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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2022

Sanftes Plätschern

Sommerschwestern
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20 Jahre nach dem Unfalltod ihres Vaters im Urlaub in Holland erhalten vier mittlerweile erwachsene Schwestern eine geheimnisvolle Einladung ihrer Mutter an eben jenen Ort. Aus unterschiedlichsten familiären/beruflichen ...

20 Jahre nach dem Unfalltod ihres Vaters im Urlaub in Holland erhalten vier mittlerweile erwachsene Schwestern eine geheimnisvolle Einladung ihrer Mutter an eben jenen Ort. Aus unterschiedlichsten familiären/beruflichen Situationen und mit unterschiedlichsten Erwartungshaltungen reisen alle vier Schwestern an – vordergründig möchte die Mutter ihnen etwas mitteilen, aber aus Sicht zumindest einiger Schwestern auch, um sich ihrer gemeinsamen Vergangenheit zu stellen. Dank des locker-luftigen Schreibstils, passend zu der Unbeschwertheit in Holland, lässt sich der Roman flüssig lesen. Die Schilderungen der rauen Küste, von Wind und Natur, und insbesondere die Beschreibung der Wohnhäuser mit ihren schaufensterartigen Wohnzimmerfenstern, die mir persönlich immer ein Rätsel waren, verbreiten holländisches Lebensgefühl.

Der Roman widmet sich dem Beziehungsgeflecht und dem Seelenleben der einzelnen Schwestern. Die sind vier äußerst unterschiedliche Charaktere und werden im Buch auch mit unterschiedlicher Intensität und Tiefe geschildert. Während Yella und Doro von verschiedenen Seiten und mit ihren Hintergründen angeleuchtet werden, bleiben die Zwillinge Helen und Amelie seltsam blass und eindimensional. Das Gefühl, dass die Mutter unverstanden in der Distanz verbleibt, teilt der Leser mit den Schwestern.

20 Jahre liegt der Tod des Vaters zurück. Damals waren die vier Schwestern noch Kinder/Jugendliche, und seitdem war dies ein Tabu-Thema in der Familie, es wurde nie darüber gesprochen, keiner war jemals wieder dort. Es gab einen harten Bruch. Nun kehren sie an diesen Ort zurück und orientieren sich dort problemlos, werfen ganz selbstverständlich mit Straßennamen um sich, auch Geschäfte und Gebäude erscheinen nach 20 Jahren beinahe ausnahmslos unverändert. Das erstaunt. Zudem kann sich die eine Zwillingsschwester, damals ein kleines Kind von 9 Jahren, auf wundersame Weise an jedes noch so kleine Detail erinnern, gar Gespräche im Wortlaut wiedergeben. Eine Aufarbeitung findet nicht statt, sondern die Handlung schwebt zwischen Gestern und Morgen luftig wie ein holländischer Sommerwind und plätschert zart wie Meeresschaum sanft auf der Oberfläche vor sich hin, ohne sich in die Tiefen zu wagen.

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Veröffentlicht am 29.01.2024

Drama, Baby!

Wir irgendwann
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Irgendwann werde ich diesen Roman vielleicht verstehen. Aber nicht heute, denn ich bin noch immer zutiefst verstört.

Der Roman ist in einem wirklich hervorragenden Schreibstil verfasst, die Geschichte ...

Irgendwann werde ich diesen Roman vielleicht verstehen. Aber nicht heute, denn ich bin noch immer zutiefst verstört.

Der Roman ist in einem wirklich hervorragenden Schreibstil verfasst, die Geschichte lässt sich unglaublich flüssig lesen. Die Story spielt in der wunderbaren Kulisse Schottlands und führt die Geschichte von „Irgendwo du“ weiter, in der die junge Vic überraschend erfahren hatte, dass sie adoptiert wurde. Nun wird die Geschichte von Emmeline erzählt, Vics leiblicher Mutter, die sich nicht einmal daran erinnern kann, jemals schwanger gewesen zu sein.

Diese Erklärung fand ich schon am Ende des ersten Bandes äußerst verwegen und fantasievoll, konnte und wollte mich aber zunächst mit ihr abfinden. Im Fortgang der Geschichte wird die Unglaubwürdigkeit der Konstruktion, das künstliche Drama jedoch auf die Spitze getrieben. Immer noch realitätsfernere Zusammenhänge werden hergestellt, und ab einem gewissen Punkt konnte mich auch der wirklich hervorragende Schreibstil nicht mehr über die inhaltlichen Schwächen des Romans hinwegheben. Es wurde mir schlicht zu absurd, und ab diesem Punkt hatte mich die an sich berührende Geschichte dann leider auch emotional verloren.

Daher kann ich für diesen Roman leider keine Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 23.07.2024

Netter Versuch

Forever Never
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Lucy Score ist keine Unbekannte, sie füllt bei uns zuhause ein halbes Regal mit ihrer Knockemout-Reihe und meiner heiß geliebten Bootleg-Springs-Reihe. Daher gab es für ihren neuen Roman aufgrund der vielen ...

Lucy Score ist keine Unbekannte, sie füllt bei uns zuhause ein halbes Regal mit ihrer Knockemout-Reihe und meiner heiß geliebten Bootleg-Springs-Reihe. Daher gab es für ihren neuen Roman aufgrund der vielen Leseerfahrung eine klare Erwartungshaltung für eine unterhaltsame Geschichte mit einer guten Portion Spice.

Allerdings hat die Autorin beschlossen, nach ihren unzähligen Unterhaltungsromanen auf Tiefgang zu setzen. Es geht um Remi, die nach einem Unfall zu ihrer Familie zurückkehrt und dort ihren Jugendschwarm Brick wiedertrifft. Schnell wird klar, dass Remi etwas zu verbergen hat. Daher beginnt der Roman mit angedeuteten Geheimnissen und tiefgründigen Problemen, was sich leider überraschend schleppend liest. Dieses neue Konzept hält die Autorin jedoch nicht lange durch. Während sie eben noch bei einem Charakter über Gewalt in der Ehe und Mordversuche dramatisch um Tiefgang buhlt, legt sie nur wenige Seiten später locker flockig mit mega spicy Szenen los. Etwa in der Hälfte des Buches beginnt es mit dem Spice, was sich dann konsequent und ohne große Unterbrechung bis zum Ende durchzieht.

Für mich war dies ein nicht nachzuvollziehender Bruch zwischen vermeintlichem Tiefgang und heftigem Spice. Von der Autorin bin ich durchaus spicy Szenen gewohnt, hier jedoch wollen sie so gar nicht in den Zusammenhang passen und lesen sich leider recht unästhetisch.

Obwohl ich bisher gerne die Bücher von Lucy Score gelesen habe, kann ich für diesen Roman leider keine Empfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 20.04.2024

Die unerträgliche Abwesenheit von Sinn und Spannung

Das Mörderarchiv
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Annie Adams erhält die überraschende Nachricht, dass sie zu ihrer eigenwilligen Großtante Frances, die sie nie kennengelernt hat, zu einer wichtigen Verkündung bezüglich deren Erbschaft geladen ist. Also ...

Annie Adams erhält die überraschende Nachricht, dass sie zu ihrer eigenwilligen Großtante Frances, die sie nie kennengelernt hat, zu einer wichtigen Verkündung bezüglich deren Erbschaft geladen ist. Also reist Annie nach Castle Knoll, um dort festzustellen, dass Frances just in diesem Moment ermordet wurde.

Frances hat eine ganz besondere Vergangenheit, denn als Jugendliche wurde ihr von einer Wahrsagerin ihre eigene Ermordung vorhergesagt, dann ist ihre beste Freundin spurlos verschwunden. Frances´ ganzes Leben wird von nun an von dieser Weissagung und von der Suche nach ihrem zukünftigen Mörder bestimmt. Und nun stellt sich heraus, dass Frances die Erbschaft an die Mörderjagd gebunden hat.

Ich hatte auf einen schönen, spannenden Krimi mit englischem Flair gehofft, sogar „Schmunzeln“ war auf dem Einband verheißen. Leider konnte diese Geschichte meine Erwartungen nicht erfüllen.

Die Geschichte braucht pralle 200 Seiten, um erstmals überhaupt in Gang zu kommen. Bis dahin fühlt es sich beim Lesen an als würde man auf trockenen Keksen kauen: Macht satt, aber nicht glücklich. Dann endlich entfaltet sich die eigentliche Story, doch leider ist es in einem Wirrwarr von dutzenden Beteiligten schwierig, den Überblick zu behalten und die Zusammenhänge herzustellen. Zudem gibt es einige Widersprüche, vor allem in den Charakteren. Da sollten wohl falsche Fährten gelegt werden, die aber leider zu einer Unglaubwürdigkeit der Personen führen. Sämtliche Charaktere bleiben undurchsichtig und stereotyp, erscheinen eher wie seelenlose Statisten in einem alten Horrorfilm.

Am Ende erwartet uns nun endlich ein actionreiches Finale, doch die eigentliche Auflösung des Falles scheint realitätsfern und überzeugt mich nicht. Puzzleteile fallen nicht an die richtige Stelle, sondern werden mit Gewalt hineingedrückt. Dazu bleiben viele Fragen offen, auch die Bezüge zur Weissagung werden nie konkret aufgelöst. Aber die größte Frage lautet: Wo war der versprochene Humor in dieser Geschichte?

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Das ziemlich seltsame Buch über Walter

Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
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Völlig unerwartet ist mir „mein ziemlich seltsamer freund Walter“ ins Haus geflattert, und ich habe mich einfach mal von dieser Geschichte überraschen lassen.

Es ist eine Art illustrierter Comic, auch ...

Völlig unerwartet ist mir „mein ziemlich seltsamer freund Walter“ ins Haus geflattert, und ich habe mich einfach mal von dieser Geschichte überraschen lassen.

Es ist eine Art illustrierter Comic, auch mit längeren Texten. Meinem Eindruck vorwegschicken möchte ich, dass ich selbst nicht zur Zielgruppe gehöre und meine Kinder dem angedachten Alter längst entwachsen sind.

Die Handlung an sich ist ein klassisches Kinderthema: Da hätten wir Lisa, die nicht besonders glücklich ist. Eine typische Außenseiterin. Plötzlich landet hinter ihrem Haus ein Außerirdischer, der ihr Freund sein möchte. Es entspinnt sich eine Geschichte über Freundschaft und übers Anderssein.

Ich muss leider gestehen, dass ich persönlich nicht so recht Zugang zu dem Büchlein gefunden habe. Die Bilder haben mich nicht angesprochen, die Story bzw. die Erzählweise waren recht skurril und konnten mich leider nicht erreichen. Im Gegenteil war ich mit einigen vermittelten Inhalten auch nicht wirklich einverstanden und mich störte der teilweise flache Ansatz.

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