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Veröffentlicht am 10.05.2022

schönes Buch

Die Fabrikantinnen – Schwesternbande
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Emmi und ihre Schwester Anni haben es nicht leicht. Nach dem Tod des Vaters ist es schwer über die Runden zu kommen und Emmis Traum eines Studiums scheint nicht mehr zu verwirklichen. Bei einem Tanzvergnügen ...

Emmi und ihre Schwester Anni haben es nicht leicht. Nach dem Tod des Vaters ist es schwer über die Runden zu kommen und Emmis Traum eines Studiums scheint nicht mehr zu verwirklichen. Bei einem Tanzvergnügen lernen die beiden Emil Wagner kennen und dieser verliebt sich in Anni. Emmi, die sich Hoffnungen gemacht hat, steckt zurück und unterstützt ihre Schwester, soweit sie kann.

Mehr will ich zum Inhalt des Buches nicht schreiben, meiner Meinung nach verrät der Klappentext eigentlich schon zu viel vom Buch. Mir hat die Geschichte der beiden Engel-Schwestern gut gefallen. Ich war schnell in die Geschichte eingetaucht und konnte mit Emmi, Anni und ihrer Mutter Thea mitfühlen. Das Kopfkino lief eigentlich auch vom ersten Moment an, ich hatte die Szenen direkt vor Augen.

Emmi und ihre Mutter Thea haben mir gut gefallen, wie sie ihr Leben trotz aller Schicksalsschläge immer wieder in den Griff bekommen. Anni hingegen hat mich ziemlich genervt. Ihre Egoistische Art und die Art und Weise, wie sie sich oft auch gegenüber eigentlich geliebten Personen verhalten hat, fand ich teilweise sehr anstrengend. Die Männer der Familie Wagner fand ich beide sehr gelungen beschrieben, Mutter Gerlinde ist eine Frau ihrer Zeit, die sich schwer damit tut, auch eine andere Meinung gelten zu lassen.

Alles in allem hat mir ein wenig Tiefe in der Geschichte gefehlt. Ich hatte mehr das Gefühl, dass einige Ereignisse schlaglichtartig beleuchtet wurden, man aber den Alltag und die Entwicklungen in der Familie und vor allem auch in der Zuckerfabrik der Wagners nicht wirklich erlebt hat.

Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen und bin gespannt, wie es der Familie Wagner in Band zwei, der die Nachkriegszeit beleuchten wird, ergehen wird.

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Veröffentlicht am 18.04.2022

Der unbekannte Filmstar

Ich bin ja heut so glücklich
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Renate Müller hat von klein auf eine Leidenschaft, das Kino! Auch wenn sie versucht ihrem Vater den Sohn zu ersetzen, auf der höheren Schule erfolgreich zu sein und Journalistin zu werden, brennt sie doch ...

Renate Müller hat von klein auf eine Leidenschaft, das Kino! Auch wenn sie versucht ihrem Vater den Sohn zu ersetzen, auf der höheren Schule erfolgreich zu sein und Journalistin zu werden, brennt sie doch nur für die Schauspielerei. So bricht sie schlussendlich die Schule ab und lebt ihren Traum. Sie wird zu einer erfolgreichen Schauspielerin in einem Deutschland, in der ihre Liebe ihr, ihrem Beruf und ihren Lieben gefährlich werden kann.

Charlotte Roth bringt uns in diesem Buch das Leben von Renate Müller nahe. Müller war eine sehr erfolgreiche Schauspielerin Ende der zwanziger Jahre bis in die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts. Ihre Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Einmal natürlich aus ihrer eigenen, dann aus der ihre Jugendfreundes Werner, der allerdings in ihre Beziehung immer mehr hineininterpretiert, als da wirklich ist. Ich muss sagen, dass mir Werner vom ersten Auftritt an zuwider war. Er ist der klassische Typ von Mensch, der immer der Meinung ist, dass die Welt ihm nur böses will und selbst nicht Verantwortung für sein Leben übernimmt. Zusätzlich lernen wir auch noch Sybille Schmitz kennen, die beste Freundin von Renate und auch eine erfolgreiche Schauspielerin.

Ich hatte zwischendrin ein bisschen meine Probleme mit dem Buch. Renate ist wohl ein liebenswerter Mensch mit erstaunlich wenig Selbstbewusstsein für eine Schauspielerin gewesen. Am schlimmsten ist allerdings Werner für mich gewesen, dessen Besessenheit von Renate sein ganzes Leben bestimmt. Als Chauffeur und Handlanger von Josef Goebbels trägt er seinen Teil zu Renates Schwierigkeiten mit dem neuen Regime bei. Goebbels versucht sie mit Hitler zu verkuppeln, was sie aber nicht will. Am liebsten möchte Renate unpolitisch bleiben, in einer Zeit in der jeder, der in der Öffentlichkeit stand, auch politisch einsortiert wurde.

Am ehesten ist mir tatsächlich noch Sybille nahegekommen, die versucht ihr Leben so zu leben, wie es ihr gefällt, dabei aber die Unbilden der Zeit nicht aus den Augen verliert.

Das Grauen, das auch die Filmlandschaft schon bald nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ergriff, wird sehr deutlich. Auch die Gewissenskonflikte derer, die bleiben konnten. Ist es rechtens Filme in einem Staat zu drehen, dessen Politik einem zuwider ist? Auch wenn diese Filme vermeintlich unpolitisch sind. Renate Müller ist jedenfalls an diesem Staat zerbrochen.

Mich hat das Ganze etwas zwiespältig hinterlassen. Einerseits eine spannende und bewegende Geschichte, aber gerade Renate Müller blieb mir zu fern.

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Veröffentlicht am 08.04.2022

Interessanter Roman über die ersten Politikerinnen der Weimarer Republik

Die Frauen vom Reichstag: Stimmen der Freiheit
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Berlin 1919. Die ersten Wahlen nach dem Krieg haben stattgefunden und erstmals durften Frauen nicht nur wählen, sie durften sich auch wählen lassen. Marlene von Runstedt und Sonja Grawitz kandidieren beide ...

Berlin 1919. Die ersten Wahlen nach dem Krieg haben stattgefunden und erstmals durften Frauen nicht nur wählen, sie durften sich auch wählen lassen. Marlene von Runstedt und Sonja Grawitz kandidieren beide aus unterschiedlichen Gründen und schaffen es als erste Parlamentarierinnen Deutschlands in die Nationalversammlung, die in Weimar die neue Verfassung des Deutschen Reichs verfassen wird.

Man muss bei diesem Buch ein wenig vorsichtig sein. Es beschreibt den Weg, den Marlene und Sonja gehen, bevor sie gewählt werden, Weimar ist eher der Schlusspunkt des Buchs. Wir lernen also die beiden von der gemeinsamen Schulzeit in den neunziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts kennen und erfahren in Rückblenden was ihnen bis 1918 passiert ist. Diese Teile drehen sich im Großen und Ganzen um die persönliche Entwicklung der beiden und die Beziehung zu Justus von Ostwald. Während Marlene sich immer wieder entscheiden muss, ob sie lieber ihr privates Glück mit Justus genießen will, oder ihre beruflichen Pläne vorantreiben, arbeitet sich Sonja aus prekären Verhältnissen als Schauspielerin nach oben und sieht in Justus auch die Möglichkeit in der Gesellschaft aufzusteigen.

In den Teilen, die in den Jahren 1918 / 19 spielen begleiten wir Marlene auch immer wieder bei ihrer Arbeit als Rechtsanwältin. Sie wird dann auch vom Kriegsministerium beauftragt die Rückführung der sogenannten Etappenhelferinnen von der Ostfront zu organisieren. Hierbei verschlägt es sie nach Warschau und sie hat dort auch die Möglichkeit mit Justus zusammen zu arbeiten.

Mir hat die Geschichte an sich recht gut gefallen, allerdings bin ich weder mit Marlene noch mit Sonja so richtig warm geworden. Mir war die Dreiecksgeschichte um Justus irgendwie zu viel, vor allem da alle am Ende des Krieges bereits Mitte dreißig sind, sich in Gefühlsdingen aber manchmal eher naiv Verhalten. Wobei man dabei in Betracht ziehen muss, dass alle drei sicher Menschen ihrer Zeit sind und man heute wahrscheinlich viele Dinge anders angehen würde.

Man merkt dem Buch deutlich an, wie viel Recherche die Autorin in auch kleine Details gesteckt hat. Die Geschichte mit den Etappenhelferinnen war mir komplett neu und auch die Ereignisse in Polen am Ende des Krieges waren für mich Neuland. Das Buch endet mit einem Paukenschlag und die Neugier, wie es mit Marlene und Sonja wohl weiter geht, wird geweckt. Von daher freue ich mich auf die Fortsetzung der Geschichte.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Zapped reloaded

Nur noch eine Folge!
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Michael Mittermeier hat schon immer gerne ferngesehen. Sein erstes Comedy Programm Zapped drehte sich um die damalige Fernsehlandschaft und sein aktuelle Buch liefert sozusagen die Version 2.0. Wer Zapped ...

Michael Mittermeier hat schon immer gerne ferngesehen. Sein erstes Comedy Programm Zapped drehte sich um die damalige Fernsehlandschaft und sein aktuelle Buch liefert sozusagen die Version 2.0. Wer Zapped kennt wird die Bezüge erkennen, wer es nicht kennt sich aber trotzdem amüsieren. Es ist wieder ein Streifzug durch die Untiefen des Fernsehens, bzw. der Streamingdienste, auch abseits von Netflix und Amazon.

Ich habe das Buch bewusst als Hörbuch gehört, weil ich Mittermeier als Comedian auf der Bühne gerne mag. Ich hätte nur nicht vorher seinen Podcast Synapsen Mikado hören sollen, bei dem er zusammen mit Tochter Lilly und Frau Gudrun frisch von der Leber weg aus seinem Leben erzählt, der ist, da spontan entstanden, deutlich lustiger 😉 . Man merkt dem ganzen Hörbuch eben an, dass Mittermeier hier einen fertig geschriebenen Text einspricht. Der allerdings auch lustig ist. Mich haben vor allem die Stellen angesprochen, in denen Mittermeier von seinen Begegnungen mit seinen Helden Jerry Lewis und Leonard Nimoy erzählt. Die Erfahrung, dass die Serien meiner Jugend bei meinen Kindern nur so semi ankommen, durfte ich auch schon machen, da konnte ich absolut mitfühlen. Meine Kinder haben bei den ersten Folgen Star Trek über die rudimentäre Filmtechnik gelacht, dabei hatten wir schon mit The Next Generation angefangen 😂

Von mir daher durchaus eine Empfehlung, vor allem für langjährige Mittermeier Fans.

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Veröffentlicht am 26.03.2022

schönes Buch!

Querbeet ins Glück
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Maddie ist gerade frisch in Berlin angekommen als ihre Vermieterin Gabi einen Unfall hat und sie darum bittet sie in ihrem Garten zu vertreten. Eigentlich hat sie gar keine Zeit, die Proben als Musicaldarstellerin ...

Maddie ist gerade frisch in Berlin angekommen als ihre Vermieterin Gabi einen Unfall hat und sie darum bittet sie in ihrem Garten zu vertreten. Eigentlich hat sie gar keine Zeit, die Proben als Musicaldarstellerin brauchen viel Zeit, aber einmal in der grünen Freiheit, wie die Gartenkommune heißt, angekommen, fühlt sie sich dort so wohl, dass das Gärtnern zum perfekten Ausgleich wird. Mo und sein Sohn Elvis, tun ihr Übriges dazu.

Das Buch ist ein leichter Roman, der den Spaß am urbanen Gärtnern weckt. Die Leidenschaft der Gärtner ist so ansteckend, dass man am liebsten auch gleich losgärtnern möchte. Maddie gärtnert nach einiger Zeit nicht nur leidenschaftlich gerne, sie liebt auch ihren Beruf als Musical Darstellerin. Hier hat es mich verwundert, wie unsicher sie doch ist und wie leicht sie sich dort auch die Butter vom Brot nehmen lässt. Ihre Zerrissenheit zwischen Garten und Theater macht es auch schwer für sie, sich auf eine Beziehung einzulassen, gerade da Mo ja auch das Wohl seines Sohnes Elvis in Betracht ziehen muss und seine Ex Lila gerade zu Maddies Freundin wird.

Ich habe die Geschichte gerne gelesen, auch wenn mir Maddies permanente Unsicherheit und ihr Zwang alles auf sich zu beziehen, zwischenzeitlich ziemlich auf den Keks ging. Trotzdem war es eine schöne Geschichte und man konnte sich die grüne Freiheit bis ins Detail vorstellen. Deren Bewohner, also nicht nur die menschlichen, haben sich hinterrücks in mein Herz geschlichen. Eine schöne Gemeinschaft, die auch zusammenhält, wenn es eng wird.

Alles in allem war es ein schönes Buch zum Lesen auf der Terrasse gerade jetzt, wo es im Garten auch wieder losgeht.

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