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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2022

Der Erzähler macht's!

Sechzehn Wege, eine befestigte Stadt zu verteidigen
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Dieses Buch war in jedem Sinne des Wortes eine Überraschung. Der Klappentext verrät genug um ein Bild davon zu vermitteln, worum es in der Handlung geht und doch hatte ich nicht erwartet das zu finden, ...

Dieses Buch war in jedem Sinne des Wortes eine Überraschung. Der Klappentext verrät genug um ein Bild davon zu vermitteln, worum es in der Handlung geht und doch hatte ich nicht erwartet das zu finden, was ich am Ende gefunden habe.
„Sechzehn Wege, eine befestigte Stadt zu verteidigen“ von K.J. Parker ist kein „typischer“ Abenteuer/ Fantasie-Roman, sondern liest sich eher wie eine Chronik von (fiktiven) Ereignissen. Ingenieur Orhan ist unser Chronist. Und was für einer noch dazu!
Mit wachem Verstand, entwaffnender Ehrlichkeit und einem wunderbar trockenen Humor führt er den Leser durch die Ereignisse einer zu Beginn aussichtslos erscheinenden Belagerungssituation. Die Karten, die ihm das Schicksal austeilt, sind wirklich nicht besonders (Stellt euch vor: Er muss aus Zitronen Limonade machen, ohne die Zitronen, was zum Pressen und den Krug) und so braucht er jede Unze Einfallsreichtum.
Ich hatte zu Beginn ganz schöne Schwierigkeiten in die Geschichte einzusteigen. Es geht quasi von null auf hundert und man wird mit Namen und Orten konfrontiert, ohne sie zuordnen zu können. Durch die besondere Wahl des Erzählstils wird auch auf ausschmückende Beschreibungen etc. verzichtet, daher ist es wirklich eine Herausforderung, sich in der Geschichte einzufinden. Es hat ein paar Kapitel des Warmlaufens gebraucht, aber dann war ich sehr schnell in der Handlung drin und sobald diese Hürde genommen war, flogen die Seiten nur so dahin.
Die Handlung hat einen guten Spannungsbogen und steckt voller unerwarteter Wendungen, sodass man wirklich nicht behaupten kann, es würde je langweilig.
Nach meinen erwähnten Startschwierigkeiten hat mir dieses Buch wirklich gefallen. Es ist eine interessante Mischung aus High-Fantasy und Historien Roman, die mir in der Form auch noch nicht begegnet ist. Dieses Buch ist wahrlich eine Wundertüte und wer sich nicht scheut, bei Büchern auch mal ein Risiko einzugehen, sollte definitiv mal einen Blick zwischen diese Seiten riskieren.

Veröffentlicht am 06.05.2022

Eine feministische Ode an den Kampf um Selbstbestimmung

Dann rennen wir
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Realitätsnah und eindringlich erzählt dieser Roman die Geschichte dreier Frauen, die, obwohl sie an unterschiedlichen Orten und sogar in unterschiedlichen Zeiten leben, eine tiefgreifende Gemeinsamkeit ...

Realitätsnah und eindringlich erzählt dieser Roman die Geschichte dreier Frauen, die, obwohl sie an unterschiedlichen Orten und sogar in unterschiedlichen Zeiten leben, eine tiefgreifende Gemeinsamkeit teilen. Sie sind Kämpferinnen im Interesse ihres Schicksals.
Die Geschichte erstreckt sich über einen Zeitraum von 1982 bis 2012 und spielt in Dublin, London und Maryland. In diesem Rahmen lernen die Leserinnen die drei jungen Protagonistinnen kennen, deren Storylines auf den ersten Blick unabhängig voneinander, irgendwann auf geschickte Weise miteinander verwoben werden. Der zeitgenössische Schreibstil überzeugt durch seinen eindringlichen Realismus und ist dabei originell und berührend. Es ist nicht alles blumig, schön und rosig erzählt, sondern ehrlich, unverblümt und authentisch, was mir persönlich sehr gefallen hat. Die Autorin Paula McGrath schildert hier eine brutale Welt mit erstaunlicher Sensibilität und es gelingt ihr eine clevere und fesselnde Geschichte zu etablieren, in deren Verlauf sie gleichsam einprägsame Charaktere schafft.
Grundsätzlich hat mir gefallen, dass der Roman im Wechsel aus der Sicht der Protagonistinnen erzählt wird, allerdings hatte ich zu Beginn auch meine Schwierigkeiten damit. Jasmine, eine der Protagonistinnen, bekommt eindeutig mehr Raum in dem Buch zugesprochen als die anderen beiden, sodass für mich ein gewisses Ungleichgewicht im Blick auf die anderen beiden da war. Auch verschwimmen teilweise die charakterlichen Grenzen zwischen den Figuren, sodass für mich nicht immer eindeutig war, wessen Kapitel ich gerade lese. Gerade zu Anfang hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin ein wenig mehr Struktur und Individualität in ihre Charaktere miteinfließen lässt. Ich denke so wäre es mir leichter gefallen, eher eine Beziehung zu jeder der drei Frauen aufzubauen. Ohne etwas von der Handlung vorweg nehmen zu wollen, kam für mich aber ein Punkt in dem Buch, an dem sich etwas geändert hat und was es mir unmöglich gemacht hat, nicht weiter dranzubleiben. Und ich kann nur sagen, es lohnt sich. „Dann Rennen Wir“ ist in meinen Augen ein Buch, dass seinen Lesern Geduld abverlangt. Nicht auf eine auslaugende, nervige Art, die einen möglicherweise zwingt, das Buch abzubrechen, sondern eher auf eine, die seinen Leser
innen verspricht, dass es sich auszahlen wird, dem Prozess zu vertrauen. Der Geschichte zu vertrauen.
Ein sehr gelungener Aspekt der Geschichte, der mir auch sehr gefallen hat, war die Entwicklung der Protagonistinnen. Trotz der zuweilen recht düsteren Atmosphäre gibt es immer ein Licht, etwas erhellend Optimistisches, das den Weg der drei Frauen begleitet und prägt. Insbesondere Jasmin, die sich entschließt heimlich Boxen zu lernen, um den erdrückenden Umständen ihres Lebens zu entkommen, wandelt sich von einer schwachen, wenn auch entschlossenen, zu einer starken und intelligenten Frau, die nicht nur körperlich, sondern gerade intellektuell und geistig über ihre Grenzen hinauswächst. Für mich war es dieses beeindruckende psychische und physische Erwachen, das alle drei Frauen teilen und was den Roman am Ende so faszinierend gemacht hat.
Am Anfang war ich sehr unsicher, ob mir das Buch gefallen würde, aber rückblickend war es eine sehr lohnende Reise. Es ist eine Geschichte, die noch eine ganze Weile nachklingt und zum Denken anregt. „Dann Rennen Wir“ ist ein durch und durch moderner, auf seine Weise fesselnder und anspruchsvoller Roman, den ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 01.04.2022

Ein zauberhafter, wenn auch etwas blasser Abschluss dieser tollen Buchreihe

Bridgerton - Hochzeitsglocken für Lady Lucy
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„Bridgerton – Hochzeitsglocken für Lady Lucy“ ist das große Finale der romantischen Regency Reihe von Autorin Julia Quinn, in dem nun auch der letzte Bridgerton Spross seine Liebe finden soll. Und Gregory ...

„Bridgerton – Hochzeitsglocken für Lady Lucy“ ist das große Finale der romantischen Regency Reihe von Autorin Julia Quinn, in dem nun auch der letzte Bridgerton Spross seine Liebe finden soll. Und Gregory Bridgerton glaubt an die Liebe. Wie könnte er nicht, nachdem er miterleben durfte, wie erst seine Eltern und dann seine Geschwister ihre Seelenverwandten gefunden haben. Er ist sicher, dass irgendwo dort draußen auch sein perfektes Gegenstück auf ihn wartet.
Als Gregory’s Blick zum ersten Mal auf die atemberaubende Lady Hermione trifft, weiß er mit aller Gewissheit, dass sie die eine für ihn ist. Irritierender Weise sieht Hermione das allerdings ganz anders. Die junge Frau ist vollkommen desinteressiert und schlimmer noch, es stellt sich heraus, dass sie einen anderen. Gregory ist nicht gewillt seine große Liebe einfach aufzugeben und erhält Hilfe von unerwarteter Seite.

Lady Lucy ist die Beste Freundin von Hermione und ganz um deren Herzensglück besorgt. Gregory Bridgerton ist die beste Wahl – die einzig richtige Wahl. Für Lucy ist das glasklar und sie ist bereit nachzuhelfen, damit auch Hermione zur Vernunft kommt. Doch plötzlich entdeckt Lucy, dass sie selbst Gefühle für Mr. Bridgerton entwickelt. Ein sinnloses Unterfangen, denn nicht hat sie Gregory fest für ihre beste Freundin vorgesehen, sondern Lucy selbst ist bereits so gut wie verlobt mit einem akzeptablen Mann und soll bald Countess werden. Doch Gefühle, so wird Lucy bald klar, können nicht geordnet oder organisiert werden.

Während Lucy bemüht ist ihre Gefühle vernünftigerweise beiseitezuschieben, erkennt Gregory viel zu spät, dass er das Konzept der Liebe längst nicht so durchschaut hat, wie gedacht und muss nun alles daransetzen, seine wahre Seelenverwandte nicht zu verlieren.

Dieser letzte Band der Bridgerton Reihe hat mich wieder schnell im Griff gehabt. Der Schreibstil ist wie auch in den anderen Teilen mitreißend, lebhaft und humorvoll. Er passt sich aber auch wieder den Charakteren an, das heißt besonders die Dialoge und Interaktionen wirken sehr authentisch und passend. Lucy ist eine ruhige, liebenswürdige Person. Clever und nicht auf den Mund gefallen, aber von der diplomatischen Sorte (anders als zB Hyacinth, die man in diesem Band auch wiedertrifft). Beim Lesen hatte ich den Eindruck eines typischen Mauerblümchens. Das heißt nicht, dass sie nicht besonders oder interessant wäre, sondern einfach, dass man sie oftmals unterschätzt und vielleicht zweimal hinsehen muss, um das Besondere in ihr zu erkennen.
Ihre Figur hat durchaus einige starke Momente, die sich besonders in ihrer Aufopferungsbereitschaft, Selbstlosigkeit und Nächstenliebe zeigen, dennoch hätte ich mir gewünscht, dass Lucy mit der Zeit lernt etwas mehr für sich einzustehen. Sie ist eine In-Ordnung-Bringerin und vergisst darüber oftmals sich selbst. Diese Eigenschaft war zweifellos wichtig für die Geschichte, aber als Leserin habe ich doch sehr darauf gehofft, dass sie mal ein bisschen mehr an sich selbst denkt.

Gregory schien in der Tat ihr perfektes Gegenstück zu sein. Die Beiden ergänzen sich einfach wunderbar, dabei kann ich nicht mal genau benennen, weshalb ich das so empfunden habe. Was ich zur Abwechslung ganz nett fand (verglichen mit den älteren Bridgerton-Brüdern) war, dass Gregory weniger als Frauenheld porträtiert wurde, sondern seine selbstständige, freundliche und optimistische Art mehr in den Vordergrund gerückt wurde. Auch hat er im Laufe einige grundlegende Erkenntnisse für sich erlangt, die definitiv zu seiner Charakterentwicklung beigetragen hat. Gregory hat sich durchaus selbst reflektiert, ohne dass es ihn um sein Selbstvertrauen gebracht hätte, was durchaus spannend war beim Lesen.

Handlungs-technisch fand ich diesen Teil leider etwas seicht und muss ehrlicherweise sagen, dass ich mir da, besonders weil es sich um den finalen Teil handelt, einfach ein bisschen mehr erhofft hätte. Der Großteil der Geschichte plätschert so vor sich hin, lässt sich gut lesen und ist auch nicht direkt langweilig, aber eben auch nicht von der herausragenden Sorte.
Das Ende kommt mit einigen sehr dramatischen Wendungen, die es für mich wirklich nochmal bisschen herausgerissen haben, aber für meinen Geschmack, hätte sich das ausgeglichener über das Buch verteilen können. So war es zu 2/3 angenehm zu lesen, aber erst im letzten Drittel dann wirklich spannend.
Auch hat die Autorin in meinen Augen definitiv eine Gelegenheit verpasst, alle neuen Bridgerton-Familien noch einmal zusammen kommen zu lassen. Ich glaube ich hätte es wirklich toll gefunden alle Geschwister mit ihren Partnern, Violet und alle Enkelkinder interagieren zu sehen. Dieser Aspekt ist mir in diesem Teil, vermutlich einfach, weil es der letzte der Reihe ist, etwas zu kurz gekommen.

Mein Fazit fällt unterm Strich positiv aus, es bleibt aber das Gefühl, dass etwas fehlt. So waren Gregory und Lucy ein zauberhaftes Paar mit einer süßen Geschichte, aber es war einfach nicht der krönende Abschluss, den ich mir für die Reihe und auch für die Bridgertons gewünscht hätte.

Veröffentlicht am 28.03.2022

Leicht, temporeich und mit einer wundervollen, tatkräftigen Heldin

Bridgerton - In Liebe, Ihre Eloise
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To Sir Philip, with Love ist der fünfte Teil der Bridgerton-Buchreihe und erzählt die Geschichte von Eloise Bridgerton. Er überscheidet sich in Teilen mit den Ereignissen aus dem vierten Teil, das heißt ...

To Sir Philip, with Love ist der fünfte Teil der Bridgerton-Buchreihe und erzählt die Geschichte von Eloise Bridgerton. Er überscheidet sich in Teilen mit den Ereignissen aus dem vierten Teil, das heißt es würde sich anbieten diesen vorher zu lesen, an sich kann die Geschichte aber wie alle anderen auch eigenständig gelesen werden.
Eloise ist unglücklich. Zwar freut sie sich von Herzen, dass ihre beste Freundin Penelope ihren Bruder geheiratet hat, kann aber nicht anders als sich zurückgelassen zu fühlen. Sie ist eine alte Jungfer, hat nie den einen für sich gefunden, aber sie hatte immer Penelope an ihrer Seite. Doch jetzt da diese frisch verheiratet ist, ist Eloise ganz für sich – und es wird Zeit ihr eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen.
Kurzentschlossen und ohne jemandem etwas zu sagen, macht sie sich auf, um ihre Briefbekanntschaft auf dem Land aufzusuchen. Sir Phillip Crane ist Witwer, Vater von zwei unbändigen Zwillingen und geradezu verzweifelt auf der Suche nach einer Mutter für die beiden. Doch ihre erste Begegnung verläuft alles andere als ideal.
Philip ist ganz und gar nicht das was Eloise erwartet hat. Und Eloise entspricht ganz und gar nicht Philips Vorstellung einer alten Jungfer, die noch verzweifelt versucht einen Ehemann abzubekommen. Selbst die Zwillinge geben ihr Bestes, um den Eindringling aus ihrem Haus zu vertreiben.
Aber Eloise ist nicht umsonst eine Bridgerton. Sie lässt sich nicht so einfach vertreiben. Ganz im Gegenteil ist sie nun mehr denn je entschlossen herauszufinden, ob Sir Phillip wohlmöglich doch ihre Zukunft sein könnte.
Ich glaube dieser Teil könnte es schwerer haben Anklang zu finden. Mir hat dieses Buch super gefallen, der Schreibstil war wie gewohnt flott, unterhaltsam und humorvoll. Für mich stehen Philip und Eloise ihren Vorgängern in nichts nach. Allerdings greift „To Sir Philip, with Love“ auch etwas ernstere Themen wie Depressionen und Verlust auf, die manchen LeserInnen zu viel sein könnten. Ich fand, dass diese Aspekte gut in die Geschichte eingeflochten wurden, aber natürlich empfindet das jeder beim Lesen anders, daher sei nur so viel als Hinweis gegeben.
Abgesehen davon war die Geschichte unproblematisch unterhaltsam. Ich hatte erwartet, dass die Brieffreundschaft zwischen Philip und Eloise eine größere Rolle spielt, aber insgesamt hat die Autorin das doch ganz nett umgesetzt. Die kleinen Korrespondenzen zu Beginn eines jeden Kapitels sollen vor allem Lady Whistledowns bissige Artikel ersetzen, insofern passt es sich zumindest an den Rest der Buchreihe an.
Spannend fand ich, dass hier durch die Zwillinge eine andere Dynamik in die Geschichte hineingekommen ist. Es sind nicht nur die beiden Protagonisten, die sich kennenlernen und verlieben, sondern die beiden Kinder spielen gleichfalls eine große Rolle. Verglichen mit den anderen Romanen der Reihe ist das echt erfrischend.
Die beiden Kinder sind zu Beginn richtig kratzbürstig und seehr kreativ, wenn es um das Streichespielen geht. Dadurch gibt es einige wirklich grandios komische Szenen.
Es war schön zu beobachten, wie sie gegenüber Eloise aufgetaut sind und wie sich das Leben in ihrem zu Hause durch ihr Erscheinen verändert.
Eloise muss man einfach gernhaben. Sie ist clever, schlagfertig und aufmerksam, aber vor allem ihre Entschlossenheit ist eine Eigenschaft, die sich im Laufe der Geschichte stark hervortut. Es ist toll wie sie den Zahlreichen Herausforderungen begegnet.
Eine dieser Herausforderungen ist zweifellos Philip. Ihn als männlichen Protagonisten fand ich recht interessant. Er hat etwas leicht Kauziges an sich, mit seiner Liebe für Pflanzen und wie er sich ständig im Gewächshaus verkriecht, ist aber gleichzeitig ein Berg von einem Mann, der mit seiner Kraft und seinem Auftreten Menschen leicht einschüchtern kann. Leider ist er nicht besonders gut was seine Problembewältigung angeht. Philip scheint eher von der Sorte zu sein, die verdrängt oder die Augen vor Problemen verschließt und das bis zu einem Punkt, dass man ihn am liebsten schütteln möchte. Es ist ein ganz schönes Stück Arbeit, bis er lernt dieses Verhalten abzulegen und das ist vor allem Eloises verdienst.
Die Dynamik zwischen den Beiden hat mir gut gefallen. Ihre Auseinandersetzungen lassen sich unterhaltsam lesen, sind aber weniger von der Sorte spaßige Kabbelei sondern eher von der zwei-Sturköpfe-kollidieren-miteinander Sorte.
Ein besonderes Highlight in diesem Buch war die Invasion von den Bridgerton Brüdern. Diese Kapitel waren so genial und witzig geschrieben, dass ich es einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Es ist schön, dass dieses Buch außerhalb von London spielt und einfach bisschen was anderes als die üblichen Veranstaltungen anbietet, aber die Begegnungen mit den anderen Bridgertons waren mit das Beste an der Geschichte.
Am Ende hat „To Sir Philip, with Love” mir wirklich gefallen und ist natürlich ein Muss für alle Fans der Bridgerton-Reihe.

Veröffentlicht am 28.03.2022

Witzig, romantisch und schlicht zum niederknien!

Bridgerton - Penelopes pikantes Geheimnis
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„Romancing Mr. Bridgerton” ist der 4. Teil von Julia Quinn’s Bestseller Reihe über die Bridgerton Familie. Dieses Mal geht es um Colin und Penelope.
Penelope schwärmt schon seit einer ganzen Weile heimlich ...

„Romancing Mr. Bridgerton” ist der 4. Teil von Julia Quinn’s Bestseller Reihe über die Bridgerton Familie. Dieses Mal geht es um Colin und Penelope.
Penelope schwärmt schon seit einer ganzen Weile heimlich für den Bruder ihrer besten Freundin. Allerdings weiß sie, dass Colin Bridgerton, der beliebteste und charmanteste Junggeselle der Londoner High Society, für sie unerreichbar ist. Penelope ist das was man ein unscheinbares Mauerblümchen nennt und Colin hat in ihr nie mehr gesehen als eine liebe Freundin. Doch eines Tages erfahren die beiden Geheimnisse über den jeweils anderen, die von jetzt auf gleich alles zwischen ihnen verändern.
Wieder einmal war das Buch ein absolutes Lesevergnügen. Auch wenn der Roman nicht historisch 100% on point ist und die Autorin öfters ins amerikanische Englisch abdriftet, ist der Schreibstil von Julia Quinn wirklich mitreißend und es macht schlicht Spaß sich in diesen Seiten zu verkriechen. Die Dialoge sind gewohnt humorvoll und spritzig und ich konnte die Zeit mit Penelope und Colin wirklich genießen.
Im Großen und Ganzen lässt sich diese Geschichte schön simpel als Friends-to-Lovers Story beschreiben. Penelope und Colin kennen einander für Jahre und während Pen sich ihrer Gefühle seit dem ersten Moment sicher ist, braucht Colin Jahre, um sich zu besinnen. Es ist super, das zur Abwechslung mal die etwas plumpe und scheinbar langweilige Frau den adretten Gentleman abbekommt, anstelle der hinreißenden Debütantin, der auf Anhieb jeder verfällt.
Überhaupt ist Pen einfach eine wunderbar erfrischende Protagonistin. Sie ist nicht herausragend schön oder auffallend, aber sie ist clever, hat Witz, ist wortgewandt und, wenn man sie etwas besser kennenlernt, erkennt man, dass sie mit einer ordentlichen Portion Selbstvertrauen daherkommt. Sie gibt dem Leser die Gelegenheit Schicht, um Schicht abzutragen und ihren wundervollen, charmanten Charakter kennen und lieben zu lernen. Man kann nicht anders als sie anzufeuern.
Colin wird in diesem Teil auch die Gelegenheit gegeben aus dem Schatten seiner beiden älteren Brüder zu treten. Er sucht nach seinem Platz im Leben (was eine deutliche Parallele zu Benedikts Storyline im 3. Teil der Reihe darstellt). Colin hat ein verstecktes Talent als Schriftsteller nur braucht es Pens Eingreifen, um ihn endlich zu ermutigen dieses Talent zu nutzen. Mir gefällt wie die Autorin diese Entwicklung darstellt und ich finde es wesentlich gelungener als den Umgang mit Benedikts Sinnsuche in Teil 3 der Reihe.
Ansonsten ist Colin aufgeweckt, gewitzt und das perfekte Gegenstück für Penelope (was er natürlich erst begreifen muss). Es gibt ein paar Szenen, in denen er sich nach meinem Geschmack etwas im Ton vergreift, aber das macht seine Figur auch um einiges glaubhafter. Anders als allseits angenommen ist er nicht unfehlbar und perfekt, was seinem Charakter schätze ich nur guttut.
Insgesamt hat mir der 4. Band der Bridgerton-Reihe wirklich gut gefallen. Das ist, da bin ich ehrlich, hauptsächlich Penelopes Verdienst, weil sie einfach eine tolle Protagonistin ist. Die Geschichte plätschert angenehm vor sich hin und lässt sich prima herunterlesen, sie hätte aber schon ein wenig einprägsamer sein können. Penelope und Colin bekommen daher 4 Sternchen.