Vergnügliches Morden im Norden!
Es muss nicht immer Labskaus seinDorfpolizist Rudi vertritt einen Kollegen auf Spiekeroog, während sein Sohn Sven dort mit einer friesischen Naturschutzorganisation an einer Frühjahrstagung teilnimmt. Während die Umweltschützer Aktionen ...
Dorfpolizist Rudi vertritt einen Kollegen auf Spiekeroog, während sein Sohn Sven dort mit einer friesischen Naturschutzorganisation an einer Frühjahrstagung teilnimmt. Während die Umweltschützer Aktionen gegen den Plastikmüll in den Meeren planen, strandet ein verendeter Pottwal. Um diesen vor Ausbeutung zu schützen, schieben die Aktivisten kontinuiertlich Wache. Doch als Sven den feschen Junglehrer Martin im Morgengrauen ablösen will, liegt dieser erstauchen neben dem Kadaver, dem die Hälfte seiner wertvollen Zähne gewaltsam entfernt wurden. Natürlich ist der Fall eine Nummer zu groß für Rudi und die Kripo Wittmund rückt wieder an. Leider haben sie nicht dazu gelernt. Rudis Kollege verliert sich in den wildesten und abstrusesten Spekulationen, während Dorflehrerin Rosa ihren gesunden Menschenverstand nutzt und ihr Nachbar der Briefträger Henner auf seinen Runden so einiges aufschnappt. Ja, Rosa will sich ja gar nicht immer einmischen, aber wenn die Kripo sich verrennt, während sie in der Häkelgruppe nützliche Infomationen erhält, was soll sie da machen?
Sehr gut gefallen mir, dass in dieser Reihe immer wieder Umweltschutzthemen mithineinspielen. Auch Krimisfans schadet Umweltbewusstsein nicht und jeder einzelne kann etwas dazu beitragen. Vermeintliche kleine Umweltsünden können sich nämlich zu einer riesigen Sauerrei auftürmen, je mehr Personen sie begehen. Ebenso mag ich die Konstellation dieses Trios. Eigentlich sind sie ja kein Ermittlerteam. Henner ist nur eben der beste und älteste Freund des Dorfpolizisten Rudi, der auf dem Hof von Henners Eltern und dessen acht Schwestern aufwuchs. Anders als seine Nachbarin Rosa ist er auch nicht sonderlich neugierig, aber mit 8 Schwestern und als Dorfbriefträger wird er unweigerlich auf dem Laufenden gehalten. Dabei weiß Henner ganz genau, warum er mit Rudi nicht zur Polizei gegangen ist. Rosa ist nicht nur neugierig, sie ist auch clever und selbst als Zugezogene bestens vernetzt in der dörflichen Damengemeinschaft. Ständig hat sie auch neue Ideen, wie sie das, was sie sieht und hört in ihren Unterricht einbeziehen kann. Um nicht wieder in Lebensgefahr zu geraten, ruft sie jetzt jedes Mal, wenn sie etwas neues erfahren hat Rudi an, um ihn zu informieren. Das ist so viel, dass er schon echt genervt ist, aber Rosa hat ja recht, es ist echt wichtig und viel hilfreicher als Rudis Kollege Schnepel. Dieser ist eine echte Nummer, kein Wunder, dass dieser Wichtigtuer bei Frauen nicht landen kann.
Neben dem Kriminalfall geht aber auch die Dorfgeschichte weiter und so erfährt man, wie es mit den zu Pensionszimmern umgebauten Kinderzimmern auf dem Hof von Henners Eltern und deren Alpakas weitergeht. Dort verhagelt der neue charmante und zuvorkommende erste Gast mit seinem unendlichen Appetit Henner und seinem Vater die gute Laune, während seine Mutter nun ganz neue Saiten aufzieht. Diese Episoden sind aber keine Abschweifungen der Autorinnen, um mehr Seiten zu füllen, sondern ebenso erforderlich für den Fortgang der Ermittlungen, wie vergnüglich für die Hörerinnen. Denn es bleibt ja nicht bei einem Todesfall und dem geschändeten Walkadaver, es tun sich noch weitere Abgründe im hohen Norden auf, wie Missbrauchsvorwürfe im Inselinternat, eine verschwundene Umweltschützerin und ein Schreck in der Familienpension. Sehr kurzweilig und trotz der Todesfälle und des wirklich ernsten Umweltthemas wirklich amüsant. Dabei sind die Fälle verworren genug, um gespannt mit zu grübeln, ob und wie die Taten wohl zusammen hängen könnten.
Ich mag die Stimme von Tetje Mierendorf sehr gerne, weshalb ich mit dieser Reihe überhaupt begonnen habe. Dieses Mal verleiht er einigen Charakteren auch einen leichten friesischen Touch, insbesondere Henners Eltern, was diese unglaublich charmant und gleichzeitig eigenwillig wirken lässt. Ein herrlicher Kontrast zu dem ach so aalglatten Pensionsgast, der natürlich Hochdeutsch spricht. Auch die Damen aus Rosas Häkelkränzchen erhalten ihren ganz eigenen Tonfall, so dass ich wirklich gerne zugehört habe und trotz der vielen Personen den Faden nicht verloren habe.
Eine Krimireihe gleichzeitig zum Wohlfühlen und Miträtseln! Ich freue mich schon auf meinen nächsten kriminell unterhaltsamen Ausflug nach Neuharlingersiel!