Platzhalter für Profilbild

Nilchen

Lesejury Star
offline

Nilchen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nilchen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2022

Atmosphärisch, Gänsehaut-erzeugend, aber nie platt!

Fuchsmädchen
0

Der Blurb auf dem Buch verrät uns das ‚Fuchsmädchen‘ das beste schwedische Thriller-Debüt des Jahres war (bezieht sich im Übrigen auf 2020). Wenn ich so etwas lese, werde ich zunächst skeptisch, aber da ...

Der Blurb auf dem Buch verrät uns das ‚Fuchsmädchen‘ das beste schwedische Thriller-Debüt des Jahres war (bezieht sich im Übrigen auf 2020). Wenn ich so etwas lese, werde ich zunächst skeptisch, aber da der Klappentext und das Cover mich ansprach, las ich es. Und es hat sich gelohnt!
Es ist thematisch ein Thriller und ist auch recht heftig, aber viel subtiler und leiser als so viele andere Splatter-Thriller wo die Leichenteile nur so fliegen. Nicht so hier. Wir stolpern zwar über mehrere Leichen und es gibt einen Zusammenhang, aber es wird ermittelt wie in einem Krimi. Und ermittelt wird von der einheimischen Sanna Berling, die auch einen heftigen Schicksalsschlag hinter sich hat und nach vielen Jahren noch lange nicht damit abgeschlossen hat. Hinzu kommt ihre neue Partnerin Eir Pedersen, die den alten Bernard ablöst. Eir hat auch ein familiäres Päckchen zu tragen, den ihre Drogenabhängige Schwester wohnt bei ihr und ist eine tickende Zeitbombe. Neben dem privaten Ballast, sind beide Frauen auch recht speziell und es gibt Reibungen, aber in der Sache ergänzen sie sich gut.
Zum Start wird ein Mädchen tot in einem alten Kalksteinbruch gefunden, merkwürdig ist, dass sie eine Fuchsmaske trägt. Wenig später findet man eine alte Frau brutal erstochen auf ihrer eigenen Couch. Natürlich gibt es einen Zusammenhang, aber welchen?
Besonders erwähnenswert ist hier der Schreibstil, denn er erzeugt eine nebelige Atmosphäre. Etwas düster, kalt und klamm ohne besonders brutal zu sein. Die schroffe Landschaft vereint mit den geschundenen Charakteren macht die Mischung.
Dieser Thriller ist ein Auftakt einer Reihe der im kommenden Jahr mit ‚Rotwild‘ fortgesetzt wird.
Fazit: Für alle Krimi-Leser, die auch mal einen Thriller einschieben mit einer Liebe zu Ermittler:innen mit persönlichem Ballast.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.03.2022

Frauenpower

Staat der Angst
0

Erst schreibt Mr Bill Clinton zwei Thriller mit dem Pageturner-Schreiber James Patterson und da dachte sich Hillary sicherlich, dass kann ich auch! Und siehe da, „State of Terror“ ist nun zu haben. Hillary ...

Erst schreibt Mr Bill Clinton zwei Thriller mit dem Pageturner-Schreiber James Patterson und da dachte sich Hillary sicherlich, dass kann ich auch! Und siehe da, „State of Terror“ ist nun zu haben. Hillary Rodham Clinton schrieb mit der erfolgreichen Louise Penny. Sie ist bekannt geworden mit ihrer Inspector Armand Gamache-Reihe in Kanada.
Nun also über 500 Seiten Spannung von den beiden Damen, die hier einen Polit-Thriller vorgelegt haben. Leicht lesbar und auch Pageturner-Qualität. Mir hat es Spaß gemacht dieses schnell-getaktetes Buch zu lesen.
Aus meiner Sicht ist es auch besonders glaubwürdig, weil Hillary Clinton hier aus ihrer eigenen sehr sehr lebensnahen Erfahrung schöpft. Denn es geht um eine neue Außenministerin der USA: Ellen Adams. Sie bekommt das Amt nur, weil der Präsident (erinnert arg an Trump…) einen sehr politischen Schachzug vorhat um sie bloß zu stellen. Ihr schwant eine Reihe von Anschlägen, die nicht nur die USA bedrohen, sondern die Weltgemeinschaft. Natürlich ist Ellen Adams die richtige Frau diese weltbewegenden Probleme zu lösen, vor allem wenn dann eine Atombombe in den USA versteckt wird und es ein Wettlauf mit der Zeit wird.
Mich hat dieser Polit-Thriller auch überzeugt, weil er gut geschrieben ist und leicht verständlich, auch wenn es um komplexe politische Zusammenhänge geht. Ich mochte es auch um hier mal ein wenig Frauenpower zu lesen um zu zeigen, dass Gemeinsam der richtige Weg in die Zukunft ist! Auch die politischen Zusammenhänge von Afghanistan über Russland und den Nahen Osten sind super eingearbeitet. Hier merkt man bereits, dass der Thriller von 2021 ist, aber eben grundlegende Themen vorhanden sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.03.2022

Die familiäre Beleuchtung der Endlichkeit unseres Daseins

Für diesen Sommer
0

‚Für diesen Sommer‘ ist eine Geschichte der Kernfamilie. Zunächst sind da Heinrich, seine Frau Johanne und die beiden Töchter. Die erstgeborene Monika und dann Franziska. Das Ehepaar baut sich ein Leben ...

‚Für diesen Sommer‘ ist eine Geschichte der Kernfamilie. Zunächst sind da Heinrich, seine Frau Johanne und die beiden Töchter. Die erstgeborene Monika und dann Franziska. Das Ehepaar baut sich ein Leben auf, kauft ein Haus, lebt ein bescheidenes, aber glückliches Leben nach dem Krieg. Die Kinder werden älter, gehen ihren eigenen Weg. Die eine in geordneten Bahnen, die andere rebelliert. Die aus dem Rahmen fallende Zissy (Franziska) bricht mit der Familie. Die Zeit vergeht, die Mutter stirbt. Es kommt erneut zu Reibungen mit Zissy und nun ist der Vater Heinrich alt und kann eigentlich nicht mehr alleine. Monika kümmert sich rührend und aufopfernd um den Vater bis sie zusammenklappt. Nun muss Franziska ran und zieht beim Vater ein. Auch Zissy ist an einem Punkt angekommen wo sie überlegen muss wie es in ihrem Leben weitergeht. Vieles ist im Umbruch.
Der Roman ist eine Darstellung des natürlichen Laufs der Dinge. Geboren, erwachsen und wieder degenerieren. Jede Generation und jedes Stadium findet hier seine Beleuchtung und wird in den Text eingebaut. Erzählt wird aus den Perspektiven Heinrichs und Franziskas im Wechsel. Beide haben natürlich eine sehr unterschiedliche Sichtweise und Wahrnehmung, aber was sie eint ist die Reflektiertheit. Jeder für sich und einfach anders. Bei Zissy steht der Umbruch im Fokus, bei Heirich das Ende. Und genau hier kommt die Stärke des Textes. Gisa Klönne schafft es eine doch recht langweilige, doch allzu bekannte Familien- und Lebensgeschichte, so aufzuarbeiten, dass sich das innere nicht nur für uns Leser:innen nach außen kehrt. Auch bringt es uns nahe wie zerbrechlich die Beziehungen und wie kurz die Zeit ist. Gisa Klönne springt auch öfters von der Gegenwart in die Vergangenheit wie es einem oft selbst geht, wenn Erinnerungsblitze aufleuchten und an ferne Tage erinnert, gute wie schlechte.
Ein Roman der leise und zart ist. Er gibt einem die gute Möglichkeit zu überlegen, wie die eigene familiäre Situation ist und was da noch zu kitten ist, bevor es eines Tages zu spät sein kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.03.2022

Die familiäre Beleuchtung der Endlichkeit unseres Daseins

Für diesen Sommer
0

‚Für diesen Sommer‘ ist eine Geschichte der Kernfamilie. Zunächst sind da Heinrich, seine Frau Johanne und die beiden Töchter. Die erstgeborene Monika und dann Franziska. Das Ehepaar baut sich ein Leben ...

‚Für diesen Sommer‘ ist eine Geschichte der Kernfamilie. Zunächst sind da Heinrich, seine Frau Johanne und die beiden Töchter. Die erstgeborene Monika und dann Franziska. Das Ehepaar baut sich ein Leben auf, kauft ein Haus, lebt ein bescheidenes, aber glückliches Leben nach dem Krieg. Die Kinder werden älter, gehen ihren eigenen Weg. Die eine in geordneten Bahnen, die andere rebelliert. Die aus dem Rahmen fallende Zissy (Franziska) bricht mit der Familie. Die Zeit vergeht, die Mutter stirbt. Es kommt erneut zu Reibungen mit Zissy und nun ist der Vater Heinrich alt und kann eigentlich nicht mehr alleine. Monika kümmert sich rührend und aufopfernd um den Vater bis sie zusammenklappt. Nun muss Franziska ran und zieht beim Vater ein. Auch Zissy ist an einem Punkt angekommen wo sie überlegen muss wie es in ihrem Leben weitergeht. Vieles ist im Umbruch.
Der Roman ist eine Darstellung des natürlichen Laufs der Dinge. Geboren, erwachsen und wieder degenerieren. Jede Generation und jedes Stadium findet hier seine Beleuchtung und wird in den Text eingebaut. Erzählt wird aus den Perspektiven Heinrichs und Franziskas im Wechsel. Beide haben natürlich eine sehr unterschiedliche Sichtweise und Wahrnehmung, aber was sie eint ist die Reflektiertheit. Jeder für sich und einfach anders. Bei Zissy steht der Umbruch im Fokus, bei Heirich das Ende. Und genau hier kommt die Stärke des Textes. Gisa Klönne schafft es eine doch recht langweilige, doch allzu bekannte Familien- und Lebensgeschichte, so aufzuarbeiten, dass sich das innere nicht nur für uns Leser:innen nach außen kehrt. Auch bringt es uns nahe wie zerbrechlich die Beziehungen und wie kurz die Zeit ist. Gisa Klönne springt auch öfters von der Gegenwart in die Vergangenheit wie es einem oft selbst geht, wenn Erinnerungsblitze aufleuchten und an ferne Tage erinnert, gute wie schlechte.
Ein Roman der leise und zart ist. Er gibt einem die gute Möglichkeit zu überlegen, wie die eigene familiäre Situation ist und was da noch zu kitten ist, bevor es eines Tages zu spät sein kann.
Das Hörbuch wird von Nina Petri als Zissy gelesen und Wolf-Dietrich Sprenger verkörpert Heinrich. Sehr gelungen, dieser Wechsel der Personen auch so deutlich in den Stimmen zu differenzieren. Beide sehr gelungen, Zissys Ratlosigkeit hört man förmlich raus und Heinrichs Alter wird großartig gelesen von Wolf-Dietrich Sprenger. Die Hörbuchfassung ist äußerst gut geworden. Auch wenn es etwas lang ist mit mehr als 10 Stunden Laufzeit ein Hörvergnügen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.03.2022

Krisengebiet vor der Haustür

Der Ausflug
0

Vier Freunde, die sich aus ihrer Heimatstadt kennen und sich regelmäßig treffen und Zeit miteinander verbringen verschlägt es in eine Flusslandschaft irgendwo im Nirgendwo um eine Kanutour mit Zeltübernachtung ...

Vier Freunde, die sich aus ihrer Heimatstadt kennen und sich regelmäßig treffen und Zeit miteinander verbringen verschlägt es in eine Flusslandschaft irgendwo im Nirgendwo um eine Kanutour mit Zeltübernachtung zu machen. Ich hatte beim Lesen allerdings den Spreewald vor Augen.
Unter den Vier sind die verschiedensten Charaktere. Zum einen Amalia, Historikerin, sehr offen und die ungekrönte Anführerin der Clique. Aus ihrer Sicht wird der Roman erzählt. Dann ist da Joseph, ihr Ex-Freund, sowie Bodo, Amalias ungestümer Bruder und zu guter Letzt noch der Normalo Gero, ein gediegener Familienvater.
Nun landen die 4 in einem Wirtshaus, wo die Kanus abzuholen sind und werden rassistisch angefeindet, denn Joseph ist schwarz. Hier beginnt sich das Drama zu entspinnen.
Mir ist sehr wichtig klar zu stellen, dass es sich um einen Roman handelt, der zwar einen Thriller-Plot, gar mit Horrorelementen hat, aber kein Thriller ist. Es ist ein Roman der sich kritisch mit dem Angefeindet werden auseinandersetzt, der das Nicht-Willkommen sein, den Fremdenhass und das Verfolgt werden in den Mittelpunkt stellt. Und eine Suche in den 4 Charakteren selbst auslöst. Das Miteinander in dieser Extremsituation wird beleuchtet.
Dirk Kurbjuweit nutzt bei diesem schmalen Roman die Nichtbenennung, das Schaffen von einem Vacuum, dass uns mehr sagt als der Text. Aus meiner Sicht ist der Roman gut geschrieben.
Ganz kann Dirk Kurbjuweit seinen „anderen Job“ nicht loslassen, wenn er die Figuren über das Gendern und das Wahlrecht in den USA sprechen lässt, ist er doch auch oder vor allem politischer Journalist.
Fazit: „Der Ausflug“ der uns zu denken geben sollte und den Rassismus in unserem Land in einer fiktiven Extremsituation zeigt – spannend und regt zu Diskussionen an.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere