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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2022

lesenswert

Nachtschwärmerin
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Die amerikanische Schriftstellerin Leila Mottley hat einen interessanten Debütroman vorgelegt, der in Oakland handelt.
Die Protagonistin ist 17 Jahre alt, schwarz,, lebt mit ihrem Bruder Marcus alleine ...

Die amerikanische Schriftstellerin Leila Mottley hat einen interessanten Debütroman vorgelegt, der in Oakland handelt.
Die Protagonistin ist 17 Jahre alt, schwarz,, lebt mit ihrem Bruder Marcus alleine und sieht sich gezwungen, aus Geldnot als Prostituierte tätig zu werden. Dann wird sie ausgerechnet von der Polizei genötigt.
Sensibel erzählt, entzieht sich der Roman jedem voyeuristischen Blick und beweist auch damit Qualität.
Das heißt nicht, dass der Roman nicht absolut realistisch wirkt.
Als Nebenfigur gibt es auch noch den Nachbarsjungen Trevor.

Auffällig ist die Haltung des Romans. Es geht nicht darum, die Psyche der Polizisten zu ergründen und auch die Protagonistin gibt sich lange verschlossen. Schließlich geht es sogar vor Gericht.

Für mich strahlt der Roman große Glaubwürdigkeit aus.

Abschließende Bemerkung:
Übersetzt wurde der Roman von Yasemin Dinçer, die in letzter zeit schon öfter mit diversen Titeln überzeugt hat. Das soll nicht unerwähnt bleiben.

Veröffentlicht am 04.04.2022

Die Avatare

Die Wächterinnen von New York
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N. K. Jemisin ist zur Zeit eine der erfolgreichsten und vielfach preisausgezeichnete SF-Autorin.
Ihr hier vorliegender Roman The City We Became hat auch schon einen Preis gewonnen, heißt auf deutsch „Die ...

N. K. Jemisin ist zur Zeit eine der erfolgreichsten und vielfach preisausgezeichnete SF-Autorin.
Ihr hier vorliegender Roman The City We Became hat auch schon einen Preis gewonnen, heißt auf deutsch „Die Wächterinnen von New York“ und ist von Anfang an sprachlich furios. Assoziationen zu dem SF-Klassiker City come a-walkin von John Shirley (dt. Rebellion der Stadt) werden geweckt.

Auch dieses Buch hat aufsehenerregende Ideen. Die Stadt New York manifestiert sich durch Avatare an 5 verschiedenen Orten: Manhattan, Brooklyn, Queens, Bronx, Staten Island. Also die fünf Stadteile von New York.
Das sind Manny, Brooklyn, Padmnini, Bronca und Aislyn.
Ihre Charaktereigenschaften scheinen in Ansätzen zum Teil repräsentativ für das jeweilige Stadtteil.

Sie haben die Aufgabe eine drohende Gefahr abzuwehren.
Für Fans von New York bietet der einfallsreiche Roman viel. Schon das Cover des Buches lockte mich als Leser an.

Die 5 Protagonisten sind alle außergewöhnlich und sehr verschieden. Das gilt auch für die zusätzlichen Nebenfiguren wie Paulo und die Frau in Weiß.
Das zeigt die Vielfalt von New York.

Veröffentlicht am 01.04.2022

Alex und Sheela

Vielleicht habe ich dich nur erfunden
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Der Roman erzählt von der Beziehung zwischen zwei Frauen, Alex und Sheela, die schon bei ihren ersten Treffen voneinander angezogen waren, sich dann nach 11 Jahren wieder treffen. Die Beziehung ist intensiv, ...

Der Roman erzählt von der Beziehung zwischen zwei Frauen, Alex und Sheela, die schon bei ihren ersten Treffen voneinander angezogen waren, sich dann nach 11 Jahren wieder treffen. Die Beziehung ist intensiv, hat aber auch etwas toxisches. Final gibt es ein Wiedersehen der beiden noch einmal 7 Jahre später in Island.
Als Leser ist man konsequent bei den inneren Gedanken und Emotionen von Alex. Das ist gut gemacht. Der Stil der Berliner Autorin Tatjana Scheel ist so emotional wie packend und frisch.

Veröffentlicht am 27.03.2022

Ein Karlstad Krimi

Die andere Schwester
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Die andere Schwester ist der Nachfolger von Der andere Sohn von Peter Mohlin und Peter Nyström.
Ich habe zwar das Hörbuch gehört, bewerte hier aber ausschließlich den Text, der mich wiederum überzeugen ...

Die andere Schwester ist der Nachfolger von Der andere Sohn von Peter Mohlin und Peter Nyström.
Ich habe zwar das Hörbuch gehört, bewerte hier aber ausschließlich den Text, der mich wiederum überzeugen konnte.
Wieder spielt sich die Handlung in Schweden ab und John Adderly ist abermals die Hauptfigur.
Der Roman hat Niveau und überzeugt durch 2 Handlungssträngen, die teilweise miteinander verbunden sind.
Alicia, deren Schwester ermordet wurde und John Adderly, der ermittelt, den aber ebenso stark auch die Probleme der Vergangenheit beschäftigen.
Nicht umsonst ist er eigentlich undercover und wird noch von amerikanischen Killern verfolgt.

Das Buch lebt von den wenig geradlinigen, ungewöhnlichen und eigensinnigen Figuren. Auch die Dialoge und inneren Gedankengänge der Protagonisten sind gelungen.
Teilweise geht es ziemlich düster und hart zu.
So ganz kommt Die andere Schwester aber nicht an den ersten Kartstad-Krimi ran, da der Plot und auch die Auflösung etwas schwächer sind.
Wie dieser Roman aber neben der Serienfigur mit Alicia eine zweite Hauptfigur zulässt, ist einfach großartig.

Veröffentlicht am 26.03.2022

Wo ist Kimmy?

Die Kinder sind Könige
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Die Kinder sind Könige ist ein außergewöhnliches Buch im abwechslungsreichen Werk der französischen Schriftstellerin Delphine de Vigan, thematisch wie stilistisch.
Ausgangspunkt ist das Verschwinden eines ...

Die Kinder sind Könige ist ein außergewöhnliches Buch im abwechslungsreichen Werk der französischen Schriftstellerin Delphine de Vigan, thematisch wie stilistisch.
Ausgangspunkt ist das Verschwinden eines Kindes 2019, die 6jährige Kimmy Diore.
Es gibt einige Verhöre mit der Mutter Melanie Claux und dem Bruder Sammy.
Melanie hat ihre Kinder immer wieder für Aufnahmen genutzt, die sie auf Social Media-Kanälen wie Instagram, youtube etc. eingestellt hatte.
Sie wurden dabei zu Influencern und verdienten viel Geld.
Gegenpol zu dieser Familie ist die ermittelnde Polizistin Clare.

Die vielen episodenhaften Szene der Verhöre und Filmbeschreibungen lassen für mein Lesegefühl streckenweise einen nur eingeschränkten Lesefluss zu,m später kommt man mehr rein.
Ich hätte mir gewünscht, dass die Figuren mehr Tiefe und Profil hätten. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass sie mir als Charaktere lange in Erinnerung bleiben.
Gut gemacht finde ich aber die Beschreibungen, wie das ständige gefimltwerden Kimmy immer mehr anstrengt und überfordert.
Auch wie der Entführungsfall aufgeklärt wird, halte ich für gelungen und glaubwürdig.
Dann gibt es später einen Handlungssprung ins Jahr 2031 und man erfährt, wie die Ereignisse weitergingen, was aus den Figuren wurde.
Das wirkt teilweise wie lange filmische Einstellungen.

Es ist beileibe kein schlechter Roman und das Thema durchaus wichtig, trotzdem erreichte mich das Buch streckenweise nicht so ganz. Viele Passagen musste ich zwei mal lesen um zu folgen Ich bereue aber nicht, das Buch gelesen zu haben. Dazu war es zu interessant, sogar fesselnd..
Delphine de Vigan hat schon viele gute Bücher geschrieben und ich bleibe natürlich ihr treuer Leser.