Stilistisch flüssig zu lesen, aber keine leichte Lektüre
Inhalt: Die 74-jährige, zurückgezogen lebende Schriftstellerin Cassandra Tipp ist von einem auf den anderen Tag verschwunden. Tipp umrankten zeit ihres Lebens Geheimnisse: So soll sie u.a. für den Tod ...
Inhalt: Die 74-jährige, zurückgezogen lebende Schriftstellerin Cassandra Tipp ist von einem auf den anderen Tag verschwunden. Tipp umrankten zeit ihres Lebens Geheimnisse: So soll sie u.a. für den Tod ihres Ehemannes und ihres Vaters verantwortlich gewesen sein, doch verurteilt wurde sie nie. Kurz vor ihrem Verschwinden hat Tipp ein letztes Buch geschrieben – ihre Lebensgeschichte, in der sie zum ersten Mal ihre Version des Erlebten erzählt.
Persönliche Meinung: „Pepper-Man“ ist ein Roman mit Fantasy- und Horrorelementen von Camilla Bruce. Interessant ist die Erzählweise des Romans: Für den Fall, dass Tipp binnen Jahresfrist nicht mehr auftauchen sollte, hat sie für ihre Erben ein Buch hinterlassen, in dem sie aus der Ich-Perspektive ihr Leben erzählt. Dieses Buch, das sich an ihren Neffen Janus und ihre Nichte Penelope richtet, lesen wir in „Pepper-Man“, wodurch die Unmittelbarkeit der Handlung erhöht wird. In ihrer Lebensgeschichte erweist sich Tipp als unzuverlässige Erzählerin: Es vermischen sich Traumwelt und Wirklichkeit, sodass man zu Beginn des Romans nicht weiß, was in ihrer Geschichte real ist – und was nicht. Eine große Rolle im Roman spielt der Pepper-Man, ein unberechenbares, knotiges „Wesen“, das Tipp bereits ihr Leben lang begleitet, ihr bestimmte Dinge einflüstert und ihr Blut trinkt. Was genau es mit dem Pepper-Man auf sich hat, wird allerdings vergleichsweise früh, ab ca. Seite 50, und recht deutlich offenbart, wodurch die Rätselhaftigkeit der Handlung ein Stück weit verloren geht. Die Identität und der Grund für das Auftauchen des Pepper-Mans sind emotional sehr herausfordernd, weshalb das Buch triggern kann (Am Ende der Rezension findet ihr eine Triggerwarnung. Die Warnung spoilert zwar, aber mir ist es wichtig, die triggernden Elemente deutlich zu benennen). Die Atmosphäre des Romans ist dicht – permanent düster, häufig drückend und eine Spur andersweltlich (dies gilt besonders für den Wald, in dem weite Teile der Handlung spielen). Insgesamt ist „Pepper-Man“ ein Roman, der ein emotional herausforderndes Thema in ein düsteres Fantasy-Setting hüllt – stilistisch flüssig geschrieben, aber keine leichte Lektüre.
TW: s*xueller Missbrauch, (häusliche) Gewalt