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Veröffentlicht am 01.04.2022

Böse Geheimnisse

Am roten Strand
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Dies ist der zweite Teil der Reihe mit dem Ermittlerteam Ben Neven und seinem Kollegen Christian Sandner. Man kann dieses Buch lesen, ohne den ersten Teil gelesen zu haben, ich würde aber davon abraten, ...

Dies ist der zweite Teil der Reihe mit dem Ermittlerteam Ben Neven und seinem Kollegen Christian Sandner. Man kann dieses Buch lesen, ohne den ersten Teil gelesen zu haben, ich würde aber davon abraten, denn das Buch baut auf dem Vorgänger auf und die Erzählung geht nahtlos weiter. Auch dieses Buch handelt von Missbrauch, genauer gesagt von Kindesmissbrauch der schlimmsten Sorte. Wobei das eine falsche Formulierung ist in diesem Zusammenhang, da es eine andere Kategorie als die schlimmste bei Missbrauch, egal welcher Art, nicht geben kann. Natürlich werden keine Einzelheiten genannt, aber das, was hier klar kommuniziert wird, reicht bereits, um Entsetzen, Wut und viele andere Gefühle in mir auszulösen. Wer damit nicht umgehen kann, greift besser nicht zum Buch.

Eine der zentralen Fragen in diesem Buch ist, was passiert, wenn ein Täter zum Opfer wird. Wie geht man damit um, wie verarbeitet man das? Wäre die Suche nach dem oder den Tätern weniger intensiv, wenn es so wäre? Darf sie das sein und falls nicht, wie bewerkstelligt man dies? Auch Ermittler sind Menschen, die das nicht ohne gemischte Gefühle hinbekommen. Ich als Leser habe da eine klare Meinung, aber das darf ich auch, denn es ist meine Phantasie und bleibt in meinem Kopf. Dazu kommt, dass einer der Ermittler einiges mit den Tätern gemein hat, etwas das verboten, abscheulich und abartig ist, etwas, das unbedingt geheim bleiben muss. Diesen Zwiespalt, diesen Kampf, den dieser Ermittler mit sich selbst ausfechtet, täglich, stündlich, minütlich ausfechten muss, den hat der Autor gut dargestellt. Ich schwanke zwischen Mitleid und Abscheu, weiß manchmal gar nicht richtig, wohin mit meinen Gefühlen.

Wieder einmal bin ich vom Schreibstil begeistert, von den Kapiteln, die namentlich überschrieben aus verschiedenen Perspektiven geschrieben sind, sei es Täter, Opfer oder einer der Ermittler, fasziniert. Ein schweres, wichtiges und leider auch immer noch brandaktuelles Thema hat der Autor hier gewählt. Von mir gibt es fünf Sterne. Das war meisterlich.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Mit Gott und Gebet

Singe ich, tanzen die Berge
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Domènec wird vom Blitz erschlagen, zurück bleibt sein Vater sowie seine junge Ehefrau Sió mit Kleinkind und Baby. Hart ist das Leben in den Bergen, entbehrungs- und arbeitsreich. Doch es muss weitergehen, ...

Domènec wird vom Blitz erschlagen, zurück bleibt sein Vater sowie seine junge Ehefrau Sió mit Kleinkind und Baby. Hart ist das Leben in den Bergen, entbehrungs- und arbeitsreich. Doch es muss weitergehen, auch ohne Domènec, der Bauer war, aber auch Dichter.

„Die Poesie hat alles. Die Poesie hat Schönheit, sie hat Reinheit, Musik, Bilder, Sprache, sie hat die Freiheit und die Gabe, dich zu berühren und die Unendlichkeit spüren zu lassen. Das Jenseits. Die Unendlichkeit, die weder auf Erden noch im Himmel ist. Die Unendlichkeit in jedem einzelnen.“ Seite 74

Es ist schwer für mich, dieses Buch zu beschreiben, zwiegespalten bin ich, begeistert und ratlos zugleich. Eine zeitlose Geschichte, die aber nicht so lange zurückliegt wie erwartet und auch nicht so fern ist, wie gedacht. Eine phantastische Erzählung, schwankend zwischen hier und jetzt, damals, heute und demnächst. Menschen erzählen, aber auch Tiere, zum Beispiel ein Reh und ein Bär. Sagengestalten tummeln sich drin, ein Märchen ist es dennoch nicht. Lebende und Tote kommen zu Wort, erzählen mir ihr Los und berichten Freude und Leid, das ist faszinierend und seltsam zugleich. Zwischendurch begeistert mich der Schreibstil so sehr, dass ich ganz emotional werde, verzaubert und still, dann wieder bin ich verwirrt, verloren, hoffnungslos losgelöst. Dennoch ergeben die Fragmente zusammen einen Sinn und zuletzt bleibe ich sprachlos und begeistert zurück, denn so und nur so konnte es enden, dieses wunderbare Buch. Volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für alle, die das Außergewöhnliche und Besondere mögen.

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Veröffentlicht am 23.03.2022

Die Erinnerungen bleiben

Geschichte einer großen Liebe
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Der Einstieg ins Buch fiel mir ungewöhnlich schwer, und das obwohl ich bereits nach wenigen Seiten von der Sprache, den schönen Worten und tollen Sätzen gefangen genommen und begeistert war. Anfangs konnte ...

Der Einstieg ins Buch fiel mir ungewöhnlich schwer, und das obwohl ich bereits nach wenigen Seiten von der Sprache, den schönen Worten und tollen Sätzen gefangen genommen und begeistert war. Anfangs konnte ich die Erzählstimme nicht zuordnen und habe tatsächlich falsch gelegen mit meiner Vermutung, wer da über seine Vergangenheit resümiert. Ich habe einfach nicht damit gerechnet, dass die Autorin diese Perspektive wählt. Dann auf einmal packte sie mich, die Geschichte von Andrea und Edith, plötzlich und unerwartet war ich mittendrin und fühlte, was geschehen war und wie es dazu kam. Der Ausdruck Achterbahn der Gefühle passt hier sehr gut rein, denn nichts anderes hat die Erzählstimme erlebt. Ein auf und ab der Liebe, das Herz mal leicht, mal schwer. Immer klarer wird das Erlebte, die Höhen und die Tiefen. In über dreißig Jahren kommt einiges zusammen. Eine wunderbare Freundschaft, eine tiefe Liebe, aber auch Schicksalsschläge blieben den beiden nicht erspart. Nichts weniger war es als die Geschichte einer großen Liebe.

Der Klappentext klingt nach einer einfachen Liebesgeschichte, dieses Buch aber ist so viel mehr. Ich habe mitgefiebert, mitgefühlt und sehr oft Tränen vergossen. Ich war erstaunt, befremdet, froh, aber auch wütend. Die Erzählweise ist raffiniert gewählt, ein Monolog, gerichtet an den Menschen, den man liebt. Die Vergangenheit, die Gegenwart und ein wenig die Zukunft, einfach das Leben. Grandios! Von mir gibt es fünf Sterne und zwei Sternchen extra.

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Veröffentlicht am 21.03.2022

Liebe mich oder nicht

Kleine Grausamkeiten
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William, Brian und Luke sind Brüder, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. William ist der Älteste, Brian ein Jahr jünger und Luke das Nesthäkchen, obwohl zwischen William und ihm nur zwei Jahre ...

William, Brian und Luke sind Brüder, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. William ist der Älteste, Brian ein Jahr jünger und Luke das Nesthäkchen, obwohl zwischen William und ihm nur zwei Jahre liegen. Bereits mit dem ersten Satz am Anfang des Buches ist klar, dass einer der Brüder tot ist. Welcher von den dreien es ist, was passierte und warum, das wird verschwiegen und bleibt bis kurz vor dem Ende offen. Wie es dazu kommen konnte, davon handelt dieses Buch.

„Wir wussten alle, dass dieses Erlebnis tiefe Narben bei ihm hinterlassen hatte, aber es war eine der kleinen Grausamkeiten unserer Familie, dass wir oft und gern darauf zurückkamen.“ Seite 270

Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt und im ersten Teil kommen hintereinander die drei Brüder zu Wort. Dies geschieht nicht chronologisch, die Kapitel springen zwischen den Jahren und Episoden hin und her, aber nie habe ich das Gefühl, verwirrt zu sein. Genial ist hierbei, dass die Art der Erzählung vom jeweiligen Alter des Erzählers abhängt. Wenn also der neunjährige William etwas erzählt, tut er dies kindlicher, als wenn er in die 2000er Jahre springt, wo er bereits erwachsen ist. Die Sprache ist leicht an das Alter angepasst, die Handlungen sind es natürlich komplett. So konnte ich mir gut die jeweilige Gefühlslage vorstellen, was mich den Charakteren näher brachte.

Anfangs hat es gedauert, bis die Geschichte mich gefangen nahm, was damit zusammenhängt, dass die Bezeichnung Kriminalroman mich etwas anderes erwarten ließ. Ich würde hier eher von einem Familienroman sprechen, besser noch einer griechischen Tragödie, die unweigerlich mit dem Tod eines der Hauptakteure endet. Die Art und Weise der Erzählung sowie der Umstand, dass ich nicht wusste, wer gestorben ist, hat mich dazu animiert, immer wieder zu raten, was passiert sein könnte. Letztendlich lag ich falsch, obwohl ich meine Meinung immer wieder revidieren musste.

Beim lesen habe ich eine ganze Palette an Gefühlen durchlebt, die Brüder haben mich fasziniert, angeekelt, berührt und entsetzt. Zuletzt konnte ich das Buch nicht mehr als der Hand legen, fieberte dem Finale entgegen und war dennoch überrascht, wie heftig es mich traf, als und in welcher Form das Ende kam. Ein wunderbares, spannendes und überraschend emotionales Buch, das mich begeistert zurücklässt. Für mich persönlich bereits jetzt ein Jahreshighlight, für diesen Monat ganz sicher meine literarische Sensation. Von mir gibt es zehn Sterne von fünf. Grandios!

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Veröffentlicht am 18.03.2022

Machtlos

Die Kinder sind Könige
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Mélanie inszeniert ihres und das Leben ihrer beiden Kinder im Internet, den ganzen Tag lang werden die sechsjährige Kimmy und ihr achtjähriger Bruder Sam gefilmt und die Filmchen auf verschiedene Portale ...

Mélanie inszeniert ihres und das Leben ihrer beiden Kinder im Internet, den ganzen Tag lang werden die sechsjährige Kimmy und ihr achtjähriger Bruder Sam gefilmt und die Filmchen auf verschiedene Portale hochgeladen. Kimmy findet immer weniger Gefallen daran, während ihr Bruder sich fügt und augenscheinlich großen Spaß daran hat, bei allen Tätigkeiten gefilmt zu werden. Als Kimmy eines Tages beim Versteckspielen mit Sam und anderen Kindern verschwindet, bricht das ganze Konstrukt zusammen.

Ich habe mich mit dem in diesem Buch geschilderten Problem bisher nicht auseinandergesetzt, wie ich zugeben muss. Ich bin zwar sehr dafür, dass man Kinder nicht im Internet präsentieren sollte, und zwar aus den allgemein bekannten Gründen, wusste aber auch nicht, dass es eine solche Masse an Profilen gibt, die dazu genutzt werden, Werbung durch und mit Kindern zu machen. Dies hängt natürlich damit zusammen, dass ich selbst keine Kinder habe und somit keinen Grund, solche Bilder und Videos zu schauen. Das Szenario im Buch hat mich erschreckt und entsetzt, insbesondere was die gesetzliche Situation angeht. Das Internet ist nicht erst seit gestern da und dennoch scheint es keine klare Linie seitens des Gesetzgebers zu geben, stattdessen viele Grauzonen und Lücken.

Es war mein erstes Buch der Autorin, der Schreibstil gefiel mir gut und auch, dass die Perspektive immer wieder wechselte. Das Buch empfand ich fast als einen Krimi, so ausgefallen und spannend wurde die Geschichte erzählt. Ich hätte oft die ein oder andere Person so gerne geschüttelt und gefragt, ob ihr klar ist, welche Konsequenzen ihr Tun hat. Ein spannendes, ein wichtiges Buch, das aktueller nicht sein könnte. Von mir gibt es fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

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