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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.04.2022

Stark und unbeugsam

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
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Hamburg 1910, Anne Fitzpatrick verlässt fluchtartig London und kehrt in ihre Heimatstadt zurück.
Ihr erstes Projekt, ein Frauenhaus in unmittelbarer Nähe des Hafens, baut sie so schnell wie möglich auf. ...

Hamburg 1910, Anne Fitzpatrick verlässt fluchtartig London und kehrt in ihre Heimatstadt zurück.
Ihr erstes Projekt, ein Frauenhaus in unmittelbarer Nähe des Hafens, baut sie so schnell wie möglich auf. Am Tag der Eröffnung werden im Hafenbecken zwei Frauenleichen entdeckt.
Jetzt gerät sie, die ein Geheimnis hütet, nicht nur in den Fokus der Polizei, sondern auch in den eines Serienmörders.


Henrike Engel baut in ihrem historischen Roman über eine außergewöhnliche Ärztin zur Kaiserzeit eine besondere, authentische Atmosphäre auf.
Ob historisch alles richtig beschrieben wurde, kann ich nicht beurteilen, aber ich fühlte mich in die Kaiserzeit versetzt. Vorurteile Frauen gegenüber und auch die Ängste der Männer Frauen gegenüber fand ich sehr gut dargestellt.
Nicht nur die Klassenunterschiede, die Damen der Gesellschaft, die Arbeiterinnen und die Prostituierten, sondern auch die Moralisten, die Zauderer und die Burschenschaften sind sehr gut dargestellt. Es fehlen auch nicht der Pastor, der das Dienstmädchen schwängert und der Vater, der seine missratenen Söhne skrupellos deckt.
Der Kommissar, der besonders ist, Helene und natürlich Anne werden präzise charakterisiert und ihre Entwicklung genau gezeichnet.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

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Veröffentlicht am 05.04.2022

Dramatischer Seriendreh

Nordwestnacht
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Ein Leichenfund während der Dreharbeiten zur neuen Stafel einer beliebten Küstenkrimi-Serie stellt die Zusammenarbeit der Kommissare Scheffler, Norberg und Wagner auf eine harte Probe.
Jens Scheffler, ...

Ein Leichenfund während der Dreharbeiten zur neuen Stafel einer beliebten Küstenkrimi-Serie stellt die Zusammenarbeit der Kommissare Scheffler, Norberg und Wagner auf eine harte Probe.
Jens Scheffler, der als Polizeiberater der Produktion zur Seite steht, verguckt sich in eine der Hautdarstellerinnen. Nach deren Verschwinden verliert er seine berufliche Distanz und Objektivität.

Das ist wieder ein unterhaltsamer, kniffeliger und realitätsnaher Krimi.
Ortsunkundiger Karriere-Überflieger, überqualifizierter Dienststellenleiter, ein Polizeiobermeister im emotionalen Ausnahmezustand und St. Peter-Ording mit viel Lokalkolorit machen diesen Krimi der Soko St. Peter-Ording zum Genuss.
Die vermeintlichen Opfer verlieren im Laufe der Geschichte ihre „Unschuld“.
Der äußere Schein der Hauptdarstellerinnen verliert schnell seine Strahlkraft und die entscheidenden Charaktere werden Stück für Stück entblättert.
Ich finde es interessant, die Entwicklung der Hauptfiguren der Polizei-Dienststelle über die nunmehr drei Fälle der Soko beobachten zu können.
Hendrik Norberg, ehemaliger SEK-Beamter und Kommissar im Morddezernat, hat die Leitung der Dienststelle in St. Peter-Ording übernommen, um seine beiden Söhne nach dem Tod ihrer Mutter betreuen zu können. Er hadert mit seinem Rückzug, findet aber keinen befriedigenden Ausweg. Sein Zwiespalt wird immer wieder ersichtlich und erklärt einige Handlungsweisen von ihm.
Anna Wagner fühlt sich angekommen in St. Peter-Ording. Sie verarbeitet ihre Scheidung und geht selbstbewusst und selbstbestimmt durch ihr neues Leben. Die Verbindung mit einem „Frauenheld“ geht sie nüchtern und distanziert an.
Nils Scheffler, der vielversprechende Polizeiobermeister mit eigenem hohen Anspruch, verliert seine berufliche Distanz, schlägt emotional einige Purzelbäume und kommt fast zu spät zur Besinnung.
Den fiesen Cliffhanger am Ende hätte es bei mir nicht bedurft. Ich freue mich auch so auf den nächsten Fall, vielleicht etwas ungeduldiger als sonst.

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Veröffentlicht am 28.03.2022

Einfach genial

Der Mann, der zweimal starb (Die Mordclub-Serie 2)
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Es wird unruhig im Donnerstagsmordclub. Elisabeth erhält einen mysteriösen Brief von einem Toten. Als sie zu einem Treffpunkt erscheint, erkennt sie ihren Ex-Mann Douglas Middlemiss, ein ehemaliger Geheimdienst-Kollege.
Kurze ...

Es wird unruhig im Donnerstagsmordclub. Elisabeth erhält einen mysteriösen Brief von einem Toten. Als sie zu einem Treffpunkt erscheint, erkennt sie ihren Ex-Mann Douglas Middlemiss, ein ehemaliger Geheimdienst-Kollege.
Kurze Zeit später wird Ibrahim von Jugendlichen überfallen, bestohlen und misshandelt.
Jetzt heißt es für Joyce, Elisabeth, Ibrahim und Ron auf verschiedenen Ebenen zu ermitteln.
Es geht um Diamanten, Mafia und Gewalt gegen Senioren.



Was für ein Hörgenuss!!!!!!
Beate Himmelstoß und Johannes haben genau die richtigen Stimmen und vor allem das richtige Gefühl für die einzelnen Protagonisten. Ihre Klangfarbe, die sich natürlich bei den unterschiedlichen Figuren ändert, verliert nie den britischen Humor oder Witz.
Die analytische Elisabeth, die empathische Joyce, die etwas verhuschte Poppy, jede Figur hat ihren stimmlichen Charakter, genauso wie der vorsichtige Ibrahim, der polternde Ron und die hilfsbereite, empathische Allzweckwaffe Bogdan.
Ich liebe mittlerweile diese Figuren und hoffe, dass es noch weitere Folgen gibt, die ich mir vorzugsweise anhören werde, statt zu lesen.
Naja, die Kriminalfälle sind genauso skurril wie die Akteure. Die spektakulären Verbrechen werden in gewohnter Manier gelöst, wobei ich mittendrin nicht mehr das Gefühl hatte, dass es zu irgendeiner logischen Aufdeckung der Ereignisse kommen könnte. Aber weit gefehlt, Herr Osman weiß seine Fälle gut zu konstruieren, spart nicht mit Leichen und viel Blut. Trotzdem höre ich, die allzu blutige Krimis nicht mag, mit großen Vergnügen diese Mordclub-Serie.

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Fesselnd, aber fast unglaublich

Lost
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Dr. Augusta Bloom, Kriminalpsychologin und Inhaberin einer privaten Ermittlungsagentur,
liefert sich seit ihrem letzten großen Fall einen erbitterteren Wiedergutmachungskampf mit ihrem bisherigen Kollegen ...

Dr. Augusta Bloom, Kriminalpsychologin und Inhaberin einer privaten Ermittlungsagentur,
liefert sich seit ihrem letzten großen Fall einen erbitterteren Wiedergutmachungskampf mit ihrem bisherigen Kollegen Marcus Jameson, ehemaliger Geheimdienstler beim MI6. Jameson fühlt sich verraten und ausgeliefert von Bloom und sucht deshalb Abstand von Ihr.
Ein verstörerischer Hilferuf ihrer ehemaligen Studienkollegin Karene führt die beiden Ermittler für diesen Fall wieder zusammen.
Karenes Lebensgefährte Captain Harry Peterson wird bei einem vermeintlichen Terroranschlag leicht verletzt, von verkleideten Sanitätern entführt und erst 72 Stunden später mit verlorenem Gedächtnis in einer Ambulanz abgelegt.
Wer oder was stecken dahinter?


Leona Deakins zweiter Thriller wurde von mir heiß erwartet, hat mich doch ihr Debüt „Mind Games“ voll überzeugt. Im Nachwort zu ihrem jetzigen Thriller fragt sich die Autorin: „Kann ich den Leser erneut fesseln?“, Ja, mich konnte sie fesseln. Für mich gestaltete sich das Buch zum absoluten Pageturner.
Einige Leser behaupten, das erste Buch wäre stärker, andere behaupten das Gegenteil. Für mich ist das völlig egal. Ich fühlte mich von beiden Büchern gefesselt und sehr gut unterhalten.
In diesem Thriller geht es vorwiegend um die Frage, wie gut kennst du deinen Partner. Karene kämpft um ihren Partner, glaubt ihn bestens zu kennen und kann unzählige Beispiele für seine Integrität nennen. Bloom scheint ihren beruflichen Partner auch sehr gut zu kennen, aber ihn richtig zu Händeln fällt ihr schwer. Jameson ist verletzt, verstört, glaubt deshalb, niemanden richtig zu kennen und traut im Moment niemandem.
Obwohl sie weder von der Navy noch der Polizei offiziell unterstützt werden, kommt das Ermittlerteam voran. Alte Seilschaften werden aktiviert, erwiesene Gefallen eingefordert und gefahrvolle Verbindungen eingegangen.
Inwieweit die Geschehnisse real nachvollziehbar sind, ist auch nicht immer wichtig.
Mir hat es trotzdem gefallen und diesen Thriller in Windeseile lesen lassen.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Spannend, undurchsichtig und beklemmend

Westwall
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Julia Gerloff, aufgewachsen bei ihrem „Hippi“ Vater in einem Bauwagen am See, lernt während ihrer Polizeiausbildung den etwas verwahrlosten Nick kennen. Als sie sich näherkommen, stellt sie mit Entsetzen ...

Julia Gerloff, aufgewachsen bei ihrem „Hippi“ Vater in einem Bauwagen am See, lernt während ihrer Polizeiausbildung den etwas verwahrlosten Nick kennen. Als sie sich näherkommen, stellt sie mit Entsetzen fest, dass Nick zur Nazi-Szene gehört. Er hat ein auffälliges Hakenkreuz-Tattoo auf dem Rücken und hat Julia einen falschen Namen genannt.
Was hat „Nick“ vor? Will er sie aushorchen oder als Nazi-Spitzel in die Polizei einschleusen?


Der Westwall, ich glaube, den meisten Lesern ist er gar nicht mehr bewusst. Dass weite Teile davon heute noch nahezu intakt sind, hätte ich auch nicht gedacht.
Die Story, die Benedikt Collhardt um den Westwall gewoben hat, ist spannend, lange Zeit undurchsichtig und beklemmend real.
Kids, die von ihrem sozialen Umfeld gequält, ausgenutzt und weggeworfen wurden, kann man mit Essen, Unterkunft und etwas Geborgenheit und Anerkennung, für welche Zwecke auch immer weiter benutzen. Das eigentliche Verbrechen daran ist, dass es immer noch so viele Jugendliche gibt, die von der Gesellschaft so hilflos gemacht wurden.
Das zweite reale Thema sind die neuen Nazis, die sich in unserer Gesellschaft immer breiter machen. Gerade die sensiblen Bereiche Verfassungsschutz, Polizei und Geheimdienst, werden stetig infiltriert. Das wurde uns in diesem Thriller gut vor Augen geführt.
Bemerkenswert ist die intensive Beschreibung der Emotionen. Kalt und rücksichtslos verfolgt der Verfassungsschutz seine Ziele. Schwache Beamte kommen in Gewissenskonflikte, die von ihren Vorgesetzten, auch wenn sie weiblich sind, nicht beachtet oder hinterfragt werden. Bei den Kids hängt es davon ab, ob sie von ihren Peinigern praktisch emotional getötet wurden. Wenn noch ein Funke Seelenleben in ihnen ist, können sie nicht 100 % zu Killermaschinen manipuliert werden.
Ich finde dieses Buch lesenswert, weil in einem spannenden Thriller soziale Probleme beleuchtet werden, über die man sich Gedanken machen sollte und die uns immer wieder bewusstwerden sollten.

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