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Veröffentlicht am 06.10.2022

Wie man sich eine Familie stiehlt

The Boy Who Steals Houses: The Girl Who Steals His Heart
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Vom gewalttätigen, kriminellen Vater bei der Tante abgesetzt und von dieser abgehauen, schlagen sich die Brüder Sam und Avery alleine durch. Während der Autist Avery einen Job in der Autowerkstatt hat ...


Vom gewalttätigen, kriminellen Vater bei der Tante abgesetzt und von dieser abgehauen, schlagen sich die Brüder Sam und Avery alleine durch. Während der Autist Avery einen Job in der Autowerkstatt hat und bei zwielichtigen Personen auf dem Sofa schläft, steigt Sam nachts in verlassene Häuser ein, um dort zu übernachten. Bis ihn eines morgens eine trubelige Familie mit vielen Kindern überrascht. Zum Glück fällt er im Gewühl nicht auf, sodass Sam in Versuchung gerät, nicht nur das Haus, sondern dieses Mal auch die Familie zu stehlen.
Der Klappentext weckte bei mir tatsächlich völlig andere Erwartungen an das Buch, die der Roman so nicht erfüllt. Ich hatte mit einer humorvollen, süßen Teenie-Liebesgeschichte gerechnet, aber so ist dieses Buch nicht. Ja, es gibt eine zarte Liebesgeschichte, aber diese ist nicht das Hauptthema. Vielmehr wird dieser Roman früh sehr ernst und tief unter die Haut gehend. Zwar schafft die Autorin es humorvolle Klänge einzubringen, die Grundstimmung ist dennoch düster und teils dramatisch.
Neben dem Thema Autismus nimmt auch das Thema Gewalt im familiären Umfeld mit all seinen (psychischen) Folgen Raum ein. Für ein Jugendbuch wird es dabei stellenweise recht brutal.
Aktuell muss die Thematik Autismus in den Medien überwiegend zur Unterhaltung herhalten, nicht so hier. Die Autorin nimmt weniger den Autisten selbst in den Fokus als dass sie deutlich macht, was Autismus für die Angehörigen bedeuten kann oder was es mit ihnen macht.
Insgesamt war der grobe Verlauf sowie der Ausgang des Romans keine große Überraschung, sondern schon etwas vorhersehbar, aber darauf kam es der Autorin sicherlich auch nicht an. Eher soll dieser Roman wohl andere Einblicke eröffnen und uns zum Teil deutlich aus unserer Wohlfühlzone befördern. Dennoch ist der Autorin ein sehr passender Schluss gelungen, der auch die durch den Roman aufgewühlten Gemüter zufriedener stimmen sollte.
Für diesen ehrlichen, tief gehenden Roman gibt es von mir vier Sterne, einen Stern Abzug, da meine ursprünglichen Erwartungen auf Basis des Klappentextes doch ganz andere waren.

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Veröffentlicht am 28.07.2022

Animiert zum fantasievollen Mitmachen

Rille: Wann ist bald?
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Der kleine Gorilla Rille findet ein Ei im Dschungel und möchte unbedingt wissen, welches Lebewesen darin heranwächst. Um das herauszufinden, muss er sich jedoch in Geduld üben und warten, bis aus dem Ei ...

Der kleine Gorilla Rille findet ein Ei im Dschungel und möchte unbedingt wissen, welches Lebewesen darin heranwächst. Um das herauszufinden, muss er sich jedoch in Geduld üben und warten, bis aus dem Ei etwas schlüpft. Dabei bekommt er Gesellschaft zahlreicher Freunde.

„Wann ist bald?“ kommt im extra großen Format daher (größer als DIN A4), so gibt es in den zum Teil doppelseitigen Illustrationen vieles zu entdecken. Und damit besticht dieses Buch besonders: Die Zeichnungen sind detailreich, liebevoll und farbenfroh und damit insgesamt sehr ansprechend. Allein optisch hätte sich das Buch fünf Sterne verdient. Auch zum Vorlesen eignet sich das Buch sehr gut, da Textblöcke immer von Bildern umgeben sind.
Was schon auf dem Cover hervorgehoben wird: Es soll sich um ein Mitmachbuch handeln. Jedoch gibt es hier nichts aufzuklappen oder ähnliche Funktionen, bei denen durch eine aktive Tätigkeit etwas auf den Seiten verändert wird. Das Buch animiert eher zum fantasiereichen Mitmachen, indem es die Lesenden auffordert, doch auch mal zu Pusten, zu Reiben oder ähnliches oder indem es ein Suchspiel zur Aufgabe gibt. Ich finde das vollkommen in Ordnung für die Bezeichnung Mitmachbuch, da es die Fantasie der Kinder miteinbezieht.

Einen Kritikpunkt gibt es für mich jedoch, weshalb ich dem Buch leider keine 5 Sterne geben kann. Die Geschichte soll - scheinbar - vermitteln, was Geduld bedeutet und wieso geduldig sein gar nicht schwer sein muss. Das vermittelt zumindest der Klappentext. Inhaltlich schafft das Buch es aber nur bedingt diese Message zu transportieren. Ja, alle Beteiligten warten sehr geduldig auf das schlüpfende Ei. Aber es wird dennoch nicht darauf eingegangen, wieso Geduld wichtig sein kann, warum es sich nicht lohnt ungeduldig zu sein etc. Am meisten stört mich das am Ende des Buches: Die Geschichte endet abrupt. Sie ist mit mal zu Ende und man würde eigentlich noch ein Fazit auf der letzten Seite erwarten, das folgt aber nicht. Was Rille in der Geschichte nun gelernt hat, erfahren wir als Leser nicht. So gibt es auch keine Pointe. Schade, dass die Autoren darauf verzichtet haben.

Nicht unerwähnt bleiben soll zum Schluss aber noch das Zusatzmaterial zum Buch. Per QR-Code lassen sich unter anderem tolle Malvorlagen, Rätsel, ein Dschungelteerezept und ein Memory herunterladen und ausdrucken. Das liefert zusätzlich viel Beschäftigung für die Kleinen, sodass sie sich über das Buch hinaus noch viel mit Rille und der Geschichte beschäftigen können - ganz im Sinne eines Mitmachbuches. Dafür gibt es insgesamt gute vier Sterne für Rille und die Geduld.

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Gute Mystery, dafür mittelmäßige Romantasy

Four Houses of Oxford, Band 1: Brich die Regeln (Epische Romantasy für alle Fans des TikTok-Trends Dark Academia)
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Harper wurde als Waisenkind von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht, doch nun ist sie endlich alt genug, um ihr Leben selbst zu bestimmen. So beginnt sie ihr Jurastudium in Oxford und wird prompt zu ...

Harper wurde als Waisenkind von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht, doch nun ist sie endlich alt genug, um ihr Leben selbst zu bestimmen. So beginnt sie ihr Jurastudium in Oxford und wird prompt zu einer der Studentenverbindungen eingeladen. Aufgrund mysteriöser Briefe, in denen ihr jemand anonym dazu rät der Verbindung beizutreten, folgt sie der Einladung. Doch bald zeigt sich, welches Geheimnis die vier Verbindungshäuser von Oxford hüten und welch gefährliches Spiel sie spielen.

Protagonistin Harper wird beschrieben als ein Mädchen, das allein durch ihre präsente Ausstrahlung schön ist. Persönlich ist sie eher eine Einzelgängerin, insgesamt aber eine überwiegend sympathische Figur. Ebenfalls in Oxford und in einem der Verbindungshäuser lebt Finley, der Harper vor ein paar Jahren das Herz gebrochen hat. Auch aus seiner Perspektive bekommen wir ein paar Kapitel zu lesen. Finley war mir ebenfalls sympathisch, wenn auch insgesamt eher ein typischer 0815-Bookboyfriend, ohne besonders hervorzuhebende Charakterzüge. Harpers Verhalten ihm gegenüber hat mich öfters gestört - im Zusammenhang mit Finley zeigt sich Harper eher hitzköpfig, aufbrausend und unüberlegt. Es bahnt sich natürlich auch eine Liebesgeschichte an, diese ist allerdings extrem vorhersehbar und ebenso unspektakulär.

Die Geschichte ist insgesamt mal spannend, mal etwas weniger, aber eigentlich stets auf einem Spannungslevel, bei dem man gerne weiterliest. Nicht nur Harper, auch der Leser sieht sich mit vielen Rätseln um die Verbindungshäuser konfrontiert. Allein das hat mich stets zum Weiterlesen angeregt. Auf jeden Fall hat die Geschichte damit auch eine gute Portion Mystery, nebenbei auch etwas Magie, wenn sie auch insgesamt Urban Fantasy auf ganz seichtem Niveau ist. Sicherlich empfehlenswert für Leser von Night of Crowns und ähnlichem. Mich hat hier allerdings nur das Spiel der Verbindungshäuser, nicht der Romantik-Anteil der Romantasy, begeistern können.

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Veröffentlicht am 12.04.2022

Spannende Mystery mit einigen Schwächen

Legend Academy, Band 1: Fluchbrecher
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Graylee hat Visionen darüber, wie Menschen gestorben sind und außerdem riesige Angst vorm Wasser. Um dies zu behandeln, wird sie von ihrer alten Schule auf die Swanlake Academy geschickt. Doch wie sich ...

Graylee hat Visionen darüber, wie Menschen gestorben sind und außerdem riesige Angst vorm Wasser. Um dies zu behandeln, wird sie von ihrer alten Schule auf die Swanlake Academy geschickt. Doch wie sich herausstellt ist die Academy eine Schule für die Nachfahren von Mythen wie Walküren, Odinssöhnen und Minotauren. Doch was für ein Mythos soll in Graylee schlummern? Als nach und nach Schüler verschwinden und verändert wieder auftauchen, Graylee sogar nach dem Leben trachten, wird ihr schnell klar: Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht. Ob ein eigentlich vor zwanzig Jahren gebannter Fluch wiedererwacht ist, der Liebende für immer versteinert?

Für den Start des Romans habe ich zugegeben etwas länger gebraucht. Aufgrund der Mythen muss gerade am Anfang einiges erklärt werden und 200 Seiten hat es mindestens gebraucht bis die Geschichte etwas Schwung bekommen hat. Doch auch die Protagonistin Graylee hat mir den Einstieg nicht gerade leicht gemacht. Sie ist sehr vorlaut, spricht ohne vorher darüber nachzudenken und hat stets einen Spruch auf Lager, der meist eher unpassend ist. Das machte es mir lange Zeit schwer mich in sie hineinzuversetzen.
Natürlich gibt es auch einen männlichen Love Interest in dieser Geschichte - der leidende Schönling wie Graylee ihn selbst sehr passend beschreibt. Muskeln und all das Pipapo, was ein Klischee-Bookboyfriend so hat. Das machte ihn für mich als Charakter etwas dünn und nicht allzu interessant. Auch die Liebesgeschichte, die sich hier langsam entwickelt, konnte mich daher nicht so richtig berühren. Die Autorin versucht zwar offensichtlich ihn verletzlich darzustellen. Doch letztendlich verhält er sich dann auch wieder widersprüchlich, sodass ich sein Verhalten zum Teil nicht richtig ernst nehmen konnte.
Was der Autorin allerdings im späteren Verlauf gelingt: Sie hält es spannend und lässt viele Fragen, die uns Leser unter den Fingernägeln jucken, lange Zeit - oder sogar bis zum Schluss - offen. Immer wieder jedoch habe ich mich selbst dabei erwischt, Sätze, die mehr Geschwafel waren als das sie zur Geschichte beitrugen, zu überfliegen. Schließlich wollte ich des Rätsels Lösung näher kommen. Das Drumrum - wer ist nun Freund, wer Feind usw. - hat mich eher etwas gelangweilt. Denn die typischen Highschool-Konflikte lässt die Autorin hier leider nicht aus. Für mich war der gesamte Roman daher sehr in die Länge gezogen. Schließlich kommt er mit knapp 500 Seiten daher, dafür passiert mir aber einfach nicht genug.
Über die anderen Charaktere lässt sich vermutlich viel streiten. Es gibt wenige gute Schulkameraden wie Willow oder Ornela, die man auch lieb gewinnen kann. Und auch die Antagonistin Vivienne bringt ordentlich Schwung in den Roman - für mich übrigens einer der sehr wenigen gut ausgearbeiteten Charaktere. Ansonsten besteht die Swanlake Academy allerdings aus einer großen grauen Masse an Schülern, die allesamt nur in der Lage zu sein scheinen, die Neue an der Schule anzustarren und Gerüchten hinterher zu hecheln. Hier kommt ein sehr klischeehaftes Highschoolbild zutage, in dem Graylee natürlich der Sonderling ist, der aus der Masse heraussticht. Für mich ist diese Einheitsmasse von ständig nur glotzenden Schülern ziemlich profan und einfach gestrickt für einen Roman.

Insgesamt hatte der Roman für mich einige Schwächen, wurde zum Ende hin aber immer spannender, sodass ich doch noch vier Sterne vergebe. Auch der Cliffhanger am Ende ist mehr als gelungen, sodass man unbedingt wissen will, wie es weitergeht.

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Veröffentlicht am 28.03.2022

Märchen mit asiatischem Touch

Die sechs Kraniche (Die sechs Kraniche 1)
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Prinzessin Shiori liebt es unter ihren sechs Brüdern zu sein. Allerdings ist sie einem Lord aus dem Norden versprochen und so soll sie zur Heirat schon bald ihre Heimat verlassen. Dagegen wehrt sie sich ...

Prinzessin Shiori liebt es unter ihren sechs Brüdern zu sein. Allerdings ist sie einem Lord aus dem Norden versprochen und so soll sie zur Heirat schon bald ihre Heimat verlassen. Dagegen wehrt sie sich innerlich sehr, doch auch das bisschen Magie, das in ihr schlummert, kann ihr dabei nicht helfen. Zumal sie verbannt würde, würde ihre Magie entdeckt werden. Ihre Stiefmutter kommt eines Tages hinter Shioris Geheimnis und zur Strafe belegt sie Shiori und ihre Brüder mit einem Fluch. Ihre Brüder werden zu Kranichen und Shiori soll fortan niemand mehr als die Prinzessin erkennen. Und spricht sie auch nur ein Wort, muss einer ihrer Brüder sterben.

Flüche, böse Stiefmütter, geheime magische Kräfte, Menschen verwandelt in Tiergestalten - all das und noch viel mehr Märchenhaftes verbirgt sich in diesem Roman, der den Auftakt einer Dilogie darstellt. Inspiriert hat sich die Autorin scheinbar an dem Grimmschen Märchen der Sieben Schwäne. Da ich dieses selbst aber nicht kenne, kann ich hier nicht vergleichen. In meinen Augen hat Elizabeth Lim hier aber ein eigenständiges, unkonventionelles Märchen der Jugendfantasy geschaffen. Neben Zauberern spielen hier auch Drachen eine Rolle. Eine nicht unwesentliche nimmt dabei der Drache Seryu ein, der Menschengestalt annehmen kann. Leider fällt seine Rolle in diesem Teil aber eher kurz aus.

Und wie es sich für ein Märchen um eine Prinzessin gehört, gibt es natürlich auch einen Märchenprinzen. Dazu kommt eine Prise Liebe, die das Buch aber zumindest größtenteils nicht dominiert. Allerdings muss ich sagen, hat mich diese auch nicht mitreißen können. Zu perfekt und langweilig ist Shioris Love Interest in meinen Augen. Mit Shiori selbst ist der Autorin dafür aber eine aufgeweckte, abenteuerlustige Figur gelungen, der ich gern gefolgt bin.

Meine Erwartungen an Lims neues Märchen waren hoch, konnten dabei aber leider nicht ganz erfüllt werden. Dennoch ist es eine runde Geschichte mit nicht allzu großem Cliffhanger, die sich gut lesen lässt. Und mit ihren kreativen Ideen hat sich die Autorin vier Sterne verdient.

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