Jahreshighlight
Prison Healer 1: Prison Healer. Die SchattenheilerinManchmal habe ich das Gefühl, nach einem richtig guten Buch kann ich nie wieder eins finden, was an jenes vorige heranreicht. Was das Niveau halten oder sogar übertreffen kann. Ich habe Angst, dass ich ...
Manchmal habe ich das Gefühl, nach einem richtig guten Buch kann ich nie wieder eins finden, was an jenes vorige heranreicht. Was das Niveau halten oder sogar übertreffen kann. Ich habe Angst, dass ich mein bestes Highlight gefunden habe und nicht noch mal diese maßlose Begeisterung bei einem Buch fühlen kann, weil diese eine Geschichte mich für alles danach verdorben hat. An Prison Healer bin ich genau mit dieser Befürchtung herangegangen, habe schnell gemerkt, es war komplett unbegründet, und dann am Ende festgestellt, dass der Titel zu genau jener Gruppe Highlights gehört, die mich völlig aus der Bahn werfen und den Bookhangover des Jahrhunderts auslösen.
Ich war fertig. Völlig fertig, nachdem ich das Hörbuch beendet hatte. Ich wusste nicht mehr, wohin mit meinen Gefühlen, lief neben der Spur, habe alles hinterfragt, was ich die letzten Stunden gehört hatte. Habe nach Indizien gesucht, habe alles noch mal durchdacht und Revue passieren lassen, habe verzweifelt gesucht, wo ich etwas übersehen oder falsch interpretiert haben könnte. Aber ich habe nichts dergleichen gefunden. Mich hat das Ende schlichtweg umgehauen.
Aber von vorn. Kiva, seit Kindesalter unschuldig im Gefängnis, ist die Heilerin Zalindovs, eines der meist gefürchteten Gefängnisse des ganzen Landes. Wer jetzt denkt, sie ist eine verängstigte kleine Maus, der irrt gewaltig. Kiva hat ungeheuer viel Biss, Durchhaltevermögen und so viel Mut, dass er für zehn erwachsene Männer reichen würde. Sie hat über die Jahre perfektioniert, wie man sich verhalten muss, um am Leben zu bleiben, hat gelernt, wem man trauen kann, wem man besser aus dem Weg geht. Und hat immer an dem Grundsatz festgehalten, niemanden in ihr Herz zu lassen, denn das wird einem im Gefängnis schnell zum Verhängnis. Eine durch und durch beeindruckende Protagonistin und einer der Hauptgründe, weshalb ich das Buch so sehr liebe! Ich bewundere sie für jeden ihrer Charakterzüge, für ihre Stärke, aber auch für ihre Milde, die sie walten lassen kann.
Natürlich ist dieser Vorsatz der Distanz zum Scheitern verurteilt, als dann der Love Interest auftaucht, aber auch freundschaftliche Beziehungen entwickeln sich langsam, und das war unheimlich schön mit anzusehen. Wie aus Fremden Bekannte und aus Bekannten eine eingeschworene Gruppe wird. Die Figuren waren so vielschichtig und lebendig gezeichnet, dass ich sehr gern selbst Teil der Zalindov Crew gewesen wäre, auch in Anbetracht der Lebensgefahr.
Die Elementarmagie, die einige Figuren beherrschen, fand ich auch eine sehr coole Idee, nicht unbedingt neu aber dafür sehr gut umgesetzt. Was mir aber am besten gefiel, war die knisternde, bedrohliche Atmosphäre gepaart mit dem Schauplatz. Das Gefängnis ist kein schöner Ort, kein ruhiger Platz, Nichts, wo man sich wohlfühlen kann. Dennoch wurde ich gefesselt und in einen Sog gezogen vom Setting und der dort herrschenden Stimmung, war stets mit Kiva auf der Hut und dennoch konnte ich mich voll und ganz in die Story und alle Entwicklungen fallen lassen. Ich war gepackt vom Geschehen und fand die Auswahl an unterschiedlichen Plätzen, die man betritt, einfach super, vor allem, da man immer wieder in den beinahe sicheren Heimathafen, in die Krankenstation, zurückkehrt. Man hat einen Fixpunkt, von dem aus man neues erkundet, während mein Kopfkino auf Hochtouren lief und mir die Geschichte lebendig und detailliert vor Augen führte. Angefeuert wurde das von der angenehmen Stimme der Sprecherin, die eine hervorragende Arbeit gemacht hat und mich mühelos in die Tiefen Zalindovs begleitete.
Die Geschichte strotzt vor Anspannung und all das entlädt sich in einem gewaltigen Finale mit unerwarteten Wendungen. Doch was mich am meisten aus der Fassung brachte, war der letzte Satz der Autorin. Ich habe es noch nie erlebt, dass der allerletzte Satz einer Geschichte es geschafft hat, mich alles bis dahin passierte hinterfragen zu lassen. Ich habe mit offenem Mund da gesessen und mir das Hirn zermartert, was ich übersehen habe, wo ich die falschen Schlüsse gezogen habe. Die Fortsetzung muss jetzt bald kommen, sonst drehe ich durch.
Mein Fazit:
Jahreshighlight! Mehr sage ich nicht dazu.