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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.02.2017

Packende Suche nach der Wahrheit

Das Buch der Spiegel
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„Das Buch der Spiegel“ von E. O. Chirovici hat mich von Anfang an fasziniert und gefesselt. Es erzählt die Geschichte rund um den Studenten Richard Flynn, Laura Baines und einen anerkannten Professor ...

„Das Buch der Spiegel“ von E. O. Chirovici hat mich von Anfang an fasziniert und gefesselt. Es erzählt die Geschichte rund um den Studenten Richard Flynn, Laura Baines und einen anerkannten Professor der Psychologie, der in den 80er Jahren ermordet wurde. Dabei bedient sich Chirovici zuerst einmal verschiedener Ansätze, um dem Leser diese Geschichte zu erzählen – angefangen, mit einem Manuskriptauszug aus der Feder von Richard Flynn, der die Ereignisse aus der gegenwärtigen Perspektive rückblickend betrachtet und für sich einordnet.

Dass die Handlung quasi durch ein „Buch“ (Manuskript) in einem Buch beginnt, war für mich dabei besonders spannend.

Weitere Akteure sind unter anderem der Literaturagent, dem dieses Manuskript zugegangen ist, ein ehemaliger Reporter und ein Detective im Ruhestand, der an der damaligen Mordermittlung beteiligt war. Stück für Stück werden die Ereignisse von damals offen gelegt, wobei es dem Autor durch spannende Wendungen und neue Informationen gelingt, den Spannungsbogen durchgängig aufrecht zu erhalten.

Die einzelnen Bruchstücke setzen sich erst zum Ende hin zu einem Gesamtbild zusammen – in der Zwischenzeit beleuchtet der Autor authentisch aus verschiedenen Blickwinkeln und den Ansätzen, die die „ermittelnden“ Personen verfolgen, die Geschichte und das Beziehungsgeflecht rund um den Mordfall des Professors.

Chirovici schafft es in „Das Buch der Spiegel“ auch durch seinen Schreibstil, der durchgängig flüssig ist und durch die spannende Erzählweise zum Weiterlesen verleitet, dass die Lektüre ein spannendes Erlebnis ist. Der Leser geht zusammen mit den oben erwähnten Akteuren auf Spurensuche, wobei nicht alle aufgedeckten Informationen sofort ein stimmiges Bild ergeben und durchaus Raum für eigene Bewertungen der in Erfahrung gebrachten Informationen verbleibt.
In der Gesamtbewertung vergebe ich daher für diesen Roman 5 von 5 Sternen. Die Lektüre war spannend, kurzweilig und ich mochte den Schreibstil des Autors sehr gerne.

Veröffentlicht am 08.05.2017

Auf den Spuren von Londons düsteren Geschichtskapiteln

Wer Furcht sät
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Zur Handlung

„In London macht eine Bürgerwehr, der Club der Henker, Jagd auf böse Menschen […].“ So viel verspricht schon einmal der Klappentext zu Tony Parsons drittem Kriminalroman rund um den Ermittler ...

Zur Handlung

„In London macht eine Bürgerwehr, der Club der Henker, Jagd auf böse Menschen […].“ So viel verspricht schon einmal der Klappentext zu Tony Parsons drittem Kriminalroman rund um den Ermittler Max Wolfe. In „Wer Furcht säht“ begleiten wir Max und das Ermittlerteam, dem er angehört, auf der Suche nach einer Gruppe von Menschen, die Jagd auf Menschen machen, die sich schuldig gemacht haben.


Meine Meinung

Bereits die ersten beiden Kriminalromane rund um den alleinerziehenden Detective Max Wolfe („Dein finsteres Herz“ und „Mit Zorn sie zu strafen“) haben mir außerordentlich gut gefallen. Nicht zuletzt, weil Max neben seiner Arbeit, die ihn mit den Abgründen menschlicher Seelen wieder und wieder konfrontiert, auch auf privater Ebene kein wirklich leichtes Leben hat. Er kümmert sich rührend um seine kleine Tochter, auch in „Wer Furcht säht“ gab es wieder die eine oder andere Szene rund um Max und Scout, die wirklich rührend war.

Tony Parsons gelingt es meiner Meinung nach in „Wer Furcht säht“ wieder einmal, die Geschichte mit einem Knall zu eröffnen und dann den Spannungsbogen kontinuierlich aufrecht zu erhalten. Längen sucht man in seinen Kriminalromanen vergeblich. Außerdem lässt er in seine Geschichten immer geschickt Details über die Geschichte Londons und insbesondere die der Londoner Polizei einfließen.

Außerdem mag ich den flüssigen Schreibstil, den ich inzwischen mit der „Stimme“ von Max Wolfe assoziieren kann, wirklich gerne. Flüssig und mit genügend Details zur Umgebung und Personen gespickt, ohne dass es zu viel wird und dem Leser alles vorweg genommen wird.

Ich kann „Wer Furcht säht“ eigentlich jedem Kriminalromanleser empfehlen und natürlich insbesondere denjenigen, die auch die ersten beiden Bände der Reihe gelesen haben. In meiner Gesamtbewertung komme ich auf 5 von 5 möglichen Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Tempo
Veröffentlicht am 26.03.2022

Melancholische Geschichte

Zugvögel
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In „Zugvögel“ begleitet man als Leser*in Franny, eine Frau, die von einer Art Verzweiflung angetrieben zu sein scheint, die von Anfang an in der Handlung mitschwingt. Stück für Stück entblättert sich das ...

In „Zugvögel“ begleitet man als Leser*in Franny, eine Frau, die von einer Art Verzweiflung angetrieben zu sein scheint, die von Anfang an in der Handlung mitschwingt. Stück für Stück entblättert sich das ganze Ausmaß dieser Verzweiflung, während Franny verbissen versucht, ihre Mission zu erfüllen – den scheinbar letzten verbleibenden Küstenseeschwalben zu folgen.
Die Gegenwart der Handlung, also Frannys Reise auf dem Fischerboot, scheint in einer Zukunft zu spielen, von der ich nicht sagen kann, ob sie 10 Jahre in der Zukunft oder zu welchem Zeitpunkt auch immer stattfindet. Die Fischerei ist in großen Teilen bereits verboten, um ein Aussterben der Meeresfische zu verhindern, die Vögel sterben aus… es ist eine düstere Zukunft, in die uns Charlotte McConaghy da mitnimmt. Neben den diversen dramatischen Ereignissen während ihrer Reise entblättert sich in Rückblenden auch Puzzleteil für Puzzleteil Frannys Vergangenheit, die nicht weniger dramatisch verlaufen ist.
Charlotte McConaghy hat einen schönen Schreibstil und ein Gefühl für die Momentaufnahmen, die sie in dieser Geschichte präsentiert und durch die Sie uns sowohl Franny als auch ihr Umfeld und ihre Lebensgeschichte näherbringt. Am Anfang war mir Franny doch sehr fremd, zum Ende der Geschichte habe unglaublich mit ihr mitgefühlt und war beinahe traurig, dass die gemeinsame Reise mit den Küstenseeschwalben am Ende des Romans auch für mich zu Ende ging.
„Zugvögel“ ist allerdings keine leichte Kost, kein fröhlicher Unterhaltungsroman. Die Geschichte ist eher melancholisch, wenn ich versuchen müsste, sie mit nur einem Wort zu beschreiben. Das macht das Buch nicht weniger gut, aber man sollte vielleicht in der richtigen Gemütslage für eine eher traurige Geschichte sein und mit dieser Erwartungshaltung an die Geschichte herangehen.
Im Mittelteil des Romans zieht sich die Handlung ein kleines bisschen, dafür gibt es von mir einen Stern Abzug in der Gesamtwertung. Insgesamt vergebe ich aber vier von fünf Sternen und freue mich auf weitere Werke der Autorin.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.03.2022

Historischer Roman über den Donnerstagsclub

Die Spionin der Charité
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„Die Spionin der Charité“ von Christian Hardinghaus ist ein historischer Roman, der sich, so wie ich es verstanden habe, soweit möglich an recherchierten tatsächlichen Ereignissen und historischen Zusammenhängen ...

„Die Spionin der Charité“ von Christian Hardinghaus ist ein historischer Roman, der sich, so wie ich es verstanden habe, soweit möglich an recherchierten tatsächlichen Ereignissen und historischen Zusammenhängen orientiert. Figuren wie Dr. Ferdinand Sauerbruch und Fritz Kolbe kennt man wahrscheinlich spätestens seit der großartigen ZDF-Serie rund um das berliner Krankenhaus – die Charité.
Da ich die Serie gesehen hatte, war ich ein wenig verwundert über den Namen Lily Hartmann (und nicht das Fräulein Fritsch), unter dem die Sekretärin Sauerbruchs und spätere Ehefrau von Fritz Kolbe in dieser Geschichte als indirekte Erzählerin auftritt. Ganz zum Ende des Buches werden jedoch in der Danksagung die tatsächlichen Namen einiger im Roman verfremdeter Personen genannt, sodass sich spätestens hier diese Verwirrung für mich aufgelöst hat. Lily erzählt die Geschichte zwar durchaus eingefärbt durch ihre Wahrnehmung und nur soweit sie die Ereignisse rund um den Donnerstagsclub und dessen Mitglieder entweder miterlebt oder erzählt bekommen hat, aber sie erzählt sie nicht aus der Ich-Perspektive.
Die Geschichte ist packend und erschreckend zugleich – man spürt die Gefahr, die für die Widerstandsbewegung damals in der Luft lag. Und Christian Hardinghaus zeigt die Widerstandsgruppe rund um Ferdinand Sauerbruch nicht nur als starke Charaktere, die ihrer Überzeugung nach handeln und den ihnen größtmöglichen Beitrag zum Widerstand zu leisten versuchen. Er zeigt auch Menschen, die Momente der Angst und Verzweiflung erleben – und sich dennoch weigern, sich zu beugen. Ich empfinde dafür den allergrößten Respekt.
Obwohl ich den Schreibstil des Autors nicht immer als fließend und leicht zugänglich empfunden habe, hat mich die Geschichte, die in „Die Spionin der Charité“ erzählt wird, in ihren Bann gezogen.
Für den Schreibstil des Autors ziehe ich leider in der Gesamtwertung einen Stern ab, komme aber dennoch auf vier von fünf Sternen und empfehle den Roman definitiv weiter.

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Schwere Kost

Der fürsorgliche Mr. Cave
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Der Klappentext hatte mich bereits auf eine aufwühlende und dramatische Geschichte vorbereitet. Und ich kenne die Art und Weise, wie Matt Haig schreibt und mit welchen Untiefen der Seele er sich zum Teil ...

Der Klappentext hatte mich bereits auf eine aufwühlende und dramatische Geschichte vorbereitet. Und ich kenne die Art und Weise, wie Matt Haig schreibt und mit welchen Untiefen der Seele er sich zum Teil in seinen Romanen auseinandersetzt auch bereits – aber „Der fürsorgliche Mr. Cave“ hat mich dann doch mehr mitgenommen, als ich erwartet hatte.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Terence Cave, Besitzer eines Antiquitätenladens und vom Schicksal schwer gebeutelt, erzählt. Seine Worte richtet er an seine Tochter, Bryony.
Zu Beginn der Handlung (und dies ist kein Spoiler, da es bereits im Klappentext enthalten ist), verliert Terence seinen Sohn und Bryony damit ihren Zwillingsbruder. Dieser weitere Verlust scheint für Terence den Punkt zu markieren, an dem er unter dem Leid und Schmerz seiner vorangegangenen Verlust (Mutter und Ehefrau) zerbricht.
Sein Bestreben, seine Tochter zu beschützen, äußert sich in extremen Regeln und fortlaufender Überwachung, gegen die die Teenagerin umso heftiger rebelliert. Einige der Szenen, die sich in dem Roman abspielen, waren für mich sehr aufwühlend. Und ja, im Verlaufe des Romans wird klar, dass Terence in bestimmten Situationen keinen gesunden Bezug mehr zur Realität hat und sich seine psychische Verfassung auch zunehmend verschlechtert. Dass sein Verhalten wahnhaft und sein Drang nach Kontrolle zwanghaft ist. Die Erfahrungen mit seiner Mutter und die Art und Weise, wie seine Frau zu Tode gekommen ist, sorgten bei mir zumindest dafür, dass ich verstehen konnte, wieso sein Verhalten so eskalieren konnte.
Der Schreibstil des Autors ist wie immer flüssig und liest sich sehr angenehm. Die Handlung war dagegen weniger „schön“ – und auch die Auflösung der Handlung zum Ende hin hat mich dieses Mal nicht, wie z.B. bei der „Mitternachtsbibliothek“ mit einem hoffnungsvollen Blick nach vorne zurückgelassen.
Auch wenn man den Eskalationsprozess der Geschichte irgendwie vorausahnen kann, so war ich von der Tiefe, mit der sich Matt Haig mit dem Absturz von Mr. Cave auseinandersetzt, doch auch fasziniert. Es ist eine toxische Mischung aus Schuldgefühlen, Trauer, Wut und einem unbändigen Wunsch den letzten Menschen zu beschützen, der ihm geblieben ist, die sein Verhalten verursacht. Wenn man in Betracht zieht, dass man es hier mit den Taten eines Mannes zu tun hat, die vermutlich aufgrund einer Art Psychose oder etwas in dieser Richtung geschehen, so wäre auch Mr. Cave eigentlich wiederum ein „Opfer“ und „Täter“ zugleich. Mein erster Impuls war allerdings auch, dass ich vor allem in Bryony das „Opfer“ gesehen habe, dass unter den Regeln ihres Vaters um Freiheit kämpft. Ich will damit nicht andeuten, dass Mr. Caves Verhalten zu rechtfertigen ist, aber diese Erkenntnis, dass er ja nicht von Grund auf „böse“ ist, um böse zu sein, sondern seine Handlungen aufgrund einer psychischen Erkrankung erfolgen, macht den Roman vielleicht beim Lesen auch so „unbequem“.
Von mir erhält „Der fürsorgliche Mr. Cave“ dennoch vier von fünf Sternen.

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