnisvolle Dingsbums einmal näher zu betrachten. Auch gibt es viel zu entdecken, wenn Papa von Onkel Darwin zurückkommt, einen riesengroßen Sack voll mit Instrumenten öffnet und Dodos Freunde versuchen, den Instrumenten Töne zu entlocken. Bis allerdings daraus ein richtiges Urwaldorchester wird, muss noch viel geübt werden.

Um Kinder den ersten Kontakt mit Musikinstrumenten zu ermöglichen, kann dieses Bilderbuch sehr schön in die musikalische Früherziehung integriert werden, um neugierig auf Musik und Instrumente zu machen. Wenn entsprechende Instrumente auch noch vorgespielt werden können, ist die Umsetzung perfekt.

Daraus ergeben sich viele Möglichkeiten, um Musik und Instrumente besser kennenzulernen - Wie fühlt sich eine Geige an ? Wie kommen die Töne aus der Posaune ? Wieviel Kraft brauche ich, um die Trommel zu schlagen ? In Verbindung mit der Geschichte eine sehr stimmige Kombination, die Klein und Groß die Welt der Musik zugänglich macht.

Die farbenfrohen Zeichnungen laden zum Entdecken der Umgebung ein, während die Geschichte auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten ist und sehr lebendig erzählt wird. Ein neues Urwaldabenteuer, das mit Musik und guter Laune im Kinderzimmer punkten kann.

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Veröffentlicht am 15.03.2022

Zeig mir, wie du schreibst und ich sage dir, wer du bist

Die Diplomatenallee
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Heike hat sich bewusst dafür entscheiden, den Schreibwarenladen ihrer Familie weiterzuführen und ihre Tätigkeit als Graphologin an den Nagel zu hängen. Zumal die Kundschaft im Laden alles andere als langweilig ...

Heike hat sich bewusst dafür entscheiden, den Schreibwarenladen ihrer Familie weiterzuführen und ihre Tätigkeit als Graphologin an den Nagel zu hängen. Zumal die Kundschaft im Laden alles andere als langweilig ist, denn die Politprominenz geht bei ihr ein und aus, um edles Büttenpapier oder elegante Füllfederhalter zu kaufen. Aber als ihr ehemaliger Uni-Professor Buttermann im Laden steht, ahnt Heike nicht, dass sie zum Spielball der Geheimdienste wird...

Annette Wieners blättert im Geschichtsbuch der deutsch-deutschen Vergangenheit und schlägt ein sehr interessantes Kapitel auf, dem bisher noch nicht wirklich viel Aufmerksamkeit gewidmet worden ist. Die innerdeutschen Beziehungen zur Zeit des Kalten Krieges, die Tätigkeiten von BND und Stasi und dem damit verbundenen Anwerben von vertrauenswürdigen Mitarbeiter:innen ist bis heute weitestgehend unbekannt und daher umso begehrter als Romanstoff.

Der Schreibstil der Autorin ist ruhig, zurückhaltend und sehr geradlinig und passt somit perfekt zur Story. Sie vermittelt mit ihren sehr mit bedacht gewählten Worten nämlich schon eine gewisse Habacht-Stellung ihrer Protagonist:innen, die sich im Verlauf des Handlung als wachsam und weise herausstellt.

Zwar braucht das Buch gut hundert Seiten, um so richtig in Fahrt zu kommen, aber ist die erste Hürde mit all den fachlichen Informationen zum Thema Graphologie genommen, läuft die Erzählung fast von alleine. Die Hintergründe zur Thematik sind interessant und bieten gute Einblicke in die Welt der damals agierenden Geheimdienste. Die Graphologie ist ein wichtiges Mittel, um Stärken, Schwächen und Zuverlässigkeit der anzuwerbenden Personen herauszufinden, eine Deutung des Charakters vorzunehmen und aufgrund dessen Entscheidungen zu treffen.

Es gelingt der Autorin , das Verwirrspiel um Gut und Böse, Vertrauen und Misstrauen, Ehrlichkeit und Lügen durch die facettenreichen Charaktere sehr lebendig zu gestalten, damit hier die innere Zerrissenheit von Heike noch deutlicher hervorkommt und zum festen Bestandteil der Handlung wird. Überhaupt besitzt Heike eine Schlüsselfunktion - sie führt nicht nur durch das Hier und Jetzt, sondern gibt auch erschütternde Einblicke in ihre Kindheit frei, die nicht auf Rosen gebettet gewesen ist. Ihre tragische Rolle als Spielball von Politik und Macht ist sehr gut ausgearbeitet und zieht die Lesenden mitten hinein ins Geschehen.

Buttermann ist ein echter Windhund, mit allen Wassern gewaschen und er verkörpert seine Rolle als Agent mit Bravour. Wie er Menschen manipulieren und für seine Zwecke einsetzen/missbrauchen kann, ist erschreckend und faszinierend zugleich. Seine Rolle in der deutsch-deutschen Geschichte steht stellvertretend für all die Menschenverführer:innen im damaligen System.

Ein sehr gut recherchierten Roman, der mal nicht eben so schnell nebenbei gelesen ist. Trotz Anfangsschwierigkeiten stark im Aufbau und mit überzeugenden Darsteller:innen versehen.

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