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Veröffentlicht am 20.04.2022

Mord stört die Ordnung

The Maid
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"The Maid – Ein Zimmermädchen ermittelt" (2022) ist ein Roman von Nita Prose, der im Genre Cosy Crime eingeordnet wird. Als das Zimmermädchen Molly Gray eine Leiche in einem der Hotelzimmer entdeckt, bringt ...

"The Maid – Ein Zimmermädchen ermittelt" (2022) ist ein Roman von Nita Prose, der im Genre Cosy Crime eingeordnet wird. Als das Zimmermädchen Molly Gray eine Leiche in einem der Hotelzimmer entdeckt, bringt das ihr ordentliches, durchorganisiertes Leben gehörig durcheinander.

Zum Inhalt:
Molly Gray arbeitet als Zimmermädchen im Regency Grand Hotel in London. Sie liebt ihren Job, bei dem Ordnung und Sauberkeit im Mittelpunkt stehen. Als sie einen toten Gast in einem Hotelzimmer findet, verstrickt sie sich durch ihr seltsames Verhalten in Widersprüche und wird zur Hauptverdächtigen. Wahre Freunde und die Lebensweisheiten ihrer Großmutter helfen ihr ihre Unschuld zu beweisen und den Mordfall aufzuklären.

Persönliche Einschätzung:
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Das Geschehen wird aus Sicht der Protagonistin Molly in Ich-Perspektive beschrieben und ihre altmodische, gehobene Ausdrucksweise passt sehr gut zu ihr und ihrem Verhalten. Sie wirkt sehr sympathisch und ihre Eigenheiten und ungewöhnliche Sichtweise werden gut vermittelt. Durch einen humorvollen Prolog und eindrückliche Beschreibungen kann man leicht in die Geschichte einsteigen und der Handlung gut folgen. Molly schweift aber auch immer wieder ab und ihre Erinnerungssprünge sind teilweise etwas langatmig und anstrengend.
Im Mittelpunkt steht Molly mit ihrem ungewöhnlichen Verhalten, das an Autismus denken lässt. Die Probleme, die sich dadurch mit ihren Mitmenschen ergeben, sind sehr gut geschildert. Allerdings scheinen die meisten die Problematik nicht zu erkennen. Der Mordfall ist eher eine Rahmenhandlung und die Ermittlungen beschränken sich auf das letzte Drittel der Geschichte. Dafür hat die Auflösung dann noch einen guten Überraschungseffekt.

Ich habe Mollys Geschichte zwar gerne gelesen, hätte aber doch mehr Krimi erwartet. Das ständige Abschweifen fand ich beim Lesen etwas anstrengend. Und den Umgang mit Autismus finde ich teilweise oberflächlich und unglaubwürdig.

Fazit: Eine Geschichte mit ein paar Schwächen um eine liebenswerte Protagonistin, die trotz ihrer Eigenheiten ihren Weg findet. Und Krimi und Ermittlungen gibt es nur am Rande.

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Veröffentlicht am 20.04.2022

Plötzlich Held

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
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"Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße" (2022) ist ein Roman von Maxim Leo, der die Geschichte von Michael Hartung erzählt, der plötzlich und unfreiwillig zum Helden gemacht wird.

Zum Inhalt:
Michael Hartung ...

"Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße" (2022) ist ein Roman von Maxim Leo, der die Geschichte von Michael Hartung erzählt, der plötzlich und unfreiwillig zum Helden gemacht wird.

Zum Inhalt:
Michael Hartung betreibt eine Videothek in Berlin, die seit dem Siegeszug von Netflix und Co. schlecht läuft. Da taucht im September 2019 plötzlich ein Journalist in seinem Laden auf und behauptet, ihn als Helden erkannt zu haben. Er soll eine Fluchtaktion aus der DDR eingefädelt haben. Er lässt sich überreden, die Geschichte zu bestätigen, und wird immer weiter in eine von den Medien aufgebauschte Lügengeschichte hineingezogen. Doch für die Liebe muss er schließlich zurück zur Wahrheit finden.

Persönliche Einschätzung:
Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Das Geschehen wird aus der Erzähler-Perspektive beschrieben, wobei man auch Einblick in die Gefühle und Gedanken der Charaktere erhält. Obwohl man vor allem über den Protagonisten Michael Hartung viel erfährt, bekommt man nicht wirklich Zugang zu ihm. Die Geschichte bleibt etwas flach und die Emotionen kommen nicht richtig an.
Das Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschland wird rund um die im Mittelpunkt stehende Fluchtaktion aus der DDR beleuchtet. Gut dargestellt wird vor allem die Rolle der Medien beim Aufbauschen der Geschichte.

Die Geschichte hat mich ganz gut unterhalten, ist mir aber insgesamt zu flach geblieben. Dadurch konnte mich auch die Hochstaplergeschichte nicht so richtig mitreißen. Und den ständig wiederkehrenden Witz der „Ossis“ und „Wessis“ halte ich so langsam für ausgereizt.

Fazit: Ein kurzweilige Hochstaplergeschichte um eine Fluchtaktion aus der DDR und ein interessanter Blick auf die Medienwelt. Für zwischendurch ganz unterhaltsam.

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Zwischen den Seiten

Tintenwelt 2. Tintenblut
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"Tintenblut" (2005) ist ein Fantasy-Roman für Jugendliche ab 12 Jahren von Cornelia Funke und der zweite Band der "Tintenwelt"-Reihe. Erzählt wird von den Abenteuern des Mädchens Meggie, die sich mit ihrer ...

"Tintenblut" (2005) ist ein Fantasy-Roman für Jugendliche ab 12 Jahren von Cornelia Funke und der zweite Band der "Tintenwelt"-Reihe. Erzählt wird von den Abenteuern des Mädchens Meggie, die sich mit ihrer magischen Stimme in eine Geschichte hineinliest.

Zum Inhalt:
Meggie und ihr Vater Mo haben magische Stimmen, mit denen sie Dinge und Personen aus Geschichten heraus und auch hinein lesen können. Nach ihren früheren Erlebnissen mit den Figuren des Buchs "Tintenwelt" möchte Meggie diese Welt unbedingt selbst sehen. Als ihr Freund Farid plötzlich vor der Tür steht und sie bittet ihn in die Tintenwelt zu lesen, um seinem Mentor Staubfinger zu helfen, begleitet sie ihn mitten hinein ins Abenteuer.

Persönliche Einschätzung:
Der Schreibstil ist flüssig, angenehm zu lesen und altersgerecht. Die Situationen und vor allem die Tintenwelt werden sehr eindrücklich aus Sicht eines neutralen Erzählers beschrieben, so dass man sich in die Geschichte hineinversetzt fühlt und sich die Tintenwelt gut bildlich vorstellen kann. Der Einstieg war etwas mühsam, da das Geschehen ohne Rückblick an die Vorgeschichte anknüpft.
Die Macht von Geschichten und Worten wird hier gut dargestellt, ebenso wie die Bedeutung von Familie und Freundschaft.

Die Idee des Hineinlesens in eine Geschichte ist interessant und fantastisch. Die Tintenwelt ähnelt dann aber sehr der klassischen Fantasywelt, die Mittelalter mit Riesen und Feen kombiniert. Da hätte man mehr daraus machen können. Die ausführlichen Beschreibungen machen alles sehr lebendig, aber an vielen Stellen nimmt das etwas überhand und wird langatmig. Die Geschichte hat mir insgesamt ganz gut gefallen, ist aber eher Mittelmaß und für mich nicht das oft angepriesene Highlight.

Fazit: Eine gute Fantasy-Geschichte für alle ab 12 Jahren mit einer interessanten Grundidee, aber nicht das Highlight, das ich erwartet hatte.

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Veröffentlicht am 31.10.2021

Eine Welt voller Düfte

Das Haus der Düfte
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"Das Haus der Düfte" (2021) ist ein Roman von Pauline Lambert, der die Geschichte von Anouk erzählt, die sich mit Willensstärke, Mut und Beharrlichkeit ihren Traum verwirklicht und Parfümeurin wird.

Zum ...

"Das Haus der Düfte" (2021) ist ein Roman von Pauline Lambert, der die Geschichte von Anouk erzählt, die sich mit Willensstärke, Mut und Beharrlichkeit ihren Traum verwirklicht und Parfümeurin wird.

Zum Inhalt:
Die Protagonistin Anouk ist seit ihrer Kindheit fasziniert von Düften und Parfüms und wünscht sich sehnlichst als Parfümeurin zu arbeiten. Durch Zufall bekommt sie die Chance bei einem der dominierenden Dufthersteller, der Familie Girard, zu arbeiten und die Parfümschule zu besuchen. Zwischen Familiengeheimnissen und Familienstreitigkeiten verwirklicht sie sich nicht nur ihren Traum sondern findet dabei auch die Liebe.

Persönliche Einschätzung:
Der Schreibstil ist flüssig, angenehm zu lesen und passend zur Zeit der 1950er Jahre, in der die Geschichte spielt.
Da man die Protagonistin Anouk schon bei der Entdeckung ihres Traums begleitet, gelingt der Einstieg in die Geschichte mühelos. Vor allem ihre Wahrnehmung der Düfte wird so eindrücklich beschrieben, dass man ihre Faszination und ihre Begabung sehr gut nachvollziehen kann.
Auch der Handlung um die Familiengeheimnisse kann man gut folgen, da alles durch Rückblicke in die Vergangenheit erklärt wird.

Die Protagonistin und die Geschichte haben mir auf Anhieb gefallen, auch wenn an einigen Stellen die Zufälle für meinen Geschmack dann doch etwas überhand genommen haben und unrealistisch wirken. Anfangs stehen die Protagonistin und ihr Traum im Mittelpunkt, was leider im späteren Verlauf der Geschichte etwas hinter den vielen Verwicklungen der Familiengeschichte zurückbleibt.

Fazit: Ein Roman über eine junge Frau, die zielstrebig ihren Traum verfolgt und in die Welt der Düfte eintaucht, der teilweise etwas überladen wirkt.

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Veröffentlicht am 21.10.2021

Wo beginnt Sexismus?

Die Party
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"Die Party" (2021) ist ein Roman von Ulrike Haidacher, der von einer jungen Frau erzählt, die sich ungewollt auf einer schrägen Party wiederfindet, gefangen in einer Spirale, in der sich Sexismus, Rassismus ...

"Die Party" (2021) ist ein Roman von Ulrike Haidacher, der von einer jungen Frau erzählt, die sich ungewollt auf einer schrägen Party wiederfindet, gefangen in einer Spirale, in der sich Sexismus, Rassismus und Abwertung immer weiter zuspitzen.

Zum Inhalt:
Die Protagonistin, die mit ihrem einfachen Job als Softeisverkäuferin recht zufrieden ist, wird von einem Theater-Regisseur auf eine Party eingeladen. Eigentlich ist sie auf dem Weg zu ihrer Schwester, um sich mit ihren familiären Problemen auseinanderzusetzen, als sie ungewollt doch auf dieser Party landet. Neben dem eingebildeten und egozentrischen Künstler finden sich hier weitere schräge Figuren wie die selbsternannte Powerfrau und das traditionsverbundene Weltverbesserer-Pärchen. Nach und nach zeigen sie ihre unter dem Deckmantel der Aufgeschlossenheit verborgenen Ansichten.

Persönliche Einschätzung:
Der Schreibstil ist interessant und ungewöhnlich, aber trotzdem flüssig zu lesen. Gedanken, Gesagtes und Geschehen werden in einem Satz zusammengezogen und in der Ich-Perspektive der Protagonistin erzählt. Dadurch bekommt man das Gefühl sehr nah am Geschehen zu sein und es mit der Protagonistin zusammen zu erleben. Auch die österreichische Umgangssprache, in der die Geschichte geschrieben ist, trägt dazu bei.
Im Umfeld einer Party mit sehr unterschiedlichen Figuren wird die tiefe Verwurzelung von Sexismus, Rassismus und anderen gesellschaftlichen Themen unter dem Deckmantel vermeintlicher Toleranz dargestellt.

Ich konnte für mich leider nichts Neues in der Geschichte entdecken. Wer sich mit den Themen bisher noch nicht so kritisch auseinandergesetzt hat, für den könnte der Roman durchaus interessant sein. Bei den Partygästen hätte ich mir eher einen Querschnitt durch die Bevölkerung gewünscht, als die doch sehr speziellen Figuren, um das Ausmaß der Problematik besser darzustellen. Mir hat der ausgefallene Schreibstil gut gefallen, da er aber sehr speziell ist, rate ich zu einem Blick in die Leseprobe.

Fazit: Eine ausgefallene Herangehensweise an gesellschaftliche Reizthemen, vor allem an das Thema Sexismus, die sich liest wie geschriebenes Kabarett, aber leider nicht viel Neues zu bieten hat.

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