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Veröffentlicht am 16.04.2022

Die Lösung

Violas Versteck (Tom-Babylon-Serie 4)
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Kommissar Tom Babylon sucht seit Jahren nach seiner Schwester Viola. So manches Mal hat er dabei seine Kompetenzen überschritten und die Folgen in Kauf genommen. Endlich gibt es eine echte Spur. In seinem ...

Kommissar Tom Babylon sucht seit Jahren nach seiner Schwester Viola. So manches Mal hat er dabei seine Kompetenzen überschritten und die Folgen in Kauf genommen. Endlich gibt es eine echte Spur. In seinem Elternhaus hat er ein Foto gefunden, auf dem seine Schwester als Erwachsene zu sehen ist. Sein Vater ist alles andere als mitteilsam und kurze Zeit später stirbt er bei einem vermeintlichen Unfall in der U-Bahn. Tom Babylon muss dem Hinweis unbedingt nachgehen, auch gegen den Willen seines Chefs. Nur die Polizeipsychologin Sita Johanns ist bereit, ihm zu helfen.

In seinem vierten Fall gibt es nur einen Fall, den Fall Tom Babylon. Endlich sieht er die Möglichkeit, das Verschwinden seiner kleinen Schwester aufzuklären, nach 23 Jahren. Er hatte die Hoffnung fast schon aufgegeben, aber eben nur fast. Sein Vater hat ihn nie unterstützt, die Unterstützung seiner Kollegen hat er verloren. Nur Sita ist noch an seiner Seite. Tom Babylon setzt wirklich alles aufs Spiel und es gibt einige zwielichtige Gestalten, die ihn daran hindern wollen, zu erfahren, was damals geschah. Wohin kann die Neugier ein kleines Mädchen geführt haben, das doch nur seinem großen Bruder nacheifern wollte.

In diesem Band wird die Rahmenhandlung zur Haupthandlung. Endlich hat Tom Babylon eine heiße Spur. im Fall des Verschwindens seiner kleinen Schwester. Möglicherweise hat man als Leser oder Leserin immer gedacht, da kann doch nichts mehr kommen nach über zwanzig Jahren. Doch man wird eines Besseren belehrt. Die aufeinander zu laufenden Handlungsstränge bieten jede Menge spannende Momente. Manchmal stockt einem wirklich der Atem, weil man befürchtet, dass das doch nicht gutgehen kann. Nach und nach verdichten sich die Hinweise, dass Babylon einer großen Sache auf der Spur ist. Das ist packend zu lesen und von den über 600 Seiten scheint keine einzige zu viel. Ein besseres Finale kann man sich kaum vorstellen. Und völlig ausgeschlossen ist ein Wiederlesen mit Tom Babylon nicht.

Veröffentlicht am 09.04.2022

Zwei Welten

Was im Verborgenen ruht
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Die Polizistin Teo Bomtempi ermittelt in der nigerianischen Gemeinde. Sie soll in erster Linie Aufklärungsarbeit leisten, doch in gewissen Bereichen ermittelt sie auch. Eines Abends jedoch wird sie verletzt ...

Die Polizistin Teo Bomtempi ermittelt in der nigerianischen Gemeinde. Sie soll in erster Linie Aufklärungsarbeit leisten, doch in gewissen Bereichen ermittelt sie auch. Eines Abends jedoch wird sie verletzt in ihrer Wohnung gefunden und fällt ins Koma. Sie wacht nicht wieder auf. Inspector Linley und sein Team übernehmen den Fall. Es ist Sommer, es ist heiß und eigentlich keine Zeit zum Sterben. Im Mord einer Polizistin wird natürlich alles daran gesetzt, die Sache aufzuklären. Teo kam aus einer wohlhabenden Familie, setzte sich jedoch in letzter Zeit immer mehr mit ihren afrikanischen Wurzeln auseinander.

In ihrem 21. gemeinsamen Fall müssen sich Thomas Linley und Barbara Havers mit einem Thema beschäftigen, von dem sie nicht einmal wussten, dass es auch in England von Bedeutung sein kann. Wem kam der Tod dieser jungen intelligenten Polizistin gelegen? In welcher Sache genau stellte sie Nachforschungen an? Bestanden zwischen ihr und einem ihrer Kollegen mehr als nur freundschaftliche Verbindungen? Gleichzeitig versucht die Nigerianerin Monifa ihrer achtjährigen Tochter Simi das bestmögliche Leben zu verschaffen und ihren älteren Sohn Tani bei seiner Ausbildung zu unterstützen. Die Gefahr, dass ihr gewalttätiger Ehemann ihre Pläne durchkreuzen könnte, ist allgegenwärtig. Monifa ist immer auf der Hut.

Die Autorin nimmt sich in ihrem neuen Linley-Roman eines Themas an, dass nicht so bekannt ist, aber sehr viel mehr Beachtung braucht. Mal wieder führen althergebrachte Traditionen dazu, dass Frauen geradezu unterirdisch schlecht behandelt werden und das auch noch für richtig halten. Wie kann geholfen werden? Wie schwierig es ist, erstmal das Verständnis zu wecken, das überhaupt etwas schief läuft, wird sehr eindrucksvoll geschildert. Eine komplizierte Ermittlung lässt in die Seele von Teo Bomtempi schauen und bringt die Machenschaften irregeleiteter Gutmenschen zutage. Ein tolles Team in diesem intensiven Fall bilden Inspector Linley, Barbara Havers und Winston Nkata. Sie müssen sich richtig ins Zeug legen, um die Hintergründe der Tat zu durchschauen, wobei auch Nebenstränge schlüssig aufgelöst werden. Ein sehr gelungener Linley, der eine Zierde für die Reihe ist.

Veröffentlicht am 01.04.2022

Ferienhaus am See

Die Überlebenden
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Die drei Brüder Nils, Benjamin und Pierre fahren nach Jahren zum ersten Mal wieder zu dem Ferienhaus am See. Sie wollen den letzten Wunsch ihrer verstorbenen Mutter erfüllen, die wollte, dass ihre Asche ...

Die drei Brüder Nils, Benjamin und Pierre fahren nach Jahren zum ersten Mal wieder zu dem Ferienhaus am See. Sie wollen den letzten Wunsch ihrer verstorbenen Mutter erfüllen, die wollte, dass ihre Asche dort verstreut wird. Das Verhältnis unter den Brüdern ist eher oberflächlich und kühl. Doch die Zeit nach dem Tod der Mutter ist für alle aufreibend und Erinnerungen an die Sommertage am See werden geweckt. Nicht nur gute Erinnerungen, denn die Kinder wussten selten, wie ihre Eltern im nächsten Moment reagieren würden. Und doch gab es schöne Momente, nur sind sie irgendwie weg.

Ihre Kindheit war nicht ganz leicht, denn hundertprozentig verlassen konnten sie sich auf ihre Eltern nicht. Besonders die Launen der Mutter waren manchmal schwer zu ertragen. Als sie noch jünger waren, haben sie zusammengehalten. Beim Wettschwimmen zum Beispiel, achteten die Älteren darauf, dass Pierre, der Jüngste, sicher zum Ufer gelangt. Natürlich wurde dann dafür gesorgt, dass er Letzter wurde, aber sicher zu hause. Nach und nach verschwand dieser Zusammenhalt. Durchs Älter werden vielleicht? Die Reisen hörten auf. Die Brüder lebten ihr eigenes Leben. Doch nun hat der Tod der Mutter sie wieder zusammen gebracht, wenn auch vielleicht nicht vereint.

Diese Familiengeschichte besticht durch die Worte und ihre Protagonisten, etwas weniger durch das Cover, das zwar zur Handlung passt, aber doch eher unscheinbar wirkt. Dafür nehmen die einleitenden Worte des Autors einen gleich für das Buch ein und man findet schnell Zugang zu den drei Brüdern mit ihren Ecken und Kanten. Über die Eltern wird wenig erklärt, vielleicht reicht eine allumfassende Erklärung, auch für das Auseinanderdriften der Brüder, der ganzen Familie. Nach und nach entspinnt sich eine packende und tragische Erzählung einer Familie. Das Schicksal der Familienmitglieder wird berührend, wobei die Erzählweise vielleicht etwas fordernd wirkt, aber sehr zum besonderen Reiz dieses Romans beiträgt.

Veröffentlicht am 26.03.2022

Grenzfang

Der Holländer
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Eine Pensionierung ist auch nicht mehr das, was es mal war. Auf ihrer letzten Patrouillenfahrt will sich Geeske Dobbenga eigentlich von ihrer Mannschaft verabschieden und eine ruhige Fahrt in den Holländisch-Deutschen ...

Eine Pensionierung ist auch nicht mehr das, was es mal war. Auf ihrer letzten Patrouillenfahrt will sich Geeske Dobbenga eigentlich von ihrer Mannschaft verabschieden und eine ruhige Fahrt in den Holländisch-Deutschen Gewässern verbringen. Doch auf einer Sandbank, von der wirklich umstritten ist, zu welchem Staatsgebiet sie gehört, entdecken sie eine Leiche. Die müssen sie mitnehmen, sonst würde sie von der steigenden Flut davongetragen. Es stellt sich heraus, dass es sich bei dem Toten um den bekannten deutschen Wattwanderer Klaus Smyrna handelt. Sein Kollege Peter Lattewitz kommt völlig entkräftet auf Borkum an. Das Trio hätte Aaron Reinhard komplettieren sollen.

Drei erfahrene Wattwanderer, Aaron hat sogar ein Buch über seine Wanderungen veröffentlicht, wollten eigentlich den gefährlichen Weg zu Fuß nach Borkum wagen. Doch Aaron zieht es vor bei seiner kranken Frau in England zu bleiben. Doch die Wettervorhersage für die Wanderung ist günstig und wann wird eine solche Gelegenheit sich noch einmal bieten? Peter und Klaus wagen den Weg und nur Peter kommt lebend, aber sehr traumatisiert zurück. Um noch größeres Zuständigkeitsgerangel zu vermeiden, ermittelt Kommissar Liewe Cupido, dessen Vater Niederländer war, ohne es an die große Glocke zu hängen. Denn der Tod von Klaus Smyrna gibt einige Rätsel auf.

Anscheinend hat der Autor hier den Start einer Reihe hingelegt und der ist sehr gelungen. Die nickeligen Grenzstreitigkeiten zwischen den holländischen und deutschen Polizeibehörden erscheinen realistisch, geben dem Roman aber auch eine gewisse Leichtigkeit, weil sie mitunter zum Schmunzeln einladen. Der tragische und rätselhafte Tod des Wattwanderers erfordert schon genauere Nachforschungen und denen ist der schweigsame Cupido gemeinsam mit seiner pragmatischen Kollegin Dobbenga gut gewachsen. Die Beschreibungen des Watts, dass für unerfahrene und wie man hier liest manchmal auch für erfahrene Wattwanderer sehr gefährlich werden kann, sind sehr stimmungsvoll und zeugen von genauer Recherche oder auch guter Kenntnis des Autors. Dieser Kriminalroman besticht durch sein sympathisches Personal und durch die lebendigen und authentischen Beschreibungen sowohl der Landschaft, der Menschen und des Watts.

Veröffentlicht am 10.03.2022

Mops with no Name

Miss Merkel: Mord auf dem Friedhof
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Da ist sie wieder: Miss Merkel schiebt den Kinderwagen durch die Uckermark, ihr Mops ist natürlich mit dabei. Nur Achim ist mit einem Freund zu einem Wanderurlaub aufgebrochen. Wie schon bekannt, ist das ...

Da ist sie wieder: Miss Merkel schiebt den Kinderwagen durch die Uckermark, ihr Mops ist natürlich mit dabei. Nur Achim ist mit einem Freund zu einem Wanderurlaub aufgebrochen. Wie schon bekannt, ist das Rentnerdasein manchmal etwas trist. Angela ist deshalb sehr angetan als sie den Steinmetz und Bestatter Kurt Kunkel trifft. Mit ihm kann sie über Shakespeare reden und Kunkel, den sie bald insgeheim Aramis nennt, sieht auch noch gut aus. Doch dann findet ihr Mops auf dem Friedhof eine Leiche. Nur die Füße ragen aus der Erde. Nun sind Angelas Lebensgeister vollends geweckt. Es gibt wieder etwas zu ermitteln.

Obwohl der Autor eigentlich keine Reihen schreibt, ist Miss Merkel wieder da. Und sie hat nichts von ihrem Charme verloren. Glücklicherweise sind auch einige Figuren wieder mit von der Partie, die man im ersten Teil schon lieb gewonnen hatte. Die junge Erbin Marie, deren kleiner Sohn Adrian von Angela durch die Gegend geschoben wird. Angelas Personenschützer Mike, der diesmal richtig gefordert wird. Neu ist dagegen die Kuh Luise. Gerne büxt sie mal aus und landet dabei unversehens auf dem Friedhof. Nur Achim macht sich am Anfang etwas rar, mit ihm führt Angela aber jeden Tag um die gleiche Zeit ein Video-Telefonat.

Wenn man in diesen Zeiten ein Buch sucht, das Freude macht, könnte man hier genau richtig liegen. Miss Merkel und ihre Mitstreiter gehen mit Energie ans Werk und lassen sich bei ihren Nachforschungen in der Bestatterszene nicht so leicht abwimmeln. Wobei bei diesem Gespinst aus feinsinnigen Anspielungen, lustigen Momenten und Gefühlsverwirrungen der Fall vielleicht nicht ganz so wichtig ist. Miss Merkel macht gute Laune und Nana Spier als Sprecherin dieses Hörbuchs verstärkt dies noch. Man denke nur an ein Gespräch zwischen Angela und ihrem Mops, das die Vorleserin bestens interpretiert. Miss Merkel - immer wieder gerne.