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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2022

Eine behutsame Nacherzählung

Die Königsbraut und Das fremde Kind
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Sophie Reyer setzt die beiden Kunstmärchen, die 1819 in der Sammlung „Serapionsbrüder“ von E.T.A. Hoffmann erschienen sind, behutsam in ein neues Kleid. Dazu tragen die entzückenden Illustrationen von ...

Sophie Reyer setzt die beiden Kunstmärchen, die 1819 in der Sammlung „Serapionsbrüder“ von E.T.A. Hoffmann erschienen sind, behutsam in ein neues Kleid. Dazu tragen die entzückenden Illustrationen von Poul Dohle, die durchaus im Sinn des Dichters und Karikaturist sind, bei.

Über den Inhalt der beiden Märchen, die ja zu den Klassikern zählen, möchte ich nichts weiter erklären.

Sophie Reyer hat an der Uni Wien Germanistik und an der Musikuniversität Kompositions studiert. Eine interessante Kombination, die man an den beiden Märchen unschwer erkennt. Mit Leichtigkeit werden die Märchen in eine moderne Fassung transponiert.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem liebevoll gestalteten Buch, das sich sehr gut als Geschenk für große und kleine Fans von fantastischen Geschichten eignet, 5 Sterne.

Veröffentlicht am 29.03.2022

Statt Frühling in Paris, Mord Nord-Ostsee-Express

Mord im Nord-Ostsee-Express
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Krischan Koch und seine LeserInnen feiern gemeinsam mit den Fredenbüllern den 10. Krimi dieser köstlichen Reihe. Da darf es schon etwas Besonderes sein.

Halb Fredenbüll, darunter Thies Detlefsen und seine ...

Krischan Koch und seine LeserInnen feiern gemeinsam mit den Fredenbüllern den 10. Krimi dieser köstlichen Reihe. Da darf es schon etwas Besonderes sein.

Halb Fredenbüll, darunter Thies Detlefsen und seine Frau Heike begeben sich zu Ostern auf eine Reise in die Stadt der Liebe, Paris. Einige Reisenden haben diese Auszeit nötig, da der Haussegen ziemlich schief hängt. Mit von der Partie sind die Lateinlehrerin Agathe Christiansen, die Generationen von Husumer Gymnasiasten das Leben zur Hölle gemacht hat, und Jean-Pierre Picon, der Leiter des Französisch Sprachkurses an der Volkshochschule.

Leider spielt der Wettergott nicht mit und die Gruppe, die sich auf einen Frühling in Paris eingestellt hat, bleibt mit dem Nord-Ostsee-Express mitten auf der Strecke in den Schneewechten stecken.
Doch damit nicht genug, am nächsten frostigen Morgen findet man die Christensen tot auf der Zugtoilette. Ermordet, wie Thies recht bald feststellt. Aufgrund des Wetters kann Thies auf keinerlei Hilfe von außen hoffen, zumal ja Nicole Stappenbeck wieder von Niggemeier hochschwanger ist. Picon schwingt sich zum Co-Ermittler auf. Wer hat das stärkste Motiv? Denn die Christensen war nicht nur bei Schülern höchst unbeliebt.

Allerdings ist auch in Fredenbüll nicht alles Eitel Wonne. Zunächst verschwindet Ole Mathiesen, der junge Polizeianwärter, der Thies vertreten soll. Dann sorgen seltsame Ereignisse in einer Autowerkstatt für Aufregung. Und mittendrin im Schneechaos die schwangere Stappenbeck, die eigentlich ihr neues Zuhause adaptieren will. Natürlich helfen Schimmelreiter, Antje und Co. aus.

So, lieber Leser, liebe Leserin, wer wird wohl der Mörder sein? Für einen musst du dich entscheiden!

Meine Meinung:

Wer sich beim Lesen des Titels an Agatha Christies „Mord im Orient-Express“ erinnert fühlt, hat recht. Autor Krischan Koch hat Anleihen bei diesen Krimiklassiker genommen. Ein besonders Highlight ist, dass das Mordopfer einen ähnlichen Namen wie die Doyenne der Kriminalliteratur trägt. In der besserwisserischen Figur des Belgiers (sic!) Jean-Pierre Picon ist unschwer Hercule Poirot zu erkennen.

Mit gewohntem Humor, der die Eigenheiten der Fredenbüller sehr gut charakterisiert, führt er Autor seine Leser aufs buchstäbliche Glatteis.
Antje und die Gäste der Hidde Kist laufen zur Höchstform auf, als es gilt, die im Schnee Eingeschlossenen vor dem Verhungern zu retten. Nicht „Essen auf Rädern“ ist angesagt, sondern französische Spezialitäten à la Hidde Kist per Heli. Dazu darf natürlich auch ein außergewöhnlicher Klingelton eines Mobiltelefons nicht fehlen: „Paranoid“ von Black Sabbath.

Fazit:

Ein herrlicher Krimispaß, der mir fesselnde Lesestunden beschert hat. Dafür gibt es natürlich wieder 5 Sterne.

Veröffentlicht am 29.03.2022

Eine Hommage an die Pionierin der Hirnforschung

Cécile Vogt
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Cécile Vogt (1875-1962) gilt als Pionierin der Hirnforschung. Die aus Frankreich stammende und mit Oskar Vogt verheiratete Wissenschaftlerin war ihrer Zeit voraus und mehr noch, ihre Erkenntnisse sind ...

Cécile Vogt (1875-1962) gilt als Pionierin der Hirnforschung. Die aus Frankreich stammende und mit Oskar Vogt verheiratete Wissenschaftlerin war ihrer Zeit voraus und mehr noch, ihre Erkenntnisse sind heute noch gültig.
Doch wer war diese Frau, die nur einem kleinen, elitären Kreis bekannt ist?
Als Augustine Marie Cécile Mugnier in Annecy geboren studiert sie in Paris Medizin und schließt das Studium im Jahr 1900 mit einer Arbeit über die Myelinscheide („Isolierschicht“) von Nervenzellen ab. In Deutschland werden erst ab 1909 Frauen zum Studium zugelassen.
Sie heiratet Oskar Vogt und gemeinsam forschen sie zuerst in ihrem privaten Institut, dann bauen sie das Kaiser-Wilhelm-Institut (heute Max-Planck-Institut) auf. Während Oskar Vogt bald anerkannt ist, wird Cécile immer nur als Randerscheinung, als oft unbezahlte wissenschaftliche Hilfskraft, genannt. Dabei ist sie es, die brillante Ideen in die Forschung einbringt. Immer wieder muss sie sich mit dem Vorurteil, dass „Frauen geringere geistige Fähigkeiten aufweisen als Männer, weil ihre Gehirne kleiner sind als die der Männer“ herumschlagen. Diese gehässige Herabwürdigung kann Cécile Vogt bereits 1928 wissenschaftlich widerlegen.
Das Paar hat drei Töchter, die alle in deren Fußstapfen treten und Vorreiterinnen auf dem Gebiet der Genetik, der Kinderpsychologie und der Neuropharmakologie werden.
Cécile Vogt und ihr Mann tauschen sich rege mit den Größen der damaligen Wissenschaften aus. Der Kontakt nach Russland wird ihnen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zum Verhängnis. Sie müssen das Kaiser-Wilhelm-Institut verlassen und gründen im Schwarzwald abermals ein privates Institut an dem sie ihre Forschungen weiterführen und zahlreichen von den Nazis verfolgten Unterschlupf gewähren.
Cécile Vogt wurde insgesamt 13 Mal für den Nobelpreis vorgeschlagen. Erhalten hat sie ihn nie.
Meine Meinung:
Birgit Kofler-Bettschart hat mit dieser Biografie einer großen Wissenschaftlerin ein würdiges Denkmal gesetzt. Cècile Vogt ist ein Opfer des, nach der US-amerikanischen Frauenrechtlerin Matilda Joslyn Gage benannten, „Matilda- Phänomens“, dass wissenschaftliche Arbeiten von Frauen häufig ihren männlichen Kollegen zugerechnet werden, besonders dann, wenn diese Kollegen ihre Ehemänner sind. Als weitere Beispiele sind hier Clara Immerwahr, Marie Curie oder Lise Meitner zu nennen.
Die Autorin hat gewissenhaft recherchiert und zitiert aus den zahlreichen erhalten gebliebenen Briefen und Schriften des Ehepaares Vogt. Zahlreiche aus den Archiven zeigen Cécile Vogt im Kreise ihrer Forscherkollegen.
Der Schreibstil ist angenehm. Medizinische Fachausdrücke müssen sein, werden aber gut erklärt.
Fazit:
Diese Biografie ist eine Hommage an eine Frau und Wissenschaftlerin, die bis heute zu Recht als Pionierin der Hirnforschung gilt. Gerne gebe ich dieser interessanten Lebens- und Schaffensgeschichte 5 Sterne.

Veröffentlicht am 27.03.2022

NIchts ist, so wie es scheint

Nebelopfer
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In diesem 5. Fall für Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn ist wenig so, wie es scheint.

Frida wird zur Leiche eines augenscheinlichen Selbstmörders gerufen, die an einem sogenannten Galgenbaum, einer ...

In diesem 5. Fall für Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn ist wenig so, wie es scheint.

Frida wird zur Leiche eines augenscheinlichen Selbstmörders gerufen, die an einem sogenannten Galgenbaum, einer früheren Richtstätte, baumelt. Um den Hals des Mannes hängt ein Schild, er hätte bei einem Mordprozess falsch ausgesagt. Bei eingehender Betrachtung des Toten wird klar, dass er Opfer eines Verbrechens wurde.

Bjarne Haverkorn kann sich an die Familientragödie erinnern, bei der eine Frau und zwei ihrer drei Söhne erschossen wurden. Der dritte Sohn hat in der Güllegrube des Bauernhofes versteckt überlebt. In einem Indizienprozess ist der Mann und Vater aufgrund von drei Zeugenaussagen des dreifachen Mordes schuldig gesprochen worden und sitzt seitdem im Gefängnis.

Als dann wenig später ein zweiter der damaligen Belastungszeugen ermordet aufgefunden wird, der ebenfalls seine Falschaussage gesteht, ist klar, dass jeder, der in dem alten Fall involviert war, ein potenzielles Opfer eines bislang unbekannten Rächers werden kann. Da Haverkorn damals die Ermittlungen geleitet hat, wird er aus der sprichwörtlichen Schusslinie genommen. Doch wird ihn das vor der Rache schützen? Frida Paulsen läuft die Zeit davon, denn der Rächer hat der Polizei ein Ultimatum gestellt ...

Meine Meinung:

Auch dieser 5. Krimi aus der Reihe rund um Paulsen & Haverkorn ist fesselnd bis zur letzten Seite. Der Plot und die Handlung sind vielschichtig und bis ins letzte Detail ausgeklügelt. Ich habe zwar schon recht bald einen Verdacht, wer der Rächer bzw. der ursprüngliche Täter sein konnte, beides hat sich, nach zahlreichen Verwicklungen und Spuren, die in Sackgassen geendet haben, bestätigt.

Wie bei den meisten Verbrechen geht es um Geld, Macht und Sex. So auch hier, doch die Motive sind geschickt versteckt und so dauert es eine geraume Zeit, bis Frida der Auflösung näher kommt.

Fazit:

Mir hat auch der 5. Krimi aus der Elbmarsch sehr gut gefallen, daher gibt es 5 Sterne.

Veröffentlicht am 27.03.2022

Spaziergang zu Winer Zinshäusern

Wenn Wände reden könnten
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Das Autoren-Trio Silke Farmer-Wichmann, Bernhard und Clemens Riha sind - wie sie im Vorwort berichten - mit zahlreichen Zinshausbesitzerinnen ins Gespräch gekommen. Gefühlte 10.000 Briefe - wie sie schreiben, ...

Das Autoren-Trio Silke Farmer-Wichmann, Bernhard und Clemens Riha sind - wie sie im Vorwort berichten - mit zahlreichen Zinshausbesitzerinnen ins Gespräch gekommen. Gefühlte 10.000 Briefe - wie sie schreiben, wurden versendet, immer mit der bangen Frage: Wird es Antworten geben?

Das Ergebnis ihrer Recherchearbeit liegt nun mit diesem prächtigen Bildband vor. Bei ihren Gesprächen mit den Zinshausbesitzer
innen haben sie Unterhaltsames, Berührendes und Wissenswertes zutage gefördert.

Gemeinsam mit den Autoren dürfen wir Leser uns in zahlreichen Spaziergängen durch die 23 Wiener Bezirke begeben und 50 Gebäude in Anekdoten und prächtigen Fotografien kennenlernen.

Naturgemäß sind den Bezirken diesseits der Donau mehr Gründerzeithäuser zu finden, als in den beiden jenseits der Donau, nämlich Floridsdorf und die Donaustadt, die ihren dörflichen Charakter stellenweise bis heute bewahrt haben.


Die Autoren räumen mit dem Mythos, Zinshäuser brächten immensen Gewinn, auf. Fast alle Eigentümer berichten, dass erwirtschaftete Erlöse wieder reinvestiert werden, um die Bausubstanz zu erhalten und zu verbessern. Viele dieser Jahrhundertwendehäuser haben Glück und Leid ihrer Bewohner erlebt und könnten noch viel mehr Geschichten und G’schichterln erzählen, als es ihre Eigentümer vermögen.

Fazit:

Ein großartiges Buch über eine vom Aussterben bedrohte Spezies: dem Wiener Zinshaus. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.