„Bridgerton – Hochzeitsglocken für Lady Lucy“ ist das große Finale der romantischen Regency Reihe von Autorin Julia Quinn, in dem nun auch der letzte Bridgerton Spross seine Liebe finden soll. Und Gregory Bridgerton glaubt an die Liebe. Wie könnte er nicht, nachdem er miterleben durfte, wie erst seine Eltern und dann seine Geschwister ihre Seelenverwandten gefunden haben. Er ist sicher, dass irgendwo dort draußen auch sein perfektes Gegenstück auf ihn wartet.
Als Gregory’s Blick zum ersten Mal auf die atemberaubende Lady Hermione trifft, weiß er mit aller Gewissheit, dass sie die eine für ihn ist. Irritierender Weise sieht Hermione das allerdings ganz anders. Die junge Frau ist vollkommen desinteressiert und schlimmer noch, es stellt sich heraus, dass sie einen anderen. Gregory ist nicht gewillt seine große Liebe einfach aufzugeben und erhält Hilfe von unerwarteter Seite.
Lady Lucy ist die Beste Freundin von Hermione und ganz um deren Herzensglück besorgt. Gregory Bridgerton ist die beste Wahl – die einzig richtige Wahl. Für Lucy ist das glasklar und sie ist bereit nachzuhelfen, damit auch Hermione zur Vernunft kommt. Doch plötzlich entdeckt Lucy, dass sie selbst Gefühle für Mr. Bridgerton entwickelt. Ein sinnloses Unterfangen, denn nicht hat sie Gregory fest für ihre beste Freundin vorgesehen, sondern Lucy selbst ist bereits so gut wie verlobt mit einem akzeptablen Mann und soll bald Countess werden. Doch Gefühle, so wird Lucy bald klar, können nicht geordnet oder organisiert werden.
Während Lucy bemüht ist ihre Gefühle vernünftigerweise beiseitezuschieben, erkennt Gregory viel zu spät, dass er das Konzept der Liebe längst nicht so durchschaut hat, wie gedacht und muss nun alles daransetzen, seine wahre Seelenverwandte nicht zu verlieren.
Dieser letzte Band der Bridgerton Reihe hat mich wieder schnell im Griff gehabt. Der Schreibstil ist wie auch in den anderen Teilen mitreißend, lebhaft und humorvoll. Er passt sich aber auch wieder den Charakteren an, das heißt besonders die Dialoge und Interaktionen wirken sehr authentisch und passend. Lucy ist eine ruhige, liebenswürdige Person. Clever und nicht auf den Mund gefallen, aber von der diplomatischen Sorte (anders als zB Hyacinth, die man in diesem Band auch wiedertrifft). Beim Lesen hatte ich den Eindruck eines typischen Mauerblümchens. Das heißt nicht, dass sie nicht besonders oder interessant wäre, sondern einfach, dass man sie oftmals unterschätzt und vielleicht zweimal hinsehen muss, um das Besondere in ihr zu erkennen.
Ihre Figur hat durchaus einige starke Momente, die sich besonders in ihrer Aufopferungsbereitschaft, Selbstlosigkeit und Nächstenliebe zeigen, dennoch hätte ich mir gewünscht, dass Lucy mit der Zeit lernt etwas mehr für sich einzustehen. Sie ist eine In-Ordnung-Bringerin und vergisst darüber oftmals sich selbst. Diese Eigenschaft war zweifellos wichtig für die Geschichte, aber als Leserin habe ich doch sehr darauf gehofft, dass sie mal ein bisschen mehr an sich selbst denkt.
Gregory schien in der Tat ihr perfektes Gegenstück zu sein. Die Beiden ergänzen sich einfach wunderbar, dabei kann ich nicht mal genau benennen, weshalb ich das so empfunden habe. Was ich zur Abwechslung ganz nett fand (verglichen mit den älteren Bridgerton-Brüdern) war, dass Gregory weniger als Frauenheld porträtiert wurde, sondern seine selbstständige, freundliche und optimistische Art mehr in den Vordergrund gerückt wurde. Auch hat er im Laufe einige grundlegende Erkenntnisse für sich erlangt, die definitiv zu seiner Charakterentwicklung beigetragen hat. Gregory hat sich durchaus selbst reflektiert, ohne dass es ihn um sein Selbstvertrauen gebracht hätte, was durchaus spannend war beim Lesen.
Handlungs-technisch fand ich diesen Teil leider etwas seicht und muss ehrlicherweise sagen, dass ich mir da, besonders weil es sich um den finalen Teil handelt, einfach ein bisschen mehr erhofft hätte. Der Großteil der Geschichte plätschert so vor sich hin, lässt sich gut lesen und ist auch nicht direkt langweilig, aber eben auch nicht von der herausragenden Sorte.
Das Ende kommt mit einigen sehr dramatischen Wendungen, die es für mich wirklich nochmal bisschen herausgerissen haben, aber für meinen Geschmack, hätte sich das ausgeglichener über das Buch verteilen können. So war es zu 2/3 angenehm zu lesen, aber erst im letzten Drittel dann wirklich spannend.
Auch hat die Autorin in meinen Augen definitiv eine Gelegenheit verpasst, alle neuen Bridgerton-Familien noch einmal zusammen kommen zu lassen. Ich glaube ich hätte es wirklich toll gefunden alle Geschwister mit ihren Partnern, Violet und alle Enkelkinder interagieren zu sehen. Dieser Aspekt ist mir in diesem Teil, vermutlich einfach, weil es der letzte der Reihe ist, etwas zu kurz gekommen.
Mein Fazit fällt unterm Strich positiv aus, es bleibt aber das Gefühl, dass etwas fehlt. So waren Gregory und Lucy ein zauberhaftes Paar mit einer süßen Geschichte, aber es war einfach nicht der krönende Abschluss, den ich mir für die Reihe und auch für die Bridgertons gewünscht hätte.