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Veröffentlicht am 31.03.2022

Wenn die alte Liebe entflammt

Der Papierpalast
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Klappentext:
„Es ist früh am Morgen, alle schlafen noch, als Elle Bishop an einem perfekten Augusttag zum See läuft. Im Sommerhaus der Familie ist etwas passiert: Während Elles Ehemann am vorherigen Abend ...

Klappentext:
„Es ist früh am Morgen, alle schlafen noch, als Elle Bishop an einem perfekten Augusttag zum See läuft. Im Sommerhaus der Familie ist etwas passiert: Während Elles Ehemann am vorherigen Abend mit den Gästen lachte, haben Elle und ihre Jugendliebe Jonas sich geliebt. Elle taucht ein ins Wasser, sie weiß, an diesem Tag läuft alles auf eine Entscheidung hinaus.“

Autorin Miranda Cowley Heller hat mit ihrem Buch „Der Papierpalast“ einen außergewöhnlichen Titel gewählt der aber dennoch mehr als treffend ist. Der Papierpalast ist, wenn man so will, die Sommerresidenz der Familie Bishop. Hauptprotagonistin Elle steht mitten im Leben. An diesem einem Tag erleben wir Leser mehr als nur diese eine Sommerparty bei der auch Ellen‘s Jugendliebe Jonas dabei ist. Während die Party läuft, genießen die beiden ihre alte Liebe und dann entsteht der Lauf der Geschichte. Heller hat ein sehr feines Gespür hier bewiesen, denn sie packt nicht nur diesen einen Tag sondern zusätzlich ein halbes Leben in diesen besagten Tag. Wir Leser erleben schöne aber auch sehr traurige und ja, zum Teil, auch verstörende Parts. Wie anderen Lesern ebenfalls aufgefallen ist, ist diese Geschichte nicht so eine leichte Kost wie gedacht. Man muss genau lesen, man muss den Lauf zulassen und man muss auch abschalten können. Die Figuren rücken mit ihren Beschreibungen nicht zu weit an uns als Leserschaft heran aber dafür die Landschaft. Heller beschreibt diese so wunderbar eindringlich, dass das innere Auge herrlich gefordert wird und wir in die Geschichte abtauchen können. Diese Mischung ist sehr gut gewählt und erlaubt uns diesen Abstand auch zu genießen. Die Geschichte von Elle oder auch Wallace oder Anne sind besonders in jeglicher Weise und jeder Leser wird anders mit ihnen umgehen. Heller hat einen sehr passenden Ausdruck für ihre Erzählung gewählt und spannt einen gekonnten Spannungsbogen. Eine einfache Strandlektüre wäre dieses Buch für mich nicht, dafür ist es zum Teil einfach zu heftig, aber es ist eine wahrlich lesenswerte Lektüre. Die Story hat einen besonderen Reiz und der Lesegenuss stimmt von Anfang bis Ende. Der Tenor ist schnell erkannt und wer auch die trüben Dinge gut verträgt, erhält einen sehr gutes Bild vom Papierpalast. Ich vergebe 4 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 21.03.2022

4 Sterne

Das Lied des Himmels und der Meere
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Klappentext:

„Schleswig 1872. Zum Ärger ihrer Mutter lehnt Emma eine sehr gute Partie ab. Anstatt einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebt, besteigt sie voller Erwartungen den Dampfsegler »Borussia«, ...

Klappentext:

„Schleswig 1872. Zum Ärger ihrer Mutter lehnt Emma eine sehr gute Partie ab. Anstatt einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebt, besteigt sie voller Erwartungen den Dampfsegler »Borussia«, um nach Kalifornien auszuwandern. Emma arbeitet als Gesellschafterin bei einer reichen Witwe in San Francisco und verliebt sich schon bald in den sympathischen Holzhändler Lars. Sie wollen heiraten und eine Familie gründen. Emma zieht zu ihm in den Norden an die Humboldt Bucht. Doch die Ehe bleibt kinderlos, Lars ist geschäftlich viel unterwegs und Emma fühlt sich einsam. Als Hans, Lars’ bester Freund und Trauzeuge, ihr eine Stelle im Kontor seiner Schiffswerft anbietet, entwickelt sich eine starke Zuneigung zwischen beiden – doch ihre Liebe darf nicht sein. Herzerfrischend, packend und mit feinem Humor erzählt Anne Müller von einer starken jungen Frau, die den Zwängen ihrer Zeit trotzt und ihren eigenen Weg sucht, findet und geht.“



Autorin Anne Müller hat mit diesem Buch eine wahrlich lesenswerte Geschichte verfasst. Schnell ist klar, ihre Protagonistin Emma ist ihrer Zeit etwas voraus und das Beste: sie heiratet nicht einfach mal so irgendwen. Punkt. Die Dinge laufen aber anders und besser als erwartet für Emma und schnell tritt Lars in ihr Leben. Die weitere Entwicklung war hier und da etwas vorhersehbar und ja, ich muss zugeben, etwas klischeehaft und kitschig. Was aber wirklich angenehm war/ ist , ist der Schreibstil von Autorin Anne Müller. Sie wählt einen feinen Witz, einen Humor der sehr gut akzentuiert ist und zudem einen guten Plot. Ihre Geschichte hat einen angenehmen Spannungsbogen und man folgt den Figuren gern auf ihrem Weg. Die Zeit und ihre Geschehnisse werden bildhaft und recht detailliert beschrieben. Emma steht hier als Vorläuferin ihrer Zeit und ist eine echte Kämpferin. Bemerkenswert, keine Frage. Dieser Charakter ist wirklich liebevoll gestaltet und man fühlt mit ihr mit.

Ich vergebe 4 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 14.03.2022

Summt gut aber mit kleinen Schwächen

Inspiration Biene
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Klappentext:

„Flügelnah verfolgen Thomas Radetzki und Matthias Eckoldt die Prozesse im Bienenstaat. Sie schildern die sich wandelnden Rhythmen im Volk, die virtuose Kommunikation der Bienen und ihre fein ...

Klappentext:

„Flügelnah verfolgen Thomas Radetzki und Matthias Eckoldt die Prozesse im Bienenstaat. Sie schildern die sich wandelnden Rhythmen im Volk, die virtuose Kommunikation der Bienen und ihre fein abgestimmte Kooperation bei allen Handlungen. Als das erfolgreichste Unternehmen der Welt demonstrieren die Bienen, dass ein Gemeinwesen auf Dauer nur bestehen kann, wenn alle Beteiligten dabei gewinnen. Beispielgebend finden sie in ein Gleichgewicht des Nötigen und zeigen eine Alternative zu unserem Wachstumsstreben, dem nicht nur die Bienen zum Opfer zu fallen drohen.



Das Buch beschreitet neues Terrain: Es geht um Gesellschaft, Politik, Bildung, Ökonomie, Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion, um neue Horizonte und Lebensperspektiven, um Wertschätzung, Bruttonationalglück und fehlende Resonanzräume. Nicht nur Imker, Landwirte und Bienenwissenschaftler werden zitiert, auch Unternehmensberater, Pädagogen, Soziologen, Systemtheoretiker, Pfarrer und Philosophen kommen zu Wort. Der Mut eines Bienenschwarms kann dabei ansteckend wirken: Wenn er auszieht, lässt er alles zurück und wird einzig vom Vertrauen in die Fülle der Welt getragen. Eine Ermutigung für alle, die aufbrechen wollen. Lesen Sie, wie Bienen ticken, wie sie reden, wer sie regiert, was sie krank macht. Fragen Sie sich mit den Autoren, was uns Bienen sagen.“



Ich habe schon so einige Bücher und auch Hörbücher zum Thema gelesen/gehört aber ich muss ich wirklich sagen, hier bin ich etwas zwiegespalten. Einerseits begeistert vom generellen Aufbau und Wissen aber auch etwas neutral beim letzten Part und „neuen Terrain“ des Hörbuches.

Die beiden Autoren gehen sehr sinnig und tiefgründig in die Materie und der Hörer erlebt hier ein echtes Wissenserlebnis. Von der Geburt bis zum Tod, von der Drohne bis hin zur Königin werden hier alle wichtigen Themen behandelt. Das Buch wird damit als besonders beschrieben, da es neues Terrain erläutern soll. Stimmt auch. Die beiden Autoren gehen sehr detailliert und akribisch in weitreichendere Themen ein wie konventionelle Landwirtschaft oder artgerechte Haltung. Interessant, keine Frage, aber die beiden Autoren verzetteln sich komplett in ihrer eigenen Meinung und es scheint, als wäre eine andere nicht zulässig. Sie werten teils bewusst, teils unbewusst und mahnen auch manches Mal. Gerade bei der Bienenhaltung sind mahnende Worte ok, aber es kommt auf die Dosis an und auf den Ton der die Musik macht. Viele Parts wirken dadurch etwas missglückt. Mir persönlich fehlt es hier an Weitsicht und Umsicht. Imkern ist eine alte Tradition. Was aber richtig perfekt dosiert war ist der Ton und der Erzählstil des Sprechers. Dieser ist Joachim Schönfeld und er lullt einen mit seiner kompetenten und ruhigen Art komplett in den Bienenstock mit ein. Sein Ausdruck und seinen Betonungen sind immer fein akzentuiert gewählt und unterstreichen den Text hervorragend!

Ich vergebe 4 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.03.2022

4 Sterne

52 kleine & große Eskapaden in Deutschland Auf gehts zum Wandern
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Klappentext:

„Allein, mit Freunden oder der Familie – unwiderstehliche Wochenend-Wanderungen durch die schönsten Ecken Deutschlands warten. Von der Küste bis zu den Alpen, vom Niederrhein bis ins Elbsandsteingebirge ...

Klappentext:

„Allein, mit Freunden oder der Familie – unwiderstehliche Wochenend-Wanderungen durch die schönsten Ecken Deutschlands warten. Von der Küste bis zu den Alpen, vom Niederrhein bis ins Elbsandsteingebirge geht´s um Städte herum, durch Naturparks hindurch, auf Hügel und Berge hinauf. Es ist so einfach, mehr zu erleben als das Bekannte. Also ab nach draußen!“



Nach ganz typischen Stil geht auch dieser „Eskapaden“-Führer wieder neue Wege! Hier geht‘s ums wandern! Die beiden Autorinnen haben in ganz Deutschland wunderbare Touren ausgekundschaftet und bringen diese uns Lesern hier näher. Der Norden hat u.a. eine Menge Abwechslung mit Urwald und Heide zu bieten, im Herzen Deutschlands bietet Ost und West ebenfalls ein ganz großes Spektrum beeindruckender Natur und im Süden klopfen die Berge ganz gewaltig an unseren Wanderschuhen an. Wir Leser erfahren neben vielen Landschafts- und Naturinformationen auch wieder so einiges zu Land und Leuten. Kleine Karten geben genauere Richtungshinweise und der kleine (gelb-markierte) Info-Kasten gibt kurze und knackige Tipps zum passenden Schuhwerk oder gar groben Übernachtungsmöglichkeiten.

Kleines Manko: Höhenmeter etc. werden hier weniger bis gar nicht weiter gegeben und wer genaue Touren planen will, sollte sich entsprechend informieren. Einkehr-Möglichkeiten oder Übernachtungsmöglichkeiten werden nur kurz angerissen, auch hier gilt, wer genaueres plant muss sich weitere Daten einholen.

Fazit: für einen groben Überblick zum Thema wandern in Deutschland super geeignet aber an detaillierten Informationen hapert‘s. Ich vergebe 4 von 5 Sterne.

Veröffentlicht am 11.03.2022

Wenn sich die Kälte über das Land legt

Winter im Kühlschrank
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Klappentext:

„Es sind weit mehr als nur atemberaubend-archaische Landschaftsfotos mit einer faszinierenden Lichtstimmung, die der Skandinavien-affine Österreicher mit seiner Kamera einfängt: Dieser Fotoband ...

Klappentext:

„Es sind weit mehr als nur atemberaubend-archaische Landschaftsfotos mit einer faszinierenden Lichtstimmung, die der Skandinavien-affine Österreicher mit seiner Kamera einfängt: Dieser Fotoband dokumentiert den Kontrast von unberührter Natur und den unverkennbaren Spuren, die die Menschen ziehen. Wie sich deren Leben in dieser rauen, unerbittlichen Umgebung gestaltet, erzählt er in spannenden Begegnungen - vom traditionellen Elfenbeinschnitzer in Grönland bis zum Eissurfer am Nordkap …“



Dem Klappentext kann ich nur zustimmen, die Bilder, die uns hier präsentiert werden, lassen einem vor staunen das Blut in den Adern gefrieren. Wir erleben hier viele Kontraste zwischen Kälte und Leben und auch Überleben. Die Menschen dieser eisigen Regionen sind von der Kälte gezeichnet aber sie kämpfen den Kampf ihres Lebens. Wobei, wenn man ehrlich ist, ist diese Aussage Quatsch, denn die Bewohner sind dort geboren, dort aufgewachsen und kennen nichts anderes. Sie leben mit der Kälte und dem Eis. Der Buchtitel ist für meine Begriffe etwas unglücklich gewählt. Das Ganze klingt wie „Winter im Winter“. Der Winter ist nunmal kalt (egal wie kalt, aber er ist es) und jeder weiß von uns welche Temperaturen dort herrschen.

Die Klarheit der Bilder und auch ihre Motive strahlen förmlich aus diesem Buch heraus und lassen uns Leser in eine andere Welt bringen. Wer selbst noch nie das Glück hatte an so einen Ort reisen zu können, wird hier noch erstaunter sein.

Ein weiteres kleines Manko: die Buchgröße ist für die gigantischen Bilder, für meine Begriffe, zu klein geraten. Hier hätte schon ein Coffeetable-Book daraus werden dürfen.