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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2022

Eine Vielzahl an Episoden

Fast ein Idyll
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Susanna Falk hatte mich mit ihrem letzten Roman „Johanna spielt das Leben“ sehr überzeugt und auch Fast ein Idyll ist ein gutes Buch, aber ich frage mich auch, was die Autorin damit eigentlich bezweckte. ...

Susanna Falk hatte mich mit ihrem letzten Roman „Johanna spielt das Leben“ sehr überzeugt und auch Fast ein Idyll ist ein gutes Buch, aber ich frage mich auch, was die Autorin damit eigentlich bezweckte. Wohin soll es führen?
Von dieser Fragestellung kann man das Buch als eine Sammlung von Episoden nehmen, in denen historische Persönlichkeiten im Mittelpunkt stehen. Manches hat Susanna Falk mit großer Glaubhaftigkeit, zum Beispiel die Briefe Jane Austens an ihre Schwester Cassandra wirken unheimlich echt. Eine gute Kopie. Das kann nicht jeder Schriftsteller.
Auch Marlene Dietrich kann ich mir in ihrer Passage gut vorstellen.
Ganz wunderbar ist die Episode um die kleine Selma (Lagerlöf) und den Gänserich.
Wesentlich härter ist die Kleopatra-Episode.
Dafür hat de Thomas Mann-Geschichte viel Humor.
Insgesamt bietet das Buch so viel, das ich ganz zufrieden bin, obwohl sich für mich keine Geschlossenheit ergibt.

Veröffentlicht am 10.04.2022

Kein klassischer Roman

Auf der Zunge
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Jennifer Clement ist eine amerikanische Schriftstellerin, die mit Auf der Zunge ein ungewöhnliches Buch vorgelegt hat. Es hat etwas traumhaftes, ein Sprachexperiment.
Es wurde von Nicolai von Schweder-Schreiner ...

Jennifer Clement ist eine amerikanische Schriftstellerin, die mit Auf der Zunge ein ungewöhnliches Buch vorgelegt hat. Es hat etwas traumhaftes, ein Sprachexperiment.
Es wurde von Nicolai von Schweder-Schreiner aus dem amerikanischen Englisch übersetzt.

Eine Frau streift durch Manhattan. Damit ist das Buch ein klassischer New York-Roman. Manhattan spielt hier die Hauptrolle.
Allerdings ist er sprachlich auf einem hohen Ton gehalten. Das muss man erst einmal aushalten können.
Die namenlose Frau ist Bibliothekarin. Kein Wunder, dass sie im Verlaufe des Buches auch in der antiquarischen Buchhandlung The Strand landet. Ein Erlebnis an Büchervielfalt, dass jeder der mal da war, wohl nicht mehr vergisst.

Es gibt in den Kapitel jeweils kurze Passagen hoher Intensität, in dem die Frau wie in einem Traum verschiedenen Männern begegnet. Es begleitet sie der Verlust ihrer Ehe.
Vielleicht ist auch das der Grund für die Fantasien der Frau, die sich verschiedenes mit den Männern erträumt. Sie begegnet den verschiedensten Männern: Dem Arzt, dem Dichter, dem Polizisten usw.
Begegnungen können Risiken sein, aber die Frau hat keine Angst und lässt sich auf alles ein. Das wirkt schließlich wie ein Reigen und sie imaginiert sogar eine Zeit des 19.,Jahrhunderts.

Zwar ist Auf der Zunge kein Roman, der eine geradlinige Geschichte erzählt, aber es gibt viele poetische Passagen und ich schätze die Risikobereitschaft des Romans.

Das Buch bleibt bis zum Schluss eigenwillig und gibt keine einfachen Antworten auf unbekannte Fragen.

Veröffentlicht am 30.03.2022

Vischnanca

Vom Gehen und Bleiben
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Vom Gehen und bleiben ist ein Roman, der über die Gefahr eines Graubündner Dorfes in den Alpen schreibt. Der Berg droht abzurutschen.
Ich hoffe, die Autorin Petra Hucke weiß von den literarischen Giganten, ...

Vom Gehen und bleiben ist ein Roman, der über die Gefahr eines Graubündner Dorfes in den Alpen schreibt. Der Berg droht abzurutschen.
Ich hoffe, die Autorin Petra Hucke weiß von den literarischen Giganten, die dieses Thema schon bearbeitet haben. Zum Beispiel Derborence von Charles Ferdinand Ramuz oder Die Steinflut von Franz Hohler.
Aber das sind historische Stoffe und Petra Huckes Roman ist aktuell. Das ist etwas Neues.
Jedoch ist der Bergrutsch eigentlich mehr der Aufhänger, um über die Figuren zu schreiben. Im Mittelpunkt stehen wechselnd Ria, Fabio, Johanna. Sie sind nicht schlecht charakterisiert.
Dramatisch wird es erst am Ende. Ich gebe dem Buch 3,5 Sterne!

Veröffentlicht am 22.03.2022

Lebensentwürfe, mit einer Sprache wie eloxiert erzählt

Ewiges Licht
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Ewiges Licht von Francis Spufford ist ein Stück englische Literatur mit einer außergewöhnlichen Idee. Der Autor erzählt das mögliche Leben von 5 Menschen, die 1944 zu Tode gekommen sind. Es sind Ben ...



Ewiges Licht von Francis Spufford ist ein Stück englische Literatur mit einer außergewöhnlichen Idee. Der Autor erzählt das mögliche Leben von 5 Menschen, die 1944 zu Tode gekommen sind. Es sind Ben und Vern, Jo und Val und Alec. Alles ganz verschiedene Persönlichkeiten.
Mit einem hochstilisierten Prolog beginnt es, auch danach bleibt ein erzählerisch hoher Ton.
Leider verfängt sich die Idee bei mir nicht so stark wie erwartet, obwohl es natürlich viele intensive Momente gibt, wenn die Figuren und ihr Leben kapitelwechselnd erzählt werden. Auch formuliert der Autor ganz gut.
Ein ambitioniertes Buch, von dem ich mir wünschte, es hätte mich mehr gepackt. So gebe ich 3,5 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 15.03.2022

Das Pulsieren der Emotionen

Atemhaut
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Der eigenwillig gemachte Roman besteht aus 3 Teilen dazu gehörigen Tracks voller Klangeffekte, die man über Link hören kann. Das passt, denn auch die Sprache hat eine Musikalität. Und es geht viel um Wahrnehmung.

Die ...

Der eigenwillig gemachte Roman besteht aus 3 Teilen dazu gehörigen Tracks voller Klangeffekte, die man über Link hören kann. Das passt, denn auch die Sprache hat eine Musikalität. Und es geht viel um Wahrnehmung.

Die Österreichische Autorin Iris Blauensteiner ist auch Filmregisseurin. Ich empfehle ihren Kurzfilm Schwitzen.
Ich denke, ihre Erfahrung als Filmemacherin wirken auch auf den Text ein.

Der Protagonist Edin arbeitet in der gleichen Firma wie seine Freundin Vanessa, als er unerwartet entlassen wird. Das bringt ihn in eine Krise.
Es gibt wenig Dialog, dafür erfährt man kontinuierlich Edins Gedanken.
Dadurch gerät man als Leser nahe an die Figur und seine Emotionen werden erfahrbar.