Profilbild von Kristall86

Kristall86

Lesejury Star
offline

Kristall86 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Kristall86 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2022

Wunderschön!

KUNTH Bildband Reisen auf Schienen
0

Klappentext:

„Dieser opulente Bildband lädt dazu ein, das Reisen auf Schienen in all seinen Facetten zu erleben. Ob die älteste U-Bahn der Welt, die am höchsten gelegene Bahnstrecke oder der legendäre ...

Klappentext:

„Dieser opulente Bildband lädt dazu ein, das Reisen auf Schienen in all seinen Facetten zu erleben. Ob die älteste U-Bahn der Welt, die am höchsten gelegene Bahnstrecke oder der legendäre Orient-Express – weltbekannte Superlative und Klassiker werden anhand informativer Texte und großformatiger Bilder vorgestellt. Doch damit nicht genug, inspiriert das Buch zu Abenteuern und Individualreisen auf Gleisen: Großstädte aus einem völlig anderen Blickwinkel erkunden, mit der Bummelbahn statt dem Schnellzug unterwegs und alle fünf Kontinente auf Schienen bereisen.“



Warum ich diesem traumhaften Bildband 5 Sterne gebe? Weil er einfach perfekt ist! Wir erleben hier das Reisen auf Schienen und sind u.a. im Orient-Express aber auch im berühmten Nachtzug nach Lissabon unterwegs. Auf der ganzen Welt tummeln sich atemberaubende Routen die per Bahn einen magischen Zauber entfachen. Für die Bahn-Enthusiasten sei gleich angemerkt: dies ist ein Bildband rund um die Touren und Strecken weltweit und weniger um die Eisenbahnen an sich. Wie bereits gesagt, erleben wir hier weltweit die verschiedensten Strecken und somit Abenteuer. Egal ob Afrika oder Südamerika - hier findet jeder sein Glück auf Schienen. Die Routen werden kurz und bündig erläutert, Fotos zeigen die Landschaften die man durchquert und die Länder die man bereist. Zu den Innenleben der Züge mit ihren Abteilen etc. dürfen wir nur begrenzt Eindrücke erleben, was aber auch ganz richtig ist, denn dies ist ja kein Reisekatalog sondern ein Bildband zum Thema.

Optik und Haptik sind hier auch wieder typisch für den Verlag sehr hochwertig gestaltet. Die Seitenstruktur ist griffig und mattiert und so hat der Leser ein optimales Bild. Die Bindung ist ebenfalls sehr gut und die Fotografien sind brillant.

Ich vergebe hier sehr gern 5 von 5 Sterne. Dieser spezielle Weg des Reisens wird gerne unterschätzt, erfährt hier aber einen gerechten Ton.

Veröffentlicht am 29.03.2022

„Sizillium! Sizillium!“ (Heinz Erhardt)

Der große Heinz Erhardt (NA)
0

Klappentext:

„Den „großen Heinz Erhardt“ stellte der Meister noch selbst zusammen! Er enthält die besten seiner Texte, Gedichte und Aphorismen.



Angereichert ist diese Neuausgabe mit einem Bildanteil ...

Klappentext:

„Den „großen Heinz Erhardt“ stellte der Meister noch selbst zusammen! Er enthält die besten seiner Texte, Gedichte und Aphorismen.



Angereichert ist diese Neuausgabe mit einem Bildanteil und erstmalig mit einem Nachwort von Prof. Rainer Moritz….“



Es ist ein Muss für alle Fans und es ist ein immer wieder währender Schatz (auch nach all den Jahren) wenn man dieses Buch in die Hand nimmt und einfach mal darin liest und blättert. Erhardt war ein Meister des Witzes. Er konnte „viel“ Humor und er konnte sensibel und einfühlend zugleich sein. Mit seinem Witz und Charm hatte er die Massen in der Nachkriegszeit in eine bessere Zeit geholt und das Lächeln in die Gesichter zurück gezaubert. Hier finden wir kurze Gedichte, kleine Aphorismen oder lange und tiefsinnige Gedichte wie beispielsweise über die Made. Sie wissen schon, die dann vom Blatte fiel. Die sauren Zitronen oder der Muselmann mit dem Dusel darf natürlich auch nicht fehlen und genau deshalb ist es ein echtes Meisterwerk des großen Meisters. Ich verehre ihn noch heute und kann nur sagen: Noch‘n Gedicht!

Grandios und sehr wertig gestaltet - 5 von 5 Sterne!

Veröffentlicht am 28.03.2022

Es muss nicht immer schlecht sein

Melancholie in unsicheren Zeiten
0

Klappentext:

„Wir leben in unsicheren Zeiten. Viele von uns fühlen sich überfordert, bedroht und machtlos; Gefühle von Angst und Unsicherheit prägen unsere Wahrnehmung und unser Miteinander. Kann die ...

Klappentext:

„Wir leben in unsicheren Zeiten. Viele von uns fühlen sich überfordert, bedroht und machtlos; Gefühle von Angst und Unsicherheit prägen unsere Wahrnehmung und unser Miteinander. Kann die Melancholie uns helfen?

Die renommierte niederländische Philosophin Joke J. Hermsen sagt Ja: Denn melancholisch zu sein bezeichnet einen Zustand, dem – trotz Verzweiflung und Traurigkeit – immer auch etwas Schöpferisches und Hoffnungsvolles innewohnt. Warum fällt es uns heute so schwer, Vertrauen in bessere Zeiten zu haben?

Anhand der Werke von Hannah Arendt, Ernst Bloch, Lou Andreas-Salomé und vielen anderen beschreibt Hermsen eindrücklich den Wendepunkt, an dem der Mensch noch genug Kraft und Hoffnung hat, seine Ängste und Zweifel zu überwinden und eine neue Beziehung zu sich selbst und der Welt aufzubauen.



Ein Plädoyer für die Melancholie als hoffnungsvolle Kraft“



Melancholie wird zumeist, egal ob in der Kunst, in der Musik oder eben im einfachen, ganz normalen Leben, als etwas negatives betrachtet. Wie wäre es denn aber wenn man die Spieß mal umdreht und melancholische Gedanken als positiv betrachtet und dem daraus eher etwas gutes abgewinnt? Genau das tut Autorin Joke J. Hermsen. Man kann aus etwas schlechtem auch gutes herausholen. Selbstredend ist das eine besondere Sichtweise und dies gelingt nur wenn man offen dafür ist und zudem das eigene „Ich“ auch mal gern etwas neuem zutraut. Man muss offen dafür sein. Man muss Melancholie auch erstmal verstehen und wissen was es überhaupt ist. In ihrem Buch „Melancholie in unsicheren Zeiten“ geht sie dieser Frage auf den Grund und untersucht verschiedene Perspektiven. Die aktuellen Zeiten lassen das eigene Leben gehörig durcheinander wirbeln. Krieg, eine Pandemie, Ärger im Job uvm. führen dazu, dass wir melancholisch werden oder es sogar bereits sind. Man kann aber eine Wende vollziehen wenn man will und Hermsen macht dies hier ebenfalls. Ihre Worte sind dabei klug gewählt und ohne Fachjargon. Der offene Leser wird hier eine andere Sicht auf die Dinge erhalten. Menschen die aber generell eher trübsinnig gestimmt sind, werden hier keinen Spaß beim lesen haben und es wohl auch nicht verstehen. Melancholie muss nichts schlimmes sein wenn man sich traut es anders zu betrachten. Ich muss wirklich gestehen, was aber auch daran liegt das ich eh ein positiv-denkender Mensch bin, dass mich dieses Buch wahrlich gut unterhalten hat und viele Eindrücke vermittelt hat, die nachhallen. Ein kurzes Beispiel: „Nach Regen folgt der Sonnenschein“ heißt ein Sprichwort. Da gibt es die Menschen, die aber eher den nächsten Blitz und Regen sehen als dass es der Natur einfach nur gut tut das es eben regnet und das es schlussendlich auch wieder aufhören wird. Das sind nur kleine Gedanken daraus die ich selber für mich gern praktiziere. Vielleicht finden Sie auch Lust daran der Melancholie das schöne und gute abzugewinnen?

Ich vergebe gern 5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 27.03.2022

Eine ganz besondere Geschichte

Welten auseinander
0

Klappentext:

„Das Mädchen wird in Ostberlin geboren. Julia ist acht, als ihre Mutter sie und die Schwestern in den Westen, erst ins Notaufnahmelager Marienfelde und dann nach Schleswig-Holstein mitnimmt. ...

Klappentext:

„Das Mädchen wird in Ostberlin geboren. Julia ist acht, als ihre Mutter sie und die Schwestern in den Westen, erst ins Notaufnahmelager Marienfelde und dann nach Schleswig-Holstein mitnimmt. In dem chaotischen Bauernhaus kann die Dreizehnjährige nicht länger bleiben und zieht aus, nach Westberlin. Neben der Sozialhilfe verdient die Schülerin Geld mit Putzen, sie lernt ihren Vater kennen und verliert ihn unmittelbar, macht ihr Abitur und begegnet Stephan, ihrer großen Liebe. Wenn sie sich erinnert, ist es Gegenwart.



»Welten auseinander« ist Julia Francks bewegende Erzählung einer ungewöhnlichen Jugend voller Brüche und Unsicherheiten; ein schmerzhaft-schönes Buch der Selbstbehauptung, das von Scham und Trauer so genau erzählt wie von Tod und Liebe. Schreiben und Literatur erweisen sich als Instrumente des Bleibens, vorerst.“



Julia Franck‘s Geschicht ist keine leichte Kost. Ihre gleichnamige Protagonistin erlebt eine Kindheit voller Hin und Her. Man merkt diesem Charakter schnell an, dass eine Heimat wichtig ist und sie irgendwie auf der Suche danach ist. Man merkt in jedem Satz Julias Angespanntheit an und kann sie nur zu gut verstehen. Das gesamte Chaos in ihrem Leben muss beendet werden. Ihr Auszug aus dem Bauernhaus gleicht einer Flucht. Zurecht. Das würde niemand von uns lange aushalten. Wie der Titel des Buches wunderbar zusammenfasst, driften hier Welten auseinander. Julia hat andere Gedanken und Ansichten als der Rest ihrer Familie und dem gesamten Hin und Her. Ihren Mut kann man nur bewundern. Sie beschließt mit 13 Jahren zu gehen und ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Schlimmer kann es nicht mehr werden. Einen Rückblick auf die letzten Jahre blendet sie aus und man kann es verstehen. In Westberlin findet sie einen gewissen Haltepunkt. Ihr Vater taucht auf, die Schule läuft inkl. Abschluss und dann taucht Stephan in ihrem Leben auf. Man hat es ihr so gewünscht und man hofft als Leser, dass es nur besser werden kann. Julia hat es verdient! Der Blick in die Zukunft liegt nun in ihrer Hand. Den Rest dürfen Sie aber schön selber lesen! Ich verrate nichts. Aber noch so viel: der Schreibstil Franck‘s ist sehr bildhaft und punktgenau gewählt. Sie schwadroniert hier nicht herum, sie braucht nicht viele Worte, sie beschreibt so, wie es wohl wa(h)r. Ihr Ausdruck ist fein und stimmig. Ihre Verläufe sind mit einer gewissen Spannung unterlegt, die aber aus dem Lauf der Geschichte selbst her rühren. Emotionen werden hier besonders verpackt und diese werden hier in allen möglichen Facetten in dieser Geschichte erzählt und gekonnt eingewoben. Egal ob Liebe oder Hass, Leid und Tod - alle bekommen sie hier eine gewisse Ebene. So ist nunmal das Leben! Da gehört alles dazu, auch wenn es weh tut. Franck hat einen sehr einfühlsamen Roman verfasst ohne Kitsch oder Effekthascherei. Hier erzählen die Wörter einen Roman, eine Lebensgeschichte, der besonderen Art und dieser hallt sehr extrem nach. Wow!

Ein besonderes Buch und genau deshalb gibt es 5 Sterne!

Veröffentlicht am 25.03.2022

Wenn das Schweigen bricht

Für diesen Sommer
0

Klappentext:
„Einst schien das Glück der Familie Roth so selbstverständlich wie der Flug der Leuchtkäfer in den Sommernächten im Garten. Jetzt ist Vater Heinrich alt und allein. Ausgerechnet Franziska, ...

Klappentext:
„Einst schien das Glück der Familie Roth so selbstverständlich wie der Flug der Leuchtkäfer in den Sommernächten im Garten. Jetzt ist Vater Heinrich alt und allein. Ausgerechnet Franziska, die Tochter, mit der er sich überworfen hat, soll für ihn sorgen. Ihr Lebenstraum ist gescheitert – genau wie Heinrich das stets prophezeit hatte. Doch auch sein Konzept ging nicht auf. Er, der stets alles kontrollieren wollte, muss das Loslassen lernen. Die ungewohnte Nähe schürt die nie gelösten Konflikte von Neuem. Zugleich erwachen Erinnerungen an die hellen Tage. Wie damit leben, dass all das unwiederbringlich vorbei ist?“

Man könnte bei der Geschichte meinen, Hauptprotagonistin Franziska und auch ihr Vater waren so neunmalklug und von sich überzeugt, dass es nur schief gehen konnte mit den jeweiligen Lebensentwürfen. Heinrich wusste das Franziska es nicht schafft und Heinrich? Dem haut sowieso nichts um. Aber dann gerät alles ins Wanken und die Welt zerbricht bei auch bei ihm.
Autorin Gisa Klönne erzählt hier viel mehr als man nur „so lesen“ kann. Die feinen Akzente sitzen zwischen den Zeilen. Als die beiden dann wieder aufeinander treffen, hört man selbst als Leser auf zu atmen - man wartet auf den ersten Schritt, auf den großen Knall, auf ein „Ich hab‘s gewusst“ bzw. „Das geschieht dir recht!“. Aber was kommt? Das müssen Sie schon selbst erlesen. Fest steht aber, die Geschichte entwickelt sich ruhig und mit Bedacht. Wir erlesen zwei Zeitenstränge, tauchen somit in beide Figuren sehr gut ein und können uns dadurch so einige Entwicklungen erklären. Man könnte meinen, dass Franziskas Schwester Monika dies irgendwie bewusst eingefädelt hat, aber wie gesagt, man könnte es vermuten. Der Umbau im Haus tut dann noch sein übriges dazu. Es scheint fast symbolisch, dass dieser Umbau alte Wunden aufreißt und bewusst zum Vorschein bringt. Oder vielleicht ist es ein Neuanfang für alle? Man würde es den Figuren wünschen, denn die Geschichte bzw. das Zerwürfnis der beiden ist wie ein Gift und tut keinem von beiden gut. Klönne befasst sich hier mit vielen Themen: Alter, Selbsteinschätzung, Zukunftswünsche, Familie, Vergebung uvm.. All dies fügt sie sehr gekonnt und bewusst leise zusammen und lässt die Geschichte in einem wunderbaren Lesefluss laufen. Dem Leser begegnen diese Themen nicht immer bewusst aber sie kommen eben darin vor. Die beiden sind zur Aussprache irgendwie gezwungen, „verdonnert“ könnte man sagen, und bei ihren Rückblicken erlebt jeder das Auspacken seines Seelenrucksacks nochmal ganz deutlich. Emotionen werden hier gekonnt eingeflochten und überladen keine Situation. Der Ausdruck sowie der Lesefluss sind, wie bereits gesagt, sehr gekonnt und harmonisch umgesetzt. Die beiden Figuren erhalten mit dieser bestimmten Zeit ihre Chance auf Aussprache, denn man weiß nie, wie lange man sich noch hat…
Ich vergebe hier sehr gern 5 von 5 Sterne und spreche eine klare Leseempfehlung aus!