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Veröffentlicht am 31.03.2022

Von Abschied und Neuanfang

Für diesen Sommer
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Sommer, Sonne… Das Familienglück schien ungetrübt. Vater, Mutter und zwei Töchter, von denen die eine ziemlich bald ausscherte, dem idyllisch scheinenden Familienbild so gar nichts mehr abgewinnen konnte. ...

Sommer, Sonne… Das Familienglück schien ungetrübt. Vater, Mutter und zwei Töchter, von denen die eine ziemlich bald ausscherte, dem idyllisch scheinenden Familienbild so gar nichts mehr abgewinnen konnte. Und nun kommt sie zurück, die verloren geglaubte Tochter. Heinrich, ihr alter Vater ist gebrechlich und die andere Tochter überfordert. Franziska soll für ihn da sein – ob das gut gehen wird?

Nina Petri spricht den Part der Franziska, haucht ihr sehr viel Leben ein. Die Spannung zwischen Vater und Tochter ist deutlich spürbar. Franziska erzählt zwischendurch von ihren Lebensstationen, kramt in alten Erinnerungen und kümmert sich um Heinrich. Wolf-Dietrich Sprenger ist für Heinrichs Part zuständig. An ihn und seine Sprechweise musste ich mich erst gewöhnen, ich stellte mir einen sehr gebrechlichen alten Mann vor, was Heinrich nun mal ist. So gesehen ist Sprenger der richtige Sprecher für diese Rolle.

Die Geschichte entwickelt sich, gewinnt durch die Blicke in die Vergangenheit und entblößt ein Familiengeheimnis, das wohl niemals entdeckt worden wäre, hätte Franziska nicht ihr Elternhaus regelrecht entrümpelt. Vieles blieb ungesagt, Missverständnisse wurde hingenommen, nicht hinterfragt. Jeder war mit sich genug beschäftigt, hatte seine Träume, seine Ziele und Ideale, von denen nicht abgerückt werden konnte und wollte.

Gisa Klönne erzählt von Abschied und Neuanfang, von den Unzulänglichkeiten, denen wir alle irgendwann ausgesetzt sind. Vom sich eingestehen, gescheitert zu sein. Und doch schwingt Hoffnung mit in diesem Sommer.

Das Cover kommt sehr heiter daher, die windstille See lässt auf Harmonie und Leichtigkeit schließen, aber ist nicht oftmals der äußere Schein trügerisch?

Die Vergangenheit drängt sich unweigerlich auf. In Rückblenden höre ich von vielen Schuldzuweisungen – ist ein Neubeginn überhaupt möglich? „Für diesen Sommer“ lässt mich sehr nachdenklich zurück, in der Hörbuchfassung vom Argon Verlag intensiv erzählt von den beiden beeindruckenden Sprechern. Eine Geschichte, die nachhallt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.03.2022

Finde den wahren Täter

Nebelopfer
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Die drei alten Linden waren in früheren Zeiten die Galgenbäume. Hier war der Richtplatz der umliegenden Dörfer und jetzt hängt da einer – mausetot. Um seinen Hals ein Schild, das einen alten Fall ins Rollen ...

Die drei alten Linden waren in früheren Zeiten die Galgenbäume. Hier war der Richtplatz der umliegenden Dörfer und jetzt hängt da einer – mausetot. Um seinen Hals ein Schild, das einen alten Fall ins Rollen bringt. Kriminalkommissarin Frida Paulsen und ihr Kollege Bjarne Haverkorn erinnern sich an Cord Johannsen, der damals seine Familie getötet haben soll und dafür einsitzt.

Das eingespielte Team Frida und Bjarne hat jeder für sich genug Probleme und nun stehen Veränderungen an, wird doch der ziemlich arrogant daherkommende Bootz Frida zugeteilt und Haverkorn, an den ich mich in seiner liebenswürdigen Art schon so gewöhnt habe, mit neuen Aufgaben betraut.

Sie gehen dem alten Fall wieder nach, die Aussage auf dem Pappschild „Ich gestehe, im Prozess gegen Cord Johannsen falsch ausgesagt zu haben“ lässt gar nichts anderes zu. War dieser Gehängte der einzige oder gab es noch mehr Zeugen, die den Bauern hinter Gitter gebracht haben? Die Ermittler stoßen auf viel Widerstand und nicht genug damit, sie werden auch von oben ausgebremst.

Je weiter ich lese, desto verdächtiger kommen sie mir alle vor. Jeder – oder fast jeder – hat so sein Geheimnis, das er unter keinen Umständen preis geben will. Der Täter ist ein heller Kopf, er führt sie alle am Gängelband, so kommt es mir zuweilen vor. Eine wendungsreiche Story, die immer wieder Überraschungen bietet. Ich fiebere mit, bange um die einen und weiß ziemlich sicher, dass ich den wahren Täter bereits gefunden habe. Um dann zum Schluss nochmal so richtig verblüfft zu sein.

Dramatisch war es nicht nur im Fall, der sich als sehr komplex herausstellt, auch privat ging es zuweilen ganz schön zur Sache.

Alle Charaktere sind sehr lebensnah und glaubhaft skizziert, Romy Fölck hat die richtige Mischung aus Kriminalfall und Privatem gefunden. Genau so mag ich es. Der mittlerweile fünfte Band der Elbmarsch-Krimis hat es wieder in sich, er muss einfach gelesen werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 21.03.2022

Home, sweet home...

Home - Haus der bösen Schatten
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Baneberry Hall wurde 1875 erbaut. Es lebten hier viele vor den Halls, mehrere Morde wurden hinter dessen Mauern verübt. Vor nunmehr 25 Jahren – Maggie war gerade mal fünf Jahre alt – zog sie mit ihren ...

Baneberry Hall wurde 1875 erbaut. Es lebten hier viele vor den Halls, mehrere Morde wurden hinter dessen Mauern verübt. Vor nunmehr 25 Jahren – Maggie war gerade mal fünf Jahre alt – zog sie mit ihren Eltern hierher. Ganze zwanzig Tage hielten sie durch, als sie eines Nachts alles zurückließen, sie regelrecht flüchteten. Warum? Das weiß Maggie Hold bis heute nicht. Ihr Vater ist tot, sie hat das Haus geerbt. Dabei wusste sie nicht einmal, dass es noch im Familienbesitz ist. Als Innenarchitektin ist es für sie eine Herausforderung, Baneberry Hall zu neuem Glanz zu verhelfen. Doch die Vergangenheit holt sie unerbittlich ein.

„Für alle, die gern Geistergeschichten erzählen und diejenigen, die daran glauben…“ So stimmt Irina Salkow mich ein, hat mich mir ihrer klangvollen, wohltönenden Stimme sofort abgeholt und mich mit Maggie, deren Part sie spricht, durchs Haus gehen und so manch schaurige Stunde durchleben lassen. Als ob das Haus nach Maggie greift, so scheint es mir, sie immer tiefer hineinzieht… und dann höre ich auch von ihrem Vater. Souverän bringt Kris Köhler die Vergangenheit aufs Tableau. Erzählt anstelle ihres Vaters, der die unheimlichen Erlebnisse damals in einem Buch verarbeitet hat.

Gefesselt hat mich das Hörbuch sofort, es war ein Wechselbad der Gefühle. Barneberry Hall hätte ich alleine nicht betreten wollen. Mysteriös und undurchschaubar bis zum Schluss hatte ich so manch gruselige Momente, musste mich über so einige Charaktere echauffieren. Mein rationaler Verstand sagte mir, dass es keine Geister gibt und dennoch zweifelte ich.

Eine gut durchdachte Story, in der es keine Längen gibt, man keinen Moment durchatmen kann. Und wenn man denkt, jetzt wäre alles aufgeklärt, setzt die überraschende Wendung zum Schluss dieser Horrorgeschichte nochmal das i-Tüpfelchen auf. Eine Geschichte, wie ich sie mag.

Die zwei Erzählstränge sind durch die beiden Sprecher gut zu unterscheiden, sie waren die perfekten Interpreten für dieses „Haus der bösen Schatten“.

Dieser Gänsehaut-Thriller verlangt gute Nerven, dunkle Schatten sind allerorten zu spüren, treiben ihr Unwesen, greifen nach allem, was sich in den Weg stellt. Ein spannendes, ein gruseliges, ein eindrucksvolles Hörerlebnis, das ich allen Thriller-Fans wärmstens ans Herz legen kann.

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Veröffentlicht am 19.03.2022

Ein Tag, der alles verändert

Man vergisst nicht, wie man schwimmt
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Alle nennen ihn Krüger. Warum? Das sagt er nicht. Auch nicht, warum er nicht mehr schwimmen kann und erst recht nicht, warum er sich unter keinen Umständen verlieben darf. Krüger, der eigentlich Pascal ...

Alle nennen ihn Krüger. Warum? Das sagt er nicht. Auch nicht, warum er nicht mehr schwimmen kann und erst recht nicht, warum er sich unter keinen Umständen verlieben darf. Krüger, der eigentlich Pascal heißt und sein bester Freund Viktor hängen rum. Verpicht ist so einiges, auf jeden Fall ist dies Viks Lieblingswort. Es ist Sommer, genauer gesagt ist es August. Der 31. August 1999. Und an diesem einen Tag schneit Jacky, die quirlige Rothaarige aus dem Zirkus, in ihr Leben.

Der 15jährige Krüger nimmt mich mit, beamt mich zurück zu diesem einen Tag. Erzählt. Und im Hintergrund läuft Musik. Von Oasis und Red Hot Chili Peppers, den Beastie Boys und wie sie alle heißen. Gute Musik, die zu diesem Tag passt, die Track-List findet man auf der letzten Seite.

Das Buch ist wie ein Sog. Einmal angefangen, konnte ich mich Krügers Geschichte nicht mehr entziehen. Es geht um Freundschaft, ums Erwachsenwerden. Um Träume, Zusammenhalt und Verrat, um die erste zaghafte Liebe, ums Dazugehören genauso wie ums Cool-sein überhaupt. Von all dem und noch viel mehr erzählt Christin Huber.

Eine großartige Geschichte, hinreißend nachgezeichnet. Ja, es geht um Krüger, den liebenswerten Jungen, der schon anders ist als sie alle. In seinen Geschichten verarbeitet er seine Geschichte, denn sein Geheimnis kann er niemandem erzählen, da muss er alleine durch. „Leb, Pascal.“ Jacky sagt ihm das - die junge, aber sehr lebenskluge Jacky.

Ein Tag, der alles verändert und daran ist auch Jacky nicht ganz unschuldig. Es sind die 90er Jahre, es könnte aber genauso gut heute sein, dass sie sich begegnen, Freundschaft schließen, einander vertrauen, den Tag genießen und so manchen Blödsinn anstellen. Glaubhafte Figuren inmitten einer unterhaltsamen Story, die so vieles in sich birgt. Ausgelassene Fröhlichkeit der 15jährigen, das Leben entdecken - und doch klingt die Ernsthaftigkeit durch. „Jedes Ende ist ein neuer Anfang… und die Möglichkeiten sind unendlich.“ Ein schöner, ein weiser Schlusssatz.

Dieser für Pascal so unvergessliche Tag bleibt auch für mich in guter Erinnerung. Trotz des ernsten Hintergrundes federleicht dargeboten - ein Tag mit Tiefgang…

…und dann springt er doch ins Wasser?! Ich mag dieses Cover, ich mag diese Story, das ganze Buch - ich würde es immer wieder lesen wollen.

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Veröffentlicht am 10.03.2022

Spannung pur

Jigsaw Man - Der tote Priester
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Der zweite Fall steht an für DI Anjelica Henley und die Serial Crimes Unit. Die Autorin Nadine Matheson kennt die Welt genau, in der ihre Serie um den „Jigsaw Man“ spielt, arbeitet sie doch als Verteidigerin ...

Der zweite Fall steht an für DI Anjelica Henley und die Serial Crimes Unit. Die Autorin Nadine Matheson kennt die Welt genau, in der ihre Serie um den „Jigsaw Man“ spielt, arbeitet sie doch als Verteidigerin in Strafrechtsverfahren. Mit dem Jigsaw Man verbinde ich Oliver und das wunderbare Puzzle, den menschlichen Körper, der in seine Einzelteile zerlegt wahre Schönheit darstellt. Henley hat immer noch Albträume seinetwegen – weilt Oliver doch noch unter den Lebenden?

Und nun Teil zwei. Auch „Der tote Priester“ verspricht Hochspannung. In der Kirche des Propheten Annan wird eine fürchterlich zugerichtete Leiche gefunden, hier hat jemand mit zahlreichen Messerstichen seiner Wut freien Lauf gelassen. Aber nicht genug, finden sie doch in einem abgelegenen Zimmer einen jungen Mann, der dem ersten Augenschein nach auch tot ist.
Schon während des Prologs geht es knallhart zur Sache. Wer wird da so brutal massakriert? „Ich will nicht sterben…“ klingt es durch und da sind noch andere Stimmen. Welche Teufel sind hier am Werk?

Schon bald war klar, dass es noch mehr brutal zugerichtete Opfer gibt, allesamt haben indirekt mit dieser Kirche zu tun – oder doch nicht? Es sind durchweg schlechte Charaktere, denen wir hier begegnen und jedem würde man zutrauen, einen Mord zu begehen. Da ist dieser Priester, der seinen Schäfchen nicht nur gehörig Geld aus der Tasche zieht, sie regelrecht abzockt, auch ist er der holden Weiblichkeit nicht abgeneigt und nimmt sich, was er kriegen kann. Notfalls mit Gewalt.

Wir blicken hinter die Kulissen, fast jeder hat genügend zu verbergen. Auch wenn es den Anschein hat, hier ein Missbrauchsopfer zu haben, so stößt das Ermittlerteam auf eine Mauer des Schweigens. Die einen treten forsch auf, verlangen rotzfrech Aufmerksamkeit und bringen Rassendiskriminierung ins Spiel. Während andere so brav und unbedarft daherkommen, dass man ihnen jedes Wort unbesehen abnimmt. Folter und Exorzismus schweben im Raum, eine ganze Palette menschlicher Abgründe tut sich auf.

Neben der nervenaufreibenden Aufklärungsarbeit streut die Autorin Privates um das Team um Henley wohldosiert ein. Auch hier gibt es welche, denen man nur das Beste wünscht, deren Schicksal einen anrührt und dann gibt es die Unsympathen, denen man regelrecht grollt. Diese Prise jenseits des Falles nimmt keineswegs die Spannung, es birgt genug Konfliktpotential.

Nadine Matheson versteht es, ihre Leser bei Laune zu halten und führt sie geschickt auf so manch falsche Fährte. Sie hält die Spannung hoch, ich war immer ganz tief drin, wollte und musste dem Geschehen einfach folgen und habe mich so manches Mal verrannt, war ich doch fest davon überzeugt, endlich den oder die Täter entlarvt zu haben. Von wegen! Und genau diese Dramatik macht die Story zu einem nervenaufreibenden Thriller, dem man einfach folgen muss, will man doch endlich wissen, wie sich das Ganze aufklärt.

Ein durchweg rasanter zweiter Teil des Jigsaw Man, schon das Cover hat Wiedererkennungswert. Man kann, ohne den ersten Teil zu kennen, gleich hiermit einsteigen. Einen nächsten Fall wird es – so wie es aussieht – bestimmt geben. Ich werde dabei sein.

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