Das Cover ist sehr ansprechend und passend zum Genre und Inhalt gestaltet, das Buch macht als Hardcover einen hochwertigen Eindruck.
Es wurde eine Eiswüste dargestellt, einige Teile liegen herum.
Mittig ist ein Baum erkennbar- die Wurzeln sehr deutlich, seine Krone verschwindet im gelb-leuchtenden Himmel, der auch ein Auge darstellen könnte.
Dieser wird eine zentrale Rolle im Buch spielen.
Ondrej Cikan benutzt einen außergewöhnlicher Schreibstil und eine sehr bildhafte Sprache, die eine gewisse Eingewöhnungszeit nötig werden ließen.
Der Wechsel zwischen zarter Poesie und faktische Darstellung, die zum Teil sogar vulgäre Wortwahl, sorgten aber immer wieder für Spannung.
Dieser konträre Wechsel findet sich jedoch nicht nur in der Sprache, sondern auch in der Handlung wieder.
In seinem genreübergreifenden Werk erzählt der Autor die Geschichte von Herman,
der nach einem Atomkrieg als Mutant wieder zum Leben erweckt wird.
Der neue Herrscher ist der Wächter der Zeit, was nicht einer gewissen Ironie entbehrt,
da alle bis dato bekannten und gültigen physikalischen Gesetze außer Kraft gesetzt sind.
Zeit und Raum (Entfernungen) sind nicht mehr meß- und einschätzbar und das Auftreten sogenannter Wirbel, die einen Übergang in die Vergangenheit ermöglichen, machen es Herman nicht einfacher, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Es gibt verschiedene Völker, die alle versuchen, irgendwie zu überleben und sich deshalb häufig bekriegen. Einige treiben auch Handel miteinander und sind freundschaftlich miteinander verbunden.
Herman hat bei dieser Apokalypse seine Frau und Tochter verloren und trauert. Allerdings hofft er auch weiterhin, daß sie ebenfalls gerettet wurden und er sie doch
noch finden kann. Vom Wächter der Zeit bekommt er Magnolia zur Seite gestellt, für die Tochter des Wächters wird er später auch Liebe entwickeln.
In der neuen Zeit ist er nun einer der 3 "Reisenden", die zu einer gefährlichen Mission aufbrechen. An seiner Seite befinden sich seine Schwager, und nur sehr langsam gewöhnt sich Herman an seine neuen Aufgaben und auch sein neues Leben.
Während er sich an die Liebe und sein früheres Leben nur erinnern kann, stolpert er durch diese eisige, feindliche Wüste, die nun seine Welt darstellt, seine Waffen immer dabei und sich der wirklichen Gefahren nur selten bewußt.
Allerdings wird die Durchschaubarkeit des Romans durch die gewollte Verwirrung des Autors etwas erschwert, was eine hohe Konzentration vom Leser erfordert.
Herman träumt, halluziniert- ob er dies´tut oder wir inmitten seiner Realität sind, müssen wir erst Stück für Stück lernen- so wie Herman sich in seinem neuen Leben zurechtfinden muß.
Die Figuren fand ich recht übersichtlich und gut gezeichnet. Mir gefiel vor allem die innere Zerrissenheit des Hauptprotagonisten Herman und die Darstellung der 3 Töchter des Wächters der Zeit. Man konnte trotz der irritierenden Wechsel in Sprache und Geschichte dennoch immer nachempfinden, in welcher Emotionslage die Akteure sich befinden.
Dieser Roman ist zugleich eine Dystopie, eine Art Liebesgeschichte, Kriegsroman mit Einflüssen von Sci-Fi und Fantasy. Das allein schon macht ihn äußerst lesenswert.
Die Düsternis der Geschichte wurde durch den skurrilen Humor immer wieder aufgelockert.
Spannend fand ich z.B. das warme Erdbeereis, das wegen der Kälte der Eiswüste nicht taut oder daß Herman´s neue Gefährtin und Liebe Magnolia ebenso wie seine geliebte Tochter Rosalia Namen von wunderbaren Blütengehölzen erhielten.
Die interessanten Sprünge in der Zeit (Erinnerung, Aktuelles) und die Entwicklung von Herman sind außergewöhnlich und trotz der brutalen Gewaltszenen tief berührend.
Ich freue mich schon auf die Fortsetzung, denn dies´ war erst der Beginn der Geschichte. :)