Profilbild von 65_buchliebhaber

65_buchliebhaber

Lesejury Star
offline

65_buchliebhaber ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit 65_buchliebhaber über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2022

Ägypten mitten in Wien

Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie 2)
0

Zum Ende des 19. Jahrhunderts taucht in Wien eine mumifizierte Leiche auf, die viele Fragen aufwirft. Der junge Kommissar mit seinen modernen Ermittlungsmethoden und hochdeutscher Aussprache eckt nach ...

Zum Ende des 19. Jahrhunderts taucht in Wien eine mumifizierte Leiche auf, die viele Fragen aufwirft. Der junge Kommissar mit seinen modernen Ermittlungsmethoden und hochdeutscher Aussprache eckt nach wie vor bei seinen Kollegen an. Dieser kuriose Fall, für den er wieder auf die Unterstützung des Totengräbers vom Wiener Zentralfriedhof zurückgreift, darf nicht an die Öffentlichkeit geraten, so dass er mit nur einem Kollegen den Spuren in die Welt der Ägyptologie folgt. Der Rest der Abteilung kümmert sich um verstümmelte Leichen junger Männer. Beide Fälle sind gut konstruiert, mit vielen Wendungen wird die Spannung aufrecht erhalten, die zu einem für mich unerwarteten Ende führt. Ein paar Längen in der zweiten Hälften tun dem Lesevergnügen letztendlich keinen Abbruch. Ich finde es schade, dass der Totengräber nur kurze Auftritte hat.

Der Wiener Lokalkolorit kommt nicht zu kurz, zum Verständnis der Sprache ist die Liste mit Erklärung der Wiener Ausdrücke wirklich hilfreich. Neben Einblicken in die Ägyptologie schildert die Geschichte auch atmosphärisch das Leben im Wien der 1890er Jahren. Das Buch ist in sich abgeschlossen. Kenntnisse aus dem ersten Band sind hilfreich, aber zum Verständnis des vorliegenden nicht unbedingt notwendig. Mir gefällt der Stadtplan auf der Innenseite des Umschlags, das Nachwort mit den Erklärungen des Autors ist informativ. Gerne empfehle ich dieses Buch Lesern von historischen Romane und Krimis gleichermaßen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.03.2022

Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg

Die Ungerächten
0

Hannah Bloch versucht in den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg mit ihrem Leben zurecht zu kommen. Hierzu zählt auch die Vergeltung für den Tod vieler Freunde. Als Überlebende des Euthanasieprogramm T4 ...

Hannah Bloch versucht in den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg mit ihrem Leben zurecht zu kommen. Hierzu zählt auch die Vergeltung für den Tod vieler Freunde. Als Überlebende des Euthanasieprogramm T4 beteiligt sie sich mit der US Army an der Suche nach den Schuldigen. Verschiedene Männer in ihrem Leben und alte Freunde aus ihrer Vergangenheit sorgen für viele Emotionen und Action. Sie kann Träume realisieren, muss aber auch Rückschläge einstecken. Das Aufdecken der alten Seilschaften, die oft weiterhin bestehen, verschafft ihr Genugtuung. Aber es hilft nicht gegen das Vergessen, Opfer und Täter verschwimmen.

Es ist immer wieder schrecklich, von den Gräueltaten der damaligen Zeit zu lesen. Insbesondere, wenn nichts beschönigt wird. Und doch liest sich dieses Buch flüssig. Man fiebert und leidet mit den Protagonisten. Ich habe den ersten Teil nicht gelesen, hatte aber nicht den Eindruck, dass mir grundlegende Informationen fehlen. Beeindruckt hat mich die detaillierte Recherche des Autors sowie sein Schreibstil. Wer über die Nachkriegszeit in einem Spannungsroman lesen möchte, ist hier genau richtig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.02.2022

Traurige Authentizität

Die Geige im Feuer
0

Der Klappentext gibt schon alle wichtigen Informationen rund um den Inhalt des Romans, so dass ich hier nicht weiter darauf eingehen möchte. Die Personen sind sehr authentisch und nachvollziehbar beschrieben, ...

Der Klappentext gibt schon alle wichtigen Informationen rund um den Inhalt des Romans, so dass ich hier nicht weiter darauf eingehen möchte. Die Personen sind sehr authentisch und nachvollziehbar beschrieben, in ihrer Lebensweise, ihrem Denken und ihren Erlebnissen. Die Situationen sind teilweise sehr drastisch dargestellt, aber genauso stellt man sich auch die Realität der damaligen Zeit vor.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, die Formulierungen sind passend zu Zeit und Vorkommnissen; er lässt alle Szenen vor dem inneren Auge lebendig werden, was bei den oft schlimmen Ereignissen nicht immer angenehm ist. Aufgrund der Kürze und der ansprechenden Schreibweise konnte ich das Buch recht schnell lesen. Auch die Erwartungen, wie sich alles entwickelt, waren hier eine gute Unterstützung. Das Nachwort liefert Erklärungen zu dem Buch, die Verständnis hervorrufen, sich diesem Thema in Romanform zu nähern. Die schonungslose Herangehensweise an die Thematik ist absolut passend und ich kann die Lektüre wirklich empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.02.2022

Hebamme mit Selbstbewusstsein

Fräulein Gold: Die Stunde der Frauen
0

Band 4 dieser Reihe rund um Protagonistin Hulda Gold, einer Hebamme, spielt im Jahr 1925 in Berlin. Nach wie vor geht sie total in ihrem Beruf auf. Inzwischen ist sie in führender Position in einer Frauenklinik ...

Band 4 dieser Reihe rund um Protagonistin Hulda Gold, einer Hebamme, spielt im Jahr 1925 in Berlin. Nach wie vor geht sie total in ihrem Beruf auf. Inzwischen ist sie in führender Position in einer Frauenklinik tätig und kämpft um mehr Rechte für berufstätige Frauen, insbesondere aber um Eigenbestimmung. Immer wieder wird der bis heute gültige §218 thematisiert. Ihr Privatleben spielt dieses Mal eine größere Rolle und zeigt die Unterschiede der einzelnen Stände in einem atmosphärisch gut beschriebenen Berlin auf. Ein Kriminalfall darf natürlich auch nicht fehlen, auch wenn er dieses Mal eher zur Nebensache gerät.

In ihrer Reihe rund um die umtriebige Hebamme schafft Anna Stern es immer wieder, mehrere Aspekte gekonnt miteinander zu verbinden. Kommen dieses Mal die politischen Aktivitäten nur am Rande vor, gibt es ein authentisches Bild der Gesellschaft. Besonders gut haben mir die Wanderungen durch die Stadt gefallen, hilfreich für die Nachverfolgung der Wege ist hier die Karte auf der vorderen Umschlaginnenseite. Gerne habe ich Hulda und ihre Zeitgenossen begleitet. Sicher ist es zum Verständnis aller Umstände besser, die ersten Bände zu kennen, aber da es eine abgeschlossene Geschichte mit Hinweisen zu notwendigen Ereignissen der Vergangenheit ist, lässt sich das Buch auch ohne Vorkenntnisse genießen. Empfehlen möchte ich es allen Lesern historischer Romane und Berlin-Liebhabern, die sich über die 1920er Jahre in dieser Stadt unterhaltsam informieren möchten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.02.2022

Das Porträt einer Kaiserin

Sisi - Kaiserin wider Willen
0

Elisabeth von Österreich-Ungarn ist insbesondere bekannt durch die Verfilmungen mit Romy Schneider, die romantisch angehaucht sind und nicht immer der Biographie der Kaiserin von Österreich und Königin ...

Elisabeth von Österreich-Ungarn ist insbesondere bekannt durch die Verfilmungen mit Romy Schneider, die romantisch angehaucht sind und nicht immer der Biographie der Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn entsprechen. In diesem Buch ist auch eine romantische Seite zu finden, aber die Unwägbarkeiten ihres Lebens finden hier ebenfalls Beachtung. Sehr jung wird eine bayrische Prinzessin mit einer von höfischer Etikette weit entfernten Erziehung zur Kaiserin. Verliebt startet das Paar in sein Leben am Hof von Wien, doch viele Widrigkeiten und Intrigen pflastern ihren Weg und führen zu Problemen.

Die Autorin hält sich eng an die Biographie und nutzt offene Fragen, um ihre fiktiven Ideen einzubringen. Ihr Schreibstil passt sehr gut zum Thema des Buches und der Geschichte der Kaiserin. Man findet Zugang zum Leben und der Gedankenwelt der Protagonistin, ihre Umgebung wird authentisch dargestellt. Man wird mit ihr zusammen erwachsen, verfolgt ihre Wandlung vom unreifen Mädchen zur erwachsenen und selbstbewussten Frau. Der Aufbau der Geschichte, vom Kennenlernen bis zur Krönung in Budapest, ist gelungen und nachvollziehbar. Gerne empfehle ich die Lektüre des eng an die Historie angelehnten und doch phantasievollen Romans.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere