Profilbild von Mama2014

Mama2014

Lesejury Star
offline

Mama2014 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Mama2014 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2022

Bewegend

Der Windhof
0

Die Autorin und das Buch habe ich erst vor ein paar Tagen in Leipzig auf einer Lesung kennengelernt und in dem Zuge dann auch das Buch gekauft. Ein paar Tage später wollte ich dann „nur mal kurz reinlesen“ ...

Die Autorin und das Buch habe ich erst vor ein paar Tagen in Leipzig auf einer Lesung kennengelernt und in dem Zuge dann auch das Buch gekauft. Ein paar Tage später wollte ich dann „nur mal kurz reinlesen“ … und konnte nicht mehr aufhören. Ich konnte nicht mehr aufhören, die packende und aufwühlende Geschichte zu lesen.

Dabei muss ich sagen, dass es mir Mel die ersten 50 Seiten über nicht wirklich leicht gemacht hat. Ihre unglaublich tiefe Trauer, ihr zurückziehen von der Welt, von den Freunden, war mir Too Much, zu viel. Aber mal ehrlich, weiß ich, wie ich reagieren würde, wenn ein von mir so geliebter Mensch stirbt? Das ich nicht genauso reagieren würde?

Nachdem Mel aber im Westerwald, auf dem Windhof, angekommen ist, nahm die Geschichte Fahrt auf. So wunderschön, so emotional, so berührend.

Zwei Erzählstränge gibt es hier in diesem Buch: zum einen die Gegenwart mit der trauernden Mel, der kranken Oma und dem attraktiven Hausarzt Noah und zum anderen die Vergangenheit, welche uns in die Jahre 1935 bis 1945 führt, eine der dunkelsten Epochen Deutschlands.

Während sich der Erzählstrang in der Gegenwart mit den zentralen Themen Vergangenheitsbewältigung, Trauerbewältigung und einem Neuanfang auf verschiedenen Ebenen befasst, erleben wir in der Gegenwart das „Erwachen“ der Nazis, die Vertreibung der Juden und sehr viel Gewalt. Auch das Thema „Ersatzbraut“, das mit bis zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht bekannt war, kommt zur Sprache. Und hier sind wir Zeugen, wie eine „arrangierte“ Ehe mit dem Ehemann der verstorbenen Schwester zum großen Glück für die junge Lene wird.

Es war wunderschön mit anzusehen, wie Lene kämpft, um ihr Glück mit Paul und dem kleinen Sohn; um die Sicherheit ihrer jüdischen Magd und Freundin Ruth. Ihr Mut, ihre Tapferkeit haben mich berührt. Ihre Stärke war so unglaublich. Das entsetzliche dieser Zeit, die Grausamkeiten und ihre Folgen für alle, all das beschreibt die Autorin mit viel Fingerspitzengefühl und Empathie, und dennoch oder gerade deswegen sehe ich die diese Gräueltaten direkt vor mir.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und dadurch liest sich das Buch flott und sehr gut. Die Beschreibungen sind detailliert und plastisch, so dass der Windhof mit seiner Vergangenheit und der Gegenwart vor dem inneren Auge lebendig werden. Genauso übrigens wie die Charaktere des Buches.

Zurück in der Gegenwart erleben wir eine Veränderung, eine Entwicklung bei Mel. Ihr gelingt es, auch mit Hilfe der Geschichte die Lene erzählt, einen Abschluss in ihrer Trauer zu finden. Und das ist alles andere als leicht, ist doch ihr Mann immer präsent und ein Abschiednehmen von ihm kommt ihr wie Verrat vor. Ihren Zwiespalt hat die Autorin sehr präsent gestaltet, mit viel Feingefühl und Empathie der Protagonistin gegenüber. Ich kann mir den Zwiespalt sehr gut vorstellen, in dem sie steckt.

Für mich war dieses Buch eine wunderbare Entdeckung. Ich habe es verschlungen und kann es wärmstens weiterempfehlen. Von mir gibt es definitiv 5 Sterne und ich freue mich schon auf das für September angekündigte neue Buch der Autorin.

„Zu Lieben bedeutet nicht, jemanden zu finden, mit dem man leben möchte,
sondern jemanden zu finden, ohne den man nicht mehr leben kann.“

Veröffentlicht am 07.03.2022

Lesetipp

Flüchtiges Glück
1

Was für ein absolutes Lesehighlight. Das ist das erste, was mir einfällt, wenn ich die Rezension anfange zu schreiben.

Die Autorin Ulla Mothes hat eine Geschichte geschrieben, die so viele Emotionen ...

Was für ein absolutes Lesehighlight. Das ist das erste, was mir einfällt, wenn ich die Rezension anfange zu schreiben.

Die Autorin Ulla Mothes hat eine Geschichte geschrieben, die so viele Emotionen vermittelt, das es ein wahres Fest ist, das Buch zu lesen. Die hat ein Beziehungsgeflecht geschaffen, dass sich nur ganz langsam aufdröselt; Charaktere die so vielschichtig sind, das es eine Freude ist sie durch die Geschichte begleiten.

Und sie nimmt sich gekonnt und mit viel Einfühlungsvermögen einer Epoche der DDR an, die so vielschichtig ist, das es einem den Atem nimmt und verarbeitet Ereignisse, die vielerorts totgeschwiegen werden.

Die Staatssicherheit, das bespitzelt werden durch Nachbarn, Kollegen und Freunden war leider an der Tagesordnung in der DDR und konnte gut ausgehen oder eben auch richtig böse. Es gibt keine Zahlen, wie viele Freundschaften, Ehen und Familien zerbrochen sind, nachdem die DDR Geschichte und die Staatssicherheit aufgelöst war. Nachdem die sogenannten Stasi-Akten einsehbar wurden.

In vielen Familien wurde das Thema unter den Tisch gekehrt, besonders wenn ein Mitglied dabei war.

Auch hier, in der Geschichte ist das genauso. Erst nach und nach kommt alles ans Licht und wir erleben, wie Milla eine Geschichte aufdeckt, die eigentlich drei Generationen ihrer Familie betrifft. Ihre Großeltern – Agnes war bei der Staatssicherheit; ihre Mutter Jola, die mit auf die Flucht gehen musste und alles zurückließ was sie liebte und schließlich Milla, die nur durch ihren Verlobten Navid auf die Idee gebracht wird, nachzuforschen.

Wir erleben die Geschichte in Rückblenden – was passierte zu DDR-Zeiten und begleiten da Jola und ihre Eltern Franz und Agnes – und in der heutigen Zeit, wo sich unter anderem Milla daranmacht, die Geschichte ihrer Familie zu erkunden.

Es werden, wie sagt man so schön „schlafende Hunde“ geweckt und alte Wunden aufgerissen. Aber diese müssen aufreißen um endlich heilen zu können.

Der Autorin gelingt es mit einfachen sprachlichen Mitteln eine Atmosphäre zu schaffen, in die ich eintauchen konnte. Die hat es geschafft, Gefühle zu transportieren, Emotionen zu wecken. Und diese waren extrem vielseitig: es gab wunderschöne Momente, traurige Momente, Wut, Entbehrung, Aufgeben und weitermachen. Vertrauen und Vertrauensbruch, Verzeihen und Liebe. Auch der Humor und auch ein bisschen Spannung kamen nicht zur kurz.

Dazu schafft sie Charaktere, die man gerne begleitet. Denn diese Charaktere entwickeln sich weiter und sind dabei so stimmig, so authentisch gezeichnet, dass man glaubt sie zu kennen. Man kann sich mit ihnen identifizieren und geht daher voll mit der Geschichte mit.

Dabei ist der Fortgang der Geschichte glaubhaft geschildert in all seinen Facetten, es gibt keine unnötigen Längen und man leidet und freut sich mit.

Es gab viele bewegende Momente im Buch. Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist mir die erste Begegnung von Milla mit ihrem leiblichen Vati. Und es zeigt, dass das Wagnis der Suche, das Aufeinanderzugehen und Verzeihen, wert war.

Ich könnte noch viel mehr zu dem Buch schreiben: zu dem Ort Wolfen mit den unglaublichen Umweltverschmutzungen und dem Vertuschen desselben durch die Obersten der DDR und der Staatssicherheit. Über den Umgang mit den Ossis nach der Wiedervereinigung, denn auch das Thema wird hier aufgegriffen.

Insgesamt gesehen ist es, in meinen Augen, ein sehr wichtiges Buch zum Thema „Nachwendezeit“ und für mich ein absolutes Lesehighlight. Ich habe nun gelesen, das aus der Feder der Autorin noch ein weiteres Buch erschienen ist und das werde ich mir nun auf jeden Fall kaufen müssen.

Von mir gibt es auf jeden Fall volle 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.02.2022

Querbeet ins Glück

Querbeet ins Glück
0

Was soll ich sagen? Das Buch ist eine Liebeserklärung an den Schrebergarten, an die Gartenparadiese und wenn ich an das Buch zurückdenke höre ich die Bienen summen, sehen Beete voll leckerem Gemüse vor ...

Was soll ich sagen? Das Buch ist eine Liebeserklärung an den Schrebergarten, an die Gartenparadiese und wenn ich an das Buch zurückdenke höre ich die Bienen summen, sehen Beete voll leckerem Gemüse vor mich, rieche den Duft der Apfelblüte und der wunderschönen Blumen und nehme das leise Gackern von Inge wahr.

Ich bin verliebt in dieses Buch, anders kann ich es nicht sagen.

Die Charaktere des Buches sind etwas ganz Besonderes, sie wachsen einem ohne Wenn und Aber ans Herz, der eine mehr, der andere weniger. Aber alle gehören sie dazu und es gibt keinen Störfaktor.

Dabei ist die Entwicklung, die die Charaktere durchmachen, sehr glaubhaft und authentisch dargestellt und passen zu dem Bild, das die Autorin zeichnet.

Dabei ist der Schreibstil locker-leicht, man flattert durch die Seiten, fühlt die Sonne auf der Nase und den Regen auf der Haut.

Dennoch kann der lockere Schreibstil, der Humor der Geschichte nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier auch ernstere Themen mit wie die Altersarmut, das Bienensterben und die Probleme in einer Gartensparte angesprochen werden.

Was mich tatsächlich entsetzt und berührt hat war besonders der Thema Altersarmut. Das Rentner einfach nicht mehr wissen, wo sie leben sollen. Dass sie in die Illegalität getrieben werden, damit sie überhaupt ein Dach über den Kopf haben.

Aber auch der Zusammenhalt in der Gartensparte kommt zur Sprache und ist doch eigentlich wunderschön.

Was mir ebenfalls gut gefallen hat ist das Darstellen des Spagates zwischen Musical und Gartenleben. Die krassen Unterschiede. Die Einblicke in die Welt des Musicals, der harten Arbeiten die dahintersteckt, den Entbehrungen und auch des Mobbings hinter der Bühne. Ja, jeder sucht sich seinen Job aus und die Musical-Darsteller leben ihren Traum. Aber ist es wirklich ein Traumberuf. Es ist gut, dass dieses Buch ein Stück Realität näher bringt.

So ganz nebenbei, eingeflochten in diese Wohlfühlgeschichte, bekommt man unzählige Informationen zu verschiedenen Obst- und Gemüsearten, dem Anbau und der Gartenpflege und auch zum Thema Hühner kommt viel Wissenswertes.

Ich bin immer noch total begeistert von dem Buch und kann es aus wärmsten Herzen weiterempfehlen. Das zweite Buch der Autorin, das es bereits schon gibt, wandert auf jeden Fall auf meine Wunschliste.

Von mir gibt es 5 von 5 Hühnern – nein Spaß: Sternen natürlich.

Veröffentlicht am 19.02.2022

Zeitgeschichte

Weltgeschichte(n) - Zeit der Finsternis: Der Zweite Weltkrieg
0

Dieses Buch gehört zur Reihe „Weltgeschichten“, die aktuell 3 Bände umfasst und für den Jugendlichen Leser ab 10 Jahren geschrieben wurde.

„Zeit der Finsternis“ behandelt auf beeindruckende Weise die ...

Dieses Buch gehört zur Reihe „Weltgeschichten“, die aktuell 3 Bände umfasst und für den Jugendlichen Leser ab 10 Jahren geschrieben wurde.

„Zeit der Finsternis“ behandelt auf beeindruckende Weise die Zeit des 2. Weltkrieges. Es ist ein sehr spannendes, beeindrucktes Geschichtsbuch mit realen Charakteren. Als Leser ist man mittendrin in den historischen Ereignissen, welche man zusammen mit so bekannten Persönlichkeiten wie Winston Churchill und Anne Frank, aber auch anderen, mir unbekannteren Zeitzeugen wie die Japanerin Setsuko oder dem polnischen Mädchen Niusia erlebt. All die Charaktere, die das Buch so unglaublich lebendig und berührend machen, haben tatsächlich existiert, die Begebenheiten tatsächlich erlebt. Was aus ihnen geworden ist erzählt der Autor mit jeweils ein paar Sätzen am Ende des Buches.

Die eindrucksvollen Schilderungen der Geschehnisse, die berührenden Geschichten, die sprachliche Umsetzung durch den Autor machen das Buch zu einem lesenswerten Werk zur dunkelsten Zeit unserer Geschichte. Bücher über diese Zeit gibt es viele, was dieses Buch zu etwas Besonderem machte waren die Einzelschicksale, die in dem Buch thematisiert wurden.

Was mich sehr begeistert hat war aber etwas Anderes: Die Ereignisse in Europa kennt man vielleicht durch den Geschichtsunterricht. Was für mich weniger bekannt war, war der Konflikt in China/Japan der ebenfalls tobte und eine große Rolle spielte.

Für dieses sehr wichtige Buch gibt es von mir eine unbedingte Leseempfehlung und unausweichlich 5 von 5 Sternen.

Nun wandert das Buch weiter in die Hände einen Jungen, der sich für die Geschichte interessiert und für den ich das Buch eigentlich besorgt habe. Ich konnte nur nicht anders, ich musste das Buch unbedingt vorher lesen.

Veröffentlicht am 18.02.2022

Emotional und berührend

Für immer und noch ein bisschen länger
0

Ich habe geweint. Ich habe tatsächlich geweint als ich das Buch beendet habe, denn es war so wunderbar lebensbejahend und traurig zu gleich.

Die Autorin hat einen so ganz besonderen Schreibstil, den ...

Ich habe geweint. Ich habe tatsächlich geweint als ich das Buch beendet habe, denn es war so wunderbar lebensbejahend und traurig zu gleich.

Die Autorin hat einen so ganz besonderen Schreibstil, den ich bisher so noch nicht entdeckt habe. Er ist nicht locker-leicht finde ich, aber dennoch so schwebend und leichtfüßig, das ich durch die Geschichte nur so durchgerauscht bin.

Dabei hatte ich gerade am Anfang mit Anna so ein kleines bisschen meine Probleme, die sich dann aber im Laufe der Geschichte mehr und mehr verflüchtigten.

Der Autorin ist hier an zwei Punkten eine „Punktlandung“ gelungen, die mich ganz für sie eingenommen haben.

Da sind zum einen die Charaktere, die so vielschichtig, so spannend, so individuell sind, dass mir teilweise die Luft wegbleibt. Jeder einzelne Charakter hat so seinen Eigenheiten, sein Leben, seine Vergangenheit und einen Grund, warum er schweigt und sich zurückzieht.

Die Phase des sich Öffnens, überwinden und neu anfangen ist genauso wunderbar beschrieben wie das loslassen und die Trauerbewältigung. Ich habe mit den Figuren des Buches mitgelitten, mitgeweint und gemeinsam kleine Schritte gewagt.

Die eingewobene Liebesgeschichte ist zart wie ein Häkeldeckchen, so fragil und nur unterschwellig wahrnehmbar und das hat mir echt super gefallen. Sie ist nicht in den Vordergrund gerückt, sondern hat sich ganz langsam, behutsam und sanft entwickelt.

Normalerweise habe ich beim Lesen immer eine Lieblingsfigur, aber hier muss ich sagen, dass mir alle ans Herz gewachsen sind. Und habe sie nur ungern in ihrer WG alleine gelassen, hätte ich doch zu gerne noch weiterverfolgt, was aus ihnen wird.

Meine Lieblingssätze im Buch:

„Es gibt keine Zufälle. Das Schicksal mischt die Karten, und du hast sie dann in der Hand und musst entscheiden, wie du mit ihnen spielst.“

„Als der liebe Gott die Menschen erfand, dachte er sich: Was kann ich tun, damit sie sich gegenseitig ertragen? Und dann fiel ihm die Sache mit dem Lachen ein.“

Für mich war das ein wunderbares Buch, ein Highlight und ein Buchtipp zugleich und natürlich bekommt es von mir 5 von 5 möglichen Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere