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Veröffentlicht am 04.04.2022

Ein toller Jugendthriller

Dreivierteltot
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Das Cover von „Dreivierteltot“ sprach mich an und es fiel auch gar nicht schwer, mir vorzustellen, dass ich darauf die Protagonistin Kim sehen kann. Kim mochte ich auf Anhieb, auch wenn sie für ihre neunzehn ...

Das Cover von „Dreivierteltot“ sprach mich an und es fiel auch gar nicht schwer, mir vorzustellen, dass ich darauf die Protagonistin Kim sehen kann. Kim mochte ich auf Anhieb, auch wenn sie für ihre neunzehn Jahre bisweilen schon ziemlich getrieben wirkte. Deshalb war ich Christina Stein auch so dankbar, dass sie mir Zeit gab, Kim und die anderen Figuren in „Dreivierteltot“ kennenzulernen.
So war der Einstieg in die Geschichte zwar relativ ruhig, hielt aber dennoch gleich von Anfang an eine unterschwellig spannende Atmosphäre bereit. Abgerundet wurde diese von einem unglaublich schönen Schottland Setting, welches ich mir bildlich hervorragend vorstellen konnte.

Durch Kim persönlich lernte ich ihren Freund Jon kennen und nach und nach andere Wanderer, die regelmäßig den Weg der beiden kreuzten. Recht schnell wurde deutlich, dass Kim und Jon womöglich in der ersten Krise ihrer Beziehung steckten, sodass ich ganz unbewusst mehr zu Kim anstatt zu Jon hielt. Dessen Verhalten fand ich ziemlich häufig total daneben, besonders dann, wenn er Kim einfach mitten auf den schottischen Wanderwegen stehen ließ und sie alleine weitergehen musste.

Die Atmosphäre in „Dreivierteltot“ war durchzogen von mysteriösen, geheimnisvollen und beängstigenden Elementen sowie von Schwermut, Fröhlichkeit und einem Hauch Frühlingsgefühle. Dieser Mix sorgte für eine lebendige Grundstimmung, in der ich gespannt die kommenden Ereignisse verfolgte. Besonders gut gefiel mir, dass Christina Stein das Wesen von Kim sehr gut herausgearbeitet hatte. Dadurch wirkte sie nicht nur äußerst real, sondern auch vielschichtig. Zudem bot sich hier viel Platz für wichtige Themen rund ums Mobbing, Freundschaft, das Erwachsenwerden und die erste große Liebe.

Der sehr flüssige und angenehme Schreibstil lud mich ein, einer sehr abenteuerlichen Wanderung auf dem schottischen West Highland Way beizuwohnen. Ich lernte weitere Personen näher kennen, darunter den mysteriösen Sky und dessen süßen Hund Oskar. Gerade die zwei fand ich neben Kim am interessantesten und freute mich immer über eine Begegnung mit ihnen.
Stück für Stück aber wurde aus dem erst so ruhigen Einstieg eine dramatisch werdende Geschichte, in die immer seltsamer werdenden Momenten eingewoben wurde und „Dreivierteltot“ zu einem packend erzählten Abenteuer werden ließ.

Ich erahnte schon recht früh die Zusammenhänge und hatte ein gutes Gefühl für die Auflösung der Geschichte. Allerdings störte es mich nicht, da Christina Stein bis zum Schluss nicht offenbarte, ob ich richtig lag. Tatsächlich habe ich nicht alle Elemente richtig vorhersagen können, aber ich lag im Großen und Ganzen richtig. Dies hinderte aber „Dreivierteltot“ nicht daran, mich bestens unterhalten zu können.
Sehr gut gelungen fand ich im Übrigen das Ende. Es blieb realistisch, verklärte die Ereignisse nicht und rundete die Geschichte perfekt ab.

„Dreivierteltot“ ist ein Einzelband und Jugendthriller. Mich hätte das Buch damals mit Sicherheit noch viel mehr packen können und ich bin mir zudem sehr sicher, dass mein Jugendliches-ich den gut ausgeklügelten Aufbau nicht durchschaut hätte. Als Thriller Liebhaberin konnte mich zwar der Plot nicht überraschen, dafür aber die hingebungsvolle Umsetzung.

Fazit:
„Dreivierteltot“ ist ein toller Jugendthriller mit spannungsgeladenem Handlungsaufbau und sehr mysteriösen Begleitumständen.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

13 einfache Übungen aus der Welt des Yogas für Kinder

Die Yoga-Krabbe | Entspann dich wie die Tiere am Meer
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Das fröhlich bunte Cover mit der niedlichen Krabbe war für uns ein echter Hingucker und auch haptisch war das Buch ein Highlight. Durch die gestanzten Buchstaben und Tiere erlangte das Titelbild Tiefe ...

Das fröhlich bunte Cover mit der niedlichen Krabbe war für uns ein echter Hingucker und auch haptisch war das Buch ein Highlight. Durch die gestanzten Buchstaben und Tiere erlangte das Titelbild Tiefe und wirkte dadurch noch ansprechender. Auch die Stabilität des Buches gefiel uns wieder, wie auch schon bei „Der Yoga-Bär: Entspann dich wie die Tiere im Wald“. Da der Einband sehr robust ist, war es kein Problem, das Buch offen aufgeschlagen vor uns abzulegen und die einzelnen Übungen nachzumachen. Allerdings sollte bei mehrmaligen Gebrauch auf die einzelnen Seiten geachtet werden, da diese schnell einreißen könnten.

Auf der ersten Doppelseite gab es eine kurze Einführung in das Buch, während auf der letzten Seite erklärt wurde, was die einzelnen Übungen bewirken sollen. Das fand ich besonders praktisch, da wir so nach Ende des Buches gezielter die für uns angepassten Yogaeinheiten raussuchen konnten.

Die Yoga-Krabbe nahm uns mit durch ihren Alltag und fanden es zuckersüß, bei ihrem Aufwachen dabei zu sein. Sie startet morgens genauso wie ich in den Tag und daher waren besonders die ersten beiden Übungen genau das richtige für mich. Generell mochten wir, dass rund um die verschiedenen Yogaaufgaben und der Yoga-Krabbe eine lockere Geschichte erzählt wurde. Das rundete das Ganze ab, lenkte aber nicht von den einzelnen Bewegungsabläufen ab. Die Mischung aus stehenden, liegenden und sitzenden Übungen fand ich persönlich sehr ausgewogen und manche davon klasse für den Alltag, um mal zwischendurch wieder Kraft tanken zu können oder zur Ruhe zu kommen.

Ganz besonders schön kamen die Illustrationen von Julia Green zur Geltung. Das komplette Buch war farbig und die verschiedenen Meeresbewohner einfach nur goldig. Außerdem konnten wir anhand der Zeichnungen schon erahnen, wie die kommende Übung aussehen würde. Die Anleitungen wurden kurz, einfach und verständlich gehalten, sodass wir problemlos den Hinweisen folgen konnten. Bei der Übung Dhanurasana – der Bogen (hier liebevoll umbenannt in „Rund machen wie der Clownfisch“) kam ich an meine körperlichen Grenzen, hier muss ich definitiv noch ein bisschen mehr trainieren. Das war aber ganz gut, denn das Buch wies von Anfang an darauf hin, dass es durchaus sein kann, dass Übungen nicht gleich funktionieren und wir nicht aufgeben sollen. Das war in dem Falle eine tolle Motivation für den Lesejunior, dem diese Aufgabe keine Schwierigkeiten bereitete. Außerdem zeigte es auch, dass der Ratschlag zu Beginn, dass Erwachsene die Übungen begleiten sollen, sehr sinnvoll ist.

Die 13 einfachen und gerade für Anfänger passenden Einheiten in dem Buch „Die Yoga-Krabbe: Entspann dich wie die Tiere am Meer“ haben uns supergut gefallen. Wir haben die Übungen einmal komplett gemacht und waren am Ende genauso müde wie die kleine Krabbe, die wir dann noch ins Bettchen begleiteten. Dieses Buch hat definitiv einen Mehrwert und das für groß und klein.

Fazit:
Die leicht nachzumachende Yogaübungen hatten einen positiven Effekt auf unseren Körper und Geist. Es hat Spaß gemacht, die kleine Yoga-Krabbe vom Aufstehen bis zum Schlafen gehen zu begleiten.

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Veröffentlicht am 28.03.2022

The Vote 2 hat Band 1 getoppt

The Vote 2
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The Vote 2 setzte zwar genau da an, wo Band 1 endete, allerdings war der Dialog nicht ganz stimmig. Vom Sinn her sagte er zwar das gleiche aus, aber ich fand es schade, dass Koji zwei unterschiedliche ...

The Vote 2 setzte zwar genau da an, wo Band 1 endete, allerdings war der Dialog nicht ganz stimmig. Vom Sinn her sagte er zwar das gleiche aus, aber ich fand es schade, dass Koji zwei unterschiedliche Sätze in den Mund gelegt wurden. Hier hätte ich es schöner gefunden, wenn die Autoren einfach das Gesagte von Band 1 wiederholt hätten. Doch dieses kleine Ärgernis überwand ich zügig, denn es wurde sofort spannend.
Ich erfuhr, wie fies die Klasse 2c der Oberschule zu ihrer Lehrerin Arisa Nikaido war. Die Atmosphäre, welche die beiden Autoren dabei erzeugten, war unheimlich intensiv und ich spürte einen Kloß im Hals. Ich hatte Mitleid mit der Lehrerin, bewunderte aber auch gleichzeitig Minato, die sich nicht weiter von der App The Vote unterjochen lassen wollte. Obwohl sie gar nicht am gemeinen Mobbing an der Lehrerin beteiligt gewesen ist, wollte sie unbedingt ihre Klassenkameraden retten.
So gesellten sich neben den Thrillerelementen auch Krimianteile in Form von eigenen Ermittlungen hinzu.
Die Spannungsschraube wurde immer enger gedreht, sodass der Manga eine richtige Sogwirkung entwickelte.

Besonders gefiel mir, dass einzelne Personen die richtigen Lösungsansätze für die Lösung des App-Problems hatten, aber von ihren Mitschülern ständig behindert wurden. Das Misstrauen, Neid und vor allem die Angst, selbst in den Fokus zu rücken, erschuf eine explosive Mischung. Aber auch der unbekannte Antagonist heizte die Stimmung mächtig an und zeigte ganz deutlich, wie perfide und intelligent er war.

Ich ertappte mich oft dabei, wie ich einzelne Charaktere verdächtigte. Spannend waren hier auch die Perspektivwechsel, sodass ich mehr über die Hintergründe einzelner Figuren erfuhr. Am sympathischsten blieb mir aber Minato.

Die Entwicklung von The Vote 2 war unvorhersehbar und endete mit einem fiesen Cliffhanger. Ich kann es kaum erwarten, den nächsten Band in den Händen zu halten, da nun eine dritte Partei dazu gekommen ist. Die Spannung steigt nun ins Unermessliche.

Auch zeichnerisch konnte mich der Manga wieder abholen. Besonders die Mimiken waren oftmals bei extremen Emotionen überspitzt dargestellt, aber das fand ich überzeugend und intensivierte das Gelesene sowie Gesehene. Oftmals wurden die Figuren direkt dargestellt ohne aufwendige Hintergründe. Auch auf besonders viele Feinheiten bei der Kleidung wurde verzichtet, was ich aber vollkommen in Ordnung fand. So blieb der Fokus auf den Psychospielchen und dem Drama um die gesamte Klasse. Zurecht wurde der Manga mit einer Leseempfehlung ab 16 belegt, denn der Inhalt ist wahrlich nicht ohne.

Fazit:
The Vote 2 hat Band 1 getoppt, die Spannung stieg unaufhörlich an und ich bin weder dem Täter noch der Auflösung bisher auf der Spur. Genial gezeichnet und umgesetzt.

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Veröffentlicht am 28.03.2022

Horror gepaart mit einem packenden Thriller

DAS EULENTOR
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An den Büchern von Andreas Gruber liebe ich besonders, dass sie schon zu Beginn sofort zur Sache kommen. Auch „Das Eulentor“ starte gleich mit einer großen Portion Spannung durch und ich war sofort mitten ...

An den Büchern von Andreas Gruber liebe ich besonders, dass sie schon zu Beginn sofort zur Sache kommen. Auch „Das Eulentor“ starte gleich mit einer großen Portion Spannung durch und ich war sofort mitten in der Geschichte. Als Erstes lernte ich Neele Tujunen kennen, die unbedingt nach Spitzbergen auf eine Arktisstation möchte. Das Warum blieb erst einmal in der Schwebe, was für reichlich Spekulationen und Mutmaßungen bei mir führte. Neeles Entschlossenheit beeindruckte mich, denn sie ging ein ziemlich hohes Risiko ein, um ihren Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen.
Zudem gelang es Andreas Gruber auf den ersten wenigen Seiten die ersten Horrorausläufer spürbar zu machen, sodass ich schon jetzt dem Bann des mysteriösen Eulentores erlag.

„Das Eulentor“ wurde in verschiedene Teile aufgeteilt, welche jeweils wiederum in einzelne Kapitel unterteilt wurden. Diese Gliederung der Handlungen war sehr sinnvoll, da es im Buch zwei verschiedene Handlungsstränge gab. Damals und heute, so lässt sich dies wohl am besten zusammenfassen. Die Vergangenheitsebene wurde von Alexander Berger, Expeditionsleiter, persönlich erzählt, was die Ereignisse und Schockmomente viel emotionaler und schauriger transportieren konnte als der Gegenwartsstrang, welcher mithilfe des personalen Erzählers geschildert wurde. Aber genau diese Konstellation mochte ich, da es den Horror der Expeditionsgruppe intensivierte und mir gleichzeitig in der Jetztzeit die Möglichkeit gewährte, zumindest emotional ein bisschen Abstand zu bekommen. Denn eins ist gewiss, Neeles Erlebnisse waren nicht minder aufregend und auch hier kroch das Grauen unheilvoll immer näher.

Durch das übersichtliche Trennen der Handlungsstränge in verschiedene Teile ermöglichte es mir Andreas Gruber dem Geschehen perfekt folgen zu können, sodass ich mich voll und ganz in die Geschichte fallen lassen konnte. Zumal die Geschehnisse in der Vergangenheit mehrere Jahre umspannten. So vermochten die Ereignisse rund um Neele jedoch alles geschickt zusammenzufügen, denn während sie in den Tagebüchern Alexander Bergers weiterlas, erfuhr ich von ihm persönlich, wie es weiterging. Ein weiterer Pluspunkt waren die angenehm kurzen Kapitellängen, die immer wieder die Spannung anheizten und fiese Wendungen ermöglichten.

Dieser Horrorthriller entfaltete seine Wirkung nicht allmählich, sondern immer wieder blitzten Schocker und schaurige Gruselmomente hervor. Meist kamen sie so überraschend über mich, dass ich atemlos dem Geschehen folgte und „Das Eulentor“ am liebsten gar nicht mehr aus der Hand gelegt hätte. Am meisten mochte ich jedoch, dass der Horror so verpackt wurde, dass er immer im Bereich des Möglichen lag. Zusätzlich intensivierte die unheimliche und lebensfeindliche Atmosphäre mitten im ewigen Eis die Geschehnisse so sehr, dass ich ordentliche Adrenalinschübe ausschüttete.
Durch das Zusammenspiel der beiden Handlungsstränge erschuf Andreas Gruber eine so packende Erzählung, dass ich selbst im warmen Sonnenschein das Frösteln bekam.

Generell wurde „Das Eulentor“ in einer sehr lebendigen und bildhaften Sprache verfasst, sodass der Eindruck bei mir entstand, mittendrin zu sein. Der Mix aus beschwerlichen Bedingungen einer Arktis-Expedition, dem an Besessenheit anmutenden Zwang einer Entdeckung selbst das letzte Geheimnis zu entreißen und die Verzweiflung doch nicht alles begreifen zu können, war richtig gut ausgeklügelt und spannend erzählt worden. Ich habe nicht einmal irgendetwas vorausahnen können und selbst das Ende hat mich sprachlos zurückgelassen. Es war so anders als von mir erhofft, aber gleichzeitig so überaus treffend zur Gesamtheit des Buches. Nur so ergab alles einen authentischen Sinn, ich war begeistert.

Fazit:
„Das Eulentor“ ist ein packender Thriller, der mit reichlichen Horrorelementen gewürzt wurde. Dabei war es oft das unterschwellige Grauen, welches mir die Luft zum Atmen nahm. Top Unterhaltung!

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Eine sehr berührende Geschichte

Noch tausend Schritte bis Jerusalem
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Viele von uns kennen die Geschichte von Jesus, seinen Jüngern und dem Verräter Judas. Doch was wäre, wenn das, was wir glauben, was geschah, in Wahrheit ganz anders gewesen ist? Diese ursprüngliche Frage ...

Viele von uns kennen die Geschichte von Jesus, seinen Jüngern und dem Verräter Judas. Doch was wäre, wenn das, was wir glauben, was geschah, in Wahrheit ganz anders gewesen ist? Diese ursprüngliche Frage fand ich spannend und ich war sehr neugierig, wie Katja A. Freese dieser Idee nachgehen würde. Denn Fakt ist, niemand weiß genau, wie sich alles damals zugetragen hatte und dass das geschriebene Wort nicht gleichbedeutend mit der Wahrheit sein muss. Dementsprechend offen fing ich an „Noch tausend Schritte bis Jerusalem“ zu lesen.

Katja A. Freeses unglaublich schöner Schreibstil führte mich sofort in eine lebendige Atmosphäre und die von ihr beschriebenen historischen Schauplätze waren eindrucksvoll. Ich hatte sofort das Gefühl, mittendrin zu sein, die warme Luft zu spüren, den Wind auf meiner Haut zu fühlen. Gleich beim ersten Aufeinandertreffen mit Judas spürte ich seine Verzweiflung, seine Getriebenheit und seine Sorgen. Er ließ mich direkt teilhaben an seinem Leben, an seinen Gedanken und Handlungen. Ich durfte Judas fast das ganze Buch über begleiten und er war mir sofort sympathisch. Ich lernte ihn und seine quälende Vergangenheit kennen und musste dabei aufpassen, nicht in Mitleid für Judas zu versinken. Seine Emotionen und Zwiespalte berührten mich tief.

Genauso wie Judas war auch ich fasziniert von Jeshua, als wir ihn zum ersten Mal begegneten. Mehr als nur einmal fragte ich mich, wie es wohl für die Menschen damals gewesen sein muss, diesem Mann und seinen Worten zu lauschen. Seine Sicht auf das Leben war faszinierend und in ihrer Einfachheit so logisch und nachvollziehbar. Ich wäre ihm auch zu gern im echten Leben begegnet. „Noch tausend Schritte bis Jerusalem“ war voller wunderschöner Aussagen und Worte, die mich ergriffen und zum Nachdenken brachten.

„Noch tausend Schritte bis Jerusalem“ war anders. Kein historischer Roman, wie ich ihn kenne. Durch die teilweise sehr poetische, mit teilweise leicht philosophischen Einschlägen verfasste Sprache wurde ein spannendes Kunststück vollführt. Ich wurde zwar in die damalige Zeit versetzt, gleichzeitig fühlte es sich so zeitlos an, dass es auch im Hier und Jetzt gewesen sein könnte.
Es war, als würde goldenes Licht durch die Zeilen zu mir hindurchscheinen, mich wärmen und dafür sorgen, dass ich mich rundherum wohlfühlte. Hier tobte keine Action durchs Buch, doch das war gar nicht notwendig, um mich gebannt lesen zu lassen. Stattdessen begegnete ich zwei Menschen, die fühlende und lebendige Wesen waren und eben nicht Verräter und Heiliger. Dafür sorgte auch Katja A. Freese, die mich zwischendurch auch an den Gedanken und Gefühlen Jeshuas teilhaben ließ. Die philosophischen Ansätze waren einfach gehalten, sehr gut verständlich und boten Platz für eigene Überlegungen.

Generell war „Noch tausend Schritte bis Jerusalem“ so voller Emotionen, die so tief gingen, dass es mich beim Lesen manchmal körperlich schmerzte, mich aber auch häufig glücklich lächeln ließ. Hier lagen Freude und Leid, Liebe und Kummer so eng umschlungen nebeneinander, dass das Buch förmlich wie ein eigenes Wesen atmete und lebte.
Mit dem Fortschreiten der Geschichte wurde mir irgendwann bang, wir wissen ja alle, wie es endete. Doch ich vertraute darauf, dass mir Katja A. Freese nicht das Herz brechen würde und einen Schluss finden würde, der diesem bewegenden Buch würdig ist.
So kam es auch. Sie söhnte mich mit dem Unausweichlichen, aber nicht Ausgesprochenen aus. Bis zur letzten Seite war formvollendete Liebe spürbar.

Fazit:
„Noch tausend Schritte bis Jerusalem“ ist wirklich allen zu empfehlen, die ihr Herz für diese ungewöhnliche und eindringlich schöne Geschichte öffnen können und auch wollen.

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