Aladin wird erwachsen
„...Du bist ein Faulpelz, ein Schmarotzer und gehst mir gehörig auf die Nerven. Fang endlich etwas mit deinem Leben an...“
Diese Worte spricht Junah zu ihrem 17jähigen Sohn Aladin. Vor einem Jahr ist ...
„...Du bist ein Faulpelz, ein Schmarotzer und gehst mir gehörig auf die Nerven. Fang endlich etwas mit deinem Leben an...“
Diese Worte spricht Junah zu ihrem 17jähigen Sohn Aladin. Vor einem Jahr ist der Vater gestorben. Seither hat Aladin keine Anstalten gemacht, sich um eine Arbeit zu bemühen.
Die Autorin hat ein bekanntes Märchen völlig neu erzählt. Dabei verquickt sie geschickt das Original mit ihrer Phantasie.
Der Schriftstil passt sich den Gegebenheiten an. Er unterstützt rasante Szenen, lässt aber Raum für eine Prise Romantik und fast philosophische Diskussionen. Außerdem gibt es etliche sehr amüsante Szenen.
Es beginnt damit, dass Aladin die Räuberhöhle entdeckt, sich Gold in die Taschen steckt und eine alte Lampe mitnimmt. Als er an der Lampe reibt, erscheint eine Dschinni, ein weiblicher Flaschengeist. Die ist erst einmal sauer.
„...Warum müssen nur alle, die an ihrer Lampe reiben, männlich sein und den Intellekt einer Brotscheibe besitzen, rollt Dschinni entnervt mit ihren Augen. Ist es denn zu viel verlangt, wenn wenigstens einmal eine taffe Frau ihre Wunderlampe in die Finger bekommen würde…“
Aladin hat sieben Wünsche frei, ahnt aber nicht im mindesten, wie kreativ Dalia, die Dschinni, dies Wünsche umsetzen wird.
Schnell kommt Aladin in der Realität an. Prinz Feres braucht Arbeiter für seine Bauvorhaben und hat dabei unter anderen Aladins Mutter versklavt. Jetzt zeigt sich die positive Seite in Aladins Wesen. Er will sie freikaufen. Dazu kommt in die Dschinni mit den Wünschen gerade recht. Die muss auch noch an ihren Vorurteilen arbeiten:
„...Männer sind doch alle gleich. Sobald es um macht geht, gehen sie über Leichen. Eine Tatsache, die sie bereits seit tausend Jahren miterleben muss...“
Spannend finde ich die Diskussion über die Wünsche zwischen Dalia und Aladin. Aladin ist Realist.
„...Hier draußen ist sich jeder selbst der Nächste und schaut nur auf seinen eigenene Vorteil. Selbst wenn du einem Kind die Lampe in die Hand drücken würdest, würde es sich doch nur Süßigkeiten wünschen und nicht an die anderen Kindern der Welt denken...“
Ob er in jedem Fall Recht hat? Plötzlich dreht Aladin die Lage um und fragt, was sie sich wünschen würde. Damit hat Dalia nicht gerechnet. Doch ihre Antwort ist überzeugend.
Sehr gut wird im Buch dargestellt, wie nicht nur die Menschen in kritischen Situationen über sich hinauswachsen und ihr Leben in die Hand nehmen, auch wenn das Ergebnis nicht unbedingt absehbar ist. Das gilt auch für die Prinzessin Jamalia.
„...Schon ihr ganzes Leben ist sie Schwierigkeiten ausgewichen und hat sich gefügt. Doch jetzt gerade steht sie an einer Abzweigung ihres Lebens...“
Natürlich treffe ich im Buch auf weitere Märchenfiguren und eine Anzahl griechischer Götter. Dabei geht es häufig um Selbstbestimmung und Freiheit. Nicht nur Aladin wird sich ändern, auch andere Protagonisten werden in ihren Entscheidungen reifer.
Eine Karte zu beginn ergänzt die Erzählung.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Gerade die Verknüpfung der märchenhaften und spannenden Handlung mit philosophischen Themen gibt der Geschichte ein besonderes Flair. Und dies alles geschieht mit manch amüsanten Szenen.