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Veröffentlicht am 11.06.2017

Cainesville

Dunkles Omen – Ein Cainsville-Thriller
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Ihr Leben verläuft in geregelten Bahnen, sie kommt aus einem wohlhabenden Elternhaus, sie leistet ehrenamtliche Tätigkeiten und in einem Monat soll die Hochzeit sein. Jäh ist es allerdings vorbei mit der ...

Ihr Leben verläuft in geregelten Bahnen, sie kommt aus einem wohlhabenden Elternhaus, sie leistet ehrenamtliche Tätigkeiten und in einem Monat soll die Hochzeit sein. Jäh ist es allerdings vorbei mit der Idylle. Olivia Taylor-Jones erfährt, dass nichts von dem stimmt, was sie für selbstverständlich erachtet hat. Reporter haben sie aufgespürt und auf einmal ist sie die Tochter von verurteilten Mördern. Olivia sieht nur eine Chance, sie muss herausfinden, ob das, was ihren leiblichen Eltern zur Last gelegt wurde, wirklich so geschehen ist. Ihr Weg führt sie nach Cainesville, ein eigenartiges kleines Städtchen, in dem sie wohlwollend aufgenommen wird.

Natürlich passiert so was nicht im richtigen Leben. Dennoch ist die Vorstellung, dass das ganze Leben zusammenstürzt, wenn man etwas erfährt, mit dem man nie gerechnet hätte, eher beängstigend. Schon allein die Mitteilung, man sei adoptiert, stellt alles auf den Kopf. Doch wenn man dann auch noch damit klarkommen soll, dass die leiblichen Eltern Schwerverbrecher sein sollen. Das scheint fast unmöglich zu ertragen zu sein. Schnell kommt Misstrauen gegenüber den Adoptiveltern auf, warum haben sie nie etwas gesagt. Haben sie die Wahrheit gekannt. Welches Erbe trägt sie von ihren leiblichen Eltern in sich. Ein Mördergen?

Auch wenn man nicht unbedingt in Sachen Horror oder Paranormal unterwegs ist, lohnt es sich diesem Buch eine Chance zu geben. In diesem ersten Band einer Reihe, von der auf Englisch in diesem Jahr noch der Abschlussband erscheint, geht es hauptsächlich irdisch zu. Die junge Olivia ist verständlicherweise am Boden zerstört als sie erfährt, dass ihr wohlbehütetes Leben auf einer Lüge basiert. Von ihrer Adoptivmutter fühlt sie sich im Stich gelassen und zum ersten Mal muss und will sie für sich selbst sorgen. Und so gerät sie nach Cainesville und gemeinsam mit dem ehemaligen Anwalt ihrer leiblichen Mutter beginnt sie mit den Nachforschungen, was sich zur Zeit der Mordserie tatsächlich zugetragen hat. Dieses Szenario bildet die Grundlage für einen packenden Thriller mit leichten paranormalen Anklängen, die gerade einen besonderen Reiz bilden wie ein außergewöhnliches Gewürz in einer so schon wohlschmeckenden Suppe. Das leichte Prickeln zwischen Olivia und Gabriel regt zusätzlich die Phantasie an.

Nach einem fesselnden Beginn und einem eher ruhigen Mittelteil nimmt die Geschichte zum Schluss hin so viel Fahrt auf, dass man nichts anderes tun kann als Seite für Seite seine Neugier zu befriedigen.

Veröffentlicht am 10.06.2017

Nüchtern

Schattenjunge
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Danny Katz wird von einer jungen Frau kontaktiert. Ihr Ehemann ist seit ein paar Tagen verschwunden und sie hat den Eindruck, dass die Polizei kein großes Interesse hat, die Ermittlungen einzuleiten. Man ...

Danny Katz wird von einer jungen Frau kontaktiert. Ihr Ehemann ist seit ein paar Tagen verschwunden und sie hat den Eindruck, dass die Polizei kein großes Interesse hat, die Ermittlungen einzuleiten. Man geht dort von einem freiwilligen Verschwinden aus. Joel Klingberg hat das Verschwinden seines älteren Bruders nie verwunden, auch nicht nach über vierzig Jahren. Katz kennt den Verschwundenen aus seiner Militärzeit, gemeinsam wurden sie zu Übersetzern ausgebildet. Doch kann das auf der Suche nach dem Vermissten hilfreich sein? Möglicherweise ist Danny Katz mehr durch den Fall angerührt als ihm lieb sein kann.

In seinem ersten Fall wird Danny Katz mit einem Teil seiner Vergangenheit konfrontiert. Seine Zeit beim Militär hat ihn schon geprägt, obwohl er einiges nicht durchblicken konnte und ihm Hintergrundwissen vorenthalten wurde. Die Wege seines Kameraden Joel hat er nicht mehr weiter verfolgt. Umso rätselhafter ist nun sein Verschwinden. Hegt Klingberg auch nach den langen Jahren noch den Wunsch, das Schicksal seines Bruders zu klären? Oder hat ihn noch etwas anderes veranlasst, sein Haus zu verlassen? War es überhaupt ein freiwilliges Geschehen? Schnell bekommt Katz den Eindruck, dass nicht alle Fragen, die er stellt, ehrlich beantwortet werden. Ähnlich geht es der Staatsanwältin Eva Westin.

Zwar ist es nicht zwingend notwendig, die Bände der Reihe in der richtigen Reihenfolge zu lesen, aber Sinn macht es natürlich schon. Aber auch wenn man den Folgeband bereits kennt, vermag auch dieser erste Teil zu fesseln. Allerdings muss man der Thematik, die der Autor wählt, eine gewisse Offenheit entgegen bringen. Man mag nicht glauben, dass es im vermeintlich beschaulichen Schweden so hart hergehen kann. Was vom Menschen übrig bleibt, scheint nicht allzu viel, wenn er die Mühlen durchlaufen hat. Doch müsste nicht jemand etwas merken? Allerdings fällt einem dann doch schnell wieder ein, dass man den Leuten bekanntlich nur vor den Kopf kucken kann. Auch wenn vielleicht noch nicht alles ganz rund läuft, hat der Autor doch einen interessanten Ermittler in einem besonderen Umfeld vorgestellt, der in seinem ersten Fall schon gut beginnt und im zweiten zu noch besserer Form aufläuft.

Veröffentlicht am 30.05.2017

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Lautlose Nacht
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Yasmin fliegt mit ihrer zehnjährigen Tochter Ruby nach Alaska. Matt, ihr Mann, soll sie vom Flughafen abholen. Doch statt ihres Ehemannes wartet die Polizei. Eine Polizeibeamtin teilt Yasmin mit, dass ...

Yasmin fliegt mit ihrer zehnjährigen Tochter Ruby nach Alaska. Matt, ihr Mann, soll sie vom Flughafen abholen. Doch statt ihres Ehemannes wartet die Polizei. Eine Polizeibeamtin teilt Yasmin mit, dass es einen schweren Brand in dem Inuit-Dorf gegeben habe, in dem Matt sich aufgehalten hat, um einen Naturfilm zu drehen. In Yasmins Kopf dreht sich alles, das kann nicht sein. Matt hat doch versucht, sie anzurufen als die Katastrophe schon ihren Lauf genommen hatte. Yasmin muss das mit eigenen Augen sehen, sie glaubt einfach nicht, dass ihr Mann unter den Toten sein soll. Gegen alle Vernunft und Widerstände machen Yasmin und Ruby sich auf den Weg nach Norden.

Wenn man schon einmal eine Dokumentation über die Lkw-Fahrer gesehen hat, die ihre fahrenden Festungen durch die Eiswüste steuern und allen Gefahren trotzen, kann man sich recht bildhaft vorstellen, was Yasmin und ihrer gehörlosen Tochter bevorsteht. Eine Fahrt durch eine gleißende weiße Stille, in der Mutter und Tochter dasselbe hören. Yasmin, die damit hadert, dass ihre Tochter lieber mit den Händen spricht, die sich nach ihrem Mann sehnt und fürchtet, ihre Ehe könne am Absterben sein. Mit viel Glück schaffen die Beiden auch ohne große Hilfe der Behörden ein Stück auf ihrem Weg voranzukommen. Bald schon aber wissen sie nicht mehr, wer ihnen hilft oder wer ihnen eher Steine in den Weg legen möchte.

Ein Lkw fährt sich nicht von selbst, auch wenn eine Mutter in der Gefahr über sich selbst hinauswächst, um ihr Kind und ihren Mann zu beschützen oder zu retten, wirkt es doch etwas weit hergeholt, dass sie mit einem unbekannten Fahrzeug in unbekanntes und unwirtliches Gelände fährt. Das ist allerdings auch der einzige Kritikpunkt, der sich ein wenig aufdrängt. Davon abgesehen ist die Höllenfahrt von Yasmin und Ruby einfach nur packend und dramatisch ohne Ende. Man verschlingt eine Seite nach der anderen unfähig aufzuhören. Man begegnet hilfsbereiten Menschen und solchen, die nur so tun. Nicht immer ist es leicht zu unterscheiden, wer auf welcher Seite steht und welches die Seiten überhaupt sind. Man fragt sich anhand der bekannten Tatsachen, ob es überhaupt eine Hoffnung für Matt geben kann oder ob Yasmin und Ruby schließlich doch die leidvolle Erfahrung machen müssen, dass er keine Chance hatte. Während der ganzen Zeit hört man förmlich das Brummen der Motoren oder man fühlt es wie Ruby. Man hält den Atem an, man zittert und bangt. Man versinkt in dem Buch, klasse.

4,5 Sterne

Veröffentlicht am 29.05.2017

Die Bestie

Der Tod so kalt
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Für den Dreh einer Serie sind Jeremiah Salinger und seine Familie zurückgekehrt nach Südtirol. Alles läuft bestens bis zu einem Unglück, das Jeremiah nicht mehr loslässt. Schon vor dreißig Jahren ist ein ...

Für den Dreh einer Serie sind Jeremiah Salinger und seine Familie zurückgekehrt nach Südtirol. Alles läuft bestens bis zu einem Unglück, das Jeremiah nicht mehr loslässt. Schon vor dreißig Jahren ist ein großes Unheil über die Gemeinde hereingebrochen als drei junge Menschen grausam ermordet wurden. Salinger setzt nun alles daran, die noch immer nicht völlig geklärten Umstände der Morde aufzudecken. Um herauszufinden, was vor dreißig Jahren geschah, spielt Jeremiah mit seinem familiären Glück und seiner beruflichen Reputation. Viele Ortsansässige scheinen mehr über die Zusammenhänge zu wissen als vorhersehbar war. Sollte der Täter etwas mit den Opfern zu tun gehabt haben?

Steigert sich Jeremiah Salinger da in etwas hinein? Warum lässt er die Toten nicht einfach ruhen? Natürlich ist seine Seelenpein nach dem Unfall, den er selbst erlitten hat, groß. Will er Buße für seine Toten tun? Will er zu sich selbst zurückfinden? Bedeuten seine Frau und seine Tochter ihm nicht genug, um abzulassen? Zu Beginn seiner Nachforschungen wird er von den Dorfbewohnern nicht gerade wohlwollend empfangen, wenn er mit seinen Fragen auftaucht. Die Vergangenheit ist doch vergangen. Die Toten können nicht wieder erweckt werden. Doch die wiederwillig gegebenen Antworten weisen Wiedersprüche auf. Allem Anschein weist die offizielle Version der Geschichte doch einige Lücken auf. Und Salinger sieht es als seine Aufgabe an, diese Lücken zu füllen.

So wie manche Bücher ein Herzschlagfinale haben, hat „Der Tod so kalt“ einen Herzschlagbeginn. Man muss erst einmal tief durchatmen, bevor der Autor einen in ein zunächst ruhigeres Fahrwasser entlässt. Doch wieder wird man gepackt, die Wahrheit über die dreißig Jahre alten Morde, scheint wie mit vielen Schleiern verhüllt. Jede eigentlich logische Erklärung erfährt weitere Erklärungen, jeder logische Tathergang wird als nicht so hundertprozentig richtig entlarvt und jeder scheint Details zu wissen, die er eigentlich nicht wissen kann. Mehrfach überrascht man sich bei dem Gedanken, wie vertrackt, das kann doch eigentlich nicht sein. Doch mit seinen Gedankengängen und Schilderungen vermag der Autor zu glänzen. Man nimmt Jeremiah seine Besessenheit ab, seine innere Unruhe, seine Unfähigkeit von der Sache zu lassen, seine Qual um das Wissen, was er aufs Spiel setzt.

Ein ausgesprochen spannender Debütroman, der hervorragend gelesen wird von Matthias Koeberlin, der die Fähigkeit besitzt, die Lesung interessant und lebendig zu gestalten und doch nicht zu sehr ins Schauspielern zu geraten. Ein vielschichtiger Roman, in dem es immer wieder Neuigkeiten zu entdecken gibt, vorgetragen von einem Leser, dessen Stimme und Interpretation perfekt zu Geschehen passen.

4,5 Sterne

Veröffentlicht am 26.05.2017

Seelenverkäufer

Das Totenschiff
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Sein Schiff ist früher ausgelaufen als geplant und mit ihm seine Papiere. Der aus New Orleans stammende Matrose Gale muss nun zusehen wie er weiterkommt. Auf einem anderen Schiff anzuheuern, ist ohne Seemannsbuch ...

Sein Schiff ist früher ausgelaufen als geplant und mit ihm seine Papiere. Der aus New Orleans stammende Matrose Gale muss nun zusehen wie er weiterkommt. Auf einem anderen Schiff anzuheuern, ist ohne Seemannsbuch nicht so leicht. Ebensowenig wie ohne Seemannsbuch an einen Pass zu kommen. Deshalb wird Gale erstmal von einem europäischen Land ins andere abgeschoben. Als quasi Staatenloser kann in niemand gebrauchen. Erst auf der heruntergekommenen Yorikke findet der Seemann eine Stelle als Kohlenzieher. Hier wird nach keinem Buch nach keinem Ausweis gefragt. Doch Gale ist froh, einen Platz gefunden zu haben.

Nach dem ersten Weltkrieg ist die Welt nicht mehr in Ordnung. Grenzen wurden neu geschrieben, Nationalitäten und Ausweispapiere bekamen eine besondere Bedeutung. Man muss beweisen können, wer man ist. Gale, der seine Papiere verloren hat, kann das nicht und so spürt er eine kafkaeske Welt. Kein Land will ihn aufnehmen, kein Konsul ihm Ersatzpapiere ausstellen. Von Land zu Land wird er abgeschoben, heimlich, er soll sich nur nicht erwischen lassen. Natürlich wird er doch erwischt und das Spiel geht von neuem los. Bis er dann doch angeheuert wird, auf einem Schiff, dass anscheinend hauptsächlich von der Farbe zusammengehalten wird. Die unterste Position des Kohlenziehers wird ihm gegeben. Mit einem Kollegen zusammen leistet er Schwerstarbeit, fühlt sich ausgebeutet und wartet auf den Moment, in dem die Yorikke untergeht.

Der Autor soll geäußert haben, wenn er seine Geschichte erzählen kann, muss er noch leben. Beim Lesen jedoch erscheint es unwahrscheinlich, wie man diese Ereignisse überleben soll. Im ersten Teil des Buches, wo es mehr darum geht, was mit Menschen geschieht, die es eigentlich nicht gibt, weil sie keine Papiere haben, reibt man sich des Öfteren die Augen, ob der unglaublichen Herablassung, mit der die Staatenlosen als Bittsteller behandelt werden. Man fühlt sich an die Lage der Flüchtlinge heute erinnert, die von einem Ort zum nächsten geschickt werden. Der Matrose Gale bemerkt weise, dass seine Situation eine ganz vertrackte ist, aus der er sich kaum befreien kann. Im zweiten Teil wird hauptsächlich geschildert, welch schwere Arbeit zu leisten ist. Fast wie Sklaven werden die Matrosen ausgebeutet, schlecht ernährt und kaum bezahlt. Ein Entkommen gibt es nicht, denn es bleibt das Problem mit dem Seemannsbuch. Die ausweglose Situation, die Arbeit unter schlimmsten Bedingungen, Schilderungen, die sich aus heutiger Zeit, in der, so ist jedenfalls zu hoffen, doch einiges einfacher ist, kaum ertragen lassen. Wie kann man eine solche Höllenfahrt überleben. B. Traven versteht es hervorragend, die Stimmung des Staatenlosen einzufangen, der gezwungen ist, seine Seele zu verkaufen, um auf dem Totenschiff überleben zu können. Sicher steckt in dem Buch auch eine nicht zu übersehende Portion Kritik an Staatenwesen und Bürokratie. Auch Schiffe, die mitsamt ihrer Mannschaft auf hoher See verschwinden, um eine Versicherungssumme einzustreichen, verdienen nicht nur die Verachtung des Autors.

Eine Lektüre, bei der man sich manchmal schütteln möchte, die gleichzeitig packt, ekelt und wütend auf die Strippenzieher macht.

4,5 Sterne